Socken, Handschuhe, Mütze, Schal – alles aus Islandwolle gestrickt

„Af góðu upphafi vonast góður endir.
Ein guter Anfang macht ein gutes Ende“.
– Isländisches Sprichwort

Jaja, es gibt mich noch und es wird Zeit, dass ich mich mal wieder um meinen Blog kümmere.
Es hatte mich ein bissel ausgebremst. Grippe, ein neues Medikament mit Nebenwirkungen und das Gefühl, in einem unsagbar schlechtem Hollywood-Film zu sein, hat nicht gerade für Hochgefühle gesorgt. Dabei bin ich doch fast fertig geworden mit meinem Wollprojekt aus Islandwolle.

Am Schal muss ich noch ein bisschen stricken. In diesem Winter werde ich ihn wohl nicht mehr brauchen.
Das Muster des Schals wird nur (bis auf den Rand) mit rechten Maschen gestrickt und in Runden. Wenn er fertig ist spanne ich ihn und lasse ihn unter feuchten Tüchern trocknen. Ich denke, dass er meinen Hals ordentlich warm halten kann, denn zwischen zwei Geweben liegt ja ein Lustpolster.

Von der Wolle und dem daraus hergestellten Garn bin ich sehr begeistert. In den nordeuropäischen Ländern weiß man, welche Wolle gut tut. Ich habe mal einen Faden der Islandwolle aufgedröselt. Da sieht man zwei Wollbestandteile, die die Wolle der Islandschafe mitbringen: einmal die weiche Unterwolle und die langen Fasern der Deckwolle. Islandschafe haben noch eine dritte Faserart, die Grannenhaare. Das sind störrische, dicke und kurze Haare, die wie Nadeln das Fell aufrichten, so dass immer ein Luftpolster zwischen den Fasern ist. Gut, wenn die Schafe bei Wind und Wetter draußen leben.

Vor dem Spinnen werden die Grannenhaare entfernt. In den nordischen Ländern macht man das, denn die wissen um die Vorteile ihrer Wolle. (Und da kratzt auch nix, lieber Emil 🙂 ) Bei uns gilt das oft als „zu aufwändig“. Ich möchte so eine Wolle mal selber aufbereiten und spinnen. Auf mein Ergebnis wäre ich sehr gespannt.

Die Wolle kann aufblühen

Bei meinem Strickprojekt mit Islandwolle habe ich noch eine besondere Entdeckung gemacht. Nach dem Stricken war das Gewebe locker und durch die Maschen konnte ich durchschauen. Nach einem Wasserbad blieb das Gestrick locker, aber es wurde dicht. Durch die Maschen konnte ich nicht mehr durch sehen. Man sagt dazu: Die Wolle blüht auf.
Bis auf den Schal trage ich die Sachen schon. Sie halten so wunderbar warm. Ich freue mich, dass ich sie habe. Sie sorgen für Geborgenheit, wie im vergangenem Jahr im OP, als ich vor Angst zitterte und eine angewärmte Decke bekam. Da war plötzlich alles gut.

Heute bekam ich eine Nachricht vom Nabu. Mein Patenschaf habe ich noch immer und diesmal kann ich es besuchen und auch Wolle bekommen. Die Wolle der Leineschafe ist wunderbar weiß. Sie spinnt sich hervorragend und trägt sich auch gut. Ich freue mich schon auf den Frühling. Dann werde ich im Garten Wolle waschen und kardieren.

Advent aus dem Fotoalbum und ein bisschen Geborgenheit.

Es gibt kein Alter, in dem alles so irrsinnig intensiv erlebt wird wie in der Kindheit. Wir Großen sollten uns daran erinnern, wie das war.
(Astrid Lindgren)

Mir war gestern so und da habe ich in meinem alten Fotoalbum gescharrt. Es war nicht so ganz mein Tag. Das Zeichentablett habe ich lieber mal in Ruhe gelassen.

In einem Fotoalbum sah ich dieses Bild von mir. Und ich erinnerte mich daran, dass es damals ganz still war im Wohnzimmer. Mein Vater las Zeitung, meine Mutter strickte. Ich saß an meinem Kindertisch und spielte kochen. Ich konnte mich stundenlang alleine beschäftigen. Alles, was ich an meinem kleinen Tisch „zusammen rührte“konnte ich auch aufessen.

aus meinem Fotoalbum
Das Foto hat mein Vater gemacht und für meinen Ponny war er auch verantwortlich.

Draußen war es schon dunkel. Und kalt. Der Kachelofen strahlte wohlige Wärme aus. Ach, wie liebte ich es, mich mit dem Rücken dagegen zu lehnen. Manchmal habe ich den Ofen auch umarmt, weil ich mich in seiner Nähe so geborgen fühlte. (Dass ich mal den Kopf dahinter steckte und man schon drauf und dran war, den Ofen abzureißen, erzähle ich mal lieber nicht.)

Ab und an klackte der alte Regulator. Hinter der Glastür stand ein Hirsch aus einer Glasbläserei. Ich stellte mir dann immer vor, dass auch eines der Geislein da drinnen wohnte.
Heute bin ich meinem Vater sehr dankbar, dass er das Fotoalbum für mich angelegt hat. Die Erinnerungen an meine Kindheit sind schön. Die Gefühle von damals möchte ich wiederhaben und das auch Gefühl, dass jemand auf mich aufpasst.

ein besseres Bild habe ich leider nicht, ein Fremdes will ich nicht einfach nehmen.

Herr E. war gestern zu einem Fußwegkonzert in Grünau gegangen. Der Opernsänger Alexander Voigt hatte zum Weihnachtslieder singen eingeladen. Eigentlich wollte ich mit, aber dann grauste es mir davor, in der Kälte auf meinem Fridolin zu sitzen.

Leute wie Alexander Voigt beeindrucken mich. Leute, denen es auch in schwierigen Zeiten ein Bedürfnis ist, anderen eine bisschen Freude zu schenken. Belastende Zeiten sind es nun mal. Herr E. hat mir erzählt, dass mitgesungen wurde und auch getanzt, mit Abstand und in Haushalten. Das ist auch so etwas wie Aufeinander-Aufpassen, Wohlfühlmomente verschenken.

Meine zweite Filzseife habe ich nun doch noch fertig gemacht und gleich fange ich die dritte an. In diesem Jahr habe ich mir das Motto „Dörfer“ gestellt. Im nächsten Jahr werden es Märchenmotive sein. Und bestimmt ist das Zicklein im Uhrenkasten dann dabei.
An meinen Kindertisch sitze ich nun so lange schon nicht mehr, aber ein bisschen wie damals habe ich mich nun doch gefühlt. Das Fotoalbum habe ich wieder zugemacht, aber das Schöne halte ich noch ein bisschen fest.

Beschäftigung im Advend - Filzseife
Die Filzseife kann ich mal schon verpacken zum Verschenken.

Ich wünsche einen schönen 2. Advent voller Wärme, guten Erinnerungen, schönen Momenten. Und wenn es geht, gebt anderen etwas davon ab.