Vom Wald und vom Herbst und einem geplatzten Traum

Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust! Ja, so geht es mir gerade.
Einmal war ich in den letzten Tagen unterwegs, um Herbstimpressionen zu finden. Ich habe mich gefreut, über die Farben der Natur, sehe aber auch, dass sie sich verändert hat. Und zum Anderen hatte ich immer die Hoffnung, dass zwischen Altenburg und Leipzig wieder ein neuer Wald, ein Mischwald, entstehen kann, so wie er mal war, vor der „Braunkohle“. Er ist so wichtig. Aber nein, das wird nicht wieder werden. Aber dazu gleich.

Radeln auf der Suche nach dem Herbst
unterwegs auf der Suche nach dem Herbst

Das Wetter war ideal, um sich auf die Suche zu machen nach Herbst-Impressionen. Geradelt ist nur Herr E. Ich war mit Fridolin unterwegs. Auf dem Gefährt fühle ich mich richtig gut, weil ich mir gleichgestellt vorkomme und mich ohne Hilfe und ohne zusätzliche Schmerzen bewegen kann. Das sonnige Wetter und die schönen Farben sorgten für noch mehr gute Stimmung. Und die hatte ich wirklich in diesen Stunden.

Mit Wald hat die Gegend am Lindenauer Hafen in Leipzig nichts zu tun, aber es gibt dort, gegenüber den Edel-Quartieren, eine kleine „Wildnis“, die allerlei Vögeln als Brutgebiet und einigem Kleingetier als Unterschlupf dient. Viele solcher Stellen gibt es ja nicht mehr und ich hoffe, dass die Schlehen- und Weißdornbüsche, die Akazien und andere Bäume nicht dem Bauwahn zum Opfer fallen.

kein Wald, "nur" ein Weisdornbusch
der Weißdorn treibt Früchte und ist eine ideale Brutstätte

Schlehen habe ich in diesem Jahr keine gesammelt. Ich werde aber öfter den Weg zum Hafen fahren und nach dem Rechten sehen. Und ich mache „Theater“, wenn man dort sägt und planiert. Jedes Bäumchen und jeder Strauch ist hier wichtig, in dieser geschundenen Gegend. Und nein, ich werde auch nicht abnicken, wenn anderswo immer noch Wälder erlaubt verschwinden.

Ich hatte immer geglaubt, dass man nach der „Kohle“ wieder aufforsten kann. Gegen die neuen Seen habe ich ja schon immer gewettert, aber es wird keinen Wald mehr geben. Der Boden, auf dem er wachsen soll, ist tot. Der umgewühlten Erde fehlen Mirkroorganismen und ander wichtige Voraussetzungen für einen Wald, das Grundwasser steigt, Aufforstungen ertrinken oder vertrocknen.
Die Seen sind in einem ähnlichen Zustand. Jedes Jahr setzt man Fische ein, aber sie können in diesem Wasser nicht leben.

Der MDR hat einen halbstündigen Bericht dazu gesendet. Ich habe ihn gesehen und er deckt sich mit eigenen Beobachtungen. (In der neuen Harth habe ich mal gearbeitet.) Dass es allerdings so schlimm kommt und ist, hätte ich nicht erwartet. Mir kamen die Tränen, als ich den Beitrag sah. Und so ganz langsam wurde mir bewusst, dass wieder ein Traum weg ist, eine Illussion eine bleiben wird. Es wird keinen Wald geben und nichts wird wieder gut!

Morgen fahre ich in den Garten. Dem Gartenigel muss ich noch sein Winterquartier herrichten und die letzten Kräuter möchte ich als Wintervorrat mit nach Hause nehmen. Ich muss einfach etwas tun, für den Igel, die Libellen, die Gartenmaus, die Gartenvögel und gegen die eiserne Klammer, die ich gerade ums Herz fühle.
Bitte schaut mal rein in den Beitrag und bitte, kämpft um jeden Baum.

8 Gedanken zu „Vom Wald und vom Herbst und einem geplatzten Traum“

  1. Schrecklich, dass es Böden gibt, die dermaßen tot sind, dass auf ihnen nichts mehr wächst… Das kann man sich, wenn man sich nicht oft mit diesem Thema beschäftigt, eigentlich gar nicht so recht vorstellen… Vielleicht gibt es ja dort dann endlich wieder einen Wald, wenn die Menschheit es geschafft hat, sich auszurotten. Manchmal denke ich mir, dass dies wohl nicht mehr allzu lange dauern kann.
    Sei lieb gegrüßt!

    1. Diese Gedanken habe ich manchmal auch. Die Erde ist so alt, die Menschheit jung. Und doch haben wir es fertig gebracht, in kurzer Zeit so viel Schaden anzurichten, überall.
      Meine Mutter hatte mir noch von dem vielen Wald erzählt. Ich hatte große Hoffnungen, dass aufgeforstet werden kann und konnte dieser Neuseenlandschaft nichts abgewinnen. Wie es aussieht, ist beides für die Katz.
      So ganz gebe ich die Hoffnung noch nicht auf, aber sie ist klein geworden.
      Liebe Grüße an dich.

  2. Dein Headerbild passt farblich ja wunderbar zu dem Foto mit den bunten Bäumen. Sehr schön! Nicht schön ist der Bericht über den toten Boden, das macht wirklich traurig. Aber es gibt überall diese kleinen Oasen und viele Initiativen für weitere. Das macht mir Hoffnung.
    Liebe Grüße,
    Elvira

    1. Diese Inititiven geben mir auch Hoffnung. Ich würde mich da gerne mehr egagieren, aber dazu fehlen mir die Möglichkeiten.
      Der Bericht hat mich auch entsetzt. Ich habe mir immer gewünscht, dass es hier wieder Wald geben wird, aber da wo die Kohle war, wird nichts so schnell. Leider.
      Grüße an dich.

  3. Das beste wäre es wahrscheinlich, es einfach brach liegen zu lassen, um dem Boden die Möglichkeit zu geben sich selbst zu regenerieren, was sich geschehen wird. Allerdings müssten Menschen sich da raushalten und es wird Jahrzehnte dauernd, bis dort wieder etwas in Gang kommt.
    Ich bin mittlerweile fest davon überzeugt, dass die Spezies Mensch sich bald erledigt hat und das macht mich sehr wütend.

    1. Wir sind die waldärmste Gegend in Deutschland. Ich hatte große Hoffnung, dass es wieder einen Wald geben wird. Die Großstadtschäferin hatte noch einen Umweltpreis gewonnen, weil sie die Anpflanzung mit ihren Schafen behütet hat. Tja, Jahrzehnte werden wohl nicht reichen. Es wird länger dauern, bis es andere Erde angeweht und aufgegelegt hat.
      Als wir vor vielen Jahren mal an einem Feld vorbei kamen, auf dem drei Bäume standen, rief mein kleiner Sohn aus: „Oh, kuckt mal! Ein Wald!“ Das hat mir verdammt weh getan.
      Liebe Grüße an dich.

  4. Es ist schmerzlich, das spürt man bei deinen Worten. Ja, es tut weh. Der Natur und uns, die wir sie so lieben. Manches braucht Jahre, Jahrzehnte um sich zu erholen. Manches kommt nie wieder.
    Dabei sollten wir dankbar sein für das, was die Natur uns schenkt.
    Liebe Grüße von Kerstin.

    1. Ja, es tut weh. Und irgendwie habe ich gehofft, dass es wieder besser werden kann. Diese Hoffnung hat sich zerstört. Leider. Und so werde ich eben wieder Wasser sammeln für den Baum und die Büsche vor dem Haus. Ich weiß, dass es das Klima in der aufgeheizten Großstadt nicht verbessert; ich mache es trotzdem.
      Liebe Grüße in die Aue, liebe Kerstin

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