„Mama sagt, dumm ist der, der Dummes tut.“ (Forrest Gump)

Stupid is as stupid does.

Eigentlich wollte ich heute über meine Kräutertinkturen schreiben, aber „ist der Plan auch gut gelungen, verträgt er doch noch Änderungen“.
Mir war gestern Abend so, wie einen Film sehen zu wollen. Herr E. las auf dem Balkon und ich musste nicht verhandeln über einen Film. Ich hatte mich für „Forrest Gump“entschieden. Der Spruch von Gumps Mutter: „Dumm ist der, der Dummes tut.“ ging mir danach nicht wieder aus dem Sinn.

Ich weiß nicht, wie oft ich den Film schon gesehen hatte; mindestens aber drei Mal, mit jedem meiner Kinder. Das war mir wichtig.
Und nun also auch wieder gestern Abend. Der Film berührt mich jedesmal aufs Neue, weil er von so viel Liebe und Menschlichkeit erzählt und von einem Menschen, der in jeder Situation seines Lebens zurecht kommt und seinen Weg findet. Auf seine Weise. Und so ganz nebenbei bekommt man noch eine kleine Lektion in amerikanischer Geschichte. Forrest wird oft verlacht und als dumm bezeichnet. Und dann kontert er immer mit dem Spruch aus der Überschrift: Dumm ist der, der Dummes tut.

Forrest sagte auch: „Meine Mama erklärt mir immer alles so, dass auch ich es verstehe.“ Das versetzte mir einen Stich, weil ich mich vor Jahren viel damit beschäftigt hatte, wie man lernen und wie viel Freude das machen kann. (Dann wurde ich nicht mehr gebraucht.)
Im Schulhort war für mich nicht der Gehaltsscheck das Größte, sondern wenn mich ein Kind aufgeregt an der Hand nahm und sagte: „Mutti, Mutti, komm mal mit. Ich muss dir etwas zeigen.“

Ich mag das Wort „dumm“ nicht. Es ist so ohne Inhalt und eigentlich nur abwertend. Da ist vielleicht jemand langsamer im Denken oder hat durch seine persönliche Entwicklung eine andere Denkweise. Aber dumm? Nein. Manche Auseinandersetzung und manche Wortwahl tun mir weh. Poltergesellen betonen immer wieder, dass sie ja nur ehrlich seien. Das bin ich auch, aber meine Worte werde ich mir noch mehr überlegen als bisher. Und mit Friede-Freude-Eierkuchen hat das so gar nichts zu tun.

Menschen, die mir guttun

Nein, ganz jung bin ich nicht mehr. Jetzt fiel mir mal ein, dass ich mich im Laufe meines Lebens mit doch einer ganzen Menge Menschen umgeben habe. Das lag an meinem Beruf, aber auch so bin ich recht kontaktfreudig. Da haben sich einige Bekanntschaften angesammelt und nicht alle konnten mir guttun. Über letztere will ich nicht schreiben. Ich lasse sie einfach außen vor, wie im Leben halt auch.

Was aber sind das für Menschen, die mir guttun?
Es ist keine Frage der Zeit, wie lange ich die Menschen kenne. Manche begleiten mich schon ein ganzes Leben lang; anderen bin ich viel später erst begegnet. Die Länge der Verbindung scheint überhaupt keine Rolle zu spielen. Manche Beziehungen tun mir von Anfang an gut, während andere mich irgendwie ausgelaugt und ein bisschen hilflos zurücklassen.

  • Ich merke das schon an der Körperhaltung. Bin ich angespannt oder entspannt? 
  • Habe ich einen Stock verschluckt, oder kann sich mein Körper fallen lassen? 
  • Kann ich ungezwungen reden? 
  • Bin ich bereit, mich dem anderen Menschen zu öffnen, vielleicht, weil er es mir gegenüber auch tut? 
  • Werden meine Grenzen akzeptiert? Oder muss ich mich dauernd rechtfertigen?
  • Fragt auch mal jemand nach oder erinnert sich jemand an Dinge, die mir wichtig sind und zeigt so, dass ich ihm wichtig bin?
  • Fühlt sich alles leicht und unbeschwert an, wenn ich mit dem Menschen zusammen war?

Wenn vieles mit „JA“ beantwortet werden kann, dann habe ich Menschen getroffen, die mir guttun. Und von Zweien will ich heute schreiben.

Der erste Mensch ist mein Physiotherapeut.
Ach, ich bin schon einigen begegnet, war aber immer froh, wenn die Behandlungszeit um war. Jetzt ist das anders. Er weiß viel, erklärt mir alles gut und wenn ich wieder mit viel Motivation nach Hause gehe, dann ist alles ein bisschen leichter und die Schmerzen sind weniger. Ich habe Vertrauen und das ist gut so, denn ich kann meinen Körper wieder ein bisschen mehr leiden als früher. Was das Rheuma „geschrettert“ hat wird nicht wieder heile, aber anderes kann ich hegen und pflegen, und erkunden, was ich mir zutrauen kann und was nicht. Ich muss immer mein bester Therapeut sein, sagt er.

Vielleicht hat sich der eine oder andere schon gefragt, was die Vögel im Beitragsbild sollen, wo es doch laut Überschrift um Menschen gehen soll.

eine von den Menschen, die mir guttun
eine von den Menschen, die mir guttun

Die Vögel sind die Schützlinge einer Nachbarin von zwei Häusern weiter, die mir einen gute Freundin geworden ist. Jeden Tag schafft sie den Vögeln Futter raus und bringt ihnen Wasser. Sie pflegt „ihr Gärtchen“ und karrt mit ihrem Rollstuhl Blumenerde an. Eine unglaublich starke und lebensfreudige Frau ist sie. Und mir hat sie beigebracht, dass man manchmal schon Unsicherheiten haen darf im Umgang mit der eigenen Behinderung, auch mal Wut auf sich hat oder sich selber nicht leiden kann. Nur ein Dauerzustand darf es nicht werden. Man lernt es, damit umzugehen und das nicht zuzulassen. Sie hat mir sehr geholfen.

Nein, über Krankheiten reden wir nicht andauernd. Sie ist ein Mensch, mit dem man sich über so vieles austauschen kann. An einem Hobby hält sie eisern fest, dem Nähen. Das ist nicht gerade einfach, wenn man sich nur auf seine Hände verlassen kann.
Egal, was noch passiert, es gibt Menschen in meinem Umfeld, die mir guttun, die wichtig sind und die mit ihrer Art, ihrem Wissen und Können dafür sorgen, dass mein Kopf immer schön oben bleibt. Und ich lege jetzt noch mehr Wert darauf, ein bissel Wärme und Freundlichkeit weiter zu geben. Das tut nicht weh.