Tiefe Ehrfurcht habe ich vor der Natur, vor ihrem Lebenswillen, egal, was wir ihr antun. Und dabei ist sie noch in der Lage, so manches Wunder zu vollbringen.
Auf dem Weg zur Physiotherapie komme ich in meinem Wohngebiet an zwei Apfelbäumen vorbei. Beide sind schon alt. Als man Grünau begann zu bauen, befand sich auf dem Grund und Boden hier eine Gartenanlage. Die Pächter gaben ihre Gärten auf und bekamen neues Land. Und die Bauarbeiter ließen Obstbäume stehen, wo immer es ging.
Seit Wochen hatte es nicht geregnet. Es ist knochentrocken und die Ozonbelastung ist sehr hoch. Auf der Sonnenseite hatten die beiden alten Bäume nichts mehr dagegen zu setzen, aber auf der anderen Seite haben sie geblüht und Äpfel wachsen lassen. Mit Respekt und Ehrfurcht habe ich das beobachtet. So ein Lebenswille!
Auf meinem Weg sehe ich auch eine Weide. Hier zeigt sich deutlich, wie ernst es ist. Ein Ast ist einfach abgefallen und drinnen sieht es aus wie Sägespäne. Den Büschen und Bäumchen vor dem Haus kann ich Wasser geben. Bis zu den beiden Apfelbäumen schaffe ich es nicht. Leider. Vielleicht hole ich mir mal einen Zweig.
Wenn die Zweige Wurzeln schlagen, Wachsen, grünen, Früchte tragen, Möchtest du dem Angedenken Deines Freunds ein Lächeln schenken. Und wenn sie zuletzt erfrieren, Weil man sie nicht wohl verschanzet, Will sichs alsobald gebühren, Daß man hoffend neue pflanzet. – Johann Wolfgang v. Goethe
Gerade hatte ich ordentlich viel zu tun und auch so war viel los. Ich hab die vierte Zahn-OP hinter mir und langsam wird alles gut, zumindest in meinem Mund. Wolle, Garten, Rosen, Zeitgeschehen – das war es, was mich zudem in den letzten Tagen umtrieb.
Viel Zeit habe ich im Garten verbracht. Ich habe die Wolle von meinem Patenschaf gewaschen, genauso wie ich es in früheren Jahren immer gemacht habe. Immerhin gab es viel Sonnenschein, dass in den schwarzen Maurerbottichen das Wasser sehr schnell warm wurde. Das Waschen ist nun vollbracht, deshalb kann ich morgen mit dem Kämmen anfangen.
Der Garten ist und bleibt mein Kraftort. Dort kann ich in aller Ruhe nachdenken, auch über Dinge, die mich sehr beschäftigen und aufregen. Dieser Tage sind mir sowohl einige Zeilen, als auch ein Gedicht von Kurt Tucholsky untergekommen.
„Ich resigniere. Ich kämpfe weiter, aber ich resigniere. Wir stehen hier fast ganz allein in Deutschland – fast ganz allein. …Pathos tuts nicht und Spott nicht und Tadel nicht und sachliche Kritik nicht. Sie wollen nicht hören.“
Das schrieb Tucholsky 1019 und 1931 schrieb er dies Gedicht:
Rosen auf den Weg gestreut
Ihr müßt sie lieb und nett behandeln, erschreckt sie nicht – sie sind so zart! Ihr müßt mit Palmen sie umwandeln, getreulich ihrer Eigenart! Pfeift euerm Hunde, wenn er kläfft –: Küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft!
Wenn sie in ihren Sälen hetzen, sagt: »Ja und Amen – aber gern! Hier habt ihr mich – schlagt mich in Fetzen!« Und prügeln sie, so lobt den Herrn. Denn Prügeln ist doch ihr Geschäft! Küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft.
Und schießen sie –: du lieber Himmel, schätzt ihr das Leben so hoch ein? Das ist ein Pazifisten-Fimmel! Wer möchte nicht gern Opfer sein? Nennt sie: die süßen Schnuckerchen, gebt ihnen Bonbons und Zuckerchen … Und verspürt ihr auch in euerm Bauch den Hitler-Dolch, tief, bis zum Heft –: Küßt die Faschisten, küßt die Faschisten, küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft –!
Ich habe mich annodunnemals viel mit meinen Eltern über die Zeit in den dreißiger Jahren des vergangenem Jahrhunderts unterhalten. Ich glaubte wirklich, dass so etwas nie wieder passieren kann. Nun frage mich ernsthaft, wieso sich manche Dinge in der Geschichte ständig wiederholen. Seit meinem Studium war ich der Meinung, dass Faschismus nicht von der Person Hi**** ausging. Wenn ich mir jetzt die Entwicklung an verschiedenen Orten der Erde ansehe, dann weiß ich, dass es so ist. Muss wirklich alles erst untergehen, bevor Neues, Besseres entstehen kann? Ist das etwa das Schicksal jeder sogenannten Zivilisation? Oder gibt es das „Gute im Menschen“ vielleicht gar nicht? Ich verziehe mich morgen wieder in den Garten, sehe mir meine Rosen an, und vielleicht finde ich Antworten.
Die Begegnung mit den Schafen am letzten Wochenende hat mir gut getan, so gut, dass ich wieder Lust bekam auf mein Spinnrad und Wolle. Islandwolle habe ich versponnen. Sie duftete noch ein bissel nach Schaf. Mir gefällt das, weil ich mir dann vorstellen kann, unter ihnen zu sein. Schafe haben mir vor vielen Jahren meinen Lebensmut zurückgegeben und die Beschäftigung mit der Wolle sorgt auch jetzt dafür, dass mich Glück durchströmt.
Ich möchte mit dem Weben beginnen und die Kettfäden werden aus Islandwolle sein. Die Wolle ist nicht weiß, eher grau, aber wunderbar weich und dennoch strapazierfähig. Aber auch andere Projekte galt es zu planen und zu machen. Und jedesmal ist das wieder ein kleines Abenteuer und eine gr0ße Freude, wenn es fertig ist zum Verschenken.
Statt Geburtstagsblumen hatte ich mir eine Schafpatenschaft beim Nabu in den Kulkwitzer Lachen gewunscht. Herr E. hat sie mir geschenkt. Einmal im Jahr lädt der Nabu ein, die Patenschafe zu besuchen. Ein Nachbar, selbst Mitglied beim Nabu, fuhr uns und meinen Rollstuhl nach Kulkwitz.
Wie man am Beitragsbild sieht, waren die Schafe weit weg. Es war heiß, auch für die Tiere, und so verzichteten wir darauf, über die Wiese zu den Schafen zu laufen und ihnen nur unnötigen Stress zu bereiten. Es sind Fluchttiere und sie kennen uns nicht. Wir sahen wollige Hinterteile von ihnen und dass es ihnen gut geht. Das Futter schmeckte und Wasser hatten sie auch ausreichend. Es wurde trotzdem ein richtig schönes Erlebnis an diesem Tag in den Kulkwitzer Lachen. Ich nehme euch mal mit.
Es war viel los bei mir und es gab viel zu tun. Gut so. Und ich zeige einfach mal einen Blick vor und über den Zaun.
Im Literaturtreff Grünau konnten wir unsere 13. Broschüre vorstellen. Diesmal gab es vom Stadtbezirk eine kleine Förderung für den Druck. Klar gaben sich die Autoren besondere Mühe. Für uns ist es manchmal unerträglich, wie bestimmte Presseorgane schreiben über unseren Stadtteil und auch über uns. Mancheiner der Schreiberlinge war offensichtlich noch nie hier. Das sollte mal nachgeholt werden. Wir sind ein buntes Häufchen: Manche waren Arbeiterin oder Arbeiter, einige waren selbständig und andere haben eine Promotion hinter sich. Aber alle sind aktiv, nicht nur im und für den Literaturtreff.
Foto: Renate AltCovergestaltung: Silke Heinig
Ich war zwei Tage lang mit im Garten, nach langer Zeit mal wieder. Ich habe mir extra Zeuchs mitgenommen, damit ich nicht in Versuchung komme herum zu buddeln und dann wieder ein Weilchen ausgebremst zu sein. Das hat geklappt. Schön war es mit Gartenfreunden zu schwatzen, zu sehen, was es Neues gibt und die Natur zu riechen, zu sehen und zu fühlen.
Wenn Herr E. die Fische füttert, dann „kocht“ das Wasser im Teich. Ein Gehoppse geht los. Über den Gartenteich freue ich mich immer wieder, weil er vielen Lebewesen nützlich ist, gerade jetzt, wo es immer wärmer und trockener hier wird. Einfach hier sitzen und schauen. „Verweile doch, du bist so schön!“ – so wie Goethe im Faust kann man die Schönheit des Augenblicks auch ausdrücken. Die Rosen wachsen übrigens in meinem Garten am Zaun.
Und hinter dem Zaun? Am anderen Ende der Welt? Da war meine Familie zur „No Kings“-Demo. Es wurde gesungen und getanzt und alle hatten selbstgestaltete Plakate mit. Im Vorfeld waren die Schreibwarenläden in L.A. wie ausgefegt. Sowohl Bastelpappe, als auch dicke Stifte waren aus. Alte und Junge waren da, Familien, Menschen im Rollstuhl, Althippies und Veteranen. In Santa Monica wurde „we are family“ gesungen. Nicht nur mir in der Ferne machte das Mut. Mein Sohn war in Berlin zur Demo. Ich bin stolz auf meine Kinder. Mehr dazu wird es hier nicht geben. Ich hoffe nur, dass der ganze Irrsinn in der Welt nicht weiter eskaliert, mein Enkel in Ruhe aufwachsen kann und meine Rose auch in einigen Jahren noch so schön blüht.
Mittendrin, zwischenden Häuserblocks, gibt es in Leipzig-Grünau den Kolonadengarten. Der Garten ist ein gemeinschaftliches Projekt des Bundesministeriums für Bau, das in Zusammenarbeit mit Anwohnerinnen und Anwohnern entstand. Der Entwurf für den Gemeinschaftsgarten wurde dabei maßgebend von den Mitgliedern des 2007 gegründeten Stammtisches gestaltet.
Das Wetter war gar nicht optimal, aber wir machten uns auf, um ein einzigartiges Projekt mitten in der „Platte“ zu besuchen. Herrn E. E-Bike und mein Fridolin brachten uns gut hin. Windig war es und ab und zu gab es auch ein bisschen Regen. Bei Sonnenschein hätte es bessere Bilder gegeben, aber nun sind wir einfach mal da, auch um uns Anregungen zu holen.
Im Kolonadengarten gibt es immer zahlreiche Veranstaltungen, wie das Ostereierfest, das Adventssingen, Klavierkonzerte zu den Tastentagen u.a. In der Coronazeit traten Musikerinnen und Musiker des Gewandhausorchesters hier auf. Es ist also eine wunderschöne Oase zum hinsetzen, entspannen und genießen. Alle gärtnerischen Arbeiten werden ehrenamtlich erledigt und man sucht hier dringend junge Leute, die bereit sind in die Fußstapfen der Pioniere zu treten. Die haben mittlerweile ein stolzes Alter erreicht und müssten sich etwas Ruhe gönnen.
Herr E. war begeistert von dem Teich mit Brückchen. Hach, wenn wir doch nur jünger wären und ich gesünder. Wir würden uns hier engagieren. Vielleicht pflanzen wir etwas vor unser Haus. Es ist doch gut, wenn man sich an Blumen und Stauden erfreuen kann. So etwas braucht man einfach und so etwas geht auch in der Platte.
Heute Morgen habe ich meine neuen Kopfhörer ausprobiert. Rachmaninow hörte ich, Tschaikowsky, Schostakowitsch, aber auch Händel und Mozart. Und plötzlich brach es aus mir heraus. Lange hab ich nicht so geweint. Alles, wofür ich mich immer eingesetzt habe, scheint zu zerkrümeln. Was soll ich jetzt noch glauben? Und wofür soll ich jetzt noch Kraft aufbringen? Ich mache mir Sorgen um meine Familie in L.A. Was da los ist, kann man nachlesen. Und ich mache mir auch Sorgen um die Menschen in meinem Land. Heute ist nicht „mein Tag“ und vielleicht ist es gut, die Bilder vom Kolonadengarten zu sehen, auch wenn sie an einem trüben Tag entstanden sind.
„Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,
Es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.“
– Goethe, Faust. Der Tragödie erster Teil, 1808.-
Letzte Nacht schlief der Gasthund bei uns. Da ging es wiedermal tierisch bei uns zu. Max ist ein lustiger Geselle und ich hatte wieder viel zu lachen. Wir haben uns auf den Hund gefreut und auch darüber, dass wir Nachbarn helfen können.
Gastkatze Findus und der Gasthund sind nicht gerade das Traumpaar. Wenn die sich treffen, macht der eine lauthals dicke Backen und der andere miemelt den Coolen und zeigt seine Pfote, mit der es gleich eins auf die Nase geben kann. Da ich meine Ruhe haben will, habe ich die immer fein aneinander vorbei gelotst. Tierisch geht es bei uns halt immer mal zu.
Die kleine Kohlmeise hat sich einen tollen Platz ausgesucht. Futter ist da, ein Dach über den Kopf auch und von dem Fensterplatz kann man wunderbar beobachten, was sich sonst noch so tut in der Vogelwelt vor Gudruns Fenster. Eigentlich fehlt bloß noch ein kleines Kissen, dann wäre das Bild vom Fensterkucker perfekt.
Ach ja, tierisch: Und was tut sich bei „meinen“ Adlern am anderen Ende der Welt?
Eine der beiden kleinen Adler-Schwestern fliegt schon fleißig, kommt aber immer mal zum Nest zurück. Gestern schrieb jemand in den Chat: “ Sunny, komm zurück und hole deine Schwester, das kleine Weichei.“
„Weichei?“, meldete sich der aus meinem Oberstübchen. „Das englische Wort merke ich mir. Wetten?“ „Mann, was willste denn damit? Das ist Slang-Sprache. Kannst du dir nichts Wichtigeres merken?“ „Könnte ich schon, will ich aber nicht. Ich sag dir dann schon, wo es steht. Lieber merke ich mir Dinge, mit denen ich dich ärgern kann. Soll ich dir sagen, was Schuhanzieher auf Englisch heißt? Shoehorn, shoehorn…“ „Oh, Gott, der nervt!“ „Stör mich jetzt mal nicht. Ich trage mir erstmal ’sissy‘ in mein Wörterbuch ein.“
Also, manchmal bin ich schon bestraft. Vielleicht ist das aber auch gut so. So lange ich meine gute Laune nicht verliere, komme ich gut zurecht. Und morgen sind wir wieder ernst.
Manchmal sehne ich mich danach, Dinge zu sehen, zu hören, zu fühlen, die friedlich sind. Ruhe sollen sie ausstrahlen, weg sein von jeglicher Panikmacherei. Nein, ich ignoriere nicht die Realität, aber ich brauche diese Momente, um meine Kraft zu behalten und klares Denken.
Jeden Tag, seit Januar, habe ich über das Netz beobachten können, wie sich am Big Bear Lake aus zwei winzigen Weißkopf-Seeadlern kräftige Jungvögel entwickelt haben. Das haben sie ihren Eltern zu verdanken, die sie mit reichlich Futter versorgt und beschützt und behütet haben. Die beiden Geschwister beobachten zu können, ist eine Freude. Sie machen alles zusammen, lernen voneinander, kuscheln. Bestimmt fliegen sie auch zusammen weg, wenn der Tag gekommen ist.
Die Schwestern trainieren jedenfalls schon fleißig. Man ist inzwischen fast sicher, dass es zwei Mädchen sind. Ehe ich schlafe, muss ich noch schnell mal schauen, was die Adler machen. Dann ist alles gut und ich finde Ruhe in den unruhigen Zeiten. Wenn es doch nur überall so friedlich sein könnte.
Die San Bernardino Mountains, in denen sich der See und der Adlerhorst befinden, hatte ich vom Flugzeug aus gut sehen können. Auch als wir eine Schifffahrt auf dem Ozean gemacht haben, konnte ich das Gebirge in der Ferne betrachten. Irgendwann fahre ich da mal hin, nahm ich mir vor. Daraus wird wohl vorerst nichts werden. Ich war auf dem Weg, mein Bild von einem anderen Land auf den Prüfstand zu stellen, alle Voreingenommenheiten beiseite zu schieben, das Gute zu sehen und viel an Eindrücken mit nach Hause zu nehmen. All mein Denken und Fühlen hat es aber jetzt wieder arg durcheinander gewirbelt. Ich werde weiter Kontakte pflegen und wer weiß, vielleicht wird doch noch einiges gut. Ich möchte es zu gerne glauben.
Mit Seeadlern kann ich hier nicht dienen, aber meine Stare machen ihre Sache auch gut. Ich muss mir schon überlegen, wie und wofür ich Geld ausgebe. Für die Vögel vor meinem Fenster verzichte ich halt mal auf etwas anderes. Es macht mir so viel Freude, das Treiben da draußen zu beobachten! Die Stare werden sich bald wieder auf den Weg machen. Ich freue mich jetzt schon darauf, wenn sie im nächsten Jahr wieder zu mir kommen. Dafür putze ich da draußen halt auch mal öfter.
Auch das sind friedliche Bilder. Aber die Lebendbedingungen für die Vögel werden immer schwieriger. Grünflächen werden zugebaut, Bäume und Büsche entfernt und damit Nistmöglichkeiten. Ich will versuchen, wenigstens für ein klitzekleines Stück Normalität zu sorgen. Und genau das wünsche ich mir für die ganze Welt.
Nachtrag: Sunny, das vier Tage ältere Adlermädchen ist gestern ausgeflogen.
Ein Rheumaschub und eine Zahn-OP zwangen mich mal wieder dazu, die Füße etwas still zu halten. Ein Problem ist das nicht, denn beschäftigen kann ich mich immer und ganz gut. Diesmal habe ich gestrickt für meine Töchter. Bis Weihnachten will ich nicht warten und werde das Gestrickte jetzt verschenken. Bei der einen heißt das Produkt „Sophie Scarf“, bei der anderen ist es eine neue Hülle für die Wärmflasche. Selbstgesponnenes Garn habe ich noch reichlich. Es wird mal wieder Zeit, davon etwas zu verarbeiten. Also los!
Sophie Scarf gibt es nicht im Laden zu kaufen
Bei meiner Reise nach Kalifornien hab ich mir dort Garn gewünscht. Ich musste meine Hände beschäftigen. Wollgarn gab es keines, Acrylgarn aber schon und dazu war es auch noch teuer. Ein Knäuel habe ich mit nach Deutschland gebracht, aber da lag es nur rum. Bis jetzt.
Meine jüngste Tochter mag keine Schafwolle. Als ich aber ein Gestrick der dänischen Designerin Mette Wendelboe Okkels entdeckte, wusste ich, wie ich das Acrylgarn verarbeiten kann. Ich strickte für meine Tochter den Sophie Scarf, den man nicht kaufen kann und den es nur selbstgestrickt gibt. Was das ist und wie eine Dänin mit dem Stricken ein Millionenpublikum erreicht, kann man hier nachlesen. Und meine fertigen Schals gehen jetzt auf die Reise.
Eine Wärmflasche bekommt einen neuen Bezug
Ich fragte meinen Sohn, ob er seine Wärmflasche mit Bezug noch hat. „Ja, irgendwo, aber ich habe ja eine Wärmedecke.“ Schön. Da bereiten sich die Leute auf Krisen vor, kaufen Feuerzeuge, Kerzen, Wasser… Und was, wenn es mal keinen „Strom aus Wand“ gibt? Also, meine Wärmflasche verborge ich nicht. 🙂
Vor über 20 Jahren hatte ich meiner ältesten Tochter eine Wärmflasche geschenkt und einen Bezug aus selbstgesponnenem Garn im Zopfmuster gestrickt. Sie ist genau so eine Frostbeule wie ich und hat sich gefreut über ihr Geschenk. Ich hatte das längst vergessen und konnte es gar nicht glauben, dass es Wärmflasche und Bezug noch gibt.
Als meine Tochter in die USA auswanderte, nahm sie Wärmflasche und Bezug mit. Nach den vielen Jahren im Gebrauch sah der Bezug nun arg „zerfleddert“ aus und hatte schon Löcher. Ich schickte ihr eine neue Wärmflasche mit einem Fertigbezug. Sie schrieb mir dann, dass der Enkel Schafwolle liebt und lieber die Wärmflasche mit dem ledierten Bezug nimmt. Nun, da musste ich ran! Ein neuer Bezug ist jetzt fertig und kann auf Reisen gehen.
das Musterder neue Bezug
Und was ist nun mit der neuen Spindel?
Bald kann ich mein Patenschaf beim Nabu in der Nähe von Leipzig besuchen. Ich bekomme auch Wolle aus der letzten Schur und aus der soll dickeres Garn werden für einen Teppich. Solch dickes Garn schafft mein Spinnrad nicht. Ich hätte mir einen anderen Spinnkopf kaufen müssen, mit größeren Haken und mit einem großen Einzigsloch. Das kostet ordentlich und so wollte ich das nicht.
Ich beschloss, mein Garn so herzustellen, wie es die Navajo-Indianer immer noch machen und bestellte mir bei „Das Spindelhaus“ eine Navajo-Spindel. Sie ist da und wenn ich dann die Wolle von den Leineschafen habe, werde ich es genau so machen, wie mein großes Vorbild Clara Sherman. (Achtung: Link führt zu YouTube. Das Video ist aber schön auzusehen und entspannt.) Clara Sherman ist 2010 verstorben, aber ihr Bemühen, die alten Traditionen zu bewahren und zu zeigen, leben fort. Zu gerne hätte ich die Navajos mal besucht, aber ich werde wohl nicht wieder in das Land reisen. Schade.
„Wo eine Navajo-Spindel ist, ist ein Webstuhl nicht weit“, besagt ein Spruch. Stimmt und ich freue mich sehr auf das Neue und was daraus entstehen kann.
Morgen hat mein Zahnarzt viel zu tun und ich muss und werde das aushalten. Eben habe ich den letzten Kaffee getrunken. In der nächsten Zeit gibt es keinen. Meine Gymnastikübungen habe ich gemacht, denn auch die fallen zumindest morgen aus. Und während ich lese und so vor mich hin dümpele ertönt vom Fenster her lautes „Tschiep“.
Meine Haus- und Hofvögel haben heute ihre Kleinen mitgebracht. Nachwuchs gibt es bei den Meisen, den Spatzen und auch bei den Staren. Ich hatte nochmal Futter nachgeordert und meine Tochter hat mir Wildvogelfutter geschenkt. Tja, trotzdem sind die Näpfe dauernd leer und es ertönt fordernd ein „Tschiep“ aus vielen Kehlen.
Nachdem die Stare im „Fresskoma“ lagen, war mein Kirschbaum besiedelt mit kleinen Kohlmeisen, Blaumeisen und Spatzen. Endlich hatten auch sie Gelegenheit in aller Ruhe den Futternapf zu plündern. Die Kleinen waren offensichtlich zum ersten Mal unterwegs, denn die Eltern flogen unermüdlich zwischen Futternapf und Vogelkindern hin und her. Und ich muss zwar morgen früh wieder putzen, aber ich hatte meine Freude. Leider war es eigentlich schon zu duster zum Fotografieren, aber egal.
Jetzt mache ich den Rechner aus und harre der Dinge, die mir morgen blühen. Und wenn es mir wieder besser geht, melde ich mich wieder. Alles wird gut.