Menschen, Nachbarn, Freunde

Es sind die Menschen, die ein Land liebenswert machen.

Freunde in Los Angeles

Heute möchte ich mal wieder von meiner Reise erzählen, genauer, ich möchte eine der Nachbarn vorstellen.

Ich gehöre nicht zu den Menschen, die in ein anderes Land fahren, sich mit einem Drink in die Sonne bratzeln und das war’s. Auch von einer Touri-Ecke zur nachsten zu hetzen, ein Selfi machen und weiter rennen, ist nicht mein Ding.

Ich will wissen, welche Pflanzen und Tiere da wohnen, wie die Landschaft aussieht, wie es riecht (sehr salzig am Ozean zum Beispiel) und vor allem, wie die Menschen sind. Wie wohnen sie? Welche Freiheiten haben sie, ihr Leben zu gestalten? Ich will wissen, was man hier isst und worüber man lacht.
Ich schreibe bestimmt noch über einiges.

Menschen, Nachbarn, Freunde

Tracy wohnt im Haus neben meiner Tochter, gehört zu ihren Nachbarn. Wir hatten sie schon mal kurz auf der Straße getroffen, wo sie uns sagte: „Ich koche für euch.“ Das hat sie dann wirklich getan und zwar hervorragend.
Das bekocht werden ist mir hier öfter passiert. Ich glaube, es ist eine Art Wertschätzung, ein sich um andere sorgen und kümmern. Es ist Freundlichkeit und Willkommen. Das alles trifft auf viele Menschen hier zu und es hat mir gut getan.

Tracy ist ein ganz lieber Mensch, eine Nachbarin, wie man sie sich wünscht. Als der kleine Wüstenhund, der Hund meiner Tochter, sich mal alleine fühlte und weinte, hat sie ihn zu sich ins Haus geholt. Er durfte dann bei ihr auf dem Sofa liegen bis seine Leute wieder kamen.
Überhaupt ist mir aufgefallen, dass unter Nachbarn kaum gemeckert wird (Wir sind da wahrscheinlich Weltmeister!). Man ist sehr tolerant. Auf der anderen Seite des Flusses übt einer Metal, Nirvana und so. Er muss nicht um sein Leben fürchten; man lässt ihn üben.

Als ich mal im Garten meiner Tochter saß, hörte ich Gesang. Da sang sich jemand ein, übte Liedsequenzen, verschiedene Tonarten. Als ich dann Tracy kennengelernt hatte, wusste ich, dass sie das war. Tracy ist Background-Sängerin, singt aber auch Solo und schreibt Lieder für andere.

Mit Eminem (Achtung: Link führt zu Youtube) hat sie gesungen, Christina Aquilera und vielen anderen. Dass ich Eminem sehr mag, habe ich vielleicht schon mal erzählt. Nett ist er, sagte Traci.
In ihrem Haus hängen viele goldene Schallplatten. Platin auch. Wenn ein Sänger das gewinnt, bekommen die, die an der Produktion beteiligt waren, auch eine.

Liebe Tracy, ich freue mich sehr, dass ich dich kennenlernen durfte und danke für das leckere Essen. Es sind die Menschen, die ein Land liebenswert machen. Du hast mir Deines nahe gebracht.
Wenn du mal in Leipzig, in Germany, sein solltest, dann werde ich für dich kochen. Nice to meet you, Tracy.

16 Gedanken zu „Menschen, Nachbarn, Freunde“

  1. Ich finde es toll, liebe Gudrun, dass Du während des Besuchs bei Deiner Tochter so liebe und interessante Menschen kennengelernt hast. Es ist wohl wirklich so, dass man ein Land erst richtig kennenlernt, wenn man auch Kontakt zu den Menschen hat, die dort leben.
    Dass Tracy für Euch gekocht hat, ist ganz sicher eine besondere Art der Wertschätzung. Was hat sie Euch denn Schönes gekocht? Du hast mich nun ganz neugierig gemacht, zumal Du schreibst, dass es sehr lecker war.
    Liebe Grüße schickt Dir die Silberdistel

    1. Das war ein Rezept aus dem „southern comfort food“.
      „Das südländische Essen bringt Trost wie nichts anderes auf der Erde. Es gibt keinen besseren Weg, um einen neuen Nachbarn willkommen zu heißen oder eine neue Mutter zu unterstützen, keine zuverlässigere Heilung für alles, was Sie krank macht.“ So heißt es in einer Rezeptsammlung im Netz, die man sich auch gut übersetzen lassen kann.
      Bei uns gab es paniertes Hühnchen, Wildreis, Gemüse und eine tolle, gut gewürzte weiße Soße. Die Schwarzen kochen „Südstaatenessen“ gern zum Erntedankfest und Tracy hat uns so willkommen geheißen. Das vergesse ich nie wieder. Es hat mich sehr berührt.
      Der andere Nachbar ist Filipino, lebt aber schon ganz lange in den USA, ist US- Bürger. Er brachte uns traditionelles Gebäck aus seinem Kulturkreis. All diese Menschen kennen lernen zu dürfen war für mich sehr interessant und leerreich. Ich bin dankbar dafür für diese Erfahrungen.
      Herzliche Grüße an dich, liebe Silberdistel.

  2. Da bewahrheitet es sich wieder: Wie man auf die Menschen zugeht, so kommt’s zurück. Offen sein, neugierig im guten Sinn, dann klappt’s auch mit den Nachbarn. Essen verbindet immer und wenns was exotisches ist, dann erweitert es auch noch den Horizont!
    LG aus dem regennassen Dorf

    1. Stimmt, piri, so sehe ich das auch und so lebt man das dort. Es gibt auch scheue Menschen. Sie sind willkommen und man lässt sie in Ruhe. Nichts muss, aber man ist viel geselliger dort. Mir wurde aber auch immer wieder gesagt, dass Kalifornien nicht für die gesamte USA steht.
      Liebe Grüße ins nasse Dorf.
      (Bei uns ist Regen angekündigt, aber windig ist es schon)

  3. Das ist ein interessanter, schöner und liebenswerter Mensch, die Tracy. So jemanden hat man doch gerne als Nachbarin. Und dass wir die Weltmeister im Meckern sind, denke ich mir schon seit langem Tag für Tag…
    Für jemanden zu kochen ist eine ganz besondere Art der Wertschätzung, finde ich.
    Und in der Ferne faul auf der Plautze zu liegen und sich von der Sonne grillen zu lassen, ist auch überhaupt nicht mein Ding. Mir geht es da wie dir, ich muss auch rührig sein, und Land, Geschichte und Leute möglichst genau kennenlernen. 😉
    Herzliche Grüße!

    1. Diese Wertschätzung und dieses Willkommensein hat mich tief berührt.
      Ich habe es aber auch in den Museen erlebt, dass man sich freut, dass einen die Geschichte des Landes interessiert. Dort hatte ich immer richtig herzliche Begegnungen.
      Liebe Grüße an dich

  4. Liebe Gudrun,
    ich finde es auch sehr wichtig, auf Reisen Land und Leute(und deren Sitten und Gebräuche) kennenzulernen. Aber auch im Alltagsleben hier bei uns merke ich immer wieder, dass andere Menschen positiv reagieren, wenn man ihnen positiv entgegen kommt. Gilt nicht für alle, aber für viele.
    Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende – Elke

    1. Ich gebe dir Recht, liebe Elke. Manchmal reicht ein Lächeln und man bekommt eines zurück. Mal sehen, was ich in der Nachbarschaft tun kann. Da sind viele alleine. Und ein Sommertag mit Spinnrad und Wolle, draußen mit den Kindern, wäre vielleicht auch was. Früher habe ich im Volkskundemuseum meinen „Wollkram“ gemacht, jetzt nun wäre es eben auf der Wiese hinter dem Haus. Auch gut.
      Herzliche Grüße an dich und danke, dass du da warst.

  5. Was für ein wunderschönes Foto von euch beiden, liebe Gudrun. Solche Nachbarn zu haben, ist wertvoll. Leider habe ich nicht das Glück, nette Mitbewohner im Haus zu haben.
    Ich bin auch hell begeistert von deinem Outfit. Orange zählt auch zu meinen Lieblingsfarben. Meine ehemalige Kollegin sagte immer: Orange macht fröhlich. Und da hat sie Recht!
    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.
    Liebe Grüße
    Traudi

    1. Ach ja, in großen Miethäusern ist das immer sehr durchwachsen. Schade ist das.
      Mit Orange habe ich es shon immer. In meiner ersten Wohnung hatte ich orange Übergardinen. 😀
      Liebe Traudi, ich hoffe, du hattest ein schönes Wochenende, trotz durchwachsenen Wetters.
      Herzliche Grüße an dich.

  6. Was für eine feine Begegnung. Ich finde es schön, dass du uns daran teilhaben lässt. Mich hat der Tourikram auch nie interessiert und es stimmt, es sind die Leute und ihre Geschichten, die ein Land ausmachen. Alles Liebe

    1. Das war aber auch eine richtig schöne Begegnung und ich habe wieder eine Menge Eindrücke mitgenommen, auch über das Südstaatenessen. Das war wirklich richtig gut.
      Liebe Grüße

  7. Welch schöne Begegnung, da geht einem das Herz auf.
    Ich habe eigentlich eine ganz ordentliche Nachbarschaft im Großen und Ganzen. Man lässt sich sein und ein Stückweit nimmt man auch Anteil aneinander. Was aber wirklich ungewöhnlich ist, dass man von einer Nachbarin mit angereistem Familienbesuch eingeladen wird. Das könnte ich mir noch bei meiner besten Freundin vorstellen, sehr gut sogar, aber nicht von der Nachbarschaft. Ja, da unterscheidet sich schon die amerikanische Kultur, gell?
    Liebe Grüßen von Mia, deren Hundemädel grade an meinen Beinen hin- und herscharwenzelt und unbedingt mit mir spielen will. Ich will dann mal…….

    1. Ich weiß nicht, liebe Mia, ob das im ganzen Land so ist und sicher gibt es auch in Los Angeles Muffel. Ich habe aber keine getroffen. Die Gastfreundschaft ist dort groß.
      Wildfremde haben uns angesprochen und gefragt, welche Sprache wir sprechen und wo wir herkommen. Und schon waren wir mitten im Gespräch.
      Im Museum konnte ich erzählen, wie ich die Schafwolle behandele, dass ich sie verarbeiten kann. Wenn ich dort wohnen würde, hätte ich bestimmt öfter dazu Gelegenheit.
      Herzliche Grüße an dich, liebe Mia.

  8. Man kann von Glück reden, wenn man ein anderes Land besucht, und die Möglichkeit hat, die Menschen dort direkt zu erleben und Kontakt zu haben, so als ob man selbst da leben würden.
    Allerdings macht es dann das Leben auch schwieriger, weil man schlechter weggehen kann wieder. Wenn man nämlich erstmal irgendwo ist, so als ob man da lebt, dann geht man weg mit Heimweh in umgekehrte Richtung.

    1. Das stimmt. Mir fehlen manche Menschen sehr, meine Familie, Freunde , Nachbarn. Ich vermisse die Freundlichkeit der Busfahrer, die mir in den Bus geholfen haben und auch wieder hinaus, die Verkäuferinnen und Verkäufer in den Läden, die einen immer einen schönen Tag gewünscht haben . . .
      Ich mag die Stadt sehr und das Land auch. Und ja, ich habe ein bisschen Heimweh.
      Liebe Grüße an dich

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