Herbst, Stille, Kälte, Schlehensaft und anderes.

Viel Kälte ist unter den Menschen, weil wir nicht wagen, uns so herzlich zu geben, wie wir sind. (Albert Schweizer)

Herbstliches

Herbst ist es wieder, gelbe Blätter fallen,
Die Schwalbe mit dem Storch gen Süden zieht,
Und nur des Kranichs Abschiedslieder schallen,
Und durch die Stoppeln singt der Wind sein Lied.
Der Nebel hüllet ein des Tages Sonne,
Hin ist des Sommers lichte Freud‘ und Wonne.

Wie könnten wir doch solche Zeit ertragen!
Die Hoffnung tröstet uns in unserm Leid.
Es kommt nach diesen stillen trüben Tagen
Die lichte freudenreiche Sommerzeit.
Sie bringt uns Sonnenwärme, Blumen, Lieder,
Sie bringt uns unsers Herzens Wonne wieder.

Hoffmann von Fallersleben
Herbstliches
Herbst

Nein, den Herbst mag ich nicht. In jedem Jahr um diese Zeit erwartet mich da ein Rheumaschub, so wie jetzt auch wieder. Und wenn es mir dann nicht mal gelingt, eine Flasche aufzudrehen, dann liegen die Nerven blank.
Ich mag nicht bei jedem Schei* fragen müssen, ob mir jemand helfen kann. Und dann frage ich halt nicht und bin unglücklich, weil es nicht weiter geht. Immer war ich ein aktiver Mensch und immer öfter komme ich an meine Grenzen. Wenn jede Bewegung weh tut, dann gibt es auch mal Tränen.

Aber auch so gibt es eine Menge Dinge um mich herum, die mich manchmal einfach still werden lassen. Wenn ich dann in der Presse lese schon in der Überschrift, von „Schlagabtausch“ zum Beispiel, dann wird mir elend. Meine Mutter hat mich in meiner pupertären Hitze jedes Mal gerügt, wenn ich in Auseinandersetzungen „harte“ Worte gewählt hatte. Heute gehört das offensichtlich zum guten Ton. Und das machen nicht nur die bekannten „Rüpelmedien“ so.

Herbst ist allerdings auch bei mir in der Küche. Zum letzten Mal koche ich gerade Schlehensaft. 1kg Schlehen werden mit 1500 ml kochendem Wasser übergossen, abgedeckt und 24 Stunden stehen gelassen. Am nächsten Tag wird das Wasser wieder abgegossen, aufgekocht und wieder über die Schlehen gegeben. Das macht man einige Tage lang, bis zuletzt alles nach eigenem Ermessen gewürzt (Zucker, Anis, Nelken, Zimt oder Muskat) und heiß in Flaschen gefüllt wird. Schön fruchtig schmeckt das und je nach Gewürz dann auch etwas weihnachtlich. Mit etwas Rum drin ist es besser als jedes „Medi Dingens“.

Mein Herbst-Besuch beim Rheumatologen gestern war gut. Die Impfung gegen Grippe habe ich weg und gut vertragen. In der nächsten Woche beginne ich wieder mit dem Biologika. Vielleicht wird dann alles wieder etwas besser. Ich wünsche es mir sehr.

12 Gedanken zu „Herbst, Stille, Kälte, Schlehensaft und anderes.“

    1. Ich danke dir sehr für deinen Zuspruch und werde alles tun, dass es wieder besser wird. Es nervt mächtig, aber, ich habe auch noch einiges vor.

  1. Liebe Gudrun,

    von Rheuma bin ich zum Glück verschont geblieben, aber was Schmerzen angeht und die Hilflosigkeit manchmal deswegen, weil man nicht ständig um Hilfe bitten will, aber alleine nicht weiterkommt, das kenne ich leider auch nur zu gut.
    Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du den Rheumaschub bald in den Griff bekommst oder überstanden hast. Der Herbst ist doch so wundervoll und es ist traurig, dass du ihn nicht so genießen kannst, wie ich.

    Ich habe eine Frage zu dem Schlehensaft (auch wenn ich ihn nicht selbst kochen kann): bleiben die Kerne in den Früchten oder musst du sie entfernen?

    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende und schicke dir ganz herzliche Grüße
    Maksi

    1. Die Kerne bleiben in den Früchten. Durch das Überbrühen und Aufkochen wird das zerstört, was sonst bei der Verdauung Blausäure produziert. Das ist bei Holunder ähnlich und überhaupt den Kernen bei Steinobst. Schlehen kann man auch roh essen. Nur die Kerne muss man draußen lassen.
      Naja, das mit den Rheumaschüben kenne ich ja nun schon, aber trotzdem hadere ich jedesmal wieder mit mir. Heute setze ich mich trotzdem auf meinen Fridolin und hole nochmal Hagebutten.
      Herzliche Grüße an dich, liebe Maksi.

  2. Gute Besserung. Es ist wirklich grausam, diese Rheumageschichte. Was das Thema Gewalt in der Sprache betrifft, so beschäftigt mich das schon lange und bin da in eigener Sache erzieherisch tätig geworden. Es ist erstaunlich, wie oft man sich selbst beim nutzen solcher Begriffe ertappt. Aber man kann es korrigieren und das ist gut so. Alles Liebe

    1. Ja, das ist gut so. Ich möchte das bei mir nicht zulassen und da, wo ich Einfluss habe, es nicht gestatten.
      Ich gehe jetzt in die Hagebutten und freue mich drauf. Wenn ich wieder da bin, „besuche“ ich dich.
      Grüße nach fast ganz oben.

  3. Ich hoffe das das Wetter bei euch auch noch so schön ist. Dann macht die Fahrt mit Fridolin noch mehr Spaß. Finde es toll das du trotz den Rheumaschüben immer so positiv denkst.
    LG Marion

    1. Ach, Marion, immer positiv denken kann ich nicht. Manchmal habe ich Wut auf mich und manchmal gibt es auch Tränen. Meist hole ich mich aber auch schnell wieder ein.
      Das Wetter ist prima, kalt aber sonnig. So ist das schon in Ordnung.
      Liebe Grüße

      1. Das glaube ich dir und das geht bestimmt vielen so. Ist nicht schön.
        Aber es ist schön das du etwas unternimmst, dich beschäftigst. Das lenkt auch oft ab.
        LG Marion

  4. Zum letzten mal für dieses Jahr, hoffe ich.

    Für die zu öffnenden Flaschen könntest Du Dir ein Hilfsmittel zulegen.

    Und für die Bilogika drücke ich alle verfügbaren Daumen. Und auch dafür, daß es in diesem Herbst keinen Schub gibt …

    1. Ein Hilfsmittel habe ich. Allerdings kann ich den Hebel nicht gebrauchen, weil ich es nicht halten kann. Es fehlt die Kraft.
      Das Biologika macht mich nicht gerade glücklich. Es ist ein hoher Preis, der zu zahlen ist. Aber Aussitzen geht nicht mehr.

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