Freundlichkeit und Emphatie sind Wertschätzung.

Man kann ohne Liebe Holz hacken, Ziegel formen, Eisen schmieden. Aber man kann nicht ohne Liebe mit Menschen umgehen. (Leo Tolstoi)

Darüber hatte ich schon mal geschrieben.
Ein kleiner Junge war bei mir zu Besuch. Ganz unvermittelt sagte er plötzlich leise:
„Ich bin talentfrei, ideenlos und unkreativ.“
Ich: „Wie kommst du denn da drauf?“
Er: „Das hat man mir so gesagt

Ich habe nicht erfahren können, wer das zu ihm gesagt hat, war aber erschüttert, was ein Satz, vielleicht nur gedankenlos daher geplappert, bewirken kann. Mir tut so etwas körperlich weh. Und weil das so ist, bemühe ich mich darum zwar bestimmt, aber freundlich zu sein. Ich mag keine poltrige Sprache, Beleidigungen, stures Beharren auf einem einmal als richtig befundenem Standpunkt, Überheblichkeiten. 

Manchmal wird Freundlichkeit als „Schwäche“ ausgelegt. In einem sogenannten „Seminar für Führungskräfte“ sagte jemand zu mir, ich sei ein „Sozialschlaffi“. Warum? Weil ich so viel Verständnis für jeden und alles habe. Ach, ja, alles ist besser als ein emotionaler Eisklotz zu sein. (Mir lag jetzt noch ein anderes Wort auf der Zunge, aber das wäre nun gerade in diesem Beitrag gar nicht gut.)

Ich mache, sage, schreibe nicht immer alles richtig und manchmal platzt mir auch die Hutschnur. Dann gibt es eben einen neuen Ansatz mit ruhigeren Worten und auch mal  mit einer Entschuldigung, wenn es dann doch hitzig wurde.
Es ist selten, kann aber auch vorkommen, dass ich die Tür zumache. Ich muss nicht alles ertragen.

Es geht durchaus, andere nicht bloß zu stellen oder belehren zu wollen, wann immer sich eine Gelegenheit ergibt. So etwas mag ich einfach nicht.
Nachfragen „Wie hast du denn das gemeint?“, ist nicht das Schlechteste, bevor losgepoltert wird. Es gibt ja noch die weniger öffentlichen Kommunikationswege. Jemanden verletzen geht schnell, auch wenn man nicht mit der betroffenen Person redet, sondern über sie. 

Wieder hat sich eine gute Bekannte aus den sozialen Medien verabschiedet. Ein Grund, warum ich bei fb (die Abkürzung lasse ich so stehen, aus Gründen) bleibe ist, dass ich dort auch ganz wunderbare Menschen getroffen habe und gerne bei und von ihnen lese. Ein Beispiel?

Freundlichkeit

Tollabea ist Bloggerin. Ich lese im Blog bei ihr, aber auch ihre Beiträge bei fb. Die Methode von Frau Kopf, wie sie mit Fehlern umgeht, finde ich Klasse. Und dann ist es, als wäre nichts gewesen. Gut so.
Ich persönlich zehre immer noch von einem Erlebnis aus der Schule, als ein Mädchen aus der ersten Klasse mich an der Hand nahm und rief: „Mutti, Mutti, komm mal mit! Ich muss dir etwas zeigen.“ Ob sich das Mädchen noch an mich erinnert?

Wie Frau Köpfchen zu diesem Namen kam, schreibt die Bloggerin Tollabea in einem Interview mit Ivonne Kopf, einer über ihre Stadt hinaus bekannten Schulleiterin. Nachzulesen ist das auf Tollabeas Blog. Es lohnt sich.

4 Gedanken zu „Freundlichkeit und Emphatie sind Wertschätzung.“

  1. Das, was irgendjemand sehr Boshaftes dem Jungen eingeredet hat, kommt ja schon nahe an Kindesmisshandlung. Kein Kind kann alles können oder wollen oder mögen – aber das Kind so generell abzustempeln, ist ein irre dicker Hund – wie soll dieser Junge Selbstvertrauen zu sich finden?
    Schriftlich bin ich viel ruhiger und gelassener als in mündlichen Auseinandersetzungen, da geht mein Adrenalinspiegel viel zu schnell in die Höhe.
    Einen schönen Abend wünsche ich dir noch

    1. Danke, liebe Clara.
      „… wie soll dieser Junge Selbstvertrauen zu sich finden?“ Das habe ich mich auch gefragt. Leider hatte ich wenig Zeit. Ich konnte das Problem nicht klären. Manchmal muss ich noch daran denken und dann verspüre ich körperliche Schmerzen. Was tut man dem Kind an!
      Ich habe viel erlebt in meiner Arbeit mit Kindern, aber auch mit Erwachsenen. Das aber war besonders krass.
      Auch dir wünsche ich einen schönen Abend, und eine Putzpause nach dem Fensterbau.

  2. Frau Köpfchen hat da einen feinen Weg gefunden. Gefällt mir. Wie kann jemand einen Kind nur sagen, dass es ideenlos, talentfrei und usw ist? Will mir nicht in den Kopf. Einmal, weil ich noch kein Kind getroffen habe, auf das es zutrifft und zum anderen: Was für ein überhebliches **** muss man sein, um sicher eine solche Einschätzung erlauben zu dürfen?
    FB fehlt mir nicht. Ich bevorzuge das bloggen und die privateren Wege des Austausches. FB hat viel zur Verrohung der Kommunikation beigetragen. Alles Liebe

    1. Hoffentlich besinnt sich der Junge auf die Kräfte, die in ihm schlummern. Irgendetwas von dieser unsäglichen Abwertung wird hängen bleiben. Und das ist schlimm.
      Frau Köpfchen gefällt mir sehr. Sie erinnert mich an eine Kollegin im Hort, von der ich mir viel abgeschaut habe. Bei uns gab es kein lautes Wort und vor allem keine unterschiedliche Behandlungen.
      Stimmt, fb hat viel Ungutes gebracht, was die Sprachentwicklung und die Diskussionskultur anbelangt. Deshalb suche ich das andere.
      Liebe Grüße.

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