So nicht!

Meine Freundin rief mich gestern an. Sie hatte große Angst. Sie konnte ich noch einigermaßen beruhigen. Mich selber hat es dann entschärft. Wiedermal. Ich hoffe, dass ich meine geplante Reise antreten kann.

Kriege sind durch nichts zu rechtfertigen. Und wer einen anzettelt, ist und bleibt ein Aggressor. Vor Jahren dachte ich noch:“Nehmt dem Tr+mp doch bloß den Schlüssel weg.“ Jetzt denke ich, man sollte den jedem wegnehmen. Tschernobyl sitzt mir immer noch von damals in den Knochen. Bis zuletzt war ich mit den Kindern draußen. Ich wusste ja nicht, was sich über unseren Häuptern zusammen braute. Jetzt wird dort die Ruine eingenommen, wird geballert und keiner weiß, ob das wieder Dinge in die Umwelt entlässt, mit der wir schlecht fertig werden. Es gibt Tote und Verletzte in diesem Krieg und es ist alles verdammt nah. Nein, Krieg ist nicht einfach die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Es ist und bleibt ein Verbrechen.

Jan muss am Sonnabend für mich mitgehen zur Friedensdemo in Berlin. Ich schaffe es nicht. Ich hoffe, dass es viele werden, die nein sagen zu dieser Aggression gegen die Ukraine und nein zu Kriegen aller Art. So nicht!

Herr E. und ich haben die halbe Nacht Filme gekuckt, weil wir nicht schlafen konnten. Mich hatte die kalte Angst mal wieder gepackt. Da hilft keine Wärmflasche. Ich hoffe einfach mal, dass es nicht weiter eskaliert.

Wenigstens habe ich in der Nacht ein Geschenk für meinen Enkel gefunden, welches ich mitnehmen will, wenn ich ihn besuche. Beim Sandmann gibt es immer die Geschichten von der Schmusedecke. Ich dachte schon immer, dass ich mir eine solche Decke für die Kinder im Hort gewünscht hätte. Nun bekommt mein Enkel eine und viele Geschichten. Und ich muss das Lied noch lernen.
Friedlich und mit vielen schönen Geschichten sollte jedes Kind auf dieser Erde aufwachsen können.

Ganz langsam versuche ich, wieder zur Normalität zu finden. Ja, ich habe Angst, aber lähmen und beherrschen soll sie mich nicht. So nicht!
Gerade ist meine Spinnwolle angekommen. Ich habe also auch wieder gut zu tun.

Beschäftigung, denn Angst soll nicht lähmen.

10 Gedanken zu „So nicht!“

  1. Hallo Gudrun, ich habe gleich mal nach Demos in Berlin gesucht, da ist ja – zum Glück – so einiges geplant. Die richtig große mit vielen angemeldeten Teilnehmern soll am Sonntag ab 14 Uhr vor dem Brandenburger Tor stattfinden.
    Auch wenn ich Zeit hätte, werde ich trotzdem nicht hingehen, weil ich wegen des Wetters Angst um meine Gesundheit = Blase habe, aber meine ganze Sympathie ist bei allen, die gegen diesen Krieg demonstrieren.
    Die Proteste hier, in anderen Ländern, vor allem aber in Russland, mögen Erfolg bringen, das wünscht ganz sehr
    Clara
    PS: Und dir wünsche ich, dass du dich auf jeden Fall so weit stabilisierst und erholst, dass du deine Reise antreten kannst.

    1. Danke, liebe Clara. Ich wünsche mir sehr, dass es gesundheitlich wieder besser wird und ich den Flug schaffe. Zu den Friedensdemos kann ich auch nicht mehr gehen. Ich sitze ja und dafür ist es einfach zu kalt. Jan geht. Daher weiß ich von der Berliner Demo.
      In meinem Innenhof baut gerade das Elsterpärchen ein Nest. Das ist so friedlich. Ich habe ihnen gerade eine Zeit lang zugesehen.
      Liebe Grüße an dich.

  2. Deine Gedanken und Empfindungen kann ich so gut nachfühlen, liebe Gudrun. Und ich seh das genau wie du.

    In Russland sind auch viele Menschen gegen den Krieg und geben ihre Meinung kund. Noch trauriger macht es mich dann, die Bilder zu sehen, wie Demonstranten dort festgenommen werden ..

    Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du deine große Reise antreten kannst. Und dein Enkel wird die Schmusedecke lieben 🙂

    Viele herzliche Grüße zu dir,
    Ocean

    1. Heute geht es mir schon wieder besser. Ich habe mich am Kragen genommen und auch die Sprachlosigkeit geht vorbei. Ich lasse trotzdem alles noch sehr dosiert an mich heran, muss aufpassen, dass ich mich nicht ganz zurückziehe.
      Die Reise möchte ich so gerne machen. Ich möchte nicht nur zu meiner Tochter nach Hause kommen, ich möchte auch ihre Freunde kennenlernen, den Ozean sehen und die Wüste … Und mein Enkelchen möchte ich mal richtig sehen, nicht nur per Video. Ich gebe mir alle Mühe, dass ich das schaffe.
      Herzliche Grüße an dich.

      1. Liebe Gudrun, du schaffst das, da bin ich mir absolut sicher!
        Ich habe fest vor, auf die Demo zu gehen. Es wird ja keine, auf der ich wegrennen muss, denn das würden meine Knie nicht mitmachen. Und dann gibt es ja auch noch rechts und links der Straße des 17.Juni den Tiergarten, in den ich ausweichen kann, sollte mir das Gedränge zu groß werden (das kann ich so gar nicht mehr ab). Aber Gesicht zeigen muss ich einfach, natürlich mit Maske!
        Liebe Grüße,
        Elvira

  3. Liebe Gudrun, ich wünsche Dir sehr, dass Du die Reise zu Deinem Enkel antreten kannst. Noch mehr wünsche ich, dass dieser Krieg ganz schnell beendet wird. Ich glaube, jeder hat momentan Angst davor, dass alles noch mehr eskalieren könnte. Ich hoffe sehr, dass doch eher die Vernunft siegt und es kein weiteres Blutvergießen gibt.
    Einen lieben Gruß schickt Dir die Silberdistel

    1. Ich wünsche mir das auch, liebe Silberdistel, sehr sogar.
      Es gibt so Tage, da geht nicht so richtig was. Da wünsche ich mir, dass mich jemand umarmt und sagt: „Gudrun fahr mal runter.“ Manchmal gibt es statt dessen noch etwas obendrauf.
      Liebe Silberdistel, ich lese deinen Beitrag morgen. Und ganz ehrlich, ich freue mich darauf.
      Herzliche Grüße

  4. Danke Gudrun für diesen Beitrag,
    „sich davon nicht lähmen lassen…..“ Das nehme ich mit, ganz persönlich für meinen Alltag.
    Ansonsten bin ich gerade etwas sprachlos.
    Die schönen Dinge darf man auch noch sehen, denn sie sind ja auch da.
    Es tut gut, über dein Schaffen und Wirken zu lesen. Und einmal mehr denke ich, es ist gut wenn man nicht alleine ist. Zum Glück habe ich mein Hundemädel. Meist ist sie schon zufrieden, wenn wir ein wenig miteinander spielen, zusammenkuscheln, ein wenig den Hals gekrault bekommt oder ein Stöckchen findet. Welch Freude….. 🙂

    1. Oh ja, das Hundemädchen ist ein großer Gewinn.
      Ich muss noch viel üben im Grafikprogramm. Das wollte ich heute machen, aber über stiel und Blätter meiner neuen Pflanze bin ich nicht hinausgekommen. Ich nehme morgen nochmal Anlauf. Und ich möchte dich mal anrufen, wenn ich darf.
      Ganz liebe Grüße

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