Schwarz und Weiß und einiges dazwischen – wie die Farben der Elster.

Dauerregen. Macht nichts, ich hatte ihn mir ja gewünscht. Also habe ich mir Tee gekocht, mich in meinen Sessel gepackt und mir wieder eine Vorlesung von Frau Prof. Gerok-Reiter zur Ästhetik in mittelalterlicher Literatur angehört. Dass mich Sprachgeschichte sehr interessiert, ist ja nun kein Geheimnis mehr. Was ich aber nun hörte, überraschte mich sehr.

Kennt ihr Parzival?
Nein, wenngleich ich das auch mal wieder gerne möchte, ich gehe jetzt nicht mit euch in die Oper. Mich beschäftigt ein Beispiel aus der Vorlesung von Frau Prof. Gerok-Reiter, in dem es um einen Auszug aus dem Versroman Parzival von Wolfram von Eschenbach ging, das Elstergleichnis oder Denken in Schwarz und Weiß. Eschenbach schrieb sein in Versform gehaltenes Werk um 1200 und noch immer kann es einen beschäftigen, so wie eben auch Wagner seinerzeit zu seiner Oper inspiriert hat.
Und was hat mich nun so in den Bann gezogen?

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Eigentlich. Das Wort, das sich gewandelt hat.

Irgendwie ist mir heute das Herz schwer. Den ganzen Tag gab es nur Hiobsnachrichten, offizielle über die Nachrichtenkanäle aber auch Private. Ich habe das Gefühl, dass es nichts Stetiges mehr gibt, nichts an dem man sich orientieren kann. Eigentlich brauche ich so etwas, um Ziele zu finden und Pläne zu machen. Eigentlich.

Das Wort „eigentlich“ verwende ich so oft. Jaja, die Einschränkung, ich weiß. Aber darum geht es mir heute gar nicht, denn die Wortbedeutung hat sich geändert im Laufe der Zeit.
Im 12.Jahrhundert hieß das Wort noch eigenlich, von „eigen, im Besitz haben“. Ich habe heute mal im „Kluge“, dem Etymologischen Wörterbuch nachgelesen. Noch immer finde ich die Wortherkunft und Sprachentwicklung spannend. Darüber will ich aber gar nicht schreiben, eigentlich.

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Meisen-Airport. Und was noch so los ist.

Es wird mal wieder Zeit! Ich nehme mich jetzt mal wieder am Kragen und suche mir ein angenehmes Thema. Fast zumindest.

Was es mit dem Meisen-Airport auf sich hat, erzähle ich gleich. Zuerst muss ich Bauchgrimmen loswerden.
In meinem Ökonomiestudium hatte man uns mal gesagt, dass die benötigten Rohstoffe für die Weltwirtschaft bis ungefähr 2060 reichen würden. Himmel, ich war jung und das war weit weg. Man sagte uns auch, dass es dann verstärkt zu Gerangel und auch zu handfesten Kriegen führen würde. Ja, das glaubte ich unbesehen. Der Vietnam-Krieg war allgegenwärtig. (Weiß noch jemand, was der Anlass war?)
Und jetzt lese ich das Buch „Überleben“ von Dirk Steffens und mich packt das kalte Entsetzen.

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Tastentage zum Grünauer Kultursommer. Piano-Medley von Thomas Krüger.

Nein Leipzig-Grünau ist nicht einfach eine Schlafstadt. Besonders zum Grünauer Kultursommer und auch zu den Tastentagen erwacht es zu einem ganz besonderen Leben.

Als ich mit meiner Freundin vom Agragelände zurückkam, hörten wir Klaviermusik in der Nachbarschaft. Ach ja, die Tastentage. Es fiel mir wieder ein.
Wir hatten noch keine Lust, nach Hause zu gehen und bewegten uns hin zum Amphitheater, Alte Salzstraße. Thomas Krüger, Mr. Pianoman, gab ein Konzert. Krüger ist dem einen oder anderen einerseits sicher von Youtube bekannt und andererseits habt ihr ihn vielleicht auch in eurer Stadt schon gesehen, auf Bahnhöfen, auf dem Flugplatz oder eben mittendrin. Aber eben immer an einem Klavier oder Flügel.

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Die Messe Veggienale & Fairgoods, „Nordwolle“, spinnen und Teppich knüpfen.

Ich hatte eine Eintrittskarte für die „Veggienale & Fairgoods“ gewonnen und habe die kleine, aber feine Messe besucht. Und dann war ich noch mit spinnen und Teppich knüpfen beschäftigt. Ach, es gibt so feine Neuigkeiten! Manchmal braucht man wieder einen Anschubbser. Dann klppt es auch wieder mit neuen Plänen.

Bei einem Gewinnspiel von „Nordwolle“ hatte ich eine Eintrittskarte gewonnen und so packte mich meine Freundin ins Auto und wir fuhren zur „Veggienale & Fairgoods“ und besuchten die Messe auf dem Agra-Gelände. Besonders war, dass ich mein Lieblingsunternehmen besuchen konnte. Manchmal braucht es Anregungen. Und dann klappt es auch wieder mit dem Mut zu neuen Plänen.

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Wiedermal zu Besuch im Dörfchen in der Elsteraue.

Meine Freundin holte mich am Sonntag ab und wir fuhren zu einer weiteren Freundin. Das Wetter war schon ein bisschen herbstlich, die Felder im Landkreis sind abgeerntet, aber die Sonne schien. Uns zog es raus aus den Wohnungen und raus aus der Stadt.

Im Dörfchen in der Elsteraue wurden wir schon erwartet. Das Wetter war zu schön, als dass es uns in die Wohnung zog. Wir beschlossen, den Tag draußen zu verbringen, im Hof der Freundin. Der Hof ist aber auch zu schön und birgt ganz viele Geheimnisse. Ich sitze unglaublich gerne dort und in netter Runde gleich gar.

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Spinnstubenlieder. Von Arbeit und Geselligkeit, Sehnsüchten und Gefühlen.

Wenn ich mich beeile, habe ich bald ein Weihnachtsgeschenk fertig. Gut denken kann ich beim Werkeln mit meiner Wolle. Durch Zufall stieß ich auf Spinnstubenlieder und wollte das natürlich genau wissen.

Spinnstubenlieder, danach habe ich gesucht und Interessantes gefunden. Durch Zufall kam ich darauf, weil eines meiner Lieblingslieder so genannt wurde. Und nun höre ich welche beim Spinnen und Knüpfen. Vielleicht kann ich mal eine Veranstaltung dazu machen, irgendwann. Ein bisschen darüber schreiben ist aber auch schon ganz gut.

Spinnstubenlieder hören beim Teppichknüpfen

Man merkt es schon, dass die Abende wieder länger werden. Ich habe meinen alten Knüpftisch ins Wohnzimmer gestellt. Er hat ein feines Plätzchen an der Wand gefunden, wo er am Tage nicht stört. Am Abend ziehe ich ihn mir vor und knüpfe an meinem Teppich weiter, bis mir mal wieder die Fäden ausgehen. Dann muss der Knüpftisch seinen Platz mit dem Spinnrad tauschen. 
Mich einfach abends hinsetzen und die Hände falten kann ich nicht. 

meine Knüpfwolle, selbstgesponnen und zögerlich zerschnitten

Schade, dass jetzt fast jeder und die meiste Zeit für sich alleine hockt. Das war mal ganz anders, als es in den Dörfern und Gemeinden noch die guten, alten „Spinnten“ gab, die Lichthäuser, Spinnstuben. Man traf sich am späten Nachmittag und werkelte zusammen. Gegen um 9.00 oder um 10.00 Uhr abends wurde alles Gerät zur Seite geräumt und es begann der gesellige Teil, mit Musik, Tanz, Gesellschaftsspielen. Besonders bei der Jugend war das sehr beliebt, ohne Frage. 
Wenn es nicht eine spezielle Spinnstube im Ort gab, dann traf man sich in den verschiedenen Bauernstuben, reihum. 

Spinnstubenlieder sang man beim Arbeiten und auch danach in fröhlicher Runde. Manch ein junges Mädchen legte Heftchen mit den Lieblingsliedern an und so sind verschiedene  Sammlungen von Spinnstubenliedern erhalten geblieben. Viele gingen ein in die 1805 bis 1808 von Clemens Brentano und Achim von Armin veröffentlichte Volksliedsammlung „Des Knaben Wunderhorn“.
Man sagt, dass mit dem Verschwinden der Spinnstuben, auch das gemeinsame Singen weniger wurde. 

Um zwei Dinge geht es mir eigentlich:

  1. Wir leben immer isolierter von einander.
    Was wissen wir denn noch von einander? Nein, ich meine nicht, die Geheimnisse, die auch privat und geheim bleiben sollten. Ich meine das, was uns als besonderen Menschen ausmacht, mit allen Ecken und Kanten aber auch liebenswerten Eigenschaften.
    In den Spinnstuben kannte man sich und dort wurde auch erst mal der Dorftratsch ausgewertet, aber auch über Probleme und politische Gegebenheiten diskutiert. Es wurden Normen und Regeln des Zusammenlebens, des Redens miteinander festgelegt, gestritten und um Meinung gerungen. Das braucht keine Spinnstube, aber so einiges scheint uns abhanden gekommen zu sein.
  2. Die Lieder, Spinnstubenlieder und andere, gehören zu unserem Kulturerbe.
    Zweie gefallen mir besonders gut, „Das Herbstlied“ und „Es dunkelt schon in der Heide“, gesungen von Zupfgeigenhansel. (zum Letzteren möchte ich gern einen Extrabeitrag schreiben)
    Nun gibt es Leute, die lehnen solche Lieder kategorisch ab.  Als schnulzig oder rührselig werden die Lieder oft bezeichnet. Vielleicht liegt es daran, dass manche Menschen keine Gefühle kennen oder keine zeigen wollen.  Stark will man erscheinen, als jemand, der mit jeder Situation klar kommt und sowieso immer alles richtig wertet. Diese Menschen benenne ich immer als „Berufsrevolutionäre“. Ich habe da genug davon kennengelernt und ich habe auch erfahren, dass es falsch ist, nur mit Kampfliedern aufzuwarten.

Nein, ich will nicht die Spinnstuben von damals aufleben lassen, aber wissen wie es damals war will ich schon. Ein antiquarisches Buch habe ich mir bestellt: „Spinnstuben in Thüringen“. Ach ja, mal wieder ein Stücke heimwärts schauen ist auch nicht schlecht. Vielleicht will ich auch um ein bisschen mehr Zusammenhalt  und Verständnis füreinander kämpfen. Und wenn jemand Lust hat, mit mir zusammen zu werkeln, dann ist die Einladung jetzt ausgesprochen.

Denen, die die Sehnsucht nach Gemeinsamkeit und Frohsinn auch erkannt haben und die zu gern das „Nationale“ überbetonen, möchte ich den Wind aus den Segeln nehmen. Ihnen gehören die Lieder nicht und ihnen überlasse ich sie auch nicht! 

Spinnstubenlieder oder Lieder über das Spinnen spielten übrigens auch in der Klassik eine Rolle, bei Wagner, Schubert, Brahms, Mozart und anderen. Und wenn man da die Augen schließt und nur zuhört, dann kann man das Spinnrad surrend vernehmen.