Zeit für wichtige Dinge, trotz Distanz und manchmal Bauchgrimmen.

Es wird Zeit, wiedermal zu bloggen. Ich habe gerade zu tun wie in der Heuernte. Warum mir das Zuhause-Sein nicht schwerfällt, weiß kein Schwein. (Haha, der Sprachausdruck wird mal ein Blogeintrag)

Balkonfreuden

Ach ja, zu tun habe ich immer. Langeweile kenne ich nicht. Ich finde es gut, wenn man sich Gedanken darüber macht, mit was man sich schon immer mal beschäftigen wollte, ohne dass man dazu gezwungen ist. Also vor Krisen.
Ich bin zu Hause und ich habe Zeit. Das, was mir Spaß macht, habe ich schon lange gefunden. 

Im Moment habe ich so viele Projekte am Wickel, so dass ich echt zu tun habe wie in der Heuernte. Das war gut, weil es mich ablenkte und mir die Angst nahm. Inzwischen habe ich mir Rahmen und Grenzen gesetzt, weil die Zeit schon manchmal knapp wird. Meine Projekte will ich auch gut zu Ende bringen.
Ich spinne Wolle für meinen Pullover und kämpfe auch noch ein bisschen mit dem neuen Spinnrad. Freunde haben mir Gartenzeitungen zukommen lassen und die studiere ich jetzt förmlich. Schädlingsbekämpfung und Düngung auf ganz natürliche Art wird Schwerpunkt werden bei der Balkonbepflanzung und Gartenarbeit. In den Pausen sitze ich auf meinem Balkon.

Lange Zeit war das Insektenhotel unbenutzt.
Es sind wirklich fleißige Bienchen.

Zwei Jahre stand mein Insektenhotel aus Todholz leer. Eine lange Zeit. Die Insekten kuckten es nicht mit dem Poppes an. In diesem Jahr ist ein unglaubliches Gesummsel und Gewerkel da oben auf dem Regal.
Die Wildbienen bauten eifrig. Unten auf dem Fußboden liegt jetzt so etwas ähnliches wie Sägespäne. Ich glaube, die Bienchen fressen eine Höhle ins Holz. Es ist spannend, ihnen zuzusehen. Manchmal gab es aber auch Zoff. Ich hoffe, dass sich nicht Fressfeinde eingeschlichen haben.
Meinen Kaffee hab ich manchmal fast zu trinken verpasst.

Brut abgelegt und die Kinderstube fein verschlossen.

Ich weiß nicht, ob es an der Zeit jetzt liegt, aber immer öfter fallen mir Menschen ein, die in meinem früheren Leben mal sehr wichtig waren und die ich mochte, dann aber ein bisschen aus den Augen verloren hatte. Also habe ich die Telefonnummern herausgesucht und mich hinter den Apparillo geklemmt. Heute habe ich in meinem Dörfchen angerufen. Von dort bin ich vor acht Jahren weggezogen. Manche Menschen von dort habe ich nicht vergessen.

Der Anlass allerdings war ein sehr Trauriger. Der Sohn meiner ehemaligen Nachbarin ist verstorben. Sowohl der Jan, als auch ich kannten ihn als liebenswerten Menschen, als einen, der immer hilfsbereit war und nie seinen Humor verlor. Man sollte nie zu lange warten, um das auch mal zu sagen. Es könnte schnell zu spät sein.
Ich hätte die Nachbarin gerne mal in den Arm genommen.

Zuwachs im persönlichen Schafstall
Zuwachs im persönlichen Schafstall

Ich kann mich ganz gut beschäftigen, aber aller vier Tage packt mich die Angst schon arg, wenn ich an den unsichtbaren Feind da draußen vor meiner Türe denke. So vieles verändert sich gerade und ich weiß nicht, was noch so zu erwarten ist. Mein sonst so muffliger Postbote fragte mich heute ganz leise: „Sagen Sie, wie geht es ihnen denn?“
An manchen Tagen tröstet mich keine Lieblingsmusik, kein Buch. Man muss nicht immer tapfer sein, oder?

In dem Päckchen heute waren viele feine Dinge, die helfen, diese Krise durchzustehen. Und auch mein ganz persönlicher Schafstall hat Zuwachs bekommen. Liebe Familie Momo, ich danke euch sehr. Es hilft alles ungemein, auch die Nervennahrung. (Auch meine Penny hat sich schon mal über ein Leckerchen her gemacht.)

Wir müssen das alle schaffen durch diese blöde Zeit zu kommen und wir werden das wiewohl schaffen. Bleibt gesund und lasst es euch gut gehen.

10 Gedanken zu „Zeit für wichtige Dinge, trotz Distanz und manchmal Bauchgrimmen.“

  1. In unserem Insektenhotel, das sich Wildbienen und Feldwespen teilen, tummeln sich seit Jahren auch einige Ameisen. Ich habe dagegen nichts unternommen, da ich denke, dass die Bienen nicht so emsig wären, würden die Ameisen ihnen schaden. Auch wenn es jedes wäre, wüsste ich nicht, was ich dagegen tun könnte ohne die anderen zu gefährden. Es ist die Natur, die das regeln muss.
    Was die Schädlingsbekämpfung bei den Blumen betrifft, werde ich, wie im letzten Jahr, Marienkäferlarven sammeln. Die waren sehr hungrig und haben sich an den Blattläusen die Bäuche vollgeschlagen. Es war nebenher auch sehr interessant zuzusehen, wie sie sich zu den kleinen von fast allen geliebten Glücksbringern entwickelten und schließlich davonflogen.
    Liebe Grüße schickt Elvira

    1. Ich greife auch nicht ein, überlege nur, ob ich mir irgendwann noch ein Stück Todholz mitnehme. Es sieht ja auch noch schön aus, da oben auf dem Wandregal. Mein neuer Balkon ist größer. Da findet sich schon ein Plätzchen. Das Gesummsel gefällt mir sehr. Es ist fast wie auf einer Wiese.
      Liebe Elvira, ich schick dir liebe Grüße. Bleib gesund, dass du dich auch in diesem Jahr wieder über die kleinen Sonnenkäfer freuen kannst.

  2. Vor dem Feind da draußen soll man durchaus Respekt haben, aber keine Angst. Denn die lähmt, und behindert den klaren Blick. Wenn man sich an einige wichtige Bestimmungen hält, dann kann man den Virus eigentlich gut in Schach halten. Grade jetzt ist es da draußen so wunderbar, so wohltuend. Die Natur explodiert förmlich in einem schier überbordenden Rausch an jungem Grün und herrlichen Blüten…
    Hätte ich altes Holz mit Wildbienen auf dem Balkon, würde ich das Treiben auch voller Spannung und sehr oft beobachten. Ich schau auf meinen Ausflügen auch immer sehr gebannt zu, wenn ich auf eine Heimstatt wilder Bienen oder Hummeln stoße…
    Ich bewundere dich für deine vielen schönen und guten Projekte. Und wünsche dir viel Erfolg und Freude dabei.
    Herzliche Grüße!

    1. Ja, Angst ist nicht das beste der Gefühle. Ich habe sie aber trotzdem, nein nicht ständig, aber ab und an heftig. Gleich mehrfach gehöre ich zur Risikogruppe.
      Ich freue mich sehr über das Treiben im Insektenhotel. Es ist interessant, alles zu beobachten und es ist ein Stücke Normalität. Auch hier werde ich einen Umzug organisieren müssen. Bis dahin ist die Brut verstaut und kann mit.
      Liebe Grüße zu dir und vielen Dank für deine Hilfe.

  3. Nein, man muss überhaupt nicht immer tapfer sein. Ich selber habe selten wirklich Angst. Respekt ja, aber Angst habe ich eher nicht. Ich halte mich an alle Vorsichtsmaßnahmen, aber ob ich es wirklich verhindern kann, angesteckt zu werden, ich weiß es nicht. Das Problem mich zu beschäftigen, habe ich auch nicht. Mein Job fordert mich sehr und ich habe bisher weder nebenbei die Bude renovieren können, noch 7 Fremdsprachen gelernt. Richtig raus komme ich nur am Wochenende und das brauche ich dann auch. Ich bin dann immer froh, dass wir gerne an wenig frequentierten Orten unterwegs sind und mit unseren Kameras umherstreifen können. Das Erwachsen der Natur ist ein wohltuender Gegenpol zu allem, was so auf uns einprasselt. So langsam würde ich allerdings doch gerne mal wieder den Radius erweitern, aber das ist nun wahrlich eher ein Luxusproblem.

    1. Da sitzen ja gerade Völkerstämme von Mathematikern und berechnen Modelle, wie sich das alles entwickeln könnte. und mit welcher Wahrscheinlichkeit wieviele wann betroffen sein werden. Ich sage es ja, das war mir schon immer zwar einleuchtend und trotzdem suspekt. Ich mag denen nicht zuhören, hoffe, dass wir das alles gut überstehen. Vorsichtig sind wir ja nun mal. Danke für deine Unterstützung.
      Meine Nordsee werde ich in diesem Jahr wohl wieder nicht sehen. * grummel* Aber das wäre auch ohne Corona schwierig gewesen. Ich muss erstmal umziehen und generell mobiler werden. Wie auch immer. Auf meine Beine kann ich mich leider nicht mehr verlassen. Schon damit hätte ich genug zu tun und nun kommt noch der Mist mit dem Virus dazu. Auch außerhalb des Landes gibt es Dinge, die mich wütend, traurig, fassungslos machen.
      Um so besser, dass ich Freunde habe. Auch wenn die manchmal verdammt weit weg sind.
      Grüße in den Norden. Ich hätte ja fast geschrieben, dass ihr mal Regen schicken sollt, abe ihr habt ja selber keinen.

  4. Das mit dem tapfer sein, wird deutlich überschätzt, denn das kann eh keiner, also sich lieber ab und an eine kleine Auszeit davon gönnen und mal ordentlich losheulen. Langeweile kenne ich auch nicht, habe ich auch nicht. Also hab es fein und freue dich an den Bienen. Hier sind auch recht viele unterwegs.

    1. Wie Recht du hast. Und es gibt auch manchmal Tränen. Da bin ich wütend, traurig, fassungslos und manchmal auch alles zusammen.
      Mein Holz auf dem Wandregal ist recht groß. Heute sind auch noch große Bomber da. Ich weiß nicht, ob dort ganz verschiedene Insekten zusammen leben können. Löcher und Hölen gibt es ja genug. Vielleicht können die das besser als wir Menschen.
      Ach Karin, ich würde jetzt gerne ein Käffchen trinken mit dir.
      Liebe Grüße an dich und Viktor.

  5. Liebe Gudrun, da haben die Bienchen ja ein tolles Zuhause gefunden. Toll.
    In meinen kleinen Insektenhotel summt es auch ordentlich und es gibt auch Zoff. Der endete im Wasserschälchen. Was machen wir mit unseren Bienenhotels wenn wir umziehen??
    Ich versuche gerade Nasen-Mundschutz zu nähen. Klappt nicht immer. Bin am Testen wie es am Besten mit dem Material klappt das ich zu Hause habe.
    Bei der Arbeit haben wir auch erstmal Selbstgenähte. Die Guten sind gut behütet, für den Fall,der hoffentlich da nicht eintritt.
    Und das wütend und verzweifelt sein kenne ich auch. Völlig normal.
    Wir schaffen das. Sonnige Grüße Marion

    1. Liebe Marion, ich werde das Hotel mitnehmen in einer wirklichen Nacht- und Nebelaktion. Viele der Löcher sind schon verschmiert. Da wächst bestimmt schon was drinnen. Mal sehen, was auf dem neuen Balkon wird.
      Ach ja, du bist ja ganz nahe dran am Geschehen mit diesem elenden Virus. Ich drücke dir ganz, ganz fest die Daumen, dass nix passiert, dass ihr alle gut durch den Mist kommt und das dir und deiner Tochter nix passiert. Haltet durch, ihr Lieben.

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