Todbringende Kleidung im 19. Jahrhundert. Und heute?

Es wird nicht ohne Überlegungen zur Nachhaltigkeit und zu bestimmten sozialen Aspekten gehen, wenn ich mein Kreuzel mache im September.

Um Kleidung mache ich mir schon lange Gedanken. Was will ich anziehen? Was brauche ich wirklich? Wie wurde es produziert und durch wen? Durch Kinder? Welches Material tut mir und der Umwelt gut?
Eine ganze Menge Fragen sind das, nicht war?

Ich habe meine Vorlieben und kann mir nicht alles leisten. Aber ganz ehrlich, ich brauche auch nicht so viel Kleidung, dass der Kleiderschrank platzt. Ich versuche Hochwertiges zu kaufen, dann eben nicht so viel.

Bei meinen Recherchen zu textiler Produktion, die mich brennend interessiert, stieß ich auf einen interessanten Artikel. „Die tödliche Mode des 19.Jahrhunderts“ war er überschrieben. Ach was, könnte man meinen, das ist doch lange her und vorbei. Wartet es mal ab.
Hier geht es zum Artikel.

Kleidung im 19. Jahrhundert
Das hatte ich schon früher mal gezeichnet und für den alten und dann verschwundenen Blog gebraucht. Die Weiterverarbeitung in meinen neuen Affinity-Programmen klappt schon ganz gut.

Die Frau des Dichters Henry Wadsworth Longfellow, Fanny Longfellow, saß eines Nachmittags zu Hause und fing plötzlich Feuer. Das war kein Einzelfall. Zu Zeiten von Kienspan und Öllampe war es ein Leichtes, die großen Mengen an Tüll und Baumwollrüschen auf den Reifröcken in Brand zu setzen.
Fanny Longfellow hatte solch schwere Verbrennungen, dass sie am anderen Tag starb.

Das war aber nicht das einzige Problem. Die Socken der Herren wurden mit Anilin gefärbt und sorgte für schreckliche Entzündungen an Fuß und Bein.
Bleihaltiges Make-Up schädigte die Nerven der Frauen die es trugen. Schmuckkämme aus Zelluloid explodierten, weil sie heiß wurden. In Brooklyn explodierte eine ganze Kammfabrik.

Die, die produzierten, in den Fabriken schufteten, die traf es am Härtesten.

Versuche mit allerlei Pinseln im neuen Grafikprogramm. Alles ist ausbaufähig.

Kleider, Handschuhe und Blumenkränze wurden mit Arsen gefärbt. Das ergab ein schönes, aber tödliches Grün. Arsen ist uns aus vielen Krimis als tödliches Gift bekannt. Giftig war auch die Kleidung sehr, vor allem für die, die sie herstellen mussten und ständig die giftigen Gase einatmeten.

In Frankreich, Skandinavien und Deutschland wurde Arsen zum Färben schließlich verboten. Aber nicht in Großbritannien. Und was passierte? Man ließ dort produzieren.

Und heute? Das ist doch alles lange her.

Heute machen wir es nicht anders. Wir lassen produzieren, weit weg. Es interessiert wenig, dass Kinder arbeiten, schuften, sich vergiften. Ihnen bleibt nichts anderes übrig, denn von ihrer Arbeit muss die ganze Familie leben.
Ein Umweltschützer, dessen Namen ich nicht mehr weiß, hat gesagt, dass die Flüsse in manchen asiatischen Ländern oft schon die Modefarben für die Kleidung des nächsten Jahres anzeigen.

Ich glaube, da muss sich einiges ändern. Es geht nicht, dass wir zu Hause die Saubermänner spielen, während anderswo Menschen und Natur leiden und ausgebeutet werden in großem Maße.
Ich will das nicht! Und deshalb werde ich mir im Herbst genau überlegen, wo ich zur nächsten Bundestagswahl meine Kreuzchen mache. Mal in die Wahlprogramme zu schauen lohnt sich.

17 Gedanken zu „Todbringende Kleidung im 19. Jahrhundert. Und heute?“

  1. Ich habe sicherlich viel zu viele Klamotten, jedenfalls mehr als ich wirklich brauche. Ich habe halt Spaß an Mode, nicht an der immer neuesten, sondern an „meinem“ Stil. Ich kaufe ganz viel second hand, für mich wird also wenig Neues produziert. Und wenn neu, dann achte ich sehr darauf, wo und wie es hergestellt wird. Ich bin unbedingt für ein Lieferkettengesetz, denn gerade im Bereich Klamotten ist es oft schwer zu erkennen, ob etwas nachhaltig und fair hergestellt wird. Aber das gilt genauso für andere Verbrauchsgüter. Für Obst und Gemüse aus Spanien z.B. müssen nicht selten Migranten unter erbärmlichen Bedingungen schuften. Aber wir können auch im eigenen Land bleiben und genau hingucken, unter welchen Bedingungen Tiere geschlachtet und Spargel geerntet wird

    1. Auf verschiedene second hand Quellen hast ja du mich gebracht. Ich kaufe eh nur Naturmaterialien, weil bei Synthetik meine Haut verrückt spielt und versucht, da etwas abstoßen zu müssen. Mein Bestand an Klamotten ist nicht mehr so groß. Ich freue mich mehr als früher über Kleinigkeiten, einen Schal z.B. Ich brauche einfach nicht mehr so viel.
      Bilder von Kindern in Indien und anderen Ländern an Nähmaschinen oder wie sie mit bloßen Händen in giftiger Färbebrühe herumwühlen machen mich unglaublich traurig. Da muss sich wirklich etwas ändern.

  2. Mein Schrank ist nicht mehr sehr voll. Die meisten noch gut erhaltenen Kleidungsstücke gehen via ASB an die Obdachlosenhilfe. Ich trage jahrein, jahraus abwechselnd meine beiden Jeans. Wenn es sehr heiß wird habe ich eine 3/4 Jeans (Beine einer alten Hose gekürzt) und meine weiße Arbeitshose. Kleider und Röcke besitze ich gar nicht mehr. Einzig oben herum gibt es Abwechslung. Da habe ich schon mehrere Shirts und Blusen. Zu Hause trage ich Jogginghosen und T-Shirts. Wann ich mein letztes Kleidungsstück gekauft habe, weiß ich nicht mehr genau. Ach doch, das waren Sporthosen, als ich mit Rentenbeginn in einen Sportverein eingetreten bin. Bei KiK, Primark o.ä. habe ich noch nie eingekauft.
    Deine Pinselübungen sind doch schon sehr gelungen!
    Liebe Grüße,
    Elvira

    1. Ich war ein einziges Mal in einem Primark, damals in Leipzig. Ich wollte mir das einfach mal angucken. Allerdings ist mir sofort ziemlich schwummrig geworden ob des Gestanks nach Chemikalien. Ich habe es da nicht lange ausgehalten und gekauft habe ich eh nix. Bei KiK habe ich auch noch nie was gekauft. Ich liebe ja second hand… da kann ich hochwertige Sachen für kleineres Geld kaufen. Ausserdem macht mir das Stöbern auf Flohmärkten und in Second Hand Läden Spaß. Ich sage ja immer, die Sachen finden mich. Jogginghosen besitze ich nicht, aber Zuhause reicht auch mal ein Legging.

      1. Ach ja, um Sportklamotten muss ich mich auch mal wieder kümmern. Zu Hause ist das zwar gerade Wurscht, aber vielleicht, aber vielleicht komme ich ja doch mal wieder in eine Sportgruppe rein.
        Die weiten Hosen von Frau Sjöden liebe ich ja sehr. Mir graut allerdings jetzt schon davor, wenn ich mal Neue brauche.

    2. In diese Läden fehe ich auch nicht, sehe aber immer wie Riesentüten voller Zeuchs rausgetragen werden. Und dann wird es weggeworfen. Ich habe schon mal überlegt, alte Kleidung in Streifen zu schneiden und Teppiche daraus zu machen. Schade, dass ich nicht nähen kann.
      Die Idee mit der abgeschnittenen Jeans habe ich mir mal gespeichert im Oberstübchen. Die ist gut.
      Die Affinity Programme finde ich inzwischen großartig. Nur muss ich mir nun wieder ein neues Thema suchen. Seit ich das nicht mehr beruflich tun muss, habe ich mich da immer etwas schwer.
      Herzliche Grüße an dich, liebe Elvira.

      1. Wir hatten mal solche Flickenteppiche. Meine Mutter hat ihn irgendwo herstellen lassen. War lustig auf dem Teppich zu sitzen und seine alten Kleider zu finden. Ist aber lange her.
        Jeans abschneiden haben wir früher auch gemacht. Aber ich trage ja kaum Hosen. Fast nur Röcke und Kleider.

        1. Ich habe aus alten T´Shirts und alten Spannleintüchern einen Teppich gehäkelt. Das Ganze in Streifen schneiden, die Enden werden einfach nur verknotet. Das Ganze habe ich mit einem Knüpfhaken, mit dem man Teppiche knüpft gehäkelt weil ich keine so große Häkelnadel hatte. Ich finde es ganz schön……

          1. Ohhhhh, danke für deinen Kommentar liebe Mia. Ich werde das probieren. Und vielleicht finde ich jemand, der mir eine Häkelnadel schnitzt. Oder, ich versuche es selber mal.
            Schön, dass du da warst.

  3. Tja, ungesund bis tödlich ist der größte Teil der heutigen Mode ja auch – die Produktionsbedingungen sind ja bekannt. Hochgradig absurd finde ich das künstliche Altern von Jeans – früher sah man einer Jeans das Alter an (je heller, desto besser) – heute kann man sie bereits gelöchert und zermürbt kaufen, statt sie dafür ein paar Jahre kräftig beanspruchen zu müssen – und diese Jahre fehlen dann in der Nutzungsdauer. Ich hätte gern mal wieder eine neue, richtig dunkelblaue Jeans, die auch neu aussieht und erst mit den Jahren heller wird…
    Bin heilfroh, dass ich keinen Kleidervorschriften im Job unterliege, darf meine Sachen tragen, bis sie mir vom Leibe fallen, naja, bis kurz davor, den letzten Abschnitt erleben sie dann noch im Garten 😉
    Liebe Grüße!

    1. Ich weiß, das Sandstrahlen. Hier schon lange verboten, anderswo nicht. Die Arbeiter sterben an Silikose. Einmal den feinen Sand in die Lunge bekommen und er geht nie wieder weg.
      Mein Opa hatte so etwas, ist auch daran gestorben. Er hat im Bergbau gearbeitet, unter Tage und als junger Mann 12 Stunden lang.
      Mit der Kleiderordnung geht es mir genauso. 😀
      Liebe Annette, herzliche Grüße an dich.

  4. Hallo Gudrun, du wirst ja noch zur Blogartikeleuropameisterin – so oft ein wunderschöner neuer und interessanter Artikel von dir. Ich habe sicher auch viel zu viele Sachen, werfe aber auch kaum welche weg, sondern sortiere sie aus, wenn ich mal über lange Monate zu viel Süßkram gegessen habe. Den jetzigen Zuwachs haben aber alle Hosen gut verkraftet – ging also noch.
    Weil meine Haut eher richtige Wolle nicht mag – oder das ist eine Erinnerung aus der Kindheit – habe ich vieles aus Kunstfasern. Aber die verträgt meine Haut.
    Lieben Gruß zu dir!

    1. Na, nun übertreibe nicht, liebe Clara. 😀 Es gibt viel aktivere Blogger als mich.
      Weil Annette vorhin schrieb, dass sie die alten Sachen immer noch für den Garten nimmt, fällt mir etwas ein. Mein Jan und ich haben mal alte T-Shirts gesammelt. Man könnte sie ja noch zum Malern nehmen. Bis uns irgendwann auffiel, dass wir halb Leipzig durch malern könnten. Da haben wir uns getrennt, die vielen Shirts und wir „Maler“.
      Liebe Grüße in die große Stadt zu dir.

  5. Das ist sehr interessant was du schreibst. Danke. Wie sorglos man doch von jeher mit Chemikalien umgegangen ist. Ich las einmal, dass es früher sogar gewollt war, um Läuse und Milben abzuhalten. Mit der Hygiene hat man es ja nicht so genau genommen. So ganz ahnungslos konnte man auch in der Zeit der Industrialisierung eigentlich nicht gewesen sein, da man sie auch im ersten Weltkrieg als Waffe einzusetzen wusste.
    Heute ist shopping zu einem Freizeitvergnügen geworden. Die billigst industriell hergestellte Kleidung, taugt nicht einmal mehr für second hand. Deshalb wurden bei uns schon Kleidercontainer entfernt. Es wird allerhöchste Zeit für ein Lieferkettengesetz. Aber keines das von Lobbyisten aufgeweicht und durchlöchert wird.

    1. und heute findet man in vielen Kleidungsstücken, vor allem Kinderkleidung den Hinweis: „Keep away from fire!“ Das ist doch viel versprechend. Da fehlt es einen nicht an Zunder, wenn man ein Feuerchen machen will.

    2. Hier hat man auch schon Kleidercontainer entfernt, liebe Isa.
      Shopping als Freizeitvergnügen finde ich aus mehreren Gründen schade. Ich kenne Verwandtschaft, die nach Leipzig fährt, nicht um mich zu besuchen. Sie gehen gleich in der Nähe des Bahnhofs zum Shoppen und fahren dann mit ihren Schnäppchen wieder nach Hause. Von anderen Städten möchte ich anderes sehen als Kauftempel.
      Ich bin schon froh, dass ich meine Wolle mit Pflanzen färbe. Es eignet sich nicht jede. Sie muss schön länger haltbar und lichtecht sein. Man muss sich damit beschäftigen, aber genau das macht den Reiz aus.

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