Verschiedene Arten von Stille

Im Moment schreibe ich nicht gerne.
Zwei Ursachen sind es, die mich ausbremsen, für unangeneme Stille sorgen. Zum einen sind das die täglichen Nachrichten, die mir im wahrsten Sinne des Wortes sauer aufstoßen, das Nicht-so-genau-nehmen mit der Wahrheit, das Gemotze, Verleumden, … Ach, nee, Schluss!
Und das Zweite ist, dass mich nun schon seit Wochen ein Rheumaschub nach dem anderen plagt. Im September werde ich wohl wieder anfangen müssen, Biologika zu spritzen. So, aber nun genug mit der Jammerei. Davon wird nichts besser.

Formen und Farbe geben Ruhe und Stille im Garten
Herrn E.s ganzer Stolz.

Zum Glück gibt es Orte, die mir Ruhe geben, und Tätigkeiten, die mich ablenken, zufrieden machen. Meine kleine Welt kann ich nach meinem Belangen einrichten und in Ordnung halten. Und ich kann bestimmen, was darin passiert. Das gibt ein gutes Gefühl. An diesen Orten ist auch Stille, aber angenehme, Kraft spendende.

Die Bohnen blühen und wachsen

Jedes Mal bin ich überrascht, was in aller Stille und in meiner Abwesenheit gewachsen ist. Die Bohnen zum Beispiel versprechen gute Ernte. Die Gurken habe ich auf der Fensterbank angezogen und jetzt sorgen sie dafür, dass sein Wochen der Geldbeutel für Gurken zu bleibt. Garantiert Bio ist es auch noch.

Ihnen kann ich stundenlang zuschauen. Stille gibt es nicht immer, denn die Fische können ganz ordentlich Spektakel machen und ab und an das Wasser zum Brodeln bringen.
Überhaupt bietet der Teich viel Sehenswertes.

Wenig Insekten gibt es im Garten. Meist ist Stille und kein Gesummsel.

Der Nabu hatte zur Insektenzählung aufgerufen. Ich kenne aber nur sehr wenige, wäre da keine große Hilfe. „Fliege“ auf den Zettel zu schreiben, reicht wahrscheinlich nicht. 🙂 Fakt ist aber, dass viel weniger Insekten unterwegs sind als in früheren Jahren.
Auf dem Balkon habe ich eine Chili-Pflanze stehen. Die blühte und blühte. Dann fielen die Blüten vertrocknet ab, aber keine einzige Frucht entwickelte sich. Tja, da bin ich los mit einem Ohrenstäbchen und habe Biene gespielt. Was soll ich sagen? Die Pflanze hängt voller Früchte. Nur reifen müssen sie nun noch.

So und jetzt bewege ich mich wieder in aller Stille von hinnen. Ich habe gerade verdammt viel zu tun und bei mir dauert es ja immer alles etwas länger.

Willkommen, Gelassenheit!

Die ruhigen Tage, jetzt am Ende des Jahres, sind gar nicht so schlecht. Ich habe mir die Zeit genommen, mich mit mir und meiner Krankheit auseinander zu setzen. Es wurde höchste Zeit und mir Zeit nehmen, diesen Luxus kann ich mir erlauben. Das Ergebnis: Willkommen, Gelassenheit.

Jahrelang habe ich meine Ärzte genervt: „Nun macht mal was! Gebt mir ein Medikament, damit alles wieder heile wird.“ Geholfen hat man mir, ja, aber heile wurde nichts mehr. Ich war aber nicht bereit, meine Krankheit anzunehmen, mit ihr zu leben und nicht gegen sie.

Als ich die Diagnose bekam, nahm ich Schmerzmittel und machte weiter wie bisher, das heißt körperlich schwere Arbei (die noch nicht mal meiner Ausbildung entsprach), langes Stehen, Heben, Bücken waren an der Tagesordnung, bis es eben zusammenbrach. Ich ließ mich auch dann noch drängen von Ämtern und mich behandeln wie … Auch lassen wir das! Das und falsche Werteauffassungen sorgten dafür, dass ich mir zunehmend unnütz vor kam, überflüssig, unwert, nicht leistungsfähig. Ich konnte mich selber nicht mehr leiden. Als ich mich endlich durchgerungen hatte, wenigstens eine Gehhilfe anzunehmen, war es dafür schon zu spät. Mehr Gelassenheit brauchte ich, das wurde mir schmerzlich klar (im wahsten Sinne des Wortes).

Ich denke jetzt nicht mehr nach darüber, was alles war in den letzten Jahrzehnten. Meine Lehren kann ich ziehen, darüber reden auch, ändern kann ich es nicht. Was die Zukunft bringt, weiß ich auch nicht. Aber mein Leben jetzt und heute kann ich bestimmen, mit Ruhe und Gelassenheit. Oh nein, ich werde mich nicht in Watte packen, aber unnötige Auslöser für Schmerzen kann ich einschränken. Wunden an der Seele auch.

Wie will ich zu mehr Gelassenheit kommen?
nach einer Anregung des Magazins „Mobil“ der Rheumaliga erstellt

Ich bin Mitglied der Rheumaliga und bekomme auch regelmäßig das Magazin. Die letzte Ausgabe hat mir sehr gefallen. Ganz deutlich wurde mir bewusst, dass ich nicht alleine bin mit den Problemen, die meine Krankheit mit sich bringt. Nein, nicht ich bin Schuld, dass ich nicht „Hansdampf in allen Gassen“ sein kann. Schuld ist die Krankheit.

Gelassenheit, trotz Rheuma

Einiges tue ich schon für mich, meinen „Wollkram“ z.B. oder auch einfach nur für andere da sein. Ich bekam durch das Magazin viele Hinweise, wie ich zur „alten“ Selbstachtung zurückfinden kann, selbstbewusst und mit Gelassenheit. Auf mehr Distanz muss ich achten und auch öfter einfach mal „Nein“ sagen.
In den Beiträgen gab es keinen erhobenen Zeigefinger, sondern Berichte und Erfahrungen von Betroffenen, die mit beiden Beinen im Leben stehen oder eben auch sitzen.
Das hat mir gut getan.

Na dann mal los!
(Und nun ist es aber gut mit dem persönlichen Geprappel über Krankheiten. 🙂 )

Herbst, Herbstfarben, Stille

Still ist es geworden im Garten.
Die letzten Blumen verabschieden sich mit üppigen Herbstfarben. Oben am Himmel ziehen Vogelschwärme gen Süden. Ich bewundere sie, wie sie ihre Formationen bilden, wie sie sich abwechseln an der Spitze so ganz ohne Absprachen.
Unsere Meisen und Spatzen tummeln sich noch an der Futterglocke, aber außer ein bisschen Geflatter hört man nichts. Es ist still geworden. Unter der Konifere wagt sich das Mäuschen aus seinem Loch. Es sammelt wohl noch den einen oder anderen Leckerbisssen in die Vorratskammer. Die Sonnenblumen im Garten haben sich die Vögel selber ausgesät. Nächstes Jahr helfe ich ihnen.

Zum Herbst habe ich ein geteiltes Verhältnis. Zum einen liebe ich die Herbstfarben der Bäume und Sträucher sehr, aber zum anderen bringt der Herbst mir allerdings auch Rheumaschübe mit. Ich lerne aber immer besser, damit umzugehen.

Die Zeit jetzt will ich noch zum Draußensein nutzen. Im Winter, wenn es so richtig frostet, sitzt man nicht mehr gerne im Rollstuhl draußen herum. Selbst, wenn ich mich einmummele: Ich bewege mich ja kaum und genau das macht es so unangenehm.

und Tschüß
„Oh, nun ist es aber mal gut! Tschüss!“

Mein Lieblingsspatz hatte mein „Geklacke“ mit der Kamera auch irgendwann satt und ich verabschiede ich mich nun auch mal. Herr E. baut meinen Webrahmen zusammen und ich werde noch ein bisschen stricken.


Den Held spielen ohne einer zu sein.

Dieser Tage hatte ich einen mächtigen Rheumaschub wie schon seit Jahren nicht mehr. Wenn die Wirbelsäule betroffen ist, wird es immer ungemütlich.
Ich kann nie sagen, wann es zuschlägt und auch nicht warum. Wie ein Pulverfass ist das. Und dann wollte ich unbedingt den Held spielen.

„Ich steh das durch!“ „Nur stark sein muss ich. Das erzwinge ich!“
Medikamente wollte ich nicht nehmen. Mit eisernen Willen geht es auch ohne, dachte ich. Und dann hing ich in den Seilen und gar nix ging mehr.

Ich las dann bei der Rheuma-Liga, dass man nicht den Held spielen soll. Sogar reine Schmerzmittel sind besser als gar nix. Von einer verqueren Schonhaltung wird nämlich alles noch viel schlimmer.

Warum ich den Held spielen wollte, weiß ich nicht mehr. So schnell passiert mir das auch nicht wieder. Es ist, wie es ist und ignorieren bringt gar keine Punkte.
„Es“ wird mich auch mal wieder loslassen. Und ich werde auch einiges loslassen müssen. Auf Hochzeiten, wo man mich gar nicht haben will, muss ich auch nicht tanzen wollen.

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Nachtrag: Nach einer Nacht in der Notaufnahme gönn ich mir jetzt doch mal eine Pause. Nein Covid habe ich nicht, aber einen Blutdruck jenseits von Gut und Böse, schmerzindiziert. Der brauchte mehrere Kanonenschläge, bis er sich etwas einholte. Irgendetwas war einfach zu viel.