Von 62 Lämmern, Raffzähnen und Eisblumen in der Nacht.

Der Ostersonntag ist also nun auch vorbei. Es ist schon komisch, dass es so ruhig bei mir war. So still war es noch nie bei mir zu Ostern.

natürlich keine Eisblumen, aber der Osterkaktus blüht

Wie ich auf Eisblumen komme? Ach das sage ich gleich noch.
Alles in allem war es heute ein guter Tag. Das Wetter war prima und ich konnte im Hemdchen draußen auf dem Balkon sitzen und mir Sonne gönnen. Nachrichten habe ich versucht auszublenden. Das ging nicht so ganz. Es gab gute Nachrichten und welche, die mich auf die Palme brachten. Und an der Stelle kämen jetzt die Eisblumen ins Spiel, aber ich erzähle mal der Reihe nach.

Eine gute Nachricht war, dass beim Nabu in den Kulkwitzer Lachen bei Leipzig über sechzig Lämmer geboren worden waren. So viele kleine , blütenweiße Schafzwerge! Leineschafe hält man dort. Einmal um eine alte, vom Aussterben bedrohte Schafrasse zu erhalten und andererseits, um besondere Weideaufgaben in dem Naturschutzgebiet zu erfüllen.

Diese gute Nachricht machte mir besondere Freude, weil ich Wolle genau der Leineschafe heute gekämmt und versponnen habe. Den Schafen geht es also gut und auch die Lämmer sind alle in guten Händen.

eine gute Nachricht von meinen Wollliferanten

Dann aber legte sich mir noch eine schlechte Nachricht auf den Magen.
Textilindustrie haben wir ja fast keine mehr. Wir lassen in Asien nähen, weil dort so gut wie keine Personalkosten entstehen. H&M und auch C&A, und wer weiß wer noch, haben nun alle Lohnzahlungen gestoppt und nehmen auch die bestellte Ware nicht ab. Für die Näherinnen ist das eine Katastrophe. Der FDP-Lindner zerrt zwar an den Seilen, dass die Wirtschaft wieder hochgefahren werden soll, aber im Falle der Näherinnen kommt Corona gerade Recht. Die haben nämlich keine Lobby. Ich finde das schlimm, um nicht zu sagen zum Kotzen.

Gute Nachrichten und auch schlechte liegen eng beieinander. Manchmal kann ich das nicht ausblenden. Ich weiß aber ganz genau, bei wem ich keine Klamotten kaufe. Nein, Reichtum habe ich nicht an der Türe stehen, aber solche Kleidung will ich nicht.

Und nun kommen wir mal zu den Eisblumen.
Die begegneten mir natürlich nicht auf meinem warmen Balkon, aber in einem Lied von „Subway t0 Sally“. Heute habe ich mal nicht AC/DC gehört, schön laut natürlich, um mich ab zu reagieren. Die Eisblumen und anders hat geholfen und gut getan. Und nachdenken darüber, in was für einer Gesellschaft ich leben möchte, konnte ich auch noch.

natürlich keine Eisblumen, aber der Osterkaktus blüht
natürlich keine Eisblumen, mein Osterkaktus blüht

15 Gedanken zu „Von 62 Lämmern, Raffzähnen und Eisblumen in der Nacht.“

  1. H&M, C&A, Adidas, Deichmann und etliche andere haben auch als erste angekündigt, hier keine Mieten mehr zu zahlen. Da geht mir auch der Hut hoch… Konzerne mit Riesen-Gewinnen, sicherlich auch der ein oder anderen Rücklage…. und hier in meiner Nachbarschaft kämpfen kleine und kleinste Läden, mit viel Liebe betrieben, um’s Überleben, weil sie eben nicht einfach mal die Miete kürzen oder gar nicht zahlen können.
    Ich kaufe schon lange nicht mehr bei denen, die billig auf Kosten der Menschen in Bangladesh und sonswo herstellen. Entweder Second-Hand oder eben Marken, wo sich wenigstens halbwegs der Herstellungsprozess nachvollziehen lässt. Leider ist das gerade bei Klamotten nicht ganz einfach. Neben Lohndumping und Ausbeutung kommt oft auch noch ein massives Umweltproblem dazu, wenn z.B. das Färben nicht unter Einhaltung von Umweltschutz erfolgt. (Mal ganz abgesehen davon, das man das Gift selber auch noch direkt auf der Haut trägt-unserem größten Organ).
    Bei meiner Freundin in Mecklenburg springen auch gerade etliche Lämmer rum, täglich werden neue geboren.

    1. Einen Lämmerkindergarten zu beobachten ist wirklich eine Freude. Ich habe damals Tränen gelacht bei dem Eigentlich wollte ich ein Wpchenende bei Freunden im Landkreis verbringen zur Lammzeit. Corona kam dazwischen. Aber auch im nächsten Jahr werden wieder Lämmer geboren.
      Es fällt mir verdammt schwer, aber ich bin froh, dass ich „Ordnung“ in meinem Kleiderschrank habe. Mal sehen, ob ich noch einige feine Onlineshops für Second Hand finde. Mal schnell losziehen,,geht bei mir schlecht.

      1. Ich gucke und kaufe häufiger über Ebay, Ebay Kleinanzeigen oder Kleiderkreisel. da kann man ja auch gezielt nach bestimmten Marken suchen.

  2. Gut und Schlecht liegt oft sehr nah beieinander. Solange noch jemand Billigklamotten kauft, wird sich in Indien und anderswo nichts ändern. Überhaupt: Die heutige Wirtschaft wird nur sozialer, wenn sie dazu gezwungen ist. Corona erschüttert ein System, unser Ellbogen- und Konkurrenzsystem. Das eröffnet auch neue Chancen Veränderungen mitzubestimmen. Es liegt sicher auch mit am politischen Interesse der Bevölkerung ihre gewählten Vertreter in eine gerechtere Richtung zu winken.

    1. Ob das gelingt, liebe Isa, wage ich zu bezweifeln. So viele werden ihr gewohnte Leben nicht ändern wollen. Andere haben keine Lobby.
      Meine Mutter hatte mir davon erzählt, was sich die Menschen in ihrer Umgebung nach dem 2. Weltkrieg versprochen hatten. Und sie sagte mir auch, dass das historische Gedächtnis leider kurz ist. Ich fürchte, dass nach der Pandemie auch wieder vieles vergessen wird.

  3. Hallo Gudrun,
    es ist zu niedlich, kleine Lämmchen zu beobachten :-).
    Das Foto vom Kaktus ist toll geworden!
    Viele Grüße und einen schönen Ostermontag, Katja

  4. Liebe Gudrun, die Gier der großen Konzerne steigt ins Unermessliche – reich – reicher – am reichsten – und dann hier bei der kleinsten Ungelegenheit keine Miete mehr bezahlen.
    Alle Meldungen aus den armen Ländern gehen mir so an die Nieren, weil ich diese Dritt- und Viertklassengesellschaft noch nie verstehen konnte.
    Leider ist es bei uns für Geringverdiener, Rentner und Hartz-IV-Empfänger verständlich, wenn die bei diesen Billigverkäufern einkaufen.
    Wenn es einen menschenfreundlichen Weltenherrscher gäbe – was würde er zuerst auf der Welt ändern?
    Liebe Grüße von Clara

    1. Es wäre jetzt Gelegenheit und auch eine Chance, international enger zusammenzuarbeiten, nicht nur, was das Finden eines Impfstoffen anbelangt. Ich fürchte aber, dass es da weiter viele Hürden gibt. Menschengemachte.
      Mein Kleiderschrank ist sehr übersichtlich. Ich möchte aber auch nicht, dass er sich aufbläht. Und deshalb kann ich prüfen, wo oder besser bei wem ich meine Klamotten kaufe. Nur mit Schuhen habe ich noch Probleme.
      Ich schicke dir mL liebe Grüße nach Berlin. Mein Jan ist auch da und eigentlich war er immer zu Ostern bei mir. Naja, ist halt so.

  5. Ich kaufe grundsätzlich nichts bei diesen Ausbeutern, nicht nur in Zeiten der Krise. Second Hand oder eben ein deutscher Sportausstatter sind meine Wahl oder Selbstmachen. Hier waren es ruhige Tage, mit wenig Internet und viel Kartenspielen, Hörbuch und lecker Hefekranz. Hab es fein

    1. Mit dem Selbermachen bei Kleidung habe ich mich noch schwer. Nähen kann ich nicht und der Pullover ist bis jetzt nicht aus der Planungsphase heraus gekommen. Kashmir-Pullover für einen Appel und ein Ei kommen mir nicht in die Tüte. Der Preis konmmt zustande, weil Tiere und Menschen geschunden werden..Nee, das will ich nicht.
      Ruhig ging es hier auch zu. Wahrscheinlich wäre mein Jan jetzt auf dem Rückweg nach Hause, wenn Corona nicht wäre. So war ich das erste Ostern alleine.
      Bleibt gesund, ihr beiden in Kiel.

  6. Liebe Gudrun,
    na die Nachricht über die Geburt der Lämmer habe ich ja bereits über Facebook mitbekommen. Das ist eine Freude! Mögen sie gesund und munter aufwachsen. Bei uns war es auch ganz ruhig im Haus, kein Besuch: Zum Geburtstag nicht, zu Ostern nicht. Die Mädels hätten kommen wollen, aber ich habe das Veto eingelegt. Ich bin mir zwar nicht so ganz sicher, ob alle Informationen die auf uns herab“geprügelt“ werden bezüglich der CoronaKrise der Wahrheit entsprechen: Sogenannte Verschwörungstheorien gibt es zu Hauff, manches erscheint mir gar nicht so abwegig, aber ich denke, dass die Wahrheit wahrscheinlich irgendwo zwischendrin liegt. Nichts desto trotz habe ich bewusst meinen gesunden Menschenverstand eingeschaltet und habe mir gesagt: Da ich nicht nachprüfen kann, ob die Statistiken und Untersuchungsergebnisse stimmen, werde ich mich dennoch so verhalten, dass ich die Schutzmaßnahmen nicht nur für mich selbst sondern eben auch für uns Alle einhalte und da bin ich konsequent geblieben, auch wenn es schwerfällt. Also nach dem Motto: Lieber vorsichtig sein und es wäre vlt. nicht nötig, als mir irgendwann den Vorwurf machen müssen, dass ich Wesentliches versäumt habe! Aber die Bestrebungen nach der (freiwilligen) Überwachungs- App stimmen mich schon sehr sehr nachdenklich…

    1. Ich habe inzwischen meine Informationsquellen gefunden, Quellen denen ich vertraue. Das sind meist nicht Leute, di sich profilieren wollen. Das haben die nicht nötig. Es ist eine neue Erkrankung, von der man nie weiß, wie sie sich weiter entwickelt. Niemand weiß das. Man kann sich nur auf Studien verlassen, die international laufen. Spekulationen oder Schnellschüssen glaube ich da gar nicht. Auch, wenn sie einfach gestrickt sind und nicht so anstrengend.
      Es ist gerade viel unterwegs. Gestern laß ich, dass es nicht vertretbar sei, die Alten zu schützen und auch, dass sie ja gar keiner gefragt hätte. Das hat mir Tränen in die Augen getrieben. Ich hatte mächtig zu kämpfen, denn ich möchte nie erleben, dass ökonomische Belange vor die Gesundheit der Menschen gestellt werden.

      Über die Lämmer habe ich ich mich gefreut. Wir haben damals ja nur einige Nachzügler gesehen. 🙂

      Liebe Beate, es wird vorbei gehen und ich hoffe, dass wir es gut überstehen. Bleib bitte gesund.

    2. Die App ist wohl weniger bedenklich als ein facebook account und ganz ehrlich, jeder der mit einem Smartphone unterwegs ist, liefert u.a. Google den ganzen Tag Daten. Wer mit EC Karte bezahlt und noch seine Kundenkarte vorlegt, liefert auch permanent Daten. Be i so eine App ist der Aufschrei dann plötzlich groß.

      1. Ich sehe das auch so, habe mich damit auch beschäftigt.
        Es ist alles sehr schlimm, was passiert ist und was passiert, aber es gibt auch Hoffnung, dass wir das noch ganz gut hinbekommen. Ich möchte, dass alle Chancen genutzt werden, um die Pandemie einzudämmen.
        Vor Jahren bin ich noch gegen Überwachung und Datensammelei auf Demos gegangen. Wie oft musste ich mir sagen lassen: Ich habe doch nichts zu verbergen. Warum dann jetzt auf einmal?
        Es ist schwierig, aber manches ist sicher sehr hilfreich. Und deshalb sitze ich auch ohne zu murren zu Hause.

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