Ums Mutter sein.

– ganz persönliche Gedanken in einem Nachtrag-

Muttertag spielte zu DDR-Zeiten bei mir keine Rolle. Erst als ich Hernn E. kennenlernte bekam ich das mit. Seine Eltern wohnten in Stuttgart und viel konnte er nicht tun für sie. Und so schickte er seiner Mutter zum Muttertag immer Blumen über Fleurop.

Den Internationalen Frauentag, ja, den zelebrierte man, halbherzig wie ich immer fand. Es wurde ein Blümchen verschenkt, Hände geschüttelt, zum Kaffee geladen. Versteht mich Recht, ich finde Frauenrechte wichtig und das auch überll auf der Welt, aber ich fand das damals immer sehr aufgesetzt. Der Chef der Forschungsgruppe zu Frauenrechten an meiner Hochschule gab zu Hause und auch so gerne den Pascha. Das war ein Grund, warum ich mich mit dieser Gruppe nicht anfreunden konnte.

Es war nicht alles in Ordnung, aber Frauenrechte waren damals und hier gesetzlich verankert. Um Schwangerschaftsurlaub, Mutterschutz, medizinische Betreuung, Urlaub und Ferienbetreuung der Kinder, die Kinderbetreuung überhaupt, musste ich mich nicht sorgen. Existenzängste kannte ich nicht, nicht die Angst um den Arbeitsplatz oder dass ich meine Miete oder meine Stromrechnung nicht mehr bezahlen könnte.

Viele Frauen waren berufstätig und ja, auch Mutter. Sie wollten das auch und sie waren aufgeschlossen und selbstbewusst. Ich weiß nicht, ob der Muttertag eine Rolle spielte.
Heute entscheiden sich immer mehr Frauen, die im Beruf eine Berufung gefunden haben, gegen eigene Kinder. Die Unsicherheit ist groß, die Belastungen auch, die Unterstützungen mangelhaft.
Ehrlich, wenn Mann und Frau für gleiche Arbeit unterschiedlich bezahlt werden, wer bleibt dann wohl zu Hause zur Pflege und Betreunug der Kinder?

Meine drei Kinder wollte ich haben. Und als sie da waren, wollte ich ihnen eine gute Mutter sein. War das Knie aufgeschlagen, gab es Trost und Pflaster, genauso später beim ersten Liebeskummer oder wenn es Zoff in der Schule gab. Am Küchertisch wurde immer viel gebastelt und gemalt. Blumen bekam ich auch oft: Gänseblümchen, Löwenzahn, Hirtentäschel. Ich habe die Sträuße immer in die Vase gestellt.
Wir haben uns viel geschenkt, nein, nichts was viel kostete. Wertvoll war es aber immer. So haben wir das beibehalten.

Am Sonntag war nun Muttertag. Alle drei Kinder haben angerufen, mein Sohn aus dem Ausland, wo er gerade ist. „Ich hoffe, du weißt, dass wir nicht nur anrufen, weil gerade Muttertag ist?“, fragte er. Na klar, weiß ich das. Wir haben immer einen engen Kontakt.

Gefreut habe ich mich trotzdem sehr, denn ich bin ja nun mal ihre Mutter und das war und bin ich gern. Auf das Mutter sein war ich allerdings nie reduziert. Ich war voll berufstätig und habe mich auch für Frauenrechte eingesetzt. Gegen den Muttertag wettern, gehörte nicht dazu.

Am Abend bekam ich dann noch ein Bild. Meine älteste Tochter und der Enkel haben gemalt und geklebt. Es kommt immer später, denn wenn bei uns der Tag anfängt, ist am anderen Ende der Welt noch gestern. (Aussage der Tochter.)
Ich zeige das Bild jetzt mal und lasse das einfach so stehen.

14 Gedanken zu „Ums Mutter sein.“

    1. Es lag wahrscheinlich daran, dass unsere Mutter viel Ungutes im Krieg und kurz danach erlebt haben. Meine Mutter wollte mich nicht haben. das hat sie mir gesagt und gezeigt. Ich wollte das immer andres bei meinen Kindern und bei den mir anvertrauten im Hort. Was immer auch passiert, die Kinder sind unschuldig und zu schützen.
      Im Hort war die beste Bestätigung, wenn ein Kind mich an der Hand nahm und in der Aufregung sagte: „Mutti, komm mal mit. Ich will dir etwas zeigen.“
      Ich drück dich, liebe Martha.
      Liebe Grüße

  1. Sehr gut geschrieben und gemacht *Gurun*!
    Als Kind schließe ich mich Martha an und wäre für den Omatag.
    Meine Mutter war zu sehr mit dem Aufbau der BRD und ihrer Existenz beschäftigt um eine gute Mutter zu sein – meinte aber einen Anspruch auf diesen Muttertag zu besitzen.
    Seid meiner Erkenntnis wird es nie gefeiert oder gewürdigt, einfach nicht echt.
    Lieben Gruß!

    1. Wahrscheinlich hatten unsere Eltern viel mit der Kriegszeit und der Zeit danach zu kämpfen gehabt. Und viele Kinder hatten darunter nach Jahre danach zu leiden. So etwas setzt sich leider fort.
      Ich hatte mich für Kinder entschieden und hab mich dann auch in der Pflicht gesehen. Ja, klar, ich musste auch zeigen, dass ich bestimmte interessen habe und Freiräume brauche, aber alle Entscheidungen wurden immer mit den Bedürfnissen der Kinder abgestimmt. Es ging halt nicht zuerst um mich. Es war gut so.
      Liebe Grüße an dich, liebe Kelly.

  2. Was den Muttertag betrifft, so habe ich da schon gemischte Gefühle, wie auch mittlerweile zum Internationalen Frauentag. Die letzten Jahre bin ich nicht mehr zu den Kundgebungen, einfach weil ich es so müde war. Ich bin übrigens auch nicht böse, wenn meine Tochter den Muttertag vergisst. Warum auch? Wir sind uns immer nahe.
    Auch ich habe mich nie fürs „nur“ Muttersein entschieden. Dafür hatte und habe ich viel zu viele Interessen und Projekte am Laufen. Allerdings war ich in jungen Jahre sehr viel feministischer. Feministisch bin ich immer noch, um es mit Gerburg Jahnke zu sagen: Wenn man einmal Feminismus hatte, geht das ja nie ganz weg, aber mittlerweile möchte ich Trennungen aufghoben wissen. Alles Liebe

    1. Nee, böse ob des Vergessens wäre ich auch nicht, gefreut habe ich mich trotzdem, weil es eben kein Gemeinplatz ist, was wir uns zu sagen haben. Dann eben auch an diesem Tag. Und da habe ivh mivh gefreut.
      Mit manchen Frauengruppen hatte ich immer meine Probleme. Sie waren mir zu militant und aggressiv.
      Liebe Grüße zu dir.

  3. Liebe Gudrun,
    das ist Dir echt gelungen 🙂 Deine Tochter hat einen tollen Humor.
    Wertschätzung für Alle
    Dieses Bild zaubert mir schon den ganzen Tag ein Lächeln ins Gesicht.
    Vielen Dank fürs Teilen.
    Liebe Grüße von Mia mit dem Hundemädel

    1. Über das Bild habe ich mich auch gefreut.
      Ach ja, meine Töchter sind schon ganz kluge Frauen. Und Humor haben sie auch. Das ist erfrischend.
      Herzliche Grüße an dich, Mia mit dem Hundemädchen.

    1. Danke, liebe Brigitte. Meiner Tochter am anderen Ende der Welt gebe ich das weiter. Sie wird sich freuen.
      Herzliche Grüße an dich.

  4. Och, ich fand den Frauentag eigentlich gar nicht so übel. Sicher, es gab da in der Regel auch einen offiziellen Teil, den man nicht haben musste. Aber ansonsten war der Frauentag im Kollegenkreis zumindest bei uns immer recht angenehm. Den Muttertag kannten wir damals in der Form ja nicht und ich denke, wir haben ihn auch nicht vermisst. Sicher freue ich mich, wenn meine Kinder am Muttertag an mich denken und sich bei mir melden. Aber sie melden sich auch an anderen Tagen. Ich würde also nichts vermissen, wenn sie am Muttertag direkt einmal nichts von sich hören lassen.
    Das Bild von Enkel und Tochter finde ich sehr schön. Ich glaube, in der Form ist es doch ein riesiges Dankeschön an Mutti und Oma Gudrun. Mehr braucht es wirklich nicht.
    Einen lieben Gruß von der Silberdistel

    1. Nein, mehr braucht es wirklich nicht, liebe Silberdistel. Und auch ansonsten stimme ich dir in allem zu. Nur um die Frauentagsfeiern habe ich mich immer gedrückt. Da habe ich lieber alle Sonderaufgaben übernomen, die es gab. Ich bin aber auch kein Geburtstagsmensch. So genau weiß ich das nicht, warum das so ist.
      Liebe Grüße zu dir.

  5. Liebe Gudrun,
    das Bild ist zauberhaft. Das gleich mal zu Anfang. Ich bin heute als Mutter erwachsener Söhne und nicht mehr berufstätig eine glückliche Mutter. Und bevor ich tatsächlich eine berufstätige Mutter wurde, hatte ich mir das alles viel einfacher vorgestellt. Ich konnte ganz schlecht damit umgehen, meine Kinder „abzugeben“, und irgendwie immer in erster Linie für meine Praxis und meine Patienten da zu sein. Ich habe heute noch manchmal Albträume, in denen ich mich von den Augen meiner Jungs verfolgt fühle, wenn ich sie an die Kinderkrippe oder die Tagesmutter abgegeben habe. Ich kann nicht sagen, ob ich als Nur-Mutter und Hausfrau glücklicher geworden wäre, denn ich hatte mich nun mal anders entschieden. Das Thema ist bis heute nicht leicht für mich.
    Liebe Grüße – Elke

    1. Liebe Elke, in dieser Zwickmühle steckte ich auch. Ich hatte das große Glück, Babyzeiten zu haben. Ich war die erste Zeit zu Hause, bekam einen Lohnausgleich und die Zusicherung, an meinen Arbeitsplatz zurück zu können. Diese Zeiten waren sehr intensiv und ich habe sie sehr genossen. Ich merkte aber auch, dass ich nicht immer zu Hause sein konnte. Das ist sicher ganz verschieden und jede Mutter sollte frei entscheiden können, wie sie es will, mit viel Unterstützung und immer ohne ökonomische Zwänge.
      Die Kinderbetreuung war gut damals. Meine Kinder gingen in ganz neu gebaute Kindergärten mit einem großen Garten und sehr engagierten Erzieherinnen. Ich war im Elternbeirat, wusste also auch immer, was los war.
      Meine Arbeitszeiten waren mütterfreundlich. Und trotzdem flitzte ich im Dauerlauf in den Kindergarten, weil ich zu meinen Kindern wollte. Ich gebe zu, dass ich sauer war, wenn mir meine Kinder dann sagten: „Kannst du nicht noch was anderes machen? Wir spielen gerade so schön.“
      Wir haben uns unterhalten, als meine Kinder groß waren. Sie fanden es gut im Kindergarten, hatten Freunde, die dann auch in der selben Schulklasse waren und haben diese Freunde auch heute noch. Ich weiß noch, als wir meine jüngste Tochter nach längerer Krankheit wieder in den Kindergarten gebracht haben. Ihr Freund kam auf sie zu gerannt mit den Worten: „Ach, meine Silke!“ Dann nahm er sie in die Arme und ließ sie auch nicht wieder los.
      Die Zeit nach Arbeit und Kindergarten gehörte meinen Kindern, immer. Und ja, das war manchmal recht anstrengend und kräftezehrend, aber auch sehr schön. Als meine Kinder auszogen, fehlte mir der Trubel.
      Ich habe Einschränkungen gemacht was meine Karriere betraf. Die Kinder standen an erster Stelle . Ich hatte Pläne und schon die Zusicherungen für die Zeit, wenn sie größer waren und mich nicht mehr dauernd um sich brauchten. Da kam allerdings die Wende und alles wurde ganz anders. Aber das ist ein anderes Blatt.
      In der Kinderbetreuung hat sich inzwischen viel verändert und das nicht unbedingt zum Guten. Das finde ich sehr schade.
      Liebe Elke, ich danke dir sehr für deinen Kommentar. Ach, man müsste sich viel mehr austauschen. Es würde so gut tun.
      Herzliche Grüße an dich.

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