Advent aus dem Fotoalbum und ein bisschen Geborgenheit.

Es gibt kein Alter, in dem alles so irrsinnig intensiv erlebt wird wie in der Kindheit. Wir Großen sollten uns daran erinnern, wie das war.
(Astrid Lindgren)

Advent

Mir war gestern so und da habe ich in meinem alten Fotoalbum gescharrt. Es war nicht so ganz mein Tag. Das Zeichentablett habe ich lieber mal in Ruhe gelassen.

In einem Fotoalbum sah ich dieses Bild von mir. Und ich erinnerte mich daran, dass es damals ganz still war im Wohnzimmer. Mein Vater las Zeitung, meine Mutter strickte. Ich saß an meinem Kindertisch und spielte kochen. Ich konnte mich stundenlang alleine beschäftigen. Alles, was ich an meinem kleinen Tisch „zusammen rührte“konnte ich auch aufessen.

aus meinem Fotoalbum
Das Foto hat mein Vater gemacht und für meinen Ponny war er auch verantwortlich.

Draußen war es schon dunkel. Und kalt. Der Kachelofen strahlte wohlige Wärme aus. Ach, wie liebte ich es, mich mit dem Rücken dagegen zu lehnen. Manchmal habe ich den Ofen auch umarmt, weil ich mich in seiner Nähe so geborgen fühlte. (Dass ich mal den Kopf dahinter steckte und man schon drauf und dran war, den Ofen abzureißen, erzähle ich mal lieber nicht.)

Ab und an klackte der alte Regulator. Hinter der Glastür stand ein Hirsch aus einer Glasbläserei. Ich stellte mir dann immer vor, dass auch eines der Geislein da drinnen wohnte.
Heute bin ich meinem Vater sehr dankbar, dass er das Fotoalbum für mich angelegt hat. Die Erinnerungen an meine Kindheit sind schön. Die Gefühle von damals möchte ich wiederhaben und das auch Gefühl, dass jemand auf mich aufpasst.

ein besseres Bild habe ich leider nicht, ein Fremdes will ich nicht einfach nehmen.

Herr E. war gestern zu einem Fußwegkonzert in Grünau gegangen. Der Opernsänger Alexander Voigt hatte zum Weihnachtslieder singen eingeladen. Eigentlich wollte ich mit, aber dann grauste es mir davor, in der Kälte auf meinem Fridolin zu sitzen.

Leute wie Alexander Voigt beeindrucken mich. Leute, denen es auch in schwierigen Zeiten ein Bedürfnis ist, anderen eine bisschen Freude zu schenken. Belastende Zeiten sind es nun mal. Herr E. hat mir erzählt, dass mitgesungen wurde und auch getanzt, mit Abstand und in Haushalten. Das ist auch so etwas wie Aufeinander-Aufpassen, Wohlfühlmomente verschenken.

Meine zweite Filzseife habe ich nun doch noch fertig gemacht und gleich fange ich die dritte an. In diesem Jahr habe ich mir das Motto „Dörfer“ gestellt. Im nächsten Jahr werden es Märchenmotive sein. Und bestimmt ist das Zicklein im Uhrenkasten dann dabei.
An meinen Kindertisch sitze ich nun so lange schon nicht mehr, aber ein bisschen wie damals habe ich mich nun doch gefühlt. Das Fotoalbum habe ich wieder zugemacht, aber das Schöne halte ich noch ein bisschen fest.

Beschäftigung im Advend - Filzseife
Die Filzseife kann ich mal schon verpacken zum Verschenken.

Ich wünsche einen schönen 2. Advent voller Wärme, guten Erinnerungen, schönen Momenten. Und wenn es geht, gebt anderen etwas davon ab.

16 Gedanken zu „Advent aus dem Fotoalbum und ein bisschen Geborgenheit.“

  1. Ja, auch in meiner Kindheit gab es diese Momente der Geborgenheit. Etwa wenn ich mit meiner Großmutter gekocht oder mit der Knopfkiste gespielt habe, doch es gab auch viel verstörendes und gerade, weil man in der Kindheit alles am intensivsten erlebt, klingt es noch immer nach. Das Bild von dir ist wirklich schön und die Seife auch.

    1. Ich hatte wirklich eine schöne Kindheit und erinnere mich gerne daran. Es wäre schön, wenn alle Kinder glücklich, behütet und mit gleichen Chancen aufwachsen könnten.

  2. Das ist ein ganz entzückendes Foto von dir als kleines Mädchen, liebe Gudrun. Ich wette, du hast immer noch diesen versunkenen, liebevollen Gesichtsausdruck, wenn du dich mit Handarbeiten, Basteleien und Zeichnungen beschäftigst.
    Hab du auch einen geruhsamen und möglichst unbeschwerten 2. Advent.

  3. Liebe Gudrun, an meine Kindheit erinnere ich mich auch gern und besonders gern auch an Weihnachten. Das empfand ich immer als besonders schön und gemütlich. Ich kenne auch solche Augenblicke, in denen ich still vor mich hin gespielt habe und mein Vater gelesen hat, meine Mutter mit Stricken oder Nähen beschäftigt war. Manchmal hat mein Vater auch etwas vorgelesen. Ich habe mich gerade in solchen Momenten immer ganz besonders geborgen gefühlt.
    Schön, dass Du ein Fotoalbum mit solch schönen Bildern wie dem obigen hast. Ich habe zwar kein eigenes Album für mich, aber ein Familienalbum mit vielen schönen Erinnerungsfotos.
    Deine neue Seife ist auch wieder sehr hübsch. Ich finde, es ist eine gute Idee, Deine Seifen nach einem bestimmten Motto zu gestalten. Eine Freundin von mir gestaltet nach einen solchen jährlichen Motto immer Fotoalben.
    Einen lieben Gruß schickt Dir die Silberdistel und hab einen schönen Abend an diesem 2. Advent

    1. Ein Fotoalbum möchte ich auch mal machen. Meine Freundin macht das immer und das sind schöne Erinnerungen.
      Da haben wir wohl ähnliche Erlebnisse gehabt in der Kindheit. Die Erinnerungen möchte ich nicht missen. Und wenn ich werkele, dann bin ich für kurze Zeit wieder in dieser Zeit.
      Liebe Silberdistel, ich wünsche dir noch einen schönen Adventsabend.
      Liebe Grüße an dich.

  4. Das ist so ein süßes Foto von dir, liebe Gudrun. ❤
    Ich liebe solche alten Fotos.
    Ja, so geborgen, wie ich mich als Kind in vielen Situationen gefühlt habe, würde ich mich heute auch gerne fühlen.
    Ein wunderschöner Beitrag. Vielen Dank dafür.
    Herzliche Grüße,
    Martina

    1. Ich versuche das immer wieder, diese Gefühle wieder und wieder zu bekommen, auch für andere. Und das scheint auch oft zu gelingen. Meine Tochter möchte unbedingt Weihnachten zu uns kommen. Sie braucht das, sagt sie. Nun hoffen wir, dass das auch möglich ist. Wir jedenfalls tun alles dafür.
      Herzliche Grüße an dich.

  5. Gudrun, es ist so so schön, wenn wir noch auf solche Fotoalben aus unserer Kindheit zurückgreifen können – meine Mutter konnte keines anlegen, weil es viel zu wenige Fotos von mir gab – egal, einige sind erhalten und ich habe sie digitalisiert.
    Zum Ausgleich habe ich das natürlich für meine beiden Kinder gemacht und ganz brav bis zu ihrem 14. Geburtstag angelegt. Dann haben sie es geschenkt bekommen und konnten selbst machen, was sie wollten: Fotos in Kisten sammeln, Fotos auf dem Handy sammeln oder oder oder.
    Ich wünsche dir eine Zeit, in der es dir wieder Spaß macht, dein Tablet zu benutzen.
    Lieben Gruß zu dir

    1. Schön, dass du das für deine Kinder gemacht hast. Ich habe jetzt auch gemerkt, wie schön es ist, in Erinnerungen blättern zu können.
      Morgen muss ich wieder ans Grafiktablett. Ich habe meine dritte Filzseife fertig und muss erstmal wieder Entwürfe, Dorfansichten, schaffen.
      Liebe Clara, ich schicke dir liebe Grüße.

  6. Liebe Gudrun,
    Erinnerungen aus dem Fotoalbum sind etwas besonderes. Mein Vater war Hobby-Fotograf und ich hatte somit das Glück, dass viele Bilder in diesem Album reingeklebt waren.

    Deine Filzseife ist wunderschön geworden. Auch ich habe mich mal mit Nadelfilzen beschäftigt. Erstaunlicherweise sind schöne kleine Sachen entstanden (Marienkäferchen, Püppchen…). Aber es wurde nicht zu meinem Lieblingshobby. Da bleib ich lieber beim Nähen und Stricken.

    Ich schicke dir liebe Grüße.
    Traudi

    1. Dass du nähen kannst, finde ich toll. Das kann ich leider nicht.
      Das Nadelfilzen habe ich vor allem mit Kindern gemacht. Der Materialeinsatz (ich habe immer alles mitgebracht) hielt sich in Grenzen und kleine, feine Sachen sind doch entstanden. Die Kinder haben sich gefreut, dass sie etwas zu verschenken hatten. Ich filze gerne Bilder. Ein bisschen ist es wie Malen, nur eben mit Wolle.
      Ganz liebe Grüße zu dir, liebe Traudi.

  7. Solche Erinnerungen lese ich immer gern Gudrun. Wir hatten noch einfaches Spielzeug und haben uns auch über Zopfhalter, Puppensachen und Apfelsinen gefreut. Heut sind die Geschenke groß, teuer, fast nur Technik. Schlitten und Skier lohnen sich kaum noch, wenn man nicht gerade in den Bergen wohnt.
    Zum Nikolaus gab es Nüsse, Mandarinen und Kleinigkeiten Süßes.
    Auch heut waren alle Stiefel gefüllt, unsere Enkelin packt dann erst aus, wenn sie aus der Krippe kommt.
    Liebe Grüße von Kerstin.

    1. Puppensachen, oh ja. Vor Weihnachten verschwanden immer meine Puppen. meine Mutter nähte neue Kleider und strickte das Baby ein. Meine beiden Kinderfreundinnen haben mich immer sehr beneidet um die Sachen. Die Puppenstube bekam neue Gardinen und der Kaufmannsladen neues Zeuchs für die Regale. Ich habe mich immer sehr gefreut und das war wochenlang der renner beim Spielen.
      Deine Enkelin wird sich bestimmt sehr gefreut haben.
      Liebe Grüße in die Aue zu dir, liebe Kerstin.

  8. Es gibt Tage, da vermisse ich meine Mutter besonders. Tage, an denen ich mich ganz klein machen und in den Arm genommen werden möchte. Jemanden sagen hören, dass alles wieder gut wird. Heile, heile Gänschen und auf die Wunde pusten. So ein Tag ist heute. Mein Mann hatte einen Herzstillstand während wir nach dem Teetrinken über Essenspläne für die nächsten Tage sprachen. Er lag auf dem Sofa, wie immer, aber er antwortete nicht. Seine Augen waren weit geöffnet, auch sein Mund, der Arm hing schlaff herunter und er atmete nicht mehr. Kein Rütteln und Rufen half. Während ich die Feuerwehr rief, tat der Defibrilator das, wofür er vor 1,5 Wochen implantiert wurde. Er versetzte dem Herz einen Stromschlag und brachte es wieder zum Schlagen. Jetzt liegt mein Mann im Krankenhaus, alleine mit seiner Angst, Besuchsverbot. Ja, manchmal wünsche ich mir die Kindheit zurück, auch wenn nicht alles gut war.
    So einen ähnlichen Herd hatte ich auch, ich erinnere mich noch gut daran.
    Liebe Grüße,
    Elvira

  9. Ich bin noch am Sichten der Bilder, die mir meine Mutter beim letzten Besuch mitgegeben hat. Verwirrende Bilder, mich verwirrende Bilder. An viele habe ich keine Erinnerung mehr, und die wenigen, an die ich mich noch erinnere, bei denen ist ein Erinnern eigentlich unmöglich (weil zu jung) …

    Den Kaufmannsladen, den der Großvater als Böttcher gebaut hatte, der existiert noch, ich sah ihn auf dem Dachboden.

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