Ihre Farbe war nun verblasst. Meine Dahlienknolle, die im Frühling bei der Gartenbepflanzung übrig geblieben war und die ich auf dem Balkon in einen Kübel gepflanzt hatte, habe ich jetzt wieder aus der Erde geholt. Sie hatte schön geblüht, aber nun war ihre Zeit gekommen, ins Winterquartier zu ziehen. Hehe, sie hat sich ordentlich entwickelt in ihrem Kübel. Ich werde alles tun, dass sie im nächsten Jahr wieder blühen kann.
Solche Herbstarbeiten machen mich eigentlich immer etwas traurig. Über die Dahlie aber habe ich mich riesig gefreut. Eine Knolle hatte ich vor vielen Jahren vom Dörfchen mitgebracht. Und so heißt sie bei mir Räpitz-Dahlie, nach dem Ort, in dem ich einige Zeit gewohnt habe.
Die Bäume, die im Schutz der Häuser in meinem Innenhof stehen, haben noch einige Blätter. Mein Kirschbaum ist fast kahl, aber die Zeichnung der Herbstblätter begeistert mich immer wieder. Ihre Farbe inspiriert mich, bei der Wahl der Kleidung, beim Zeichnen und sogar beim Stricken.
Wenn die Sonne scheint, dann scheint das ganze Zimmer in goldenes Licht getaucht. Diese Farbe und diese Lichtmomente würde ich gerne für immer festhalten. Sie werden vergehen, aber drinnen kann ich mich mit Farbe umgeben nach Herzenslust.
Manchmal ziehe ich die Frühstückszeit in die Länge, sehe aus dem Fenster und bewundere das, was der Herbst draußen im Hof zeichnet.
In jungen Jahren habe ich auch schwarze Kleidung getragen. Jetzt sehne ich mich nach Farbe. Ich hätte bestimmt auch rote Haare, aber ich vertrage keine Chemie mehr auf dem Kopf. Ob ich mir einen Hut kaufen soll?
Meine Meise zu fotografieren war ein Zufall. Eigentlich wollte ich das satte Rot des Ahorns festhalten und Zack, da hockte sich der Vogel auf den Meisen-Airport vor dem Vogelhaus und mir vor die Linse.
Ich bin dann mal durch meine Woll- und Garnkisten gekrochen und habe alle Reste zusammengesucht, wild entschlossen, sie alle zu verarbeiten. Eigentlich wollte ich Ringelsocken stricken, habe mich aber dann doch für Muster entschieden. Es gibt ja Garn zu kaufen, bei dem sich ein Muster beim Stricken ergibt. Ich stricke das Muster lieber selber.
Das Klappern der Nadeln und das Konzentrieren auf die Muster sind so herrlich beruhigend und entspannend. Ich mag das sehr. Das Sockenstricken habe ich übrigens von einem Mann gelernt, einem Mathematiker. Seine Anleitung hatte ich verstanden. Interessant fand ich auch, dass Schüler an einem naturwissenschaftlichen Gymnasium in den Pausen zur Entspannung strickten.
Ich stricke jetzt meine erste Mustersocke fertig. Und morgen schaue ich mal, was ich der Natur vor meinem Fenster noch so abkucken kann.