Statt Geburtstagsblumen hatte ich mir eine Schafpatenschaft beim Nabu in den Kulkwitzer Lachen gewunscht. Herr E. hat sie mir geschenkt. Einmal im Jahr lädt der Nabu ein, die Patenschafe zu besuchen. Ein Nachbar, selbst Mitglied beim Nabu, fuhr uns und meinen Rollstuhl nach Kulkwitz.
Wie man am Beitragsbild sieht, waren die Schafe weit weg. Es war heiß, auch für die Tiere, und so verzichteten wir darauf, über die Wiese zu den Schafen zu laufen und ihnen nur unnötigen Stress zu bereiten. Es sind Fluchttiere und sie kennen uns nicht. Wir sahen wollige Hinterteile von ihnen und dass es ihnen gut geht. Das Futter schmeckte und Wasser hatten sie auch ausreichend.
Es wurde trotzdem ein richtig schönes Erlebnis an diesem Tag in den Kulkwitzer Lachen. Ich nehme euch mal mit.



Begrüßt wurden wir von der diensthabenden Hofkatze und einem Nabu-Mitarbeiter, der viel über die Lachen, das anerkannte NSG, die Tiere dort und die Pflanzenvielfalt erzählen konnte.
Es ist schon erstaunlich, welche Liegeplätze sich Katzen suchen.

Auf der Seite des Nabu findet man, wie die Kulkwitzer Lachen einst entstanden. Ich musste gleich an meinen Opa denken, der als junger Familienvater 12 Stunden unter Tage Braunkohle förderte.
„Es (das NSG Kulkwitzer Lachenent -G.E.) entstand durch Bodensenkungsbewegungen, verursacht durch den Braunkohlentiefbau, den man hier Anfang des 20. Jahrhunderts betrieb. Die daraus hervorgegangenen Senken füllten sich mit Niederschlagswasser und versorgen die Lachen mit genügend Feuchtigkeit. Seit 1990 ist das Territorium als Naturschutzgebiet (NSG) ausgewiesen. Ebenso genießt es unter der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) einen besonderen Schutzstatus und ist Bestandteil des zusammenhängenden europäischen ökologischen Netzes „NATURA 2000“.
Durch die Hitze und die Trockenheit sieht man im Moment nur noch eine kleine Lache. Regen würde alles auffüllen, aber der fehlt schon seit Jahren in ausreichendem Maße.


Der Rollstuhl nützte mir nicht viel. Damit kam ich nicht weit. Ich hatte beide Krücken mit und versuchte, Wege zu finden, auf denen ich mich noch einigermaßen vorwärts bewegen konnte. Es ging nicht so gut und heute tut mir alles weh, aber egal. Das nächste Mal muss ich mich halt mit dem Mann auf dem Heuwender anfreunden. Trecker fahren – das geht immer. 😀
Im Schatten eines Baumes auf einer Wiese gab ich auf, setzte mich auf einen abgestorbenen Ast und schaute mich einfach nur um. Die Gruppe zog alleine weiter mit dem Versprechen, mich auf dem Rückweg wieder mit zu nehmen..






Als Kind konnte ich mich stundenlang auf solchen Wiese aufhalten. Wenn die Sonne scheint und es warm ist, strömt die Wiese einen ganz besonderen Duft aus. Ich kam immer zu spät zu Hause an und bekam Ärger. Das nahm ich in Kauf.
Die Gruppe wollte noch die anderen Tiere, die Higland-Rinder und die Koniks besuchen gehen. Ich blieb auf der Wiese sitzen und genoss jede Minute. Es gab einen Unterschied zu meiner Kindheit. Es war auf meiner damaligen Wiese ein reges Gesummsel. Ameisen wanderten die Grashalme hoch und Raupen zeigten ihre Farbenpracht. Ab und an sprang einen in der Hitze gleich mal ein Grashüpfer an. Das fehlte mir gestern. Die Natur hat sich verändert und gerade deshalb finde ich es wichtig und bewundernswert, dass es Menschen gibt, die so viel wie möglich erhalten wollen und es pflegen.




Herr E. hat Fotos für mich gemacht. Die Highländer habe ich oft vom Elster-Saale-Radweg aus gesehen, als ich in dem Dorf in der Nähe wohnte. Neu sind die Koniks. Alle zusammen verhindern, dass die Flächen verwalden und den Boden noch mehr Wasser entziehen. Sowohl die Vögel, die hier in speziellen Brutkästen ihren Nachwuchs aufziehen, als auch auch allerlei Kleingetier brauchen eigentlich Feuchtwiesen.

Von den Leineschafen durfte ich gestern noch Wolle mitnehmen und habe eine Spende dagelassen. Die Wolle werde ich jetzt im Garten waschen, zupfen und kardieren und dann mit der Navayospindel verspinnen.
Für mich verlief der Tag gestern ein bisschen anders als für den Rest der Gruppe, aber es war ein interessantes und schönes Erlebnis. Ich bedanke mich bei allen, die mir geholfen haben, besonders bei dem Nachbarn für den Fahrdienst und bei Herrn E. Und im nächsten Jahr wünsche ich mir wieder eine Schafpatenschaft beim Nabu in den Kulkwitzer Lachen statt Geburtstagsblumen.