Vergessene Berufe: Der Aufschneider

vergessene Berufe: der Aufschneider

Der Aufschneider:
Wer „mit einem grossen Messer aufschneidet“, wie man anno dunnemals sagte, übertreibt die eigene Bedeutung masslos. 

Dabei gab es den Aufschneider wirklich. Es war im Mittelalter ein ehrbarer Beruf. An der mittelalterlichen, herrschaftlichen Tafel gab es Unmengen an Fleisch und ein Bediensteter durfte es tranchieren und der Herrschaft servieren. Man wählte ihn sorgfältig aus, denn niemand kam so nahe an die Herrschaft heran, wie der Aufschneider. Und das auch noch mit einem großen Messer.
Er petzte auch, wenn sich die Gelegenheit ergab oder er sich einen Vorteil versprach. Wenn man so will, war er wie ein mittelalterlicher V-Mensch.
Gegenüber den anderen Bediensteten hatte er einen Sonderstellung, was ihm auch Neid einbrachte.

Und heute?

Heute gibt es die Aufschneider auch noch. Sie hantieren vielleicht nicht mehr mit ganz großen Messern, aber Aufschneider ist ein Synonym geworden für Prahler/Prahlerin, Großschnauze, Piefke, Sprücheklopfer/ Sprücheklopferin, Großkotz, Wichtigtuer/ Wichtigtuerin….

Die Liste ist lang, aber das soll mal genügen. Ihr kennt bestimmt den einen oder anderen Mitmenschen, auf den das passt.
Jaja, auch Adolph von Knigge kannte Menschen aus dieser Gattung. Er mochte sie allerdings nicht. 

Was man aber im gemeinem Leben einen Windbeutel oder Aufschneider und Prahler nennt, das ist eine andere Gattung von Mensch.

Knigge: „Umgang mit Menschen“ aus dem Jahre 1792
meine Zeichnung: Das Handwerkszeug vom Aufschneider

Ich habe lange nicht gezeichnet. Heute habe ich wieder damit begonnen. Ich kann nur noch nicht lange sitzen und deshalb ist die Zeichnung klein, ohne Menschen… Aber ein Anfang ist es wieder und darüber freue ich mich sehr.

23 Gedanken zu „Vergessene Berufe: Der Aufschneider“

  1. Da fällt der Halsabschneider ein. Uhhhhh! Kein schöner Beruf. Der Ursprung liegt vermutlich auch im tiefen Mittelalter.
    Der Aufschneider gefällt mir dann doch besser. Die Erbse!! beinahe hätte ich sie übersehen. Herrlich. Schön, dass du mal wieder gezeichnet hast.
    Weiterhin Gute Besserung. Das Frühjahr kommt….

    1. Haha, ja, den gab es auch. Damals war es ein unehrenhafter Beruf und die Ausübenden wohnten meist abseits der restlichen Einwohner. Ich glaube, pro größeren Ort, reichte einer. Ich frage mich gerade, wie viele seiner Synonyme es heute in meiner Stadt gibt. 🙂
      Vielen Dank für deine guten Wünschen, liebe Mia. Es ist ein bisschen ein Auf und Ab. Heute war es mal wieder durchwachsen. Aber es wird besser, stückchenweise. Und es wird Frühling. Das ist schön und tut gut.
      Ganz liebe Grüße an dich und das Hundemädchen bekommt bestimmt wieder einen Extrastreichler.

    1. Es ging noch nicht gut mit dem Zeichnen. Ich kann noch nicht gut sitzen. Mein halbfertiges Jacobsschaf möchte ich auch bald zu Ende gezeichnet haben. So ungeduldig war ich lange nicht.
      Liebe Grüße in den Norden.

  2. Apropos Erbsen … da fällt mir doch gleich der Erbsenzähler ein. 🙂
    Es ist so interessant, zu recherchieren, wo mancher Begriff seinen Ursprung hat und was er früher bedeutete.
    Dass der Aufschneider mal ein Beruf war, wusste ich auch noch nicht.

    Schön, dass du wieder zeichnest, liebe Gudrun. Alles beginnt mit dem ersten Schritt … Schnitt … Strich … 🙂

    Hab ein schönes Wochenende!
    Liebe Grüße, Andrea

    1. Es beginnt wirklich ganz langsam, aber immerhin. Es wird wieder und darüber freue ich mich. Heute war ich auch das erste Mal wieder mit dem Rolli unterwegs. Jede kleine Erschütterung bringt Jubel, aber ich habe es geschafft. Bald kann ich wieder unterwegs sein.
      Ich habe schon den nächsten Beruf am Wickel. Es ist einer, der mal eine große Rolle spielte in der Wollverarbeitung. Sie hatten sogar mal eine Zeitlang eine eigene Zunft.
      Liebe Andrea, auch dir wünsche ich ein schönes Wochenende. Freuen wir uns mal auf den nahenden Frühling, gell?
      Liebe Grüße an dich

      1. … meinst du vielleicht den Wollschläger? Ich lass mich überraschen!!!!

        Ja, liebe Gudrun, morgen ist es soweit … Frühlingsanfang … juchhuuu!

        Dir weiterhin spürbare Verbesserung deines Wohlbefindens! *umarm*

        1. Ja, den meine ich. Aber ein kleines bissel dauert es noch. Ich bin im Moment nicht die Schnellste. Drück mir mal morgen die Daumen. Ich muss zur Nachuntersuchung.

  3. Toll, deine Geschichten zu den Aufschneidern, liebe Gudrun, und hübsch auch dein Messerbild mit Erbse. :–)
    Da schwingt viel Humor mit.
    Einen lieben Wochenendgruss,
    Brigitte

    1. Es geht aufwärts. Ich merke das und es freut mich sehr. Ich habe ja noch einiges vor.
      Heute war ich zum ersten Mal wieder draußen. Das beste Wetter war es nicht, aber ich fand es richtig schön. Und ich war unter Menschen. Das war besonders gut.
      Herzliche Grüße zu dir, liebe Brigitte.

  4. Es ist schon interessant, solchen alten Begriffen einmal nachzugehen. Davon gibt es ja so einige, die man oft gebraucht, deren Herkunft aber selten bekannt ist. Woher der Aufschneider kommt, wusste ich bisher auch noch nicht. Wieder einmal etwas dazugelernt.
    Schön, liebe Gudrun, dass es langsam wieder aufwärts geht mit Deiner Heilung. Dass Du wieder zeichnest, das sehe ich mal als gutes Zeichen.
    Einen lieben Wochenendgruß schickt Dir die Silberdistel

    1. Ich finde das auch sehr interessant. Darum habe ich mich manchmal in die Germanistik-Vorlesung geschmuggelt, als meine Tochter das studierte.
      Mein nächster Blogbeitrag wird ein ganz besonderer, liebe Silberdistel.
      Ich schicke dir ganz liebe Grüße.

        1. Hoffentlich wird es gut. Ich muss „den Gegenstand“ noch fotografieren. Dafür war es mir zu dunkel, nachdem ich mit dem Text fertig war.

  5. Jedesmal wenn ich diese Post mit meinem Tablet lese, jedesmal will ich diesen Krümel unter dem Messer wegwischen.
    Ich glaube ich brauche einen größeren Bildschirm.
    Auf deinen nächsten Beitrag bin ich schon sehr gespannt.
    Liebe Grüße von Mia mit dem extra gestreichelten Hundemädel.

  6. Mein Vater nannte manchen Menschen einen Windmacher, dieser Hang zur Überteibung und Dramatik ist mir unangenehm.
    Persönlich kenne ich eine Dramaqueen, weil Tränen bewusst für Vorteile eingesetzt werden.

    Jaja – damals als es noch Personal gab!
    Heute ist das Leben fast nur noch mit Technik zu meistern.
    Ein elektrisches Messer ist bei mir noch zu finden, für die ehemalige Zeit der dicken Braten :).
    Herzlichen Gruß!

    1. Windmacher, oh ja, das ist gut. Fein, wenn man ihnen aus dem Weg gehen kann.
      Ein elektrisches Messe hatte ich nie. Und weil ich schon lange keine richtige Kraft mehr in den Händen hatte, war das Tranchieren bei uns immer Männersache. Ich hatte halt noch einen richtigen Aufschneider.
      Herzliche Grüße in den Norden.

  7. Oh ja, mir sind schon manche Aufschneider:innen untergekommen. Und die haben mir auch bereits manch lang anhaltendes Lachen beschert, dann nämlich, wenn sie sich irgendwann selbst entlarvt haben. 😀
    Ich bin sehr froh, dass es mit deiner Genesung fortschreitet, liebe Gudrun.

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