Amerikanische Verhältnisse? Ja, bitte.

Ich höre oft: „Wenn es so weiter geht, haben wir bald amerikanische Verhältnisse.“ Dabei sind manche gar nicht schlecht. Oder anders gesagt: Bei uns ist nicht alles gut.
Ich weiß allerdings, dass ich nur in einem Bundesland zu Gast war, in Kalifornien. Für das ganze Land spricht das nicht.

auf dem weg zu einem besonderen Spielplatz
auf dem Weg zu einem besonderen Spielplatz, die Berge in der Nähe

Meine Tochter arbeitet im sozialen Bereich, beantragt Hilfen für ihre Klienten und weiß, welche staatlichen Hilfen es gibt. Sie erzählte mir davon und auch, welche Bemühungen es in ihren Bundesland gibt, zu einem besonderen Thema: Inklusion. Jeder Mensch hat das Recht, auf Teilhabe, darf nicht ausgeschlossen werden. Wenn man diese amerikanischen Verhältnisse betrachtet, dann möchte ich das hier auch so.

barrierefreier Spielplatz in Los Angelas - amerikanische Verhältnisse
barrierefreier Spielplatz

In der Vorschule und im Kindergarten sind die Kinder zusammen. Ein Lehrer hat bei Weitem nicht so viele Schüler wie bei uns und hat einen Assistenten. Je nach dem, wieviele Schüler da sind, die besondere Hilfe benötigen, gibt es zusätzliche Helfer. Behinderte Kinder sind nicht ausgeschlossen und die anderen lernen den Umgang mit ihnen. Und der klappt ganz gut, wie ich mich überzeugen konnte.

Ein Spielplatz, der niemand ausschließt

Je nachdem, wie stark der Grad der Behinderung ist, werden vom Staat Kalifornien Stunden bewilligt, nach denen Helfer bezahlt werden, um die Eltern zu unterstützen oder ihnen Freiräume zu ermöglichen. Helfer kann jeder sein, Familienmitglied, Freunde, Fremde, … Um medizinische Hilfe geht es hier nicht. Das ist etwas anderes.

ein wunderbares Versteck - ein Laubengang
ein wunderbares Versteck, mit Gehhilfe

Am ersten Wochenende waren wir zu einem Spielplatz unterwegs. Barrierefrei ist er und soll das Zusammensein nichtbehinderter und behinderter Kinder fördern. Ich konnte mit meinem Rollstuhl dem Enkel bis in den Sandkasten folgen. Genial fand ich das. Jeder konnte alle Orte gut erreichen, ob zu Fuß oder mit dem Rollstuhl. Diese Art amerikanische Verhältnisse wünschte ich mir hier auch.

Fingeralphabet für alle.

Dass an dem großen Klettergerüst das Fingeralphabet für Gehörlose oder schwer Hörende angebracht war, fand ich gut. Es sensibilisiert für die Probleme der Menschen mit Hörproblemen. Und die dürfen weder Tabu-Thema sein, noch als ausschließliches Problem der Betroffenen abgetan werden.
Nicht alle Länder der Welt verwenden das gleiche Fingeralphabet. Auch Gehörlose müssen also „Fremdsprachen“ lernen. Mit der Gebärdensprache hat das übrigens nichts zu tun.

Mir hat es gefallen auf diesem Spielplatz in Los Angeles. Zu diesem Ort, in einem Park gelegen, waren wir am ersten Sonnabend unserer Reise unterwegs. Der Spielplatz und die Menschen dort haben mich sehr beeindruckt. Und meinen Bergen war ich auch schon ganz nahe.

Die Santa Monica Mountains – ein bisschen bin ich noch dort

Alle Bilder habe ich inzwischen gesichtet und gesichert, damit sie mir nie verloren gehen. Die Speicherkarten sind nun mehr wieder leer. Ich könnte also glatt und sofort wieder auf Reisen gehen.
Es ist eine ordentliche Menge an Bild und Videomaterial zusammengekommen. Die Santa Monica Mountains habe ich oft und immer wieder von verschiedenen Standpunkten fotografiert. Verwunderlich ist es nicht, denn schließlich sind sie allgegenwärtig in der Gegend.

Die Bergkette befindet sich nördlich von Santa Monica. 64 km in west-östlicher Richtung im Ventura County bis hin zu den Hollywood Hills in Los Angeles. Es ist wiewohl eine Bergkette, die eher vom Osten nach Westen als vom Norden nach Süden verläuft. In Los Angeles befindet sich der am meisten fotografierte Berg, der Mount Lee, der das Hollywood-Zeichen trägt.

der Mount Lee, der wohl berühmteste Berg der Mountains

Die Santa Monica Mountains waren das Erste, was ich beim Landeanflug gesehen habe. Mit Getöse ging das Flugzeug rasch unter. Ein kleiner Seitenblick aus dem Seitenfenster zeigte mir, dass wir inmitten der Berge landeten. Nur zum Ozean hin war alles offen. Das ist quasi die Forte für ankommende und abfliegende Flugzeuge.

Santa Monica Mountens bei Chatsworth

Ich stellte mir immer mal vor, wie die Siedler anno Dunnemals in ihren Planwagen durch die Dürre fuhren, verstaubt, ungewaschen, denn Wasser ist knapp und suchend nach einem Weg hinunter in das Tal. Sehr hoch sind die Bergzüge nicht, tückisch obzwar schon. Ich glaubte die Wagen knarren zu hören und am Gestein schleifen (Spuren kann man auf dem traditionellen Siedlerweg noch heute sehen), das Geschrei der Männer, die die Ochsen antrieben und das Gebrüll der hungrigen und durstenden Tiere. Welche Zukunft sie erwartete, wusste keiner.

Dann wohltuende Stille. Das Flugzeug war gelandet, mitten im Kessel der Santa Monica Mountains. Und was erwartete mich? Ich hatte schon ein bissel Bammel.

San Fernando Vallay/Topanga Overlook

Innerhalb des „Los-Angeles-Beckens“ liegen mehr als 150.000 Morgen meist unerschlossenes Land aus staatlichen, lokalen und bundesstaatlichen Naturschutzgebieten. Um den Schutz ist man in Kalifornien sehr bemüht. Mich hat das sehr beeindruckt. Ich habe dann solche Gebiete besucht oder bin durchgefahren und ich werde beim nächsten Besuch länger verweilen. Diesmal zog es mich vorwiegend an die Küste, dahin, wo die Hügelkette sich sanft abfallend öffnet.

im Hintergrund die Santa Monica Mountains
am Strand von Pacific Palisades,

In eine interessante Landschaft war ich da geraten. Es faszinierte mich, die Berge sowohl von unten aus dem Talkessel zu sehen als auch von oben ins Tal zu schauen. Manchmal konnte ich mich nicht losreißen von den beeindruckenden Ausblicken und an einige Orte werde ich euch später noch mitnehmen.

Flug nach Los Angeles – eine Reise ans andere Ende der Welt.

Reisen bedeutet herauszufinden, dass alle Unrecht haben mit dem, was sie über andere Länder denken. (Aldous Huxley)

(Eine Bemerkung zu den Bildern zum Flug nach Los Angeles: Ich habe das mit dem Handy von einem kleinen Monitor abfotografiert und ich lasse das so. Nein, ich hatte keinen Fensterplatz. Der hätte mir auch nichts genützt. In 12.000 km Höhe ist man weit über den Wolken.)

Da war ich nun also unterwegs.
Ich gebe zu, dass ich schon an Ausreden gearbeitet habe, um nicht zu fliegen. Den Rollstuhl musste ich mitnehmen und vorher mussten wir noch mit Sack und Pack zum PCR-Test (die Amerikaner verlangen das). Schaffe ich die Reise überhaupt? Immerhin hocke ich 12 Stunden im Flugzeug. Klappt das mit der Mobilitätshilfe der Deutschen Bahn?
Mein Arzt meinte, ich solle mich auf den Weg machen. Es wird mir gut tun.

Der Flug war schon lange gebucht. Ich konnte nicht einfach zu Hause bleiben. Das wäre unfair. Also sind wir los mit Sack und Pack. Alles was irgendwie ging hatten wir an den Rollstuhl hinten angehängt. Herr E. hatte unsere beiden kleinen Koffer im Schlepptau. So zuckelten wir zuerst in das Testzentrum in der Nähe und von dort fuhren wir zum Bahnhof.

Am Bahnhof bekam Herr E. einen Nachricht auf’s Handy: „Wir bedauern das sehr, aber der von ihnen referenzierte Zug fällt aus.“
Na Klasse! Mir begann schon wieder der Kamm zu schwellen.
Wir mussten uns sowieso bei der Info melden, weil die veranlassen musste, dass ich mit Rollstuhl auf Höhe des Einstieges bugsiert werde. Dort erfuhren wir, dass der Zug nicht ausfiel, er fuhr bloß nicht zum Flughafen, sondern endete im Frankfurter Hauptbahnhof. Ach, irgendwie werden wir schon zum Flughafen kommen.

Wir hatten in Flughafennähe ein Hotelzimmer gebucht. Der Flug ging erst am nächsten Tag los. Das war dann doch noch recht abenteuerlich, aber wir haben es geschafft und hockten auch am anderen Tag endlich in unserem Flugzeug, nachdem Herr E. mit dem Gürtel in der Hand aus dem Körperscanner kam. „Wen willst du denn verhauen“, entfuhr es mir. Herr E. knurrte nur.
Auf der Rückreise machten wir es wie die Amerikaner. Wir reisten mit Jogginghose, Sweatshirt und Latschen.

Zwölf Stunden auf engstem Raum, das war schon ein arger Ritt.
Die Höhe von 12.000 m störte mich nicht. Man kann sich auch von drei Metern Höhe den Hals brechen.
Jeder im Flugzeug versuchte sich mit etwas zu beschäftigen. Ich hätte gerne gestrickt, aber Nadeln sind dort nicht erlaubt. Und so sah ich mir auf dem Monitor vor mir an, wo sich das Flugzeug gerade befand und wie lange es noch bis zum Zielflughafen war. Über Nordirland flogen wir, die Färöer Inseln sah ich und schließlich Grönland. Und dann flogen wir stundenlang über den großen Teich.

Mit tat dann langsam der Poppes weh. Zwar versuchte ich mit Schaukeln von einer Pobacke zur anderen und Hacke-Spitze dagegen zu halten, aber das Sitzfleisch tat eben weh. Ich schlich dauernd zum Klo, nur damit ich mich bewegen konnte. Am Ende des Tages hatte ich trotzdem geschwollene Beine. Meine Tochter bestellte mir Stützstrümpfe, auf meinen Wunsch natürlich quietschebunte, und die Rückreise ging damit viel, viel besser.

Auf das Festland trafen wir in Kanada. Ich sah Montreal, Quebec und einen Ort mit Namen „Trois-Pistoles“. Letzteres fand ich lustig.
Der Flug zog sich hin bis Los Angeles, aber irgendwann hieß es „Bitte Gurt anlegen; wir landen auf dem Los Angeles International Airport.“ Mein Abenteuer konnte beginnen. Mit dem Land beschäftigen muss man sich ja oft, ob man will oder nicht. Ich hatte und habe auch noch immer nicht die beste Meinung. Wie aber sind die Menschen hier, mit denen meine Tochter lebt und arbeitet? Was hat sie bewogen, hier zu bleiben und die Staatsbürgerschaft zu wechseln? Ich erlebte in den nächsten Tagen so manche Überraschung, aber ich war auch in Kalifornien. Da ist alles etwas anders als anderswo in dem großen Land. Und das war es, was mir sehr gefiel.

Zurück aus der bunten, lauten, schönen Stadt Los Angeles

… und ich habe Heimweh, nach meiner Familie, den neuen Freunden, der Stadt, dem Ozean

Ich bin wieder zu Hause.
Drei tolle Wochen habe ich verlebt in Los Angeles. Meine Familie hat es mir möglich gemacht. Diese drei Wochen haben meine Lebenshaltung und mein Weltbild nachhaltig verändert. Ich habe Tagebuch geschrieben, damit ich nichts vergesse. Vielleicht werde ich einiges hier ausplaudern.

Auf Wiedersehen, du schöne Stadt Los Angeles. Dich werde ich nicht wieder vergessen können.

Viele Fotos aus Los Angeles und Umgebung muss ich jetzt sichten und verarbeiten. Ich möchte für mich ein e-book erstellen, eines wo ich auch Videos und anderen „Kram“ einbinden kann. Meine Gefühle, Begegnungen und Erlebnisse möchte ich bewahren.

Ich habe mich noch nie so frei gefühlt wie in Californien. Als das Flugzeug bei der Heimreise einen „Schlenker“ über den Pazific machte, kamen mir die Tränen. Und ja, ich war auch drinnen im Ozean, zumindest mit den Füßen.

Ich bin nicht überall herumgesaust, aber da wo ich war, war ich lange und richtig. Über die Geschichte von Los Angeles habe ich eine Menge gelernt und hatte viele wertvolle Begegnungen. Ich möchte von den Menschen erzählen, die hier leben und arbeiten. Gefragt wurde ich, was ich über Land und Leute gedacht habe, bevor ich hier war. Ich war ehrlich. Und ja, ich sehe jetzt vieles anders.

Ehe ich anfange mit den Bildern und dem Buch, muss ich erstmal wieder zur Ruhe kommen. Die Rückreise war anstrengend und dauerte 25 Stunden.

California, ich komme wieder. Versprochen. Und bis dahin lerne ich Englisch. Und ein bisschen Spanisch, damit ich mir auch mal ein Brötchen kaufen kann.

Die Tage danach

Nein, ich werde nicht in Trauer versinken. Mein Stubenschnurrer war so ein liebes und fröhliches Tier. Wenn ich daran denke, muss ich lächeln und das ist schon mal eine gute Grundlage danach.

Ich habe schon vieles weggeräumt, aber oft finde ich noch einiges. Dann packt mich auch mal noch die Traurigkeit. In solchen Momenten würde die Penny kommen und mit ihren Kopf schubbsen und laut schnurren. Ich bin sehr froh, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Sie hilft mir jetzt.

Wenn man das mal vergisst oder einschläft, dann ist danach höchstens mal die Batterie alle.
das gefilzte Teelicht wird morgen verschenkt.

In der nächsten Zeit werde ich neue Projekte planen. Das Weben steht an und einiges andere auch noch.
In meiner Nachbarschaft geht es einer meiner behinderten Freundinnen nicht gut. Ich habe ihr ein Teelicht gefilzt. Drinnen ist ein batteriebetriebenes Licht, was täuchend echt aussieht. Wenn man das mal vergisst oder einschläft, dann ist danach höchstens mal die Batterie alle. Es passiert aber nichts Schlimmeres.
Vielleicht hilft ihr das Licht, immer Mut und ein bisschen Freude zu haben.

Ansonsten passiert gerade eine Menge, was mir nicht gefällt, womit ich aber umgehen muss. Manchmal frage ich mich, wer mehr zu sagen hat, demokratische und gewählte Kräfte oder Rheinmetall, das gerade alle Dämme im Dax bricht. Warum wohl?
Meine Mutter hat anno dunnemals immer zu mir gesagt, dass das historische Gedächtnis kurz ist. Da hatte sie wohl Recht und ich hab eine Aufgabe.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die mir Tröstendes geschrieben haben zum letzten Beitrag. Ich bin so froh, dass es euch gibt. Ihr habt mir Mut gemacht und jetzt kann ich auch wieder für andere da sein, für Freunde, Nachbarn und für Menschen, die ich über das Netz kenne.
Danke.

Abschied

Nun ging es ja doch recht schnell.
Abschied nehmen ist etwas Trauriges. Unsere Penny war sehr krank. Wir kannten die Diagnose und auch, dass es keine Heilungschancen gab. Und so beschlossen wir, ihr ein langes Leiden zu ersparen. Wir merkten, dass sie immer schwächer wurde, auch unruhig. Und so machten sich Herr E. und die Penny auf zum letzen Weg, zu unserer Tierärztin des Vertrauens.
(Vielen Dank für die Behandlung und liebevolle Betreuung bis zum letzten Atemzug.)

So sah das Willkommen aus - jetzt musste ich Abschied nehmen
So kam sie zu mir

Eigentlich sollte ich vor vor Jahren nur mal eine Woche auf die Penny, die eigentlich Penelope heißt, aufpassen. Ich habe dann Ausreden erfunden, warum sie noch bleiben muss und anschließend mit Engelszungen geredet, dass sie bleiben darf. Penny durfte bleiben und wurde mir und der Katze Kleo eine treue Gefährtin.

Penny war immer mittendrin

Egal, was ich gerade machte, Penny war immer „mittendrin“. Meine Strohbasteleien hatten sich erstmal erledigt und besonders gern lag sie auf der Tastatur. Nur wenn in der Küche jemand klapperte, da sauste sie hin. Es könnte ja sein, dass etwas abfiel.
Seit unserem Abschied kann es klappern, wie es will: Keiner kommt mehr und signalisiert, dass man schon leidlich am Verhungern sei.

Abschied nehmen von meiner Katze
Der Schönheitsschlaf war ihr immer heilig

Unsere Entscheidung war richtig. Sie sah so friedlich aus in ihrem Körbchen. Für einen Moment dachte ich, ich müsse ihr nur mal über den Kopf streicheln und höre dann gleich das bekannte Mauzen. Nein, diesmal war es ein endloser Schlaf und ein Abschied für immer. Herr E. hatte sie die ganze Zeit auf dem Arm gehalten.

Meine Wohnung kommt mir jetzt so leer vor. Ich weiß, dass ich keine Katze mehr haben werde. Die Erinnerungen an all meine Katzen tröstet gerade auch nicht. Nie hatte ich eine ausgesucht; sie fanden immer mich.

Tschüss, Penny. Du warst die liebste Katze von allen, verschmust, lieb, aufmerksam und tröstend, … Ich wusste, dass irgendwann ein Abschied kommt. Und doch tut es gerade verdammt weh.

Katzenspaß und Katzenkummer

Das Leben und dazu eine Katze, das ergibt eine unglaubliche Summe, ich schwör’s euch!
(Rainer Maria Rilke)

Wer so ein Tier hat, muss ab und zu auch für Katzenspaß sorgen.
Meine Penny ist nun schon in die Jahre gekommen. Die Krebsdiagnose war auch keine gute Nachricht. Und trotzdem möchte ich ihr das Leben, das noch verbleibt, so angenehm wie möglich machen. Bis zu dem Zeitpunkt, … Nein, daran denke ich mal noch nicht.

Ausschau nach Katzenspaß
An alle: Das ist ganz alleine mein Revier mit einer großen Sicherheitszone drumherum!

Um unser Haus herum schleicht eine fremde Katze, die sich manchmal vor meinen Balkon setzt. Wenn Penny draußen ist, regt sie das sehr auf. Nein, auf Brautschau oder zum „Schaulaufen“ will sie nicht mehr. Sie faucht und brummt die Fremde an, als würde man ihr den Lebensraum streitig machen wollen. Vielleicht empfindet sie das wirlich so: Da dringt wer ein in ihr Revier. Und an der Stelle hört der Katzenspaß auf.

Als Penny bei mir einzog, war es meine Katze Kleo, die fauchte und brummte. Die hat, so klein und zierlich sie war, jede Katze aus dem Garten am Haus vertrieben, mit Prügel. „Naturstinker“ hatten wir sie genannt, weil sie anderen Katzen gegenüber so übellaunig und garstig war.
An Penny hat sie sich aber dann gewöhnt. Und nun ist die es, die stänkert. Ich wurde gleich mit angefaucht.

Katzenspaß für Penny

Penny kann man schnell wieder ablenken, wenn es was zum Fressen gibt. Da schluckt sie auch jede Medizin. Aber ein ganz klein wenig tun dafür muss sie auch noch. Und jetzt frage ich mich ernsthaft, wer von uns beiden den meisten Katzenspaß erlebt.

Ostern, Leben und Sonne

Nun ist Ostern schon fast wieder vorbei. Ruhig war es bei mir. Nichts drängte, nichts musste sein. Ich hatte Zeit für meine kranke Katze und für das erwachende Leben draußen in meinem Innenhof.

Ostern ist bei mir verbunden mit dem erwachendem Leben im Frühling
Der einzige Osterschmuck

Ostern ist für mich immer verbunden mit dem beginnenden Leben draußen nach dem Winter. Das Gras wird wieder grün, die Büsche und Bäume bekommen Blätter und ich freue mich über jedes Blümchen auf der Wiese. Der Kastanienbaum im Innenhof hat schon Blütenstände angesetzt.
Ich bin an einem Ostersonntag geboren wurden. Vielleicht empfinde ich die Zeit jetzt deshalb so stark als richtigen Anfang vom Jahr und vom Leben.

Emsiges Leben gibt es zum Beispiel auch bei den Tieren draußen. Alle waren eifrig mit Nestbau beschäftigt. Ich glaube, meine Haus- und Hofmeise brütet schon und bei Spatzens schreit der Nachwuchs schon nach Futter. Fasziniert war ich davon, wie das Elsterpärchen ihr Nest verteidigt hat gegen eine Krähe. Sie haben die Krähe nicht nur von der Tanne weg gescheucht, sie haben erst Ruhe gegeben, als der Rabenvogel den Innenhof verlassen hat.
Amseln, Elstern und Tauben kommen ab und zu auf mein Fensterbrett, vor allem wenn sie Durst haben. Es freut mich, dass sie mich besuchen und dass ich ihnen etwas Gutes tun kann.

Die Tage mal ganz für mich zu haben, war gar nicht so schlecht. Gestern packte mich der Appetit auf ein süßes Essen. Und so gab es weder Eierspeise noch einen feinen Osterbraten, sondern Holundersuppe. Naja, großartig punkten kann ich damit nicht, aber wisst ihr was? Die Suppe war köstlich und genau das Richtige für den „süßen Zahn“.
Ich singe jetzt lieber kein Loblied auf meinen Holunder.

die Kastanie setzt Blüten an
Die Kastanie setzt Blüten an.

Es gibt so viel Schönes da draußen. Man muss es nur sehen. Und beschützen. Und wenn auch nur im Kleinen und auf meine Weise, das kann ich auch.

So richtige Muße habe ich noch nicht

Nein, so richtige Muße habe ich noch nicht, aber ich arbeite daran. Um bestimmte Sachen machen zu können, brauche ich Ruhe und Gelassenheit. Und die war mir einwenig abhanden gekommen. Zeichnen wollte ich schon immer mal wieder, aber es ging nicht.

In mein neues Grafikprogramm habe ich mich noch nicht ganz eingearbeitet. Die Werkzeuge sind halt immer anders in den verschiedenen Programmen. Ich muss die Pinsel und ihre Einstellungen ausprobieren und verwerfe das manchmal gleich oder später.
Meine Baldrianblüten sind ein Anfang, nichts Fertiges.

Wenigstens habe ich mich heute mal wieder an mein Programm gewagt, mich zur Ordnung gerufen und losgelegt. Zeit ist es nicht, die mir fehlt. Herr E. ist 10 Tage bei seiner Tochter. Meine Wolle ist in einer Kiste auf dem Schrank und gerade unerreichbar, weil ich nicht klettern mag. Woran liegt es denn dann, dass ich keine Muße habe, unruhig und haspelig bin?

Muße haben zum Zeichnen
Zeichnung von Baldrianblüten – unvollendet

In der Pandemie blieb mir nichts anderes übrig als mich zurück zu nehmen. Das war nicht prickelnd, aber ich hab es überstanden. Ich habe viel telefoniert, auch Videotelefonie genutzt. Das ganze Hickhack bei den Maßnahmen ging mir irgendwann allerdings gründlich auf den Keks. Die Meinungen polarisierten sich immer mehr. Manchmal scheint es, dass man nicht wieder zusammen kommt.
Fragen bei mir blieben.

Wenn man Fragen hat, ist man nicht gleich ein Corona-Gegner und auch kein Schwurbler. Und wenn man Fragen zur gegenwärtigen Außenpolitik, Wirtschafts- oder Finazpoltik hat, ist man kein Putin-Freund und auch kein Reichsbürger. Manche sind durch solche Vergleiche so verunsichert, dass sie jetzt lieber ihren Mund halten. Und das halte ich nun wieder für gefährlich.

Zurück zur Muße. (wer mehr wissen will …)
Nach meinem Kluge (Ethymologisches Wörterbuch, De Gruyter) gehört das Wort „Muße“ seit dem 8.HJ zum Standartwortschatz, in muozom ‚allmählich‘. Na bitte! Dann mache ich mich mal wieder an meine Zeichnung und nähere mich vielleicht ganz allmählich dem, was ich wirklich haben will.
Der schwarze Hintergrund hat keinen tieferen Sinn. Ich brauche das, um meine Zeichnung zu kontrollieren. Bestimmt wird das mal Himmelblau oder Frühlingsgras-Grün. 🙂

Flieg ich durch die Welt

„Flieg ich durch die Welt“, diese Sehnsucht hatte ich schon immer und das war eine treibende Kraft und blieb es bis heute.

Am Wochenende bin ich eines Abends vor dem Fernseher „kleben“geblieben. Es kommt selten vor, aber manchmal schon.
City, die Band mit der ich groß geworden bin, geht in die letzte Runde, d.h. nach 50 Jahren (!) ist zum Jahresende Schluss. Und wie sich das für gestandene Musiker gehört, gehen sie auf Abschiedstournee, zusammen mit den Berliner Symphonikern. Eines der Konzerte wurde im Fernsehen übertragen (Link führt {eine Zeit lang noch} zur ARD-Mediathek) und ich sah es mir an; mit einem weinenden und einem lachenden Auge.

In ihren Liedern fand ich mich wieder, sowohl damals und als auch jetzt noch. Typen wie den „King vom Brenzlauer Berg“ gab es bei uns auch. Die Texte fanden hier im Osten wahrscheinlich stärkere Aufmerksamkeit als anderswo. In ihnen waren Botschaften, die man nicht immer und nicht laut heraus posaunen konnte. Sie machten Mut, trösteten, ließen einen nachdenklich werden und manchmal auch trotzig.

Citys Song „Am Fenster“ schlug damals ein wie eine Bombe. Ich war noch ganz jung und die Bandmitglieder hatten noch Haare.
Keiner von uns tanzte, alle standen und hörten einfach nur zu, besonders bei dem Violinen-Solo von Georgi Gogow. Der Text zum Song stammte übrigens von Hildegard Maria Rauchfuß.

Seit damals ist viel Zeit vergangen und ich habe mich gefreut, die Jungs mal wieder zu sehen und zu hören. Nur „flieg ich durch die Welt“ kann ich erst jetzt so richtig singen, weil ich es bald machen werde. Wer weiß, wo es mich noch hintreibt.

Es ist ein kleiner Abschied; deshalb das weinende Auge. Die Lieder aber werden mir jedoch bleiben, alle, auch das hier. Es scheint fast, als ob sie es für mich geschrieben haben. Ich bin manchmal anders, habe anderes erlebt und mich hat anderes geprägt. Wie heißt es zum Beispiel im Lied: „Hab‘ keine Berge versetzt, nur ein Haus drauf gebaut.“

Danke, City. Danke, Jungs.