Und dann schluckt der Pazific auch noch eine Brille.

Das hatte ich mir schon lange gewünscht: Ich wollte mal an einem Ozean stehen. Lernen musste ich einst als Kind und Jugendliche viel darüber, es wurde damals auch abgefragt und benotet. Dass ich mal an einen Ozean komme, war nicht eingeplant zu DDR-Zeiten.
Meine Tochter kannte meinen Wunsch und so fuhren wir los nach Santa Monica, an den Pazific.

Highway vom Getty Centar aus

Schon allein die Fahrt in Richtung Pazific war schön. Auf der einen Seite sah man die Hochhäuser von Los Angeles, auf der anderen Seite das beeindruckende Getty Center und schließlich auch die Santa Monica Mountains, da wo u.a. die Reichen und Schönen wohnen. Letztere interessierten mich nun nicht, aber von da oben haben sie bestimmt tolle Ausblicke.

in den Santa Monica Mountains – nicht meine Wohngegend

In Santa Monica angekommen verfrachteten wir zuerst mal das Auto in einer Tiefgarage eines Einkaufscenters. Nicht weit davon entfernt gab es eine Bike-Station, wo man sich alle möglichen Räder ausborgen konnte: sowohl mit Motor als auch ohne, ganz kleine mit „LKW-Reifen“, Tandems und Rikschas in allen Varianten. Bis zum Ozean waren es nur noch wenige Meter. An dessen Ufer führt eine Prommenade entlang. Die hat eine Radfahrstraße und genau da sind wir langgeradelt, d.h. alle anderen. Der Enkel und ich haben uns unter dessen radeln lassen.

Von Santa Monica aus sind wir zuerst nach Venice geradelt, dann wieder zurück und schließlich nach Pacific Palisades. Eine ganz ordentliche Strecke war das.
Ich habe immer noch Probleme, mir helfen zu lassen. Aber ohne Hilfe hätte ich das nicht erleben und sehen können.
Gegen die Sonne mussten wir uns unbedingt schützen, mit einem UV-Schutz-Shirt, hochgeschlossen mit Kapuze. Ansonsten hätte mir abends die Haut in Fetzen gehangen.

meine Zeichnung und nicht 100% genau / Ausschnitt von der Pazific-Küste

In Venice legten wir dann erstmal eine Pause ein, um etwas zu essen. Ich zum Beispiel aß Fisch, der richtig gut schmeckte. Dazu gab es frischen Salat und selbstgemachte Kartoffelchips. Meine Tochter kannte das Lokal. Ihre Empfehlung war gut.

In der Nähe saß ein älterer Mann und spielte Gitarre. Das machte er richtig gut. Ob ich wollte oder nicht, ich musste mit den Füßen wippen und mitsingen.
Ich erfuhr, dass ich vor einem berühmten Haus saß. Charlie Chaplins Filmfigur „Tramp“ feierte 1914 sein Debut in dem Film „Seifenkisterrennen in Venice“. Das Cadillac-Hotel liegt nur wenige Schritte von der weltberühmten Promenade entfernt und war einst die Sommerresidenz von Charlie Chaplin.

Weiter ging die Fahrt, diesmal durch Santa Monica hindurch nach Pacifics Palisades, vorbei an wunderschönen Hotels und einem Freizeitpark. Eigentlich wollte meine Tochter einen Strandrollstuhl ausleihen, einen mit Raupenketten, der auch über den Sand fahren kann. Ich wollte das alles nicht mehr, war von den vielen Eindrücken überwältigt und wohl auch ein bisschen überfordert.

Herr E. ließ es sich nicht nehmen im Pazific baden zu wollen. Er war nicht der einzige, der an diesem Tag ins Wasser rannte. „Die kommen wahrscheinlich alle aus Alaska“, meinte die Tochter. „So wie es aussieht, sind die Kälte gewöhnt.“
Als Herr E. dann wieder bei mir ankam, fragte er: „Weißt du wo meine Brille ist?“ Oh ja, in dem Moment wusste ich es. Sie hatte gerade der Ozean geschluckt.

Ihr wisst schon, ein Klick …

Die Santa Monica Mountains – ein bisschen bin ich noch dort

Alle Bilder habe ich inzwischen gesichtet und gesichert, damit sie mir nie verloren gehen. Die Speicherkarten sind nun mehr wieder leer. Ich könnte also glatt und sofort wieder auf Reisen gehen.
Es ist eine ordentliche Menge an Bild und Videomaterial zusammengekommen. Die Santa Monica Mountains habe ich oft und immer wieder von verschiedenen Standpunkten fotografiert. Verwunderlich ist es nicht, denn schließlich sind sie allgegenwärtig in der Gegend.

Die Bergkette befindet sich nördlich von Santa Monica. 64 km in west-östlicher Richtung im Ventura County bis hin zu den Hollywood Hills in Los Angeles. Es ist wiewohl eine Bergkette, die eher vom Osten nach Westen als vom Norden nach Süden verläuft. In Los Angeles befindet sich der am meisten fotografierte Berg, der Mount Lee, der das Hollywood-Zeichen trägt.

der Mount Lee, der wohl berühmteste Berg der Mountains

Die Santa Monica Mountains waren das Erste, was ich beim Landeanflug gesehen habe. Mit Getöse ging das Flugzeug rasch unter. Ein kleiner Seitenblick aus dem Seitenfenster zeigte mir, dass wir inmitten der Berge landeten. Nur zum Ozean hin war alles offen. Das ist quasi die Forte für ankommende und abfliegende Flugzeuge.

Santa Monica Mountens bei Chatsworth

Ich stellte mir immer mal vor, wie die Siedler anno Dunnemals in ihren Planwagen durch die Dürre fuhren, verstaubt, ungewaschen, denn Wasser ist knapp und suchend nach einem Weg hinunter in das Tal. Sehr hoch sind die Bergzüge nicht, tückisch obzwar schon. Ich glaubte die Wagen knarren zu hören und am Gestein schleifen (Spuren kann man auf dem traditionellen Siedlerweg noch heute sehen), das Geschrei der Männer, die die Ochsen antrieben und das Gebrüll der hungrigen und durstenden Tiere. Welche Zukunft sie erwartete, wusste keiner.

Dann wohltuende Stille. Das Flugzeug war gelandet, mitten im Kessel der Santa Monica Mountains. Und was erwartete mich? Ich hatte schon ein bissel Bammel.

San Fernando Vallay/Topanga Overlook

Innerhalb des „Los-Angeles-Beckens“ liegen mehr als 150.000 Morgen meist unerschlossenes Land aus staatlichen, lokalen und bundesstaatlichen Naturschutzgebieten. Um den Schutz ist man in Kalifornien sehr bemüht. Mich hat das sehr beeindruckt. Ich habe dann solche Gebiete besucht oder bin durchgefahren und ich werde beim nächsten Besuch länger verweilen. Diesmal zog es mich vorwiegend an die Küste, dahin, wo die Hügelkette sich sanft abfallend öffnet.

im Hintergrund die Santa Monica Mountains
am Strand von Pacific Palisades,

In eine interessante Landschaft war ich da geraten. Es faszinierte mich, die Berge sowohl von unten aus dem Talkessel zu sehen als auch von oben ins Tal zu schauen. Manchmal konnte ich mich nicht losreißen von den beeindruckenden Ausblicken und an einige Orte werde ich euch später noch mitnehmen.