Medien-Abstinenz

Medienabstinenz in Maßen: Man kann nicht vor allem die Augen verschließen.
Foto: Jan Ebert

Ach ja, es gibt mich noch! Auch hier.
Ich musste bloß mal aus gesundheitlichen Gründen ein Päuschen machen. Und das beinhaltete weitestgehend eine Medien-Abstinenz.

Ich habe schon mich mit dem beschäftigt, was im Lande und in der Welt los ist. Früh am Morgen habe ich die Nachrichtenportale durchgesehen. Früh deshalb, weil ich dann auch mit bekomme, was am anderen Ende der Welt los ist, denn dort lebt ein Teil meiner Familie.

Manchmal war ich schon satt von den kernigen, markigen Überschriften. (Ja, auch in den Portalen, von denen ich eigentlich noch viel gehalten habe.)

Ich habe mal wieder mein altes Spiel gespielt: Gudrun wandert aus. Tja, wohin ich auch geschaut habe, überall gibt es gespaltene Gesellschaften, Gereiße und Gezerre, Uneinigkeiten, Kompromisslosigkeiten, Unmenschliches. Ja, und auch Kriege, an denen sich einige dumm und dämlich verdienen und viele, viele andere verstümmelt und getötet werden.

Nahe am Wasser bin ich nicht gebaut, aber als ich Kriegs-Bilder von den Kindern in Jemen sah, musste ich weinen. Ich bin auch Mutter und wie wäre es gewesen, wenn meine Kinder in meinen Armen gestorben wären, weil ich ihnen keine Nahrung hätte geben können. Mir und meinen Kindern blieb das zum Glück erspart, aber deshalb kann ich nicht die Augen verschließen vor dem, was woanders passiert. Medien-Abstinenz gibt es also in Maßen und so, dass ich alles, was ich sehe und höre, einigermaßen verarbeiten kann.

Als ich mit der Wärmflasche auf dem Bauch auf dem Sofa herumhing, habe ich mir auf Netflix die Serie „Snowpiercer“ angesehen. (Wer mehr wissen will, findet das.) Es ist ein ein Science-Fiction-Action-Drama, d.h. nach bewährter Manier hat man Umweltprobleme und ein Abbild unserer Gesellschaft etwas in die Zukunft verlegt. Man findet die üblichen Klassenaufteilungen, machtbesessene Arschlöcher, Mitläufer, Wendehälse, Ärzte mit zweifelhafter Ethik, aber auch Menschen, die Kompromisse suchen und Kriege vermeiden wollen und die einfach nur menschlich sind. Es war schon sehr interessant, weil ich Ansätze gefunden habe für das eigene Handeln.
Also, ganz Medien-Abstinenz war halt nicht!

So, ich wusele mal wieder weiter. Ich brüte an einigen Ideen und am besten geht das, wenn ich am Spinnrad sitze. Und daneben liegen ein Bleistift und ein Zettel.