Mit spitzer Nadel mit Widerhaken

Gerade jetzt ist es mir mal wieder klar geworden, wie wichtig Ruhe ist. Keinerlei Lärm, keinerlei Aufgeregtheiten, keinerlei Gerede, Stille. Internet bleibt aus, eigene Aktivitäten ebenda sind heruntergefahren. Ich brauchte das, um mit dem neuen Medikament klar zu kommen und Vertrauen zu haben, dass es schafft, mein Rheuma in die Schranken zu weisen. Nebenwirkungen gibt es und ich hoffe, dass die Zeit für mich spielt. Also durchhalten.
Weil ich nicht die Hände und Füße stillhalten kann, habe ich die Filznadeln und Wolle ausgekramt und mich mal wieder dem Nadelfilzen gewidmet. Die spitze Nadel mit Widerhaken, das ist meine Filznadel.

Mit spitzer Nadel mit Widerhaken: Nadelfilzen- ein strickendes Schaf

Mit spitzer Nadel ist ein sitzendes und strickendes Schaf erstanden, welches sein Lämmchen einstrickt. Fertig ist es noch nicht, denn ich will noch zeigen, wo die Wolle oder das Garn herkommt. Ist das dann geschaft, gebe ich mir mal mehr Mühe mit einem Foto. Für heute soll das reichen.

Die Tätigkeit hat dafür gesorgt, dass ich meine Denke wieder gut gebrauchen kann. Nicht nur das Medikament machte mir zu schaffen, sondern auch die Sorge um meine Familie am anderen Ende der Welt. Alle sind US-Bürger, aber man weiß ja nie, was noch passiert. Es ist immer gut, einen Plan B zu haben und meine Familie hatte einen. Man könnte ja auch in das Land der Familie des Schwiegersohnenes gehen, aber der orange Mann schlägt gerade mal wieder um sich, bedroht das Land und erwägt auch militärische Invasion.

Dann eben Plan C. Das heißt, meine Tochter kommt nach Deutschland zurück. Und gerade in alle Überlegungen patzt so ein arroganter „Geist“ mit seinem Geningel über das Störende im Stadtbild. (Er kann mich ja mal besuchen und dann könnte ich ihm mal sagen, was mich am Bild meiner Stadt so stört.)
Es hilft nix, wir werden halt weiter denken müssen.

Ich arbeite jetzt gleich an der dritten Figur weiter. Wenn die Nadel in die Wolle trifft, dann entsteht ein Geräusch, als ob jemand neben mir Möhren schnurpst. richtig beruhigend ist das. Und genau das tut gut. Ein Möhren schnurpsender Mensch ist mir auf alle Fälle viel lieber als der Orange mit der Abrissbirne oder der mit dem Pürzel auf der Hohen Stirn.

Ist der Plan auch gut gelungen …

… verträgt er doch auch Änderungen

Zuerst brauche ich immer einen Plan. Das kann einfach dahin gekritzelt sein, aber ich brauche meine Arbeitsgrundlage.
Hüttenschuhe kann ich nicht zweimal stricken, also habe ich ein ganzes Weilchen überlegt, wie ich sie diesmal fertige. Ich entschied mich dafür, vorne ein Zopfmuster zu stricken. Damit ich es nicht wieder vergesse, hab ich mir eine Skizze gemacht.

der ursprüngliche Plan

Für die Hüttenschuhe hatte ich Wolle vom Jacobsschaf geordert. Sie ist recht stabil, aber trotzdem weich. Es muss alles schließlich wieder ein Jahr halten.
Die Wolle war im Kardenband, drei Farben in Strängen zusammengefasst. Humbug nennt man dann das kardierte Ergebnis. Nach dem Spinnen hatte ich aber plötzlich ein Problem und so erforderte der Plan Änderungen.

Ich hätte schon meinen geplanten Zopf stricken können, aber in dem scheckigen Garn wäre er nicht zur Geltung gekommen. Also setzte ich mich wieder ans Spinnrad und produzierte noch cremfarbiges und schwarzes Garn, nachdem ich mir einen neuen Plan zusammengehirnt hatte.
Die Zopfmuster-Idee gibt es halt das nächste Mal mit weißem Garn.

Zofpmuster fand ich im mellierten Garn nicht mehr gut- also Plan ändern

Jetzt konnte die Strickerei wirklich losgehen. Ich musste immer mal eine Pause machen, denn das dicke Garn war nicht so leicht zu verstricken. Noch dickere Nadeln wollte ich nicht nehmen, denn es sollte ja dicht werden. Schuhe sollten es werden und kein Kuschelschal.

Ganz fertig bin ich noch nicht. Es müssen noch außen Sohlen dran und weiche Lammwollsohlen hinein. Ich denke, dass der Beschenkte warme Füße haben wird, ohne im „eigenen Wasser“ zu stehen.
Mein neues Rheuma-Mittel sorgte dafür, dass meine Gelenke in den Händen ihre Steifheit verloren und gut durchhielten. Das ist eine richtig gute Nachricht. Ich freue mich und hoffe, dass es so bleibt.

„Ist der Plan auch gut gelungen, verträgt er doch auch Änderungen.“ Dieser Spruch war zu DDR-Zeiten allgegenwärtig. Es klappte vieles nicht so, wie ursprünglich gedacht. Und so wurden wir zu ganz guten Improvisations-Künstlern. Manchmal machte das aber auch recht zufrieden.

Die Schafe in dem Watte-Meer

Ein netter Kommentar von Roswitha hat mich daran erinnert, meine Schafgeschichten weiter zu schreiben. Schafe waren eine Zeit lang meine täglichen Begleiter. Ich habe sie beobachtet und ihr Verhalten kennengelernt. Nach einem Weilchen konnte ich ihr Vertrauen gewinnen und bekam ihre Zuneigung zu spüren. Das tat gut, beiden Seiten wahrscheinlich.

In meinem Rucksack steckte so allerlei, wenn ich zu den Schafen ging: eine Pinzette und Betaisadona, falls mal wieder ein Fremdkörper in der Hütehund-Pfote steckte, Wasser, ein Messer, … Nur eines hatte ich nicht: eine Kamera. Und weil es kaum Fotos gibt, beschreibe ich eben mal ein besonderes Ereignis, welches mich bis heute bewegt.

Eines Tages im Herbst war ich auf einem Feld eines Bauern unterwegs. Es war ein ganz ordentlicher Sturzacker, aber die Schafe durften den Auswuchs der letzten Feldbestellung fressen. Das machten sie gern und ganz nebenher düngten sie das Feld und mit ihrem goldenen Tritt sorgen verbessern sie den Boden. Schafe sind Paarhufer und schwer genug, mit ihrem Gewicht auf die Klauen, die Erde zu verfestigen. Gleichzeitig sind sie aber leicht genug, sie nicht zu verdichten.

Herbstzeit - unterwegs iim Nebel
Das Feld im Nebel

Es war neblig als wir loszogen. Meine Haare hingen mir bald in feuchten Strähnen ins Gesicht und die Füßen zierten dicke Erdklumpen an den Schuhen. Meine Hände waren immer schmutzig, wenn ich bei den Schafen war, denn irgendwas war immer. Elegant ist anders, aber ich fühlte mich da draußen mit den Tieren sauwohl. (Oder sollte ich eher „schafwohl“ sagen?)

Die Luft war kühl und roch nach Erde. Es tat gut, so richtig mit Bedacht ganz tief durchzuatmen. Über uns zogen Scharen von Vögeln hinweg und in den Bäumen am Feldrand zankten sich einpaar Krähen. Ansonsten war eine wunderbare Stille, welche nur ab und an von einem „Määäh“ durchdrungen wurde. 

In dicken zerfransten Schwaden waberte der Nebel über das Feld. Im Laufe des Vormittags bemerkte ich, wie sich oben am Himmel der Nebel lichtete. Die Sonne war zu sehen, zuerst verhalten und dann immer stärker. 

Wie ein Vorhang aus milchigem Dunst senkte sich der Nebel der Erde entgegen. Und plötzlich, im Gegenlicht, sah es so aus, als stünden die Schafe in einem Meer aus Watte. Nur der Rücken und der Kopf der Tiere war zu sehen. Die Lichtstrahlen der Sonne, die die Erde erreichten, verwandelten die Landschaft mit den Schafen in ein wunderbar geheimnisvolles Bild. 

Wie friedlich und ruhig das aussah! Dieses Bild vergesse ich nie wieder, auch wenn ich kein Foto davon besitze.
(Die Schafe unten auf dem Bild stehen zwar auch auf einer nebligen Wiese, aber an der Nordsee. Das Foto hat meine Tochter gemacht.)

Ich bin froh, dass Roswitha mich an das Schreiben erinnert hat. Und so kann ich wieder eine Schafgeschichte in den Sammel-Ordner legen

Schafe unterwegs im Nebel
Foto: S. Schröder

Wolle, Wolle, Wolle. Wärmendes auch für die Seele.

Die Begegnung mit den Schafen am letzten Wochenende hat mir gut getan, so gut, dass ich wieder Lust bekam auf mein Spinnrad und Wolle. Islandwolle habe ich versponnen. Sie duftete noch ein bissel nach Schaf. Mir gefällt das, weil ich mir dann vorstellen kann, unter ihnen zu sein. Schafe haben mir vor vielen Jahren meinen Lebensmut zurückgegeben und die Beschäftigung mit der Wolle sorgt auch jetzt dafür, dass mich Glück durchströmt.

Ich möchte mit dem Weben beginnen und die Kettfäden werden aus Islandwolle sein. Die Wolle ist nicht weiß, eher grau, aber wunderbar weich und dennoch strapazierfähig. Aber auch andere Projekte galt es zu planen und zu machen. Und jedesmal ist das wieder ein kleines Abenteuer und eine gr0ße Freude, wenn es fertig ist zum Verschenken.

Garn aus der Wolle der Islandschafe
„Wolle, Wolle, Wolle. Wärmendes auch für die Seele.“ weiterlesen

Sophie Scarf, eine Wärmflasche und eine neue Spindel

Ein Rheumaschub und eine Zahn-OP zwangen mich mal wieder dazu, die Füße etwas still zu halten. Ein Problem ist das nicht, denn beschäftigen kann ich mich immer und ganz gut. Diesmal habe ich gestrickt für meine Töchter. Bis Weihnachten will ich nicht warten und werde das Gestrickte jetzt verschenken.
Bei der einen heißt das Produkt „Sophie Scarf“, bei der anderen ist es eine neue Hülle für die Wärmflasche. Selbstgesponnenes Garn habe ich noch reichlich. Es wird mal wieder Zeit, davon etwas zu verarbeiten.
Also los!

Strickutensilien

Sophie Scarf gibt es nicht im Laden zu kaufen

Bei meiner Reise nach Kalifornien hab ich mir dort Garn gewünscht. Ich musste meine Hände beschäftigen. Wollgarn gab es keines, Acrylgarn aber schon und dazu war es auch noch teuer. Ein Knäuel habe ich mit nach Deutschland gebracht, aber da lag es nur rum. Bis jetzt.

Meine jüngste Tochter mag keine Schafwolle. Als ich aber ein Gestrick der dänischen Designerin Mette Wendelboe Okkels entdeckte, wusste ich, wie ich das Acrylgarn verarbeiten kann. Ich strickte für meine Tochter den Sophie Scarf, den man nicht kaufen kann und den es nur selbstgestrickt gibt. Was das ist und wie eine Dänin mit dem Stricken ein Millionenpublikum erreicht, kann man hier nachlesen.
Und meine fertigen Schals gehen jetzt auf die Reise.

Eine Wärmflasche bekommt einen neuen Bezug

Ich fragte meinen Sohn, ob er seine Wärmflasche mit Bezug noch hat. „Ja, irgendwo, aber ich habe ja eine Wärmedecke.“
Schön. Da bereiten sich die Leute auf Krisen vor, kaufen Feuerzeuge, Kerzen, Wasser… Und was, wenn es mal keinen „Strom aus Wand“ gibt? Also, meine Wärmflasche verborge ich nicht. 🙂

Vor über 20 Jahren hatte ich meiner ältesten Tochter eine Wärmflasche geschenkt und einen Bezug aus selbstgesponnenem Garn im Zopfmuster gestrickt. Sie ist genau so eine Frostbeule wie ich und hat sich gefreut über ihr Geschenk. Ich hatte das längst vergessen und konnte es gar nicht glauben, dass es Wärmflasche und Bezug noch gibt.

Als meine Tochter in die USA auswanderte, nahm sie Wärmflasche und Bezug mit. Nach den vielen Jahren im Gebrauch sah der Bezug nun arg „zerfleddert“ aus und hatte schon Löcher. Ich schickte ihr eine neue Wärmflasche mit einem Fertigbezug. Sie schrieb mir dann, dass der Enkel Schafwolle liebt und lieber die Wärmflasche mit dem ledierten Bezug nimmt. Nun, da musste ich ran!
Ein neuer Bezug ist jetzt fertig und kann auf Reisen gehen.

Und was ist nun mit der neuen Spindel?

Bald kann ich mein Patenschaf beim Nabu in der Nähe von Leipzig besuchen. Ich bekomme auch Wolle aus der letzten Schur und aus der soll dickeres Garn werden für einen Teppich. Solch dickes Garn schafft mein Spinnrad nicht. Ich hätte mir einen anderen Spinnkopf kaufen müssen, mit größeren Haken und mit einem großen Einzigsloch. Das kostet ordentlich und so wollte ich das nicht.

Ich beschloss, mein Garn so herzustellen, wie es die Navajo-Indianer immer noch machen und bestellte mir bei „Das Spindelhaus“ eine Navajo-Spindel. Sie ist da und wenn ich dann die Wolle von den Leineschafen habe, werde ich es genau so machen, wie mein großes Vorbild Clara Sherman. (Achtung: Link führt zu YouTube. Das Video ist aber schön auzusehen und entspannt.) Clara Sherman ist 2010 verstorben, aber ihr Bemühen, die alten Traditionen zu bewahren und zu zeigen, leben fort. Zu gerne hätte ich die Navajos mal besucht, aber ich werde wohl nicht wieder in das Land reisen. Schade.

„Wo eine Navajo-Spindel ist, ist ein Webstuhl nicht weit“, besagt ein Spruch. Stimmt und ich freue mich sehr auf das Neue und was daraus entstehen kann.

Es war einmal – ein altes Garn.

Vor langer, langer Zeit trug es sich zu, dass ich in meinen ersten Spinnversuchen ein Garn gesponnen hatte. Es war nicht schön, eher ungleichmäßig, mal dicker und mal dünner und schließlich mit unterschiedlichen Drall gezwirnt. Die Wolle stammte aber von einem Lieblingsschaf. Ich konnte es nicht wegwerfen. Auch war ich damals froh, dass es überhaupt ins Spinnrad „hinein lief“. Und so bunkerte ich es ein in meiner Wollkiste und hatte es fast vergessen.

Ich brauchte Hausschuhe. Sie sollten schön warm halten, den Füßen alle erdenkliche Freiheit bieten und keine Seenlandschaft um die Füße verursachen, wie so manche gekauften es getan hatten. Mir fiel mein uraltes Garn aus dem vergangenem Jahrhundert (Ha, wie das klingt 😀 ) in die Hände. Jetzt hatte ich eine Idee und es konnte etwas daraus werden.

Hausschuh aus selbstgesponnenem Garn, gestrickt und bestickt.

Zuerst wollte ich wieder Fair Isle Muster stricken, aber ich hatte keine geigneten farbigen Garne. So strickte ich eben alles in Weiß und stickte die Farbe oben auf. Es war ganz schön fuddelig, aber ich glaube, die Mühe hat sich durchaus gelohnt.
Die Sohlen stelle ich inzwischen selber her, aus Filz und rauhem Reder. Es rutscht nicht und läuft sich dennoch wie auf einer Wolke.

Die Sohlen für die Hausschuhe mache ich selber.

Ich bin zufrieden und glücklich und meine Füße sind es auch.
Das Garn vom Lieblingsschaf hat nun endlich seine Bestimmung gefunden.
Sag ich es nicht immer? Man kann aus allem etwas machen.

Ich habe fertig

Ich freue mich immer, wenn ich ein Projekt fertig habe, aber gleichzeitig treibt es mich gleich wieder um, was als nächstes kommt. Zwar verabschiedet sich der Winter gerade, aber der nächste kommt ganz bestimmt.

Getestet habe ich alle Teile. Sie halten behaglich warm und nichts kratzt oder stichelt. Alles ist jetzt mottensicher verpackt und kann sich ausruhen bis zum nächsten Winter. Die Socken brauche ich allerdings noch, zur Physio.

Die Muster sind wirklich schön, aber sie zu stricken nicht so gleich. Da konnte man die Strickerin schon mal ordentlich fluchen hören.
Die Mütze habe ich nochmal gemacht. Die erste gefiel mir nicht so. Die Zweite hat nun auch ihre Quaste.

Man hat immer mindestens zwei verschiedenfarbige Fäden auf dem Finger, darf nicht in der Strickschrift verrutschen und muss die Fadenspannung halten. Zu Beginn habe ich mir fast die Finger verknotet, aber Übung macht bekanntlich den Meister. Es wurde immer besser.

Auch das Einweben der Fäden auf der Rückseite des Strickstückes war dann kein Problem mehr.
Ich kann mich noch an meine ersten derartigen Socken erinnern. Die konnte keiner anziehen, weil ich die Fäden auf der Rückseite so straff gezerrt hatte, dass sich nichts dehnte und nachgab. Nun ja, die bittersten Erfahrungen sind die nachhaltigsten, sagte meine Mutter immer.

Zählmuster

Es war aber alles eine gute Übung für mich, denn im Sommer zeigt mir meine Freundin Jutta wie man Pullover mit Rundpasse strickt. Und dann geht die Zählerei wieder los (und das Fluchen garantiert auch, nebst gelegentlichem Trennen).

Und nun, nachdem es fertig ist?
Nun stricke ich mir Sommerhausschuhe und ich habe das Gefühl, dass ich nicht mehr viel Zeit habe. Der Gastkater strolcht schon wieder länger draußen herum und Meisi versucht seiner Holden, ein Eigenheim schmackhaft zu machen. Bitte, bitte, Frau Meise, hör auf ihn. Ich habe nämlich vom Balkon einen feinen Blick auf den Nistkasten.

es wird Frühling

Socken, Handschuhe, Mütze, Schal – alles aus Islandwolle gestrickt

„Af góðu upphafi vonast góður endir.
Ein guter Anfang macht ein gutes Ende“.
– Isländisches Sprichwort

Jaja, es gibt mich noch und es wird Zeit, dass ich mich mal wieder um meinen Blog kümmere.
Es hatte mich ein bissel ausgebremst. Grippe, ein neues Medikament mit Nebenwirkungen und das Gefühl, in einem unsagbar schlechtem Hollywood-Film zu sein, hat nicht gerade für Hochgefühle gesorgt. Dabei bin ich doch fast fertig geworden mit meinem Wollprojekt aus Islandwolle.

Am Schal muss ich noch ein bisschen stricken. In diesem Winter werde ich ihn wohl nicht mehr brauchen.
Das Muster des Schals wird nur (bis auf den Rand) mit rechten Maschen gestrickt und in Runden. Wenn er fertig ist spanne ich ihn und lasse ihn unter feuchten Tüchern trocknen. Ich denke, dass er meinen Hals ordentlich warm halten kann, denn zwischen zwei Geweben liegt ja ein Lustpolster.

Von der Wolle und dem daraus hergestellten Garn bin ich sehr begeistert. In den nordeuropäischen Ländern weiß man, welche Wolle gut tut. Ich habe mal einen Faden der Islandwolle aufgedröselt. Da sieht man zwei Wollbestandteile, die die Wolle der Islandschafe mitbringen: einmal die weiche Unterwolle und die langen Fasern der Deckwolle. Islandschafe haben noch eine dritte Faserart, die Grannenhaare. Das sind störrische, dicke und kurze Haare, die wie Nadeln das Fell aufrichten, so dass immer ein Luftpolster zwischen den Fasern ist. Gut, wenn die Schafe bei Wind und Wetter draußen leben.

Vor dem Spinnen werden die Grannenhaare entfernt. In den nordischen Ländern macht man das, denn die wissen um die Vorteile ihrer Wolle. (Und da kratzt auch nix, lieber Emil 🙂 ) Bei uns gilt das oft als „zu aufwändig“. Ich möchte so eine Wolle mal selber aufbereiten und spinnen. Auf mein Ergebnis wäre ich sehr gespannt.

Die Wolle kann aufblühen

Bei meinem Strickprojekt mit Islandwolle habe ich noch eine besondere Entdeckung gemacht. Nach dem Stricken war das Gewebe locker und durch die Maschen konnte ich durchschauen. Nach einem Wasserbad blieb das Gestrick locker, aber es wurde dicht. Durch die Maschen konnte ich nicht mehr durch sehen. Man sagt dazu: Die Wolle blüht auf.
Bis auf den Schal trage ich die Sachen schon. Sie halten so wunderbar warm. Ich freue mich, dass ich sie habe. Sie sorgen für Geborgenheit, wie im vergangenem Jahr im OP, als ich vor Angst zitterte und eine angewärmte Decke bekam. Da war plötzlich alles gut.

Heute bekam ich eine Nachricht vom Nabu. Mein Patenschaf habe ich noch immer und diesmal kann ich es besuchen und auch Wolle bekommen. Die Wolle der Leineschafe ist wunderbar weiß. Sie spinnt sich hervorragend und trägt sich auch gut. Ich freue mich schon auf den Frühling. Dann werde ich im Garten Wolle waschen und kardieren.

Hüttenschuhe, Pantoffeln und aller guten Dinge sind „Vier“.

Mit vier meine ich nicht die vier Kerzen auf dem Adventskranz. Vier Versuche brauchte ich, um ein ganz spezielles Wollprojekt fertig zu bekommen. Jedes Mal passte mir etwas anderes nicht. Eine Anleitung hatte ich nicht gefunden, also musste das „sinnvolle Probieren“ herhalten. Die Hüttenschuhe brauchten einige Veränderungen.

Hüttenschuhe aus selbstgesponnener Wolle

Die Männer in der Familie bekommen Hüttenschuhe geschenkt, der Schwiegersohn schon aus Tradition. Gestrickt habe ich mit mehreren Wollfäden und Nadelstärke an der Grenze des Machbaren. Filzen kann ich mit den Rheumahänden nicht mehr, aber Schuhe sollen ja warm halten. Strickt mal zwei Maschen links verschränkt zusammen, wenn sechs Fäden auf der Nadel liegen. Fragt bloß nicht, ob ich geflucht habe!

Filz für Sohlen

Bisher hatte ich immer Fertigsohlen gekauft. Sie haben mir aber nie so richtig gefallen und nun waren sie auch noch ordentlich teurer geworden, wie so vieles. Also beschloss ich, die Sohlen selber zu machen. Ich besorgte dicken Filz, Kunstleder und eine Lochzange. Herr E. hat mir beim Schneiden und Lochen geholfen und ich kann aus dem nun vorhandenem Material noch viel fertigen.

Lochzange, Filz und Leder

Zuerst habe ich versucht, Filz und Leder aufeinander zu legen und zusammen an den Schuh zu bringen. Es wackelte aber wie ein Entenpopo, verrutschte dauernd und war dann wunderbar schief unter dem Schuh.
So ging es nicht und ich nähte vor dem Lochen Filz und Leder zusammen.

Sohlen und Hüttenschuhe verbinden

Nach dem Lochen habe ich die Sohlen aus Filz und Leder umhäkelt. Für die Sohlen haben wir uns übrigens Schablonen aus Pappe geschnitten in den benötigten Größen. Die habe ich jetzt im Fundus und kann jedes Mal wieder damit arbeiten.

selbstgefertigte Sohlen für die Hüttenschuhe

Den Häkelrand der festen Maschen habe ich nun mit dem Schuf vernäht. Fertig könnte man denken, aber Pustekuchen. Da ist es mir doch passiert, dass ich die Sohle verdreht hatte, im Schuh Leder war und unten der Filz. Nun ging es nach der alten Schneider-Maxime: „Meister, ich bin fertig, wir können trennen!“

Pantoffeln aus selbstgesponnener und verstrickter Wolle

Wenn jemand nachts mal ein Örtchen aufsuchen muss, möchte er nicht erst seine Füße in Hüttenschuhe basteln. Hell wach möchte auch niemand werden. Also beschloss ich, jedem Hüttenschuhbesitzer noch Pantoffeln mit zu geben. Bis ich zufrieden sein konnte mit meinen Werken bedurfte es vier Versuche. Seit den letzten Sommertagen im Garten war ich am Probieren (und feuerte alles erstmal wieder in die Ecke). Jetzt endlich war ich zufrieden, denn alles war aus einem Stück und passte. Nun noch wieder Gudruns Spezialsohlen drunter und die Pantoffelhelden können wunderbar leise nachts durchs Haus schleichen.

So, Hüttenschuhe und Pantoffeln sind fertig. Heute fasse ich keine Wolle mehr an, genieße es einfach, das zweite Türchen meines Adventskalenders auf zu machen. Und morgen werde ich mit Nadelfilzen beginnen, für die Leute im Haus, die Weihnachten alleine sind, sich aber nicht so fühlen sollen.

Weihnachtskalender mit Bildern

Herbst, im Leben, in der Stimmung.

So langsam geht der Herbst zu Ende, zumindest die schönen Seiten daran. Davon habe ich in diesem Jahr gar nicht sehr viel mitbekommen, weil es mich etwas aus der Bahn geworfen hatte.
Seit Tagen ist es außerdem neblig und trübe, und wenn ich Nachrichten lese, dann komme ich mir vor wie in einem falschen Film. Ich weiß noch nicht, wie ich mit dem ganzen Mist umgehen werde.

Herbst

„Vor dem bösen Winterwinde
Deckt er warm und sachte zu
Mit dem bunten Laub die Gründe,
Die schon müde gehn zur Ruh.“
– aus dem Gedicht „Herbst“
von Joseph von Eichendorff –

Ich finde es schön, wenn Kinder fröhlich lachend durch das Laub schlurfen. Hoffentlich kann es immer bleiben, das Lachen. Ich habe allerdings Sorge.

Vor Tagen wollte ich einfach mal was anderes denken und flüchtete in Netflix. Den ersten besten Film hab ich angemacht und landete in einer Geschichte, in der ein großer Pharmakonzern in Afrika Medikamente getestet hat. Die Geschichte beruhte auf einer waren Begebenheit. Es gab damals auch einen Prozess. Den Waisenkindern, deren Mütter gestorben waren, half das nicht. Man ging einfach wieder weg und überlies die Leute ihrem Schicksal.
„Der ewige Gärtner“ hieß der Film. Manche Bilder daraus vergesse ich nicht wieder. Ich wollte mal weg kommen vom Weinen und war wieder da gelandet.

Herbst-Laub

Gesundheitlich geht es mir besser. Nach mehreren Virenattacken hintereinander scheinen sich nun alle möglichen Schleimhäute zu erneuern. Das ist vielleicht ein „Spaß“. Egal, ich schaff das nun auch noch.

gestrickter Pantoffel

Die Lebensgeister sind jedenfalls wieder erwacht. Schon seit einiger Zeit versuche ich mich daran, Hauspantoffeln zu fertigen. Ein Versuch von Vieren war schon mal ganz gut, aber alles war viel zu umständlich. Jetzt hab ich es! Manchmal muss eine Idee halt erstmal „gären“ im Hirn, bis sie reif ist.
Jetzt kommen sowohl noch Filz, als auch Rutschstopp unter den Pantoffel. Die Sohlen mache ich nämlich jetzt selber.

Eine feine Herbst-Arbeit habe ich mir da gesucht. Zu den Hüttenschuhen, als Weihnachtsgeschenk, gibt es nun noch Pantoffeln dazu. Wenn man mal nachts auf‘s Örtchen muss, will man ja nicht erst noch in Socken krauchen, nicht wahr?

So, für heute war es das. Jetzt gleich schleiche ich an mein Spinnrad. Ich bin dabei Boucle Garn zu spinnen.