So richtige Muße habe ich noch nicht

Nein, so richtige Muße habe ich noch nicht, aber ich arbeite daran. Um bestimmte Sachen machen zu können, brauche ich Ruhe und Gelassenheit. Und die war mir einwenig abhanden gekommen. Zeichnen wollte ich schon immer mal wieder, aber es ging nicht.

In mein neues Grafikprogramm habe ich mich noch nicht ganz eingearbeitet. Die Werkzeuge sind halt immer anders in den verschiedenen Programmen. Ich muss die Pinsel und ihre Einstellungen ausprobieren und verwerfe das manchmal gleich oder später.
Meine Baldrianblüten sind ein Anfang, nichts Fertiges.

Wenigstens habe ich mich heute mal wieder an mein Programm gewagt, mich zur Ordnung gerufen und losgelegt. Zeit ist es nicht, die mir fehlt. Herr E. ist 10 Tage bei seiner Tochter. Meine Wolle ist in einer Kiste auf dem Schrank und gerade unerreichbar, weil ich nicht klettern mag. Woran liegt es denn dann, dass ich keine Muße habe, unruhig und haspelig bin?

Muße haben zum Zeichnen
Zeichnung von Baldrianblüten – unvollendet

In der Pandemie blieb mir nichts anderes übrig als mich zurück zu nehmen. Das war nicht prickelnd, aber ich hab es überstanden. Ich habe viel telefoniert, auch Videotelefonie genutzt. Das ganze Hickhack bei den Maßnahmen ging mir irgendwann allerdings gründlich auf den Keks. Die Meinungen polarisierten sich immer mehr. Manchmal scheint es, dass man nicht wieder zusammen kommt.
Fragen bei mir blieben.

Wenn man Fragen hat, ist man nicht gleich ein Corona-Gegner und auch kein Schwurbler. Und wenn man Fragen zur gegenwärtigen Außenpolitik, Wirtschafts- oder Finazpoltik hat, ist man kein Putin-Freund und auch kein Reichsbürger. Manche sind durch solche Vergleiche so verunsichert, dass sie jetzt lieber ihren Mund halten. Und das halte ich nun wieder für gefährlich.

Zurück zur Muße. (wer mehr wissen will …)
Nach meinem Kluge (Ethymologisches Wörterbuch, De Gruyter) gehört das Wort „Muße“ seit dem 8.HJ zum Standartwortschatz, in muozom ‚allmählich‘. Na bitte! Dann mache ich mich mal wieder an meine Zeichnung und nähere mich vielleicht ganz allmählich dem, was ich wirklich haben will.
Der schwarze Hintergrund hat keinen tieferen Sinn. Ich brauche das, um meine Zeichnung zu kontrollieren. Bestimmt wird das mal Himmelblau oder Frühlingsgras-Grün. 🙂

14 Gedanken zu „So richtige Muße habe ich noch nicht“

  1. Da mit der fehlenden Muße trotz ausreichend Zeit dazu, kann ich gut nachfühlen. Ich beginne seit ein paar Monaten Dinge voller Enthusiasmus, beende sie her nicht, wenn sie zu lange dauern – oder mir eben die Muße (oder innere Ruhe?) fehlt. Vielleicht liegt es auch an den sich seit dem Dezember letzten Jahres abzeichnenden und jetzt bestätigten Veränderungen im Leben meines Mannes und mir. Dann alles, was da draußen geschieht und mich so hilflos zurücklässt. Wenn ich deine Baldrianblüten sehe, die doch ein recht guter Ansatz geworden sind, sollte ich vielleicht auch wieder malen. Ach, mein Loch ist gerade ziemlich tief, aber du bist mir immer ein Vorbild gewesen. Immer wieder hast du deine Kräfte gebündelt und bist neu durchgestartet. Davor habe ich sehr großen Respekt!
    Liebe Grüße,
    Elvira

    1. Ach, liebe Elvira, eigentlich habe ich ein recht sonniges Gemüt, aber mir hatte es ordentlich die Suppe verhagelt durch die vielen großen und auch kleineren Krisen. Wenn ich mich aber nicht am Kragen nehme, komme ich nicht durch die Zeit. Und das geht überhaupt nicht.
      Eine Krise jagte die andere und ich saß hilflos daneben, dachte, dass ich sowieso nichts machen kann und alles zu Ende ist. Naja, die Welt kann ich nicht mehr retten, aber mich einrichten und kleine Dinge verändern, bewegen. Und von da an hatte ich plötzlich wieder Ideen.
      Es geht vielen so wie uns und gestern sah ich dazu eine Doku im Fernsehen. Leider lief sie sehr spät, aber ich bin hocken geblieben, hab mir das angesehen und mich auch an einigen Stellen wiedergefunden. Nein, der mit dem Bunker bin ich nicht und in die „Zone“ in Prypjat will ich auch nicht. Ich verlinke die Doku mal.
      https://www.ardmediathek.de/video/dokus-im-ersten/das-ende-der-welt-wie-wir-sie-kennen/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3JlcG9ydGFnZSBfIGRva3VtZW50YXRpb24gaW0gZXJzdGVuLzU0YTVhMjk4LTNlZjItNDMwZi04NDNkLWY2YjkyNzBjMWQwZQ
      Ich glaube, wir sollten viel mehr miteinander reden.
      Ich drücke dich mal aus der Ferne.
      Liebe Grüße und bitte, grüß auch deinen Mann.

      1. Danke, liebe Gudrun, mein Mann lässt herzlich zurück grüßen. Die Doku werde ich mir ansehen, auch dafür vielen Dank!
        Liebe Grüße,
        Elvira

        1. Du hast mich auf eine Idee gebracht: Ich habe Filznadel und Wolle ausgepackt und filze. Das kann ich vom Sessel aus machen und meine Katze kann auf meinen Beinen liegen bleiben. Sie ist gerade sehr menschenbezogen, ahnt wahrscheinlich, dass uns nicht mehr viel Zeit bleibt. So haben wir uns noch ein bisschen.

  2. Entspannt arbeiten ist mir auch schwer. Deine Baldrianblüte finde ich gerade mit dem dunklen Hintergrund sehr fein. Heute war ein Musetag, ich habe den ganzen Morgen auf der Terrasse verbracht, gelesen, fotografiert und mein Fastenwochenende geplant. Ich wünsche Dir alles Liebe

    1. Gut, dann werde ich es mir mit dem Hintergrund nochmal überlegen. 🙂
      Oh, das Wochenende! Besuch bekomme ich keinen (früher kam wenigstens mein Sohn); ich werde halt Ostern alleine sein. Ich sollte auch mal planen!
      Liebe Karin, ich schicke liebe Grüße in den Norden.

  3. Liebe Gudrun, erst einmal herzlichen Dank für diesen Satz: „Und wenn man Fragen zur gegenwärtigen Außenpolitik, Wirtschafts- oder Finazpoltik hat, ist man kein Putin-Freund und auch kein Reichsbürger.“ Gerade gestern habe ich eine ziemlich lange Rede von Gregor Gysi gehört, die allerdings zu Beginn der Ukraine-Auseinandersetzungen 2014 noch unter Merkel gehalten wurde. – Ich sage jetzt nichts dazu – aber dennoch habe ich immer wieder mit dem Kopf genickt zu seinen Aussagen.
    Ich finde dich immer unheimlich fleißig. – Vielleicht liegt es daran, dass ich auf ganz anderen „Gewerken“ auch fleißig bin.
    Was mich manchmal ein wenig ärgert, dass ich mir extra ein Tablet mit Stift gekauft habe und diese Funktion noch nie ausprobiert habe. Ich bin oft so groggy (lies mal in meinem heutigen Post meine Kommentarantwort zu Nicole) – dann wirst du sehen können, warum ich mich trotz der schönen Wohnung hier nicht richtig wohlfühle.
    Ganz lieben Gruß zu dir!

    1. Fleißig? Gegen das Wort hatte ich schon immer was. Wenn ich als Kind zur Schule ging, mahnte meine Mutter immer an der Türe: „Sei ganz fleißig!“ Was ich da anders machen sollte, wusste ich nicht, aber der Satz schwebte wie das drohende Unheil über mir. 😀
      Ich muss mich halt immer beschäftigen. Schade, dass ich ins Flugzeug keine Stricknadeln mitnehmen kann. Ein Paar Socken würde ich bestimmt schaffen.
      Liebe Clara, ich schick dir liebe Grüße ins „Dicke B.“

  4. Ich kann dich so gut verstehen, liebe Gudrun. Mich hat die Muße auch schon lange nicht mehr geküsst. Ich brauch dazu auch meine Ruhe, die innere wie äußere … und beides ist momentan nicht vorhanden. Bin schon froh, dass ich den Spaziergang neulich geschafft habe und nun auf österliche hoffen darf.

    Ich wünsche dir frohe Ostertage und dass dich der Frühling aus der Reserve lockt!

    Ganz liebe Grüße,
    Andrea

    1. Der Spaziergang hat dir bestimmt gut getan und die Vorfreude auf Ostern tut bestimmt gut. Es wird Frühling und auch das hat seine Wirkung. Ich hoffe, dass du deine Ruhe wieder findest. Es sind unruhige Zeiten, ja. Meine Sprachlosigkeit ist, glaube ich, vorbei. Im Moment empfinde ich Wut über so einiges, was passiert und was mir nicht gefällt. Für mich ist das ein gutes Zeichen.
      Liebe Andrea, ich wünsche dir auch schöne Ostertage, vielleicht Besuch von deinem Jan. 😀
      Ganz liebe Grüße an dich.

  5. Liebe Gudrun,
    Du nennst es Muße, ich sage ich habe z.Z. eine Blockade.
    Fühlt sich im Moment echt so an.
    Kriege nichts gebacken, habe Ideen. Nichts kommt.
    Man gut das es mir nicht alleine so geht.

    Dein Baldrian gefällt mir aber schon ganz gut.
    Vielleicht sollten wir mal welchen nehmen

    Liebe Grüße Marion

    1. Ich weiß noch nicht, ob die Leere jetzt aufhört, liebe Marion. Es ist so vieles, was mich gerade belastet, Dinge, die ich nicht ändern kann. Und nun versuche ich einfach mal, etwas zu tun. Mal sehen. Noch nie in meinem Leben habe ich mich so ausgebremst gefühlt.
      Hinnehmen will ich das nicht. Ich habe mir gerade Wolle vom Schrank gehievt und kardiere die jetzt, mit Handkarden. Da kann ich mich dran abarbeiten.
      Herzliche Grüße zu dir.n

  6. Es ist schon ein Kunststück, mit allem was einen derzeit im Kopf herumspukt, der Muße noch Platz einzuräumen. Für irgendwas sollte man eigentlich immer noch Muße haben. Deine Baldrianblüten sehen auch unfertig schon gut aus. An der Gestaltung von vielen kleinen Blüten kann man gut verweilen und vielleicht zur Ruhe kommen.

    1. Ach, liebe Isa, ich freue mich ganz dolle, von dir zu lesen.
      So langsam erwachen meine Lebensgeister wieder, oder die Schockstarre weicht. Heute habe ich Teelichter gefilzt, die ich verschenken möchte. Dabei ging es mir richtig gut. Auch habe ich lange auf meinem Balkon gesessen und morgen werde ich mich mal wieder mit meinem Fridolin auf den Weg machen.
      Ich schicke dir ganz liebe Grüße.

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