Viel ist gerade in Bewegung und Veränderung, nicht nur bei mir.

Zu tun habe ich genug. Ich stricke, lese, beschäftige mich mit Themen, die mich schon lange umtreiben. Und doch ist mir machmal unwohl. Ich habe Bauchgrimmen.

Sonnenaufgang

Gerade habe ich mit meiner großen Tochter gesprochen. Wir machen das immer, bevor sie mit ihrer Arbeit beginnt. Bei ihr ist Morgen, bei uns früher Abend.
Sie hat mich beruhigt und ich hoffe sehr, dass wieder Vernunft und vor allem Anstand ins Weiße Haus einzieht. Normalerweise sage ich immer, dass es Sache der Leute in einem Land ist, wen sie zu ihren Präsidenten wählen. Irgendwie hänge ich aber mit drin, denn dieser Mensch entscheidet viel zum Wohl und Wehe der Welt und so kann ich nur hoffen, dass es Veränderung und Ruhe gibt.

Veränderung - der Baum vor dem Fenster gibt den Himmel preis
Der Baum gibt den Blick auf den Himmel frei.

Veränderungen gibt es auch vor meinem Fenster. Der Kirschbaum verliert die letzten Blätter und gibt die Sicht auf den Himmel frei. Im Sommer finde ich den Schatten, den die dichte Krone wirft, sehr angenehm. Jetzt in der dunklen Jahreszeit bin ich über jedes bisschen Licht mehr sehr dankbar.

Lange kann mich das letzte bunte Schauspiel vor dem Fenster nicht ablenken. Es gibt noch jede Menge Dinge, die mir Bauchgrimmen verursachen, steigende Corona-Zahlen z.B., die Ereignisse in Wien, .., so manche Veränderung, die ich verarbeiten muss.

Vor vielen Jahren hatte ich ein Gespräch mit meiner arabischen Freundin. Ihren Namen und ihre Herkunft lasse ich aus Gründen hier weg. „Stell dir vor“, sagte sie, „eine blutjunge Mutter rennt mit ihrem Baby auf dem Arm zum Krankenhaus. Sie braucht Hilfe, ist verzweifelt, aber schon am Eingang wird ihr gesagt, dass keine Medikamente da sind. Stell dir vor, das Baby stirbt in ihren Armen. Sie ist jung. Sie wird wieder Kinder bekommen. Aber die erzieht sie voller Hass.“ Die Freundin sagte auch, dass es Generationen dauert, bis der Hass mal verschwinden kann. Wir sollten daran arbeiten.

Das Gespräch war vor vielen Jahren. Inzwischen ist die Situation dort nicht besser geworden. Im Gegenteil. Kriege stehen auf der Tagesordnung. In Syrien frage ich mich manchmal, wer nicht dort seine Bomben entsorgt. Und die Mütter? Und die Kinder? Was denken die?

Nein, ich rede nichts schön. Ich entschuldige keine Gewalt, nirgendwo und gegen wen auch immer.

Sonnenaufgang
Jeder Sonnenaufgang ist auch Leben und Hoffnung.

Was könnten wir alles schaffen, wenn wir zusammen arbeiten würden. Wenn wir uns wenigstens bemühen würden. Man kann nicht einzelne Länder oder ganze Kontinente gnadenlos ausbeuten und den Wohlstandsmüll dann auch noch dahin karren. Nein, um Freiheit und Demokratie geht es da nicht, wenn dort angebliche westliche Interessen verteidigt werden müssen. Es geht um Öl und Gas und seltene Erden.

Eigentlich wollte ich über die alten Spinnstuben schreiben. Ich habe Interessantes herausgefunden beim Lesen. Morgen ist es bestimmt wieder sortierter und ich kann alle Veränderung oder auch nicht, besser einordnen.
Na dann.

12 Gedanken zu „Viel ist gerade in Bewegung und Veränderung, nicht nur bei mir.“

  1. Es ist gut, dass Du das aufgeschreiben hast, Gudrun.
    Schreiben hilft, Gedanken zu sortieren und Sorgen zu teilen. Und das Geschrieben kann helfen, sich darüber auszutauschen. Genau wie die Gespräche mit Deiner Tocheter.

    1. Ja, das stimmt, Wilhelm. Es hilft. Dann geht es einen wieder besser und man wird nicht noch ungerecht.
      Ich staune immer wieder, wie meine Tochter das/ ihr Land kennt. Um sie muss ich mir keine Sorgen machen. Sie wird zurecht kommen.

  2. Mir wird es derzeit auch zu viel, was an Botschaften bzw Nachrichten so auf mich einprasselt. Es dürfte vielen Menschen ähnlich gehen, dass ihnen die Ereignisse der letzten Zeit über den Kopf wachsen wollen. Alles überstürzt sich und wird mehr und mehr emotional als sachlich erlebt und geteilt.
    Um so wichtiger ist es für uns, im Gespräch zu bleiben und uns gemeinsam an den Werten zu orientieren, die für alle Menschen von Vorteil sind. Sind es nicht gerade die Benachteiligten, die Unzufriedenen, die um ihre Existenzen bangen, die diesen Weg verlassen? Und zwar dann, wenn sie den Eindruck gewinnen, dass ihre Rechte missachtet oder gar mit Füßen getreten werden. Wenn sie erleben, dass sie machtlos sind. Nur so kann ich mir auch erklären, dass Wahlen in Richtung Demokratieverfall tendieren können und, dass auch vernünftige gebildete Bürger das unterstützen, wenn man ihnen wenigstens den kleinen Finger aus ihrer Misere und Versprechungen angeboten hat.

    1. Ich weiß nicht, ob diese Menschen wirklich die treibende Kraft sind oder ob sie nur durch ihr Verhalten mehr auffallen. Aufgefallen ist mir, dass eine ganze Menge Zusammenhalt und Solidarität weggebrochen ist. Das war mal anders besonders im Osten. Aber auch da hat man sich schnell angepasst.
      Ich bin müde, Isa, im Moment gerade sehr.

      1. vielleicht solltest du auf deine Müdigkeit hören und einmal eine Nachrichtenpause einlegen. Wenigstens eine Woche ohne Input über die Dramen im Weltgeschehen könnte hilfreich sein. Ruhe dich bitte aus

  3. Liebe Gudrun, diese Sätze bei dir sind es, über die ich auch immer wieder grüble:
    „Was könnten wir alles schaffen, wenn wir zusammen arbeiten würden. Wenn wir uns wenigstens bemühen würden. Man kann nicht einzelne Länder oder ganze Kontinente gnadenlos ausbeuten und den Wohlstandsmüll dann auch noch dahin karren. Nein, um Freiheit und Demokratie geht es da nicht, wenn dort angebliche westliche Interessen verteidigt werden müssen. Es geht um Öl und Gas und seltene Erden. “
    Uns Deutschen ginge es nie und nimmer wirtschaftlich so unendlich gut (vor Corona), wenn wir alles aus eigener Kraft hätten machen müssen – in so vieler Beziehung leben wir davon, dass andere Länder unendlich arm sind und zu einem Spottpreis für uns arbeiten müssen oder an uns verkaufen müssen.
    Gerechtigkeit gibt es schon lange nicht mehr auf der Welt – hat es sie überhaupt jemals gegeben?
    Nachtgrüße zu dir

    1. Ich habe lange daran geglaubt, liebe Clara, und möchte auch jetzt eigentlich den Gedanken nicht aufgeben. Mir gibt allerdings zu denken, mit welcher Verbissenheit manche ihre Macht verteidigen bzw. danach gieren. Mit denen wird das alles nix.
      Ich schicke dir auch Gutenachtgrüße.

  4. Ich kann die Welt nicht retten, das ist klar. Früher wollte ich das vielleicht mal. Ich habe mich viel engagiert. Jetzt sehe ich es eher so, dass ich versuche, in meinem direkten Umfeld das zu leben, was mir wichtig ist. Solidarität gehört dazu, Mitmenschlichkeit und bewußter Konsum. Kaffee, Schokolade nur fair-trade und irgendwann ist auch ein fair-phone dran. Klamotten second hand oder wenn ich weiß, wo und wie sie produziert wird. Das geht nicht immer und überall, aber ich gebe mein Bestes. Es gibt ein schönes afrikanisches Sprichwort:
    Viele kleine Leute in vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.

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