Wenn ich gleich gewusst hätte, dass ich Labkraut entdecken werde, hätte ich nicht soviel so viel dagegen gehalten:
Ich wollte erst gar nicht raus. Es war heiß draußen, ich kann nicht gut laufen und auf die Gehhilfen kann ich mich gerade gar nicht stützen.
„Wir nehmen den Rollstuhl.“
„Neiiiiiiiin!!!“
Ich kann mich nicht an das Ding gewöhnen. Mit meinen Händen kann ich mich nicht fortbewegen und dass mich bei der Hitze jemand schiebt, hielt ich für unzumutbar. Mir kamen schon wieder die Tränen. Himmel, was bin ich für eine Heulsuse.
Trockenheit, verbrannte Wiesen, durstige Insekten
Mein Begleiter gab keine Ruhe. Also gut, hocke ich mich eben da rein. Komfortabel ist da gar nichts. Nach kurzer Zeit tut einem der Poppes weh und jede kleine Unebenheit am Boden dröhnt im Kopf. Egal, da muss ich jetzt durch.
Unterwegs machten wir an einer Bank in meiner Lindenallee ein Päuschen. Die Linden sehen erbarmungswürdig aus. Es sieht nicht aus wie Herbst, eher wie Endzeit.
Als ich meine Limo auspackte war ich sofort umschwärmt von Insekten. Um die Bank lagen Bierdeckel herum. Die sammelte mein Begleiter und reihte sie auf der Bank auf. Dann füllten wir sie mit meiner Limo auf. Wie sich die Insekten darauf stürzten! Sie hatten so großen Durst. Die kleinen Körper bebten richtig beim Trinken.
Anstatt aller 14 Tage mit dem Rasenmäher auf den verbrannten Wiesen herum zu zuckeln und zu schaben, sollten die Stadtgärtner lieber einige Insektentränken aufstellen im öffentlichen Grün.
Eine Oase in der Dürre – Labkraut
Für einen Moment dachte ich, meinen Augen nicht trauen zu können. Mitten in der verbrannten Wiese standen einige Büschel einer gelbblühenden und stark nach Honig duftenden Pflanze. Ausdauernd scheint sie zu sein, denn sie war mir vor langeer Zeit schon mal aufgefallen. Mein Begleiter holte für mich einen Stängel mit quirlartig angeordneten Blättern und den wunderschönen gelben Blüten.
Zuhause habe ich mich hinter mein Pflanzenbestimmungsbuch geklemmt. Mein Vater hatte es mir einst geschenkt, als wir an der Penne ein Herbarium anlegen mussten. Oh, dazu hatte ich zuerst so gar keine Lust, aber dann hate es mich gepackt. 60 Pflanzen waren gefordert, ich hatte dann 120.
Labkraut wächst bei mir auf der Wiese, nicht das Wiesenlabkraut, das echte. Es kommt aus wärmeren Gefilden. In Mitteldeutschland kam es nur selten vor. Auch Pflanzen sind ein Indikator für Veränderungen in meiner Region.
So ein Käse aber auch
Durch die enthaltenen Enzyme (Lab) hat man das Kraut früher zur Käseherstellung genutzt. Jetzt gibt es effektivere Methoden, die Milch zum Gerinnen zu bringen ohne dass sie sauer wird. Aber meine Neugier ist geweckt. Ich muss alles ausprobieren und ich werde das auch tun, wenigstens einmal und mit Labkraut. Im nächsten Jahr werde ich versuchen, welches im Balkonkasten aufzuziehen. Für die Bienchen und für mich. Und für ein bisschen Käse.
Ja, es ist schwer Hilfe anzunehmen – toll, dass Du es geschafft hast, liebe Gudrun.
Und was für eine schöne Idee, die Insekten zu tränken.
Dafür hast Du sicherlich die Labkrautbelohnung erhalten.
Bei uns stehen im Garten auch viele viele Untersetzer mit Steinen und Wasser für unsere Mitgeschöpfe.
Lotte
Bei mir stehen hier auch Tränken, für die Insekten ein Stücke weg vom Vogelbad. In diesem Jahr verzichte ich auf Balkonpflanzen. Durch den Umzug war ich eh spät dran. Dafür gieße ich die Büsche am Haus.
Liebe Grüße zu dir.
Die Wespen auf meinem Balkon sind auch fleißig am Trinken und Wasserholen für ihre Nester. Ich füttere gerade die Katze einer Nachbarin. In deren Garten habe ich auch Wasser hingestellt.
Mein Mann hat seinen Rollstuhl verborgt, er ist unglaublich stur in dieser Hinsicht. Gut, dass du das überwinden kannst!
Liebe Grüße,
Elvira
Ich kann deinen Mann gut verstehen, liebe Elvira. Es fällt mir unsagbar schwer. Ich war immer ein aktiver Mensch und ertrage es schlecht, mich jetzt bedienen zu lassen. Ich muss das anders hin bekommen. So habe ich Angst, zu zerbrechen.
Ich wünsche mir für die Gegend hier dringend Regen. Mein Jan hat mir erzählt, dass es bei euch genau so arg ist.
So hatte es doch ein Gutes. Labkraut ist wirklich eine Augenweide. Jetzt ist es hier oben auch arg trocken und wir sind jeden Abend am Gießen und den Springbrunnen am Auffüllen. Hab es fein
Ich kannte die Pflanze bis jetzt gar nicht. Ja, ich hatte davon gelesen, aber zurKenntnis genommen hatte ich sie nicht. Sie ist wirklich schön und der Duft ist unglaublich. Ich werde unbedingt Labkraut aussähen für meinen Insekten. Jetzt haben sie meine Tränken angenommen. Es hat aber ganz schön lange gedauert. Das Kraut wird sie wohl ein bisschen mehr und eher locken.
Grüße in den Norden.
Schön, liebe Gudrun, dass Du Dich am Ende doch noch hast zu dem kleinen Ausflug überreden lassen, sonst hättest Du gar nicht die Entdeckung mit dem Labkraut machen können. Na, und ich habe auch wieder etwas dazugelernt. Ich wusste nicht, dass man früher das Labkraut für die Käseherstellung benutzt hat.
Ja, die Insekten sind auch hier sehr durstig, obwohl es bei uns an der Küste wohl doch nicht ganz so heiß ist wie bei Euch. In unserem Garten gibt es ja drei kleine Teichlein und eine Vogeltränke vor und eine weitere hinter dem Haus. Sie werden nicht nur von den Vögeln genutzt, auch die Insekten sind fleißige Besucher. Ich finde es so toll, dass Du den Insekten etwas von Deiner Limo angegeben hast. So war doch Euer Ausflug in mehrfacher Hinsicht ein Erfolg.
Einen lieben Gruße schickt Dir die Silberdistel
Ja, es stimmt schon, Anregungen bekommt man nur, wenn man aktiv ist. Ich weiß, dass ich mich mehr auf angebotene Hilfe einlassen muss. Es fällt mir noch so schwer.
Heute hatte ich so auf ein kleines Gewitter gehofft, aber die Wölkchen zogen ober- oder unterhalb von Leipzig vorbei. Und nun hoffe ich auf morgen.
Meine Vogel- und Insektentränken auf dem Balkon und auf dem Fensterbrett habe ich gerade auch wieder aufgefüllt. Ich hoffe sehr, dass sie ein bisschen helfen.
Liebe Grüße zu dir, liebe Silberdistel.