Der Tod ist überall gegenwärtig

Egal wo man sich befindet, es gibt immer und überall Momente, w0 man fassungslos ist, um Worte und Erklärungen ringt. Am Tod eines kleinen Jungen, der auch noch der Freund meines Enkels war, überschattete an diesem Tag alles. Ich habe lange überlegt, ob ich dazu schreiben soll. Schließlich steht gerade jetzt bei uns ein langes Wochenende bevor und es ist Frühling, mit Blumen und schönen Aussichten.
Ich habe mich dann doch dazu entschlossen.

Ganz zeitig am Morgen bekam meine Tochter eine Nachricht von der Lehrerin des Enkels. Sein Freund M. war tot. Er wohnte mit seiner Familie an einer stark befahrenen Straße gleich um die Ecke. Die Oma holte M. an diesem Tag aus der Schule ab. Im Wagen saß auch noch der Bruder des kleinen Jungen. Als die Oma den Jungen aus dem Auto heben wollte, raste ein LKW mit überhöhter Geschwindigkeit bei Rot über die Ampel und krachte in das Auto der Familie. Der kleine Junge starb an der Unglücksstelle, Oma und Bruder brachte man ins Krankenhaus.

Tod und Trauer - gesehen in der Mission Los Angeles
Trauer – gesehen in der Mission Los Angelas

Ich war geschockt. Die ganzen Tage hatte ich nur Freude erlebt und nun das. Mir fehlten die Worte.
Meine Tochter hat eine Zeitlang als Trauerbegleiter gearbeitet. Sie ist ja in einem Kriseninterventionsteam tätig. Jetzt musste sie dem Enkel erklären, warum sein Freund nicht mehr kommen wird, nie wieder. Was wird sie ihm sagen?

„Auf alle Fälle die Wahrheit. Kinder haben ein Recht darauf.“
Sie erzählte mir, dass ein kleines Mädchen in dem Krankenhaus, in dem ihre Mutter an Krebs verstorben war, von einem Arzt zum anderen ging und flehte, dass man ihr helfen sollte in den Himmel zu kommen. Ihre Mutti ist da, hatte man ihr gesagt und sie will zu ihrer Mama.“

Ein anderes Kind konnte plötzlich nicht mehr schlafen und wenn, dann nässte es ein. Man hatte ihm erzählt, dass die Mutti verreist sei. Als sie nicht wieder kam, fragte sich das Kind, was es falsch gemacht hatte, dass die Mutti weggegangen war. Einfach so hatte sie ihr Kind verlassen?
Wenn es um den Tod geht, bedarf es schon einer Erklärung. Und wenn man die nicht geben kann, dann sollte man sich Hilfe holen.

Der Tod gehört zum Leben dazu, so wie die Jahreszeiten, die eine Phase beenden und eine neue bringen.
Kinder brauchen Sicherheit und Schutz. Das heißt aber gerade nicht, dass man sie von allem fernhalten soll. Aber ein Satz dazu reicht eben auch nicht.

Ich habe nicht alles gehört, was meine Tochter dem Enkel erzählt hat, habe die beiden in ihrer Trauer dann alleine gelassen. Es gab wegen des Todes des kleinen Jungen Tränen, ja, und große Traurigkeit über den Tag hinweg, aber auch immer Umarmungen und Festhalten, wenn der Enkel das wünschte.

Als wir mal am Haus des Jungen vorbei kamen, standen viele Kerzen vor der Tür. Kuscheltiere und viele Blumen brachten Nachbarn, Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen. Niemand wendete sich verschämt ab und ließ die Trauernden alleine. Ich habe jetzt eine ganz andere Sicht, wenn ich solche Bilder sehe.
Auch gab es eine Spendenaktion, damit die Eltern wenigstens die finanziellen Belastungen nach dem Tod ihres Kindes nicht alleine tragen müssen.

Hier fand die Trauerfeier nach dem Tod des kleinen M. statt
Wir waren an einem anderen Tag hier, aber in dieser Kirche fand die Trauerfeier statt.

Ich hatte großen Respekt vor dieser Anteilnahme. Immer mal wieder ging mir allerdings die Frage durch den Kopf, wie ich mit meinen Kindern nach solch schmerzhaftem Verlust geredet hätte. Hätte ich die richtigen Worte gefunden? Wie hätte ich getröstet? Ich glaube, der Tod sollte heraus aus der Tabuzone. Schweigen und Abwenden hilft niemand.

22 Gedanken zu „Der Tod ist überall gegenwärtig“

  1. Das über den Tod geredet werden muss, ist mir seit der vierten Klasse klar. Damals starb meine Großmutter, die bis dahin die wichtigste Bezugsperson in meinem Leben war. Wir waren an der Ostsee in den Ferien, als Oma im Krankenhaus lag und meine Eltern zurückfuhren. Ich kam vom Strand und meine Tante (nicht meine richtige) kam und sagte: Deine Oma ist heute gestorben. Damit ließ sie mich stehen und ich sass im Zelt und versuchte klarzukriegen, was das bedeutet. Dann kamen meine Eltern zurück und benahmen sich, als wenn es Oma nie gegeben hätte.
    Später habe ich so einige Menschen beim Sterben begleitet. Zuletzt Viktors Bruder und ich erinnere mich noch, wie sich seine Freundin aufgeregt hat, dass ich meine Enkelin mit ins Hospiz genommen habe. Sie fand es unmöglich, dass ich das Kind mit zu einem Sterbenden nehme. Dabei war es für Selena völlig in Ordnung. Wir haben vorher mit ihr darüber gesprochen, dass Dieter nicht nur krank ist, sondern dass er sterben wird. Sie hat das verstanden und war völlig natürlich mit ihm, sie hat ihn sogar gefragt, ob er Angst hat und die beiden haben sich darüber unterhalten.
    Dein Erlebnis ist natürlich furchtbar, da ist nicht ein alter Mensch nach einem langen Leben gestorben, sondern ein sehr junger wurde brutal aus dem Leben gerissen und ein anderer kleiner Mensch muss nun mit dem Verlust zurecht kommen … ganz abgesehen von der Familie. Deine Tochter hat aber recht. Kinder haben ein Anrecht auf die Wahrheit.

    1. Liebe Karin, ich danke dir sehr für deinen Kommentar. Mir liegt das Thema auch schon lange am Herzen und ich habe mich damit beschäftigt, wie man anderswo mit dem Tod umgeht. Dass mich das Thema auf meiner Reise einholt, hatte ich nicht erwartet. Aber nirgendwo ist man davon befreit.
      Danke, dass du deine Erfahrung teilst.
      Ich grüße dich herzlich.

  2. Mir scheint oft, als wäre hier bei uns der Tod das Tabuthema Nummer Eins. Die meisten anderen Kulturen gehen wesentlich entspannter und natürlicher damit um. Ich wünsche mir sehr, dass so etwas endlich auch bei uns Einzug halten würde…
    Wobei es ohne Frage das Schlimmste aller Dinge ist, wenn ein Kind aus dem noch so jungen Leben gerissen wird…
    Mir fehlen grade die Worte…
    Sei lieb gegrüßt!

    1. Das mit dem kleinen Jungen hat uns auch arg mitgenommen. Ich kannte ihn von vielen Bildern, die meine Tochter geschickt hatte und immer waren mein Enkel und er zusammen.
      Dieses Nichtreden über den Tod hat mir in meiner Jugend mal arg zuschaffen gemacht. Unvorbereitet hatte man mich als Schwesternschülerin ans Bett einer Sterbenden gesetzt. Ja, wir sollten reden und ja, wir sollten uns vorbereiten.
      Liebe Grüße an dich und gut, von dir zu hören. Ich hatte mir schon Gedanken gemacht, ob du mit dem Unglückszug unterwegs gewesen sein kannst.

      1. Ach, dieses furchtbare Zugunglück hat mich sehr erschüttert… Ungezählte Male bin ich diese Strecke bei Garmisch-Partenkirchen bereits gefahren, hin stets voll freudiger Erwartungen, zurück mit einer Überfülle an schönen Eindrücken… Es tut mir so Leid für Alle, die von diesem Unglück betroffen sind.

  3. Liebe Gudrun,
    ich stimme völlig mit die überein, wenn du zum Ausdruck bringst, dass der Tod aus der Tabuzone ins Leben geholt werden soll, dort wo er auch nach meinem Empfinden hingehört.
    Ich habe auch in meinem näheren Umfeld erlebt, dass Menschen ganz unterschiedlich damit umgehen, wenn sie mit dem Tod konfrontiert werden. Oft scheint die Flucht die einzige Möglichkeit zu sein, weil die verdrängte und bekämpfte Angst sich immer wieder Raum schaffen will.
    Kinder haben ein Recht darauf , dass wir sie ernst nehmen und wir uns bemühen kindgerechte Worte, dem Entwicklungsstadium des Kindes angepasst, zu finden.
    Als meine Oma starb(ich hatte kein besonders enges Verhältnis zu ihr) erklärte man mir, dass sie im Krankenhaus liegt. Ich durfte nicht mit. Dann als sie gestorben war sagten sie mir, dass sie „Ischias „ hatte. Es klingt schon sehr kurios, aber später verstand ich, dass schon das Wort „ Krebs“ ein Tabu für sie gewesen ist und ihnen solche Angst bereitet hat, dass sie es mir wohl nicht zumuten wollten und es deshalb ersetzen.
    Ich werde dir zu diesem Thema einen Brief schreiben, es gibt noch einiges , was ich dir gerne dazu „sagen“ möchte.
    Danke für deine ehrlichen offenen Worte.
    Sei herzlich gegrüßt.

    1. Flucht scheint immer dann der einzige Weg zu sein, wen völlig unvorbereitet alles über einen zusammenbricht. Gut ist das nicht und auch nicht die Tatsache, dass Trauerzeiten vorgeschrieben werden.
      Tage nach dieser Nachricht noch beschäftigte mich die Frage, wie wohl die Oma, die unmittelbar daneben war, mit dem Geschehen fertig werden kann. Es tut mir so unendlich leid.
      Herzliche Grüße an dich.

  4. Liebe Gudrun,

    das ist unfaßbar schlimm, wenn ein Kind stirbt …und auch noch so plötzlich aus dem Leben gerissen wird .. mir fehlen die Worte, und es ist unvorstellbar, was die Familie und die Freunde nun durchmachen müssen.

    Du hast einen so einfühlsamen Eintrag dazu geschrieben, der mich gerade ganz intensiv berührt ..

    Ja, der Tod ist ein Tabuthema, was sicherlich auch von der großen Angst der Menschen kommt ..und die wiederum wird nicht weniger, wenn er weiterhin Tabuthema bleibt. Gut, dass du darüber schreibst.

    Ich habe schon ein bisschen bei dir nachgelesen über deine USA-Reise, und komme auf jeden Fall nochmal wieder für deine vorigen Einträge.

    Nun möchte ich dich ganz herzlich grüßen und dir frohe und schöne Pfingstfeiertage wünschen,

    Ocean

    1. Für uns war es schlimm. Ich kannte den kleinen Jungen von Bildern, meine Tochter viel näher. Es ist gut, dass ich mit meiner Tochter reden konnte und sie auch gleich wusste, wie sie es dem Enkelchen erklären kann. Die Eltern sollten mit ihren Kindern reden, bevor irgendwelche schlimme Geschichten umgehen. Jedesmal, wenn wir durch diese Straße mussten, musste ich an die Familie denken.
      Die nächsten Einträge werden wieder fröhlicher.
      Liebe Ocean, ich schicke dir ganz liebe Grüße.

  5. Wenn ein Kind stirbt, ist es um vieles schlimmer, als wenn ein Mensch stirbt, der ein langes und ausgefülltes Leben hatte. Aber für die Angehörigen ist auch der Tod eines alten Menschen immer schlimm. Doch bei einem Kind trifft es einen doppelt arg. Ich finde, es gehört dazu, dass man auch Kinder vernünftig über den Tod aufklärt und sie auch Abschied nehmen lässt. Unsere Enkel waren auf den Trauerfeiern meiner Eltern und ihrer anderen Oma dabei. Da sind auch Tränen geflossen. Aber ist es nicht besser, wenn sie wissen, dass der Tod ein Abschied für immer ist, als wenn man ihnen irgendwelche Geschichten erzählt, die sie fernhalten sollen von Schmerz und Abschied?
    Dann hast Du auf Deiner Reise nicht nur gute Tage gehabt, liebe Gudrun. Aber auch der Tod gehört zu unserem Leben dazu. Er fragt uns nicht, wann es denn passt. Ich finde es gut, dass Du trotz Zweifel darüber geschrieben hast.
    Ganz liebe Grüße schickt Dir die Silberdistel. Und hab‘ schöne Pfingsten ❤

    1. Ich finde es gut, wenn Kinder Abschied nehmen können. Sie können dann auch irgendwann abschließen und die Verstorbenen so in Erinnerung behalten, wie sie das gerne möchten.
      an dem Tag, liebe Silberdistel, haben wir nichts mehr unternommen. Meine Tochter hat nur noch an einen abgeordneten geschrieben, weil diese Straße für viele Kinder der Schulweg ist, das aber nirgendwo zur Kenntnis gebraht wird. Man wollte sich kümmern, wurde versprochen.
      Ich wünsche dir auch schöne Pfingsten. Und den Rest der Silberdistels auch.

  6. Meine Söhne mussten in ihrer Kindheit einige Menschen verabschieden, die der Tod erwartet, aber auch unerwartet, aus dem Leben gerissen hat. Die Urgroßmutter und zwei Opas als Kinder, die Omas als Jugendliche, den Patenonkel als Erwachsene. Während ihrer Schulzeit mussten beide auch Abschied von Klassenkameraden nehmen, die mit dem Leben nicht mehr fertig wurden. Der Tod kam auf sehr vielen verschiedenen Wegen. Auch die reale Angst davor, als mein Bruder die Diagnose HIV positiv vor nun fast 30 Jahren bekam. Auch darüber haben wir mit den Kindern geredet, ihnen die irrationale Angst genommen, die damals in den Medien geschürt wurde. So konnten sie ihrem Onkel weiter wie immer begegnen. Das Thema Tod wurde für sie erst wieder zum Thema, als sie selbst Eltern wurden. Die Sorge um die Kinder ist noch einmal eine andere, als die Sorge um die älter werdenden Eltern oder um sich selbst.
    Was du bei deiner Tochter erlebt hast, muss euch sehr mitgenommen haben. Aber auch den Trost durch so viele Menschen zu erfahren, war sicher beeindruckend. Als meine Patentante, sie wanderte mit Mann und Kind in die Staaten (Pennsylvania) aus, als ich 10 oder 11 Jahre alt war, schwer erkrankte, sammelten Eltern und Lehrer der Schule, in der sie als Erzieherin tätig war, Geld für das Flugticket für meine Mutter, damit sie ihre kleine Schwester vor deren Tod noch einmal besuchen konnte. Ich glaube, dass es in Amerika viel Mitmenschlichkeit und Solidarität gibt.
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
    Elvira

    1. Abschied von Klassenkameraden, die mit dem Leben nicht mehr fertig wurden – das stelle ich mir schlimm vor für Jugendliche. Und immer schwebt da die Frage im Raum: Warum hat keiner helfen können. Das kenne ich auch und viele Stunden reden über den Tod und die Umstände.
      Ja, es gibt viel Mitmenschlichkeit und Solidarität in diesem Land. Es ist selbstverständlich, dass man beisteht, wenn so etwas passiert.
      Ich selbst wurde so herzlich aufgenommen von den Menschen in meiner Tochter Nähe, dass ich es nicht fassen konnte. Ich bekam auch Hilfe, als sie angebracht war. Darüber schreibe ich auch noch mal, weil ich mir dort etwas vorgenommen habe, was mein eigenes Verhalten betrifft.
      Danke, dass du von den Abschieden erzählt hast.

  7. Nachtrag: Mein Bruder lebt übrigens immer noch, er gehört zu den Langzeitüberlebenden. Das Virus im Blut ist durch Medikamente unter der Nachweisgrenze. Aus seinem Freundeskreis sind aber viele Menschen, die auch ich kannte, elendig an Aids gestorben. Viele von ihnen sehr einsam, da ihre Familien, anders als bei meinem Bruder, sie regelrecht verstoßen haben. Einige schon bei ihrem Outing (mein Bruder outete sich mit 16 und wurde von uns allen weiter wie immer geliebt), andere, als die Diagnose gestellt wurde. Homophobie gepaart mit dem Damoklesschwert Aids war der erste Todesstoß für sie. Der Tod hat so viele Gesichter und schreibt unendlich viele Geschichten.

    1. Dein Bruder hat so viel Glück, einmal, dass er mit dieser elenden Krankheit so gut zurecht kommt und zum anderen, dass es so eine tolle Familie hinter sich weiß. Ich kenne die Diskussionen von damals auch noch und hatte schlimme Auseinandersetzungen mit meinen Eltern. Nein, um mich ging es nicht, aber um zwei junge Frauen, die ein Paar waren und ein Kind aufzogen.
      Jetzt habe ich Angst, dass wieder so einiges Ungutes aufkeimt im Zusammenhang mit den Affenpocken. Es ist schlimm, wie schnell Urteile und Meinungen entstehen, die verdammt schwer wieder zu korrigieren sind.
      Danke für deine beiden Kommentare, liebe Elvira. Ich schätze dich sehr und deine Ehrlichkeit auch.

  8. So ein Unfall ist äußerst tragisch für alle Beteiligten. Der Tod ist bei Erwachsenen mehr ein Tabu, als bei Kindern. Mein Sohn erlebte, wie Oma stirbt und verabschiedete sich am Ende mit uns nochmal bei ihr, als sie tot war. Für ihn war sie fühlbar und erlebbar tot. Für die Erwachsenen war sie „von uns gegangen“ oder „eingeschlafen, verschieden, heimgegangen, im Jenseits“
    Leider kam unser sechsjähriges Nachbarmädchen tragisch ums Leben, als sie beim Spielen im Aufzug aus dem 7.Stock in den Schacht fiel. Es gab, wie du auch geschildert hast, viele Rituale, die zu leben für die Kinder im Haus wichtig waren. Auch Bücher für verschiede Altersstufen wurden empfohlen. Was ist das, fragt der Frosch, oder Die besten Beerdigungen der Welt mochten die Kinder oft lesen. Da geht es um Gefühle und um Rituale. In jedem Fall braucht Trauer und Unsicherheit Zeit und wechselt sich für eine Weile oft mit Lebensfreude ab. Die wichtigste Frage der Kinder war: Mama was ist, wenn du und Papa tot wirst? Die Bestätigung, dass sie mit Freunden und ihrer weiteren Familie nicht allein sein würden war damit sehr wichtig.

    1. Liebe Isa, vielen Dank für deinen Beitrag, weil er sehr hilfreich ist und die Sprachlosigkeit vertreibt.
      Mein Enkel hatte auch Angst und meine Tochter hat im gesagt und gezeigt, dass es viele Menschen gibt, die ihn beschützen. Anschließend hat er abwechselnd mit uns gekuschelt.
      Ich hoffe sehr, dass die Familie wieder spüren kann, wenn die Sonne wieder scheint. (Du hast so Recht: Kindern gegenüber muss man unbedingt andere Worte gebrauchen als zu Erwachsenen.)
      Ganz liebe Grüße an dich.

  9. Es macht bedrückt, dass du in dieser Zeit deines Aufenthaltes da so was miterleben musstest. Ja, wie bringt man es Kindern bei? Das ist besonders schwer und ich wüsste nicht, wie ich es machen würde. Kinder nehmen es anders auf als wir, sie können doch damit noch gar nicht umgehen.
    Möge diese Familie Halt und Trost finden, eines Tages wird ihnen wieder die Sonne scheinen. Aber bei einem kleinen Kind dauert das besonders lange.
    Liebe Grüße von Kerstin ins Pfingstwochenende.

    1. Ja, es ist schwer und jedes Kind ist anders. Wenn es eine Vorstellung hat, was da passiert, sollte man die annehmen. Bei ganz kleinen Kundern ist das viel schwerer. Der Urlaub begann unbeschwer und dann das! Um so mehr habe ich aber dann jese Stunde genossen, die dann kam.
      Ich wünsche dir ein schönes Pfingstwochenende, liebe Kerstin.

  10. Liebe Gudrun,
    nun habe ich mich doch dazu entschieden, meine etwas persönlicheren Worte hier als Kommentar zu veröffentlichen. Eine E-Mail mit ein paar Geschichten, die ich zum Thema Tod geschrieben habe folgt dann aber trotzdem noch.
    Dein Artikel berührt und beschäftigt mich seit ich ihn gelesen habe sehr.
    Wie wertvoll sind deine authentischen Zeilen.
    Es wird so Vieles im Internet auf den verschiedensten Plattformen
    verfälscht, geschönt, gefiltert, tabuisiert, totgeschwiegen, ausgegrenzt…
    Solche Berichte wie du sie schreibst sind umso wichtiger,
    damit einmal mehr das „echte Leben“ in diese Scheinwelt Einzug hält.
    Leben und Tot sind nicht voneinander zu trennen, sie gehören zusammen.
    In meinem Leben bin ich schon im Alter von 8 Jahren zum zweiten Mal mit dem Tod konfrontiert worden. Ein Freund den ich schon vom Kindergarten her kannte
    verunglückte bei einem Verkehrsunfall.
    Er war unterwegs mit seinem Opa und dem Hund, den er an der Leine führte.
    Der Weg führte an einer vielbefahrenen Straße vorbei.
    Der Hund riss sich los und lief auf die Fahrbahn.
    Ralf, mein Freund rannte hinterher um den Hund zu retten, wurde von einem Auto erfasst und starb.
    Der Opa musste zusehen.
    Für mich war das ein traumatisches Geschehen.
    Zum einen hatte ich mit Ralf an dem Unglückstag kurz bevor er starb eine Begegnung, bei der ich nicht besonders freundlich zu ihm war. Er war ein ganzes Stück hinter mir auf der Dorfstraße unterwegs und rief nach mir. Ich weiß noch nicht einmal, warum ich an diesem Tag nicht mit ihm sprechen wollte und ihn zunächst ignorierte. Weil er nicht locker ließ, blieb ich schließlich genervt stehen.
    Zum anderen waren wir beide genau am selben Tag geboren.
    Ich hatte sehr lange akut mit Schuldgefühlen zu kämpfen. Ich besuchte sehr oft sein Grab und bat ihn um Verzeihung. Ich kam nicht wirklich zur Ruhe. Lange Zeit meines Lebens trug ich ein diffuses Gefühl mit mir herum, was mich glauben machen wollte, dass ich es nicht wert sei zu leben.
    Es blieb dieses Schuldgefühl in meiner Seele zurück. Erst spät im Erwachsenenalter konnte ich es verarbeiten.
    Du schriebst es ja schon im Artikel, dass du es für richtig hältst, mit den Kindern darüber zu sprechen, wenn sie mit dem Tod (eines nahestehen Menschen) konfrontiert werden.
    Wenn es auch nach meinem Empfinden auf keinen Fall berechtigt ist, die Trauer zu vergleichen um zu bemessen ob dieses oder jenes Geschehnis schmerzlicher oder weniger schmerzlich ist , so stellt uns aber der Tod eines so jungen Menschen vor ganz besondere Herausforderungen. Wenn ein älterer Mensch stirbt lassen sich Vergleiche mit den Lebenszyklen in der Natur gegebenenfalls zum Verständnis und auch Trost heranziehen. Aber das jähe Ende eines jungen Lebens scheint (zunächst) völlig aus jeglichem Verständnis herauszufallen.
    Ich wüsste auch nicht, was ich im Falle deiner Tochter meinem Kind dazu sagen könnte, außer so ehrlich zu sein und meine Betroffenheit, meinen Schmerz darüber mit dem Kind zu teilen. Gemeinsam weinen, trauern, und auf keinen Fall Erklärungen krampfhaft und künstlich suchen, wo es keine Erklärung gibt, wo eben die Fragen und Schmerz danach verlangen gelebt und nicht verdrängt zu werden.

  11. Liebe Gudrun, der Tod eines Kindes ist wohl für die Eltern das Schlimmste, was ihnen passieren kann. Das bemerken ganz stark die Personen, die auf einer Kinderkrebsstation arbeiten. In meinem ersten Beruf hatte ich Zugang zu der Spezialklinik für Krebs – die „Robert-Rössle-Klinik“ in Berlin-Buch. Ich habe auch Kinder behandelt, die den Tod vor Augen hatten. – Die Kinder haben früher oder später ihr Schicksal irgendwie angenommen, aber die Eltern konnten es nicht, besonders die Mütter nicht. Es muss so schrecklich sein – und in deinem Fall besonders für die Großmutter, die so unmittelbar beteiligt war.
    Hätte ich Kindern von dem Tod eines Elternteiles erzählen müssen, wäre mir das sicher sehr schwer gefallen, aber solche Umschreibungen wie „im Himmel“ oder „auf Reisen“ wären mir bestimmt nicht über die Lippen gekommen.
    Es ist sehr sehr gut, wenn die Eltern durch Freunde, Nachbarn und andere Trost und Unterstützung angeboten bekommen – und nicht mit einer Mauer des Schweigens bestraft werden.
    Gute Nacht, liebe Gudrun.

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