Die Kirche in Profen und eine bemerkenswerte Dorfgemeinschaft.

Eigentlich wollte ich jetzt über die Menschern schreiben. die ich auf meiner USA-Reise getroffen habe und die mir sehr gut getan haben. Ich schiebe aber einen Beitrag dazwischen, bei dem es um Memschen in meiner Nähe geht, die mir großen Respekt abgerungen haben. Gestern war ich zu einem Ordelkonzert in der Kirche Profen in der Elsteraue (Sachsen-Anhalt).

Die Freundin aus der Elsteraue hatte zu dem Konzert in die Kirche in Profen eingeladen: Die Leipziger Freundin bugsierte mich ins Auto und wir machten uns auf den Weg. Nach dem Kaffeetrinken im Hof in der Elsteraue, machten wir uns auf den Weg zur Kirche im Nachbarort.

die Kirche in Profen in der Elsteraue
die Kirche in Profen

Von außen sieht der auf einem Hügel stehende spätgotische Natursteinbau fast unpektakulär aus. Groß und imposamt wirkte die Kirche schon für ein Dorf. Die Weihe der Kirche war laut Inschrift 1495.

Drinnen nahm es mir fast den Atem. Es gab viel zu sehen wie:

  • Chor mit Sternrippengewölbe,
  • gemalter Wolkenhimmel, 17.Jh.,
  • Kirchenschiff mit getäfelter Holzbalkendecke, die Täfelung ährenförmig angeordnet,
  • ornamentale Rankenmalerei 2.H.17.Jh;
  • gotisches Triumphkreuz,
  • Kanzel und Altar im Rollwerkstil 1616 datiert, übrige Ausstattung 18.Jh.,
  • Zweigeschossige Emporen,
  • Brüstungen mit Malereien von 1713,
  • stattliche Herrschaftsloge und Gestühl, Stiftung der Familie von Oderwitz 1763

Fotografieren war erlaubt, aber ich konnte nicht viele Fotos machen, weil ich mich in Kirchen immer wie ein Voyeur fühle. Wer aber auf dem nahen Elster-Radweg in der Gegend unterwegs ist, sollte einen Blick in die Kirche werfen. Das ist immer möglich und es lohnt sich.

Kanzel
Hier sieht man auch die restaurierte Original Decken-Wolken-Malerei

Mich hat begeistert, dass die Dorfgemenschaft beschloss, die Kirche als historisches Denkmal zu restaurieren und zu erhalten. Nicht jeder ist Mitglied der Kirchgemeinde, beteiligte sich aber mit großem Engegement.
Nach der Kirche wollten sie auch die Orgel sanieren. Und das erwies sich als schwierig. Sie war in keinem guten Zustand und im Laufe der Jahrhunderte ließ jeder Organist Veränderungen vornehmen, machte die Orgel auf „seine Musik“ passend.

in der Kirche in Profen

Die Dorfgemeinschaft begann, die Orgel auseinander zu nehmen. Die ganze Kirche lag schließlich voller beschrifteter und verpackter Teile. Ein großer LKW bekam nicht alles auf einmal weg zu einer Orgelbauerfirma. Die hatte sich bereit erklärte, die Rekonstruktion auf sich zu nehmen.

1/3 der Orgel ist jetzt überholt und wieder aufgebaut. Die Dorfgemeinschaft sammelt Geld, kämpft um Fördermittel, organidsiert Veranstaltungen und hofft, dass die Orgel irgendwann wieder komplett ist. So viel Geld muss man erstmal zusammen bekommen.
Die Orgelbauer sind aber auch ein Stücke in Vorleistung gegangen, weil man sonst, die Teile der Orgel wieder auseinandernehmen hätte müssen, wenn alles andere aufgebaut wird. Wenn die in das Dorf kommen, sind sie in jedem Haus willkommen und werden bewirtet.

Kirchenfenster in der Kirche in Profen

Gestern nun gab es ein erstes Konzert, mit einer Drittel Orgel. Was der Organist dem Instrument dann abrang war bewundernswert. Und mir hat das Konzert im Rahmen des von der Dorfgemeinschaft organisierten Kultursommers ausgesprochen gut gefallen.

Die Menschen in Profen waren so freundlich und aufgeschlossen, dass es eine Freude war, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Getränke hatte man vorbereitet, einen kleinen Imbiß wiewohl auch. Und mir wurde gleich zu Beginn ein Hintereingang gezeigt, weil es da keine Treppenstufen wie vorne gab. Die für sind für mich immer äußerst schwer oder gar nicht begehbar. Ich empfand diese Form der Aufmerksamkeit zum Beispiel als sehr aufmerksam.

alte Treppe am Eingang der Kirche in Profen

Es war ein schöner Abend in der Kirche in Profen mit viel Sehenswertem und Hörenswertem. Die Freundlichkeit der Menschen dort habe ich mitgenommen, weil es einfach gut tut, besonders in den Zeiten jetzt. Und eine Spende habe ich gerne dagelassen im Spendenglas. Ich wünsche es dem Menschen von Herzen, dass sie ihre hoch gesteckten Ziele erreichen. Wir haben alle etwas davon.

7 Gedanken zu „Die Kirche in Profen und eine bemerkenswerte Dorfgemeinschaft.“

  1. Geschichtliches hast Du schon angesprochen. Und ich kann nur hinzufügen bitte nicht vorbei fahren, sondern einfach besuchen. Einfach hineingehen und sich auf eine Bank setzen . Die Zeit vergessen. Einfach auf sich wirken lassen. Dabei auch einmal die Augen schließen und genießen.
    Den Bewohnern von Profen vielen Dank und Anerkennung für die Erhaltung dieses Kleinodes. Eine Besucherin.

    1. Danke für deinen Kommentar. Es ist schon erstaunlich, was sich bewegen lässt, wenn zusammen agiert wird. Mich hat die Geschichte des Ortes und der Kirche sehr bewegt.
      Liebe Grüße quer durch die Stadt.

  2. Liebe Gudrun,
    da wäre ich auch gerne dabeigewesen. Du weißt, ich mag Kirchen, ihren Baustil und ihren bewundernswerten Ausschmückungen. Und wenn darin schöne Klänge zu höfen sind, sowieso.

    Auch in dem Hof in der Elsteraue habe ich mich umgesehen. Sooo schön.

    Ich bin sicher, du hast deinen „Akku“ aufladen können und diese Stunden intensiv genossen.

    Ich wünsche dir viele solcher Stunden und schicke dir herzliche Grüße
    Traudi

    1. Dich hätte ich auch gerne mitgenommen, liebe Traudi. Mit meiner Freundin hättest du bestimmt viel zu erzählen. Die ist ständig aud der Suche nach Geschichten und Geschichte in solch altem Gemäuer.
      Es war wirklich schön, die alte Orgen zu hören. Und alle Begegnungen taten richtig gut.
      Herzliche Grüße an dich.

    1. Vielleicht klappt es ja mal und ihr könnt uns besuchen kommen. Im September fahre ich an die Nordsee. Ich freue mich schon, auch wenn die Reise wieder etwas anstrengend wird.
      Liebe Grüße

  3. Wir schauen ja auch gern Kirchen an, liebe Gudrun. Von außen sieht diese Kirche wirklich unspektakulär aus. Aber was man drinnen alles restauriert hat, das finde ich wirklich richtig toll. Wir haben hier auch in der Nähe eine Dorfkirche, in der regelmäßig Konzerte stattfinden. Da steht auch jeder einzelne Bewohner des Dorfes hinter, wenn es um Spenden oder Hilfe geht. Solche Dorfgemeinschaften sind wirklich viel wert. Es ist schön, wenn man versucht, das zu erhalten, was ja auch mit zum eigenen Lebensumfeld gehört. Da muss man nicht unbedingt gläubig sein. Ich hoffe sehr, dass die Orgel dort eines Tages wieder vollständig sein wird.
    Ganz liebe Grüße an Dich, liebe Gudrun, von der Silberdistel

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