Immer mehr beschäftigt es mich: Wie will ich leben?

Wie will ich Leben? Auf alle Fälle mit eigener Ernte.

Diese Frage, wie ich leben möchte, beschäftigt mich schon lange.
Ich hatte mal meinen Traumberuf. Allerdings habe ich nach 1991 sehr viel Zeit investieren müssen. Neun Stunden Unterricht jeden Tag und abends und am Wochenende Vor- und Nachbereitungen. Als ich eines Tages mit meinem Auto an einer mit Bäumen bewachsenen Straße entlang hetzte, merkte ich zu meinem Erstaunen, dass die Bäume Blätter hatten. Der Winter war lange vorbei und mir war das nicht aufgefallen.

Es war nicht richtig, wie ich lebte. Wie ich das ändern sollte, wusste ich aber nicht. Jetzt wüsste ich es, aber es ist jetzt noch schwerer geworden, das umzusetzen.

Nein, um viel Geld geht es mir nicht. Ich brauche es, um zu leben. Ja. Aber noch mehr brauche ich die Möglichkeit, es mir erarbeiten zu können. Das gestaltet sich im Land der tausend Vorschriften schwierig. Aber: Ich arbeite noch daran.

Einen Hofladen kann ich nicht eröffnen, ein Kaffee „Fettbemmchen“ auch nicht und ebensowenig ein Spinnstübchen. Aber ich kann einiges für mich tun, Dinge tun, die mir Freude machen.
Gleichgesinnte suche ich. Und der Erbsenzähler unten rechts ist Herr E., der von mir vorgezogene Erbsen pflanzt. Wir sind spät dran in diesem Jahr, aber der Gartenertrag freut uns sehr.

Und wenn ich mal zuviel habe, dann schenke ich das weiter.

In meiner Gartenwildnis fühle ich mich wohl, pudelwohl. Wildnis, weil zwischen den Rosen Wermut wächst und auch so einige Stauden wild durcheinander. Rechtwinklige Wege und alles andere wie frisch gebohnert mag ich nicht. Am Teich ist Blutweiderich eingezogen und Madesüß kommt noch.

Gestern habe ich in der Leipziger Internetzeitung einen interessanten Artikel gelesen über den Leipziger Wagenplatz Karl-Helga e.V. in Plagwitz. Menschen wohnen und wirken zusammen in ausrangierten Zirkuswagen. Das sind Lehrer/-innen, Handwerker/-innen, Künstler/-innen, Wissenschaftler/-innen, Erwerbsfreie, Kinder. Mir gefällt das, was sie tun und was sie denken. Kuckt mal rein. Es ist interessant, auch die Links auf ähnliche Beiträge neben diesem Artikel.

Es ist für mich interessant, dass es Menschen gibt, die sich auch ihre Gedanken machen. Die Wagenplatz-Leute sind schon viel weiter als ich, denn sie leben ihre Auffassung schon. In eine solche Gemeinschaft passe ich wahrscheinlich nicht mehr, aber ein bisschen etwas tun, kann ich bestimmt.
Bei den Landfrauen habe ich mich umgesehen. Mir gefällt es recht gut, was diese engagierten Frauen tun. Es gibt eine Ortsgruppe in Dölitz, also nicht all zu weit weg. Vielleicht schreibe ich einfach mal eine Mail und frage, ob sie mich Stadtbewohner akzeptieren würden.

Fazit:
Ich möchte bewusster leben, tätig sein und alle Zeit der Welt dafür haben. Ausprobieren möchte ich vieles, auch wenn es schief geht, dann doch nicht passt oder „Nachjustierungen“ nötig sind. Ich möchte nicht dauernd die Frage hören: „Lohnt sich das?“ und in monitäre Diskussionen rutschen. Und nie möchte ich das, was ich denke oder so wie ich lebe, abwertend gesehen wissen. Ich möchte auch nicht vergleichen und verglichen werden.
Mal sehen, was noch wird.

19 Gedanken zu „Immer mehr beschäftigt es mich: Wie will ich leben?“

  1. Als Kommentar, nur Fragen! Wer will schon verglichen werden? Wer möchte nicht gerne gesehen und anerkannt werden? Warum leben wir nicht bewusster? Weshalb fehlt manchmal dafür das Geld und die Möglichkeiten?

    1. Man wird aber verglichen. Nun interessiert mich das wenig, aber es bildet ungute Meinungen. Gesehen werden und anerkannt? Nun ja. Dies, was viele umtreibt nach schönen Sachen, der neusten Frisur, den passenden Schuhen, war mir schon immer egal. Ich habe mich gefreut, wenn sich meine Schüler nach ihrer Ausbildung ein bisschen traurig von mir verabschiedet haben oder ich manchmal noch welche treffe, die mich begrüßen.
      Ich wünsche mir ein Leben in einer Gemeinschaft, in die jeder das einbringt, was er kann und so viel Hilfe bekommt, wie nötig. Manchmal muss die Hilfe nicht mehr beantragt werden, sie ist schon da.
      Räumlichkeiten haben mir immer gefehlt. Und wenn ich nach der Brache gefragt habe oder leerstehenden Räumen, dann blitzten plötzlich Eurozeichen in den Augen meines Gesprächspartners auf. Manches steht immer noch leer oder liegt brach. Schade.

  2. Hört … hört … liebe Gudrun,

    das klingt richtig richtig toll und ich würde mich so für dich freuen, wenn dir die Umsetzung deiner Träume mit Hilfe Gleichgesinnter gelänge.

    Ja, so wünschte man sich das Leben … ein ausgewogenes Geben und Nehmen, das muss wunderbar sein … und manchmal soll es sogar funktionieren. Ich finde es toll, dass du ein Teil von so einer Gemeinschaft werden möchtest. Eines weiß ich jetzt schon, … du wärst/wirst ganz sicher ein großer Gewinn für die anderen.

    Ich wünsche dir viel Glück und bin schon sehr gespannt, was du berichten wirst.

    Viele liebe Grüße
    Andrea

  3. Liebe Morgentau, liebe Andrea, Teil einer solchen Gemeinschaft wäre ich gern, denn ich finde das gut. Ich kann es aber nicht mehr werden.
    Aber hier, wo ich zu Hause bin, wohnen in den Erdgeschosswohnungen Behinderte, die auf der einen Seite des Hauses, einen eigenen Zugang zur Wohnung haben. Es ist warm, Sommer, und ich möchte, dass wir uns draußen treffen. Wir sind schon Drei, die das machen. In den anderen Wohnungen gibt es auch Menschen, die alleine sind. Ich wünsche mir, dass der Zusammenhalt wieder größer wird. Mal sehen.
    Und die Landfrauen? Ob die mich überhaupt wollen? Es geht zwar vornehmlich um das Landleben und um alles, was damit zusammenhängt, aber ohne Stadt geht es auch nicht. Und schon habe ich wieder diesen Zusammenhalt.
    Herzliche Grüße an dich.
    (Auf alle Fälle bleibt es spannend, das Leben.)

    1. Klar wollen dich die Landfrauen, liebe Gudrun. Zumindest, wenn sie ein Gespür dafür haben, wer neue Impulse und offene Ohren in ihre Gemeinschaft mitbringt.

      Und für den Zuwachs in eurer WG drücke ich auch die Daumen! 🙂

      Genau das meinte ich … so eine Gemeinschaft, wo sich Gleichgesinnte treffen und austauschen, in welcher Form auch immer. 🙂

      1. Dann werde ich das mal anpacken. So ganz unbekannt bin ich in der Gegend nicht, weil die meisten Veranstaltungen “ Vom Schaf zum Faden“ im Landkreis liefen. Ich werde berichten.
        Eine alte Bäuerin erzählte mir übrigens mal, dass sie die Wolle ihrer Schafe immer mit großen Reisekoffern nach Leipzig in die Spinnerei geschafft hat. Gesponnene Wolle konnte sie mitnehmen und versorgte dann alle mit Schafwollsocken. Ich glaube Stadt und Land können gut mit einander, wenn das alle wollen.

  4. Meine Freunde Carmen und Erich sind gerade dabei ein Tinyhouse aus Hanf-Lehmplatten zu bauen. Sie sind beide um die 70 und haben Gleichgesinnte gefunden, die mit machen.
    Viktor und ich führen oft Gespräche darüber, wie ein gutes Leben für uns aussehen könnte und was es bedeutet, welchen Einfluss es auf das Umfeld hat. Ich bin auf vieles neugierig und möchte noch ein Menge probieren und eines meiner Hauptanliegen ist so viel wie möglich selber machen und der Austausch mit anderen, die auch daran Interesse haben. Zum Glück gibt es solche Menschen in meinem Umfeld.
    Vieles ist nicht möglich. Aufs Land ziehen zum Beispiel und Selbstversorger zu werden. Dafür ist nicht genug Geld vorhanden und wir sind zu alt mittlerweile. Auch finde ich es spannend zu entdecken, welche Alternativen es in der Stadt so gibt und da geht einiges. Alles Liebe und danke für die spannenden Anregungen, die ich hier bei dir finde. Alles Liebe

    1. Naja, noch bin ich hier ein bisschen Einzelkämpfer. Viele hören mir zwar gerne zu, aber bei einigen gelte ich als Spinner und oft gilt Schafwolle als etwas für arme Leute. Ich sehe das anders. Du fehlst, Karin, du könntest mir auf die Sprünge helfen, wenn es um Pullover stricken geht.
      Auf das Land ziehen kann ich auch nicht und bauen geht nicht mehr. Im nächsten Leben vielleicht. Jetzt würde ich gerne in der Stadt etwas tun, auch versuchen zu mehr Gemeinschaft zu kommen. Ich weiß, dass sich viele danach sehnen. Und denen, die es mit Blut und Ehre haben, würde ich gerne den Wind aus den Segeln nehmen.
      Die Wolle ist angekommen. Vielen, lieben Dank. Ich werde heute mit Waschen anfangen. Mal sehen, ob ich das schaffe. Eigentlich wollte ich das im Garten machen, aber das Brunnenwasser ist eisekalt und so richtig betun kann ich mich dort auch nicht. Also muss das Waschbecken herhalten. Eine Wanne habe ich nicht mehr.
      Liebe Grüße

      1. Ach schön, dass die Wolle schon da ist. Das freut mich. Carmen und ich haben mit Wassereimern rumhantiert. Ganz schön aufwendig, aber es hat auch Spaß gebracht. Wenn du dichter bei wärest, würde ich mich auch freuen, dann könnten wir Stricktipps gegen Spinntipps austauschen. Alles Liebe

        1. Ja, vielleicht klappt das nochmal. Ich kann als Gehbehinderte mit dem Regio und IC kostenlos fahren. Von Meldorf aus müsste das zu schaffen sein.
          Die erste Wolle hängt. Sie ist schön und nicht verschnitten. Aber, ich glaube, das ist die Letzte, die ich mit der Hand waschen kann. Und in meinem Bad ohne Fenster bekomme ich bei der schwülen, heißen Luft bald einen Herzkasper. Die restliche Wolle wasche ich im Garten.
          Ich weiß, wenn es richtig gemacht wird, ist es aufwändig. Aber dann ist alles gut, fluffig und schön weiß.

  5. Solche Wagenplätze gibt es hier auch, aber sie haben es schwer und werden immer wieder verdrängt. Wohnprojekte gibt es auch reichlich mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten. Alt und Jung, für Menschen mit und ohne Behinderung, Ökosiedlungen. Für uns wäre das alles nix, aber ich finde es schon toll. Woanders entstehen Dorfprojekte, TinyHouse Gemeinschaften. Möglichkeiten gibt es viele, aber umsonst sind sie natürlich alle nicht.
    Wir wollen irgendwann mal raus aus der Stadt, aber das wird schwierig. Zu weit ab vom Schuß darf es nicht sein und der Hamburger Speckgürtel ist genauso teuer wie die Stadt selber.
    Im Grunde fühle ich mich hier, wo wir wohnen, wohl. Schöne, bezahlbare Wohnung, wir sind schnell in der Stadt und im Grünen. Noch ginge viel, solange wir ein Auto haben, aber das kann ja auch mal vorbei sein. Deshalb würde ich nicht so ganz einsam wohnen wollen. Gerade Martin braucht ja doch einiges an Ärzten.

    1. Ja, das ist das Problem: Man wird älter, kann vieles nicht mehr tun und braucht öfter Arzt u. ä., also eine entsprechende Infrastruktur. Deshalb bin ich damals vom Dorf wieder zurück gekommen. Abends ins Kino oder Theater zu gehen, ging nicht ohne Auto.
      Ich wohne hier gut, komme trotz Behinderung in meiner Wohnung klar und kann raus. Und trotzdem ist die Sehnsucht da, weg zu gehen. Ich weiß, dass es aus vielen Gründen nicht geht. Ich würde auch nichts kaufen wollen, lieber Bestehendes erhalten.
      Meinem Sensen-Kurs trauere ich immer noch nach. Das wäre gut für die Wiese im Innenhof.
      Vieles würde ich jetzt anders angehen, wenn ich könnte. Das betrifft nicht nur das Wohnen. Und jetzt? Jetzt versuche ich alles zu tun, was die Gemeinsamkeit fördert. Draußen sein, sich treffen unterm Kirschbaum. Mal sehen, denn ein Anfang ist gemacht. (Nur heute nicht, es regnet mal langanhaltend und das ist gut.)

  6. Wie möchte ich leben…… eine große Frage.
    Ich hatte mal einen klaren Plan, dann kam die Trennung und beanspruchte mich eine zeitlang regelrecht. So wie ich leben wollte wurde durchkreuzt und nun? Hole ich mir Stückchenweise das zurück, wie ich leben wollte und in Zukunft gerne leben möchte. Etwas Anders………. ABER: Träumen kann ich es! Und wie besagt das Zitat von Walt Disney? „If you can dream it, you can do it.“
    Zumindest in die Richtung gehend. Das ist dann Schrittchenweise. Nur losgehen muss man.
    Habe einen schönen Tag, liebe Gudrun. Ich schau schon immer wieder wie das Wetter in Leipzig ist und warte auf einen Regentag 😉 damit man mal telefonieren kann. Denn bei Schönwetter ist die Gudrun ja neuerdings unterwegs. 🙂
    LG von der Mia, die nun endlich auch ihre 1. Impfung drin hat.

    1. Das ist eines meiner Lieblingszitate, liebe Mia. Es ist tatsächlich so, dass aus diesen Träumen zede Menge entsteht, was dann tatsächlich möglich ist. Keine Idee ist zu verrückt.
      Als ich vor Jahren ein Dorf besuchte, begeisterte es mich, dass sich einige trafen am Nachmittag zum Kaffetrinken. Ein alter Eichentisch und viele Stühle standen auf der Wiese unter einem Baum. Wir sind sind hier schon Drei, die sich öfter treffen da draußen, denn eine Wiese und einen Baum haben wir auch. Unseren Stuhl haben wir ja quasi schon mit.
      Ich finde es toll und bewundernswert, wie du dir dein Leben zurück holst, Stück für Stück. Es gat dich nicht aus der Bahn gew8rfen und wird es auch nie.
      Herzliche Grüße zu dir und dem Hundemädchen.

  7. Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder man bewegt sich nicht oder man bewegt sich. Solange man sich noch bewegt, lassen sich Möglichkeiten zu leben auch finden. Was das betrifft bist du gut drauf. Zumindest klingst du sehr hoffnungsvoll 🙂

    1. Ach ja, ich habe gerade zu tun wie der Leipzscher Rat. 😀
      Langeweile kenne ich nicht und die Ideen purzeln auch. Mal sehen, wie es weiter geht und ob ich mal wieder zu Veranstaltungen kann. Es geht mir gut und da lässt sich vieles gut ertragen.

  8. Liebe Gudrun,
    das ist doch toll, du hast einen Anfang gemacht und wenn es nun schon drei Menschen sind, die sich gerne treffen, dann zieht es mit Sicherheit noch weitere Kreise. Als ich deine Zeilen und die Kommentare las, habe ich mich erinnert an ein Seminar das ich mal besucht habe. Da ging es auch um Lebensträume die manchmal durchkreuzt werden. Der Kursleiter gab den wertvollen Impuls, dass wenn ein ursprünglicher Traum sich aus verschiedenen Gründen nicht mehr erfüllen kann, dass noch nicht das Ende bedeutet. Er hat dazu ermuntert, der Essenz nachzuspüren, die in jedem Lebenswunsch enthalten ist. Wenn ich die gefunden habe, dann kann ich den Traum leben, zwar nicht in seiner ursprünglichen Form aber dennoch!!! Z.B..: Wenn jemand Lehrer *in werden wollte und sich nun die Frage stellt: Warum wollte ich das werden, was ist die Essenz dessen? Mir macht es Freude, dass was ich an Kenntnissen erworben habe weiter zu geben. Das kann ich durchaus auch ohne den Beruf der Lehrerin auszuüben. Und schon eröffnen sich zahlreiche Möglichkeiten!
    Und genau das hast du ja auch getan. Du hast festgestellt, dass du wahrscheinlich nicht mehr in solche eine Gemeinschaft mit Wohnprojekt hineinpasst (obwohl das vielleicht doch auch möglich wäre, wer weiß?) aber deinen Wunsch nach Leben in Gemeinschaft hast du schon begonnen zu leben.
    Ich freue mich und grüße dich ganz lieb

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