Nadelfilzen und Spinnen. Eigentlich wollte ich in Online-Quarantäne gehen.

Ach, ich bin hin und her gerissen, Nerven liegen manchmal blank und dann komme ich mir vor, als hätte ich gar nichts mehr zu sagen. Ich wollte eigentlich in Online-Quarantäne gehen.

Lichtblick

Ich bin zu Hause.
Schon lange, eigentlich seit ich ahnte, dass irgendwas nicht stimmt, es etwas gibt, was mir gefährlich werden kann. Am Anfang musste mir sogar sagen lassen, dass ich übertrieben reagiere. Und jetzt habe ich Angst, dass „die Welle“ uns überrennt und dass Freunde vom Schlimmsten betroffen sind. Mir fehlen oft die Worte, ich kann nicht fotografieren draußen, habe kaum Besonderes zu vermelden. Ich wollte schon in Online-Quarantäne gehen, aber ist das richtig?

Mit der Filznadel und Wolle gegen trübe Gedanken

Nein, die Online-Quaranräne wäre nicht richtig.
Da schreibe ich och lieber über das, was ich mache, das was mich schon immer gerettet hat, das was mir immer noch Freude macht. Ich schreibe lieber über Wolle, mein Nadelfilzen und das Spinnen als dass ich schweige. Das würde mir gar nicht gut tun.

Nadelfilzen gegen die Online-Quarantäne
Mit Wolle und Filznadel gegen Angst und krude Gedanken

Eigentlich wollte ich das Gefilzte auf Reisen schicken, damit es irgendwem eine kleine Freude machen. Ich werde es nicht tun, weil die Paketdienste mit den ganz wichtigen Lieferungen fast an den Grenzen sind. Mit der Nadel filzen werde ich und dann ein Foto machen als Ostergruß. Ich kann leider nur auf dem Balkon fotografieren und der wird wohl noch lange leer und kahl bleiben. Mir fällt bestimmt noch etwas ein.

Der Draht stabilisiert die Füße.

Den Körper meiner Figuren mache ich ja immer aus weißer Wolle. Danach geht es an die Feinarbeit. Jetzt bringe ich Farbe auf den Körper und arbeite Details aus. Das Drahtgefitze werden die Füße meines Tierchens. Den Draht umwickele ich mit Wolle, fixiere und verdichte sie.

Keinen Gedanken mehr an Online-Quarantäne

Wenn ich mit der Filznadel arbeite, vergesse ich das Schlimme, was gerade um mich herum passiert. Dann mache ich mir mal keine Gedanken, wie lange meine Milch noch reicht oder ob das Kratzen im Hals nicht doch nicht nur von dem verschluckten Krümel kommt. Und auch die Online-Quarantäne, das große Schweigen, spielt plötzlich keine Rolle mehr. Ich möchte mir ein großes Stücke Normalität erhalten.

Nadelfilzen gegen selbstauferlegte Online-Quarantäne
Na du! Wer bist denn du?

Es ist nicht mehr lange hin bis Ostern und ich habe mich entschlossen, ein Kücken zu filzen. Ein bisschen sieht man das schon, gell?
Ich finde es immer schön, wenn das Filzstück langsam Form und Gestalt annimmt. Die detaillierte Anleitung kommt vielleicht in mein Filzbuch. Mal sehen.

Online-Quarantäne werde ich mir nicht auferlegen, eher meine Online-Kontakte verstärken. Es ist gut, dass ich sie habe.

Bleibt schön gesund und haltet bitte durch. Alles wird wieder gut, wenn auch vieles anders.

18 Gedanken zu „Nadelfilzen und Spinnen. Eigentlich wollte ich in Online-Quarantäne gehen.“

  1. Gudrun, das Küken mit der orangefarbigen Kullernase sieht entzückend aus. Und diese Augen – damit gewinnt es jeden Schönheitswettbewerb.
    Irgendwie „begreife“ ich dieses Virus nicht richtig – oder die RKI-Zahlen oder andere Fallzahlen stimmen nicht annähernd, sondern sind 10fach höher oder mehr, weil ja nur ganz wenige Leute noch getestet werden. – In meiner 3 Millionenstadt sind 1077 Leute erkrankt und zwei gestorben – und dafür bleiben alle zu Haus, um diese 1077 Leute in der Stadt nicht zu treffen und sich anzustecken. Ich kann es mir nur vorstellen, dass es unendlich viel mehr Infizierte gibt und es deswegen diese rigorose Kontaktwarnung gibt. Ich bin sehr brav und schütze mich nach meiner Meinung gut.
    Behalte den Kopf oben und du wirst Freunde finden, die dir bei Bedarf neue Milch und anderes kaufen.
    Ganz liebe Grüße schickt dir Clara

    1. Es geht nicht darum diese 1077 Leute nicht zu treffen. Die bekannten „Fälle“ sind ja eh unter Quarantäne oder im Krankenhaus. Es geht darum nicht von denen angesteckt zu werden, die den Virus haben und es selbst nicht wissen. Zum Teil verläuft die Krankheit fast unbemerkt. Und es geht auch darum, selber nicht anzustecken, falls man das Virus hat und es selbst noch nicht weiß. Italien hat viel zu spät mit Kontakt-und Ausgangssperren reagiert, ein Grund, warum das Land so hart getroffen ist.

    2. Die Infektionsketten sind schon nicht mehr nachweisbar in allen Fällen und damit auch nicht zu unterbrechen. Wenn jeder nur drei Weitere angesteckt hat, dann sieht die Zahl schon anders aus. Und dann wieder drei und nochmal … Das ist wie mit der Verdopplung der Getreidekörner auf dem Schachbrett. Kennst du die Geschichte?
      Liebe Clara, halte durch. Es wird alles wieder gut, dauert nur noch ein bisschen. Und Telefonie geht immer.

  2. Ich glaube, Online-Quarantäme ist keine sehr gute Idee, weil Du damit vielleicht die schlechten Nachrichten aussperren kannst, aber gleichzeitig auch die guten nicht mehr mitbekommst.
    Denn die sind es, die dann auch wieder Hoffnung geben können.

    Gute Nachrichten gibt es, wenn man genauer hinguckt, genug.
    ++ Beispielsweise Nachbarschaftshilfen, die spontan entstehen,
    ++ Wirte, die -wie hier in Hamburg – die Versorgung von Obdachlosen übernehemen, nachdem die normalen Hilfsangebote zur Zeit nicht arbeiten können
    ++ Konzerte vieler Künstler im Netz, die für Ablenkung sorgen und Solidarität stärken
    ++ Die „Ode an die Freude“, die am Sonntag spontan um 18:00 Uhr in ganz Deutschland erklang

    und und und

    Ausserdem: die sozialen Kontakte im Netz, die schon in normalen Zeiten wichtig sind.

    Und – ganz ehrlich – ich würde mir wirklich Sorgen machen, wenn ich plötzlich von Menschen nichts mehr lese, die sonst zu meiner „Netzwelt“ gehören. Dazu gehörst Du auch….

    1. Danke, lieber Herr Momo.
      Es ist gerade etwas schwer. Aber bestimmt wird alles wieder gut, wenn wir noch ein bisschen durchhalten.
      Ich schicke dir liebe Grüße in den Norden.
      (Habe gerade herzlich gelacht. Da gibt es in S/H in einem Souvenirladen ein Schaf mit Gummistiefel und Friesennerz. )

  3. Da war jetzt der Gatte schneller… aber genauso sehe ich das auch. Gerade jetzt sollten wir in Kontakt bleiben. Wir können uns vielleicht nicht real vor Ort helfen, aber wir können einander zuhören und so füreinander da sein.
    Ich würde mir auch Sorgen machen, wenn ich nichts mehr von den Menschen lese, mit denen ich sonst hier im Kontakt bin. Medien wie Internet und Telefon sind jetzt hilfreich und wichtig.

    1. Ja, du hast Recht. Und eigentlich bin ich sehr froh, dass ich technisch ganz gut aufgestellt bin. Manch eine Oma musste das erst lernen.
      Es gibt so einige, zu denen ich den Kontakt nie wieder verlieren möchte. Sie sind mir mehr ans Herz gewachsen als manche in meiner unmittelbaren Nähe.
      Liebe Grüße, passt auf euch auf und bleibt schön gesund.

    1. Es ist manchmal ein bisschen schwer, liebe Anne, aber ich werde des schaffen, den Kopf oben zu behalten. Und Pläne gibt es auch noch genug. Danke für deine guten Worte.
      Liebe Grüße und bleib gesund.

  4. Schön, dass es dein Blog gibt, an dem ich so viel Freude habe. Da würde mir wirklich etwas fehlen, wenn du es unter Quarantäne stellen würdest. 🙂

    1. Ach, Isa, ich habe immer mal ein Hängerchen. Dann ging es wieder. Ich habe Wolle gezupft, kardiert und angesponnen. Da kann ich schon mal vieles um mich herum vergessen.
      Ich schicke dir herzliche Grüße.

  5. Schön, liebe Gudrun, dass Du nicht in Online-Quarantäne gehst. Dann hockt man, wie es so schön heißt, noch mehr im eigenen Saft. Und gerade das tut der Seele ganz sicher nicht gut. Wir sind jetzt auch vorwiegend zuhause, beschäftigen uns mit dem, was Spaß macht oder mit dem, was wir schon lange machen wollten, aber immer wieder aufgeschoben haben. Na, und ein bisschen Gartenarbeit an der frischen Luft ist auch nicht so übel.
    Dein Osterküken hat wirklich schon richtig Form angenommen. Ich bin gespannt, wie es ausschaut, wenn es fertig ist. Bei uns hängen seit heute wieder die Ostereier im Garten. Ich denke, mit solchen Dingen kann man sich auch in Zeiten wie diesen Ablenkung verschaffen und vor allem Freude.
    Liebe Grüße schickt Dir die Silberdistel und bleib auch Du schön gesund

    1. Das Kücken zeige ich noch. Mit ihm bin ich ganz zufrieden.
      Im Gerten werkeln macht bestimmt viel Freude. Es ist wie in einer kleinen eigenen Welt, in der man die ganz großen Probleme mal draußen lassen kann. In den Garten kann ich gerade gar nicht. Ich müsste mit der Straßenbahn fahren und das lasse ich mal im Moment. Aber irgendwann ist es wieder möglich.
      Ich freue mich sehr, dass du da warst, liebe Silberdistel.
      Liebe Grüße in die Nähe des blauen Meeres.

  6. Ich freue mich immer von dir zu lesen, würde dich vermissen. Man lebt jetzt schon so eingeschränkt. Mal schnell was einkaufen, wenn das Wetter es zulässt an die frische Luft.
    Hey, die Drahtfüsse sind ja cool, habe ich noch nie gesehen.
    LG Marion

    1. Das ist eine Pfriemelei mit den Füßen. Ich hatte sie zweigeteilt, Fuß und Bein. Ich glaube, ich probiere das mal noch anders. Mal sehen, für welche Variante ich mich entscheide.
      Ja, du würdest mir auch fehlen, liebe Marion
      Du und das Töchterchen, bleibt gesund. Das wünsche ich mir sehr.

  7. Schreiben gegen den Frust, gegen die Angst. Und Filzen oder Stricken für die Seele, so ist es richtig Gudrun.
    Das Küken wird niedlich, ich muss jetzt schon Freude empfinden beim Anblick des niedlichen Gesichtes.
    Bei der gegenwärtigen Kälte kann man sicher nicht lange auf dem Balkon sitzen. Also hoffen wir, dass es bald wärmer wird. Dann ist die Lage besser zu ertragen.
    Bleib virusfrei liebe Gudrun!
    Viele Grüße von Kerstin.

    1. Auf dem Balkon habe ich heute mal gesessen. Ein Baum im Innenhof blüht so schön und die Vögel haben alle ihren Fitz, ein feines Nistplätzchen zu finden. Ich habe das Gefühl, dass es mehr sind als im letzten Jahr. Leider kann ich nicht so gut Spazieren gehen gerade. Darum freue ich mich immer über deine Spaziergänge durch die Aue.
      Herzliche Grüße an dich und bleib gesund.

  8. Liebe Gudrun,
    ich bin seit längerer Zeit mal wieder hier bei dir zu Besuch. Ich habe die Pause gebraucht, ich musste mich innerlich sortieren. Ich denke, ich werde auch wieder mit der Blog Schreiberei beginnen. Es ist nicht gut auf Dauer zu verstummen.
    Dein Kükengesicht sieht sehr niedlich aus, du kannst ganz sicher dem geplanten Empfänger auch mit einem Foto große Freude bereiten.
    Sei herzlich gegrüßt und ich sende dir die besten Wünsche und Gedanken.

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