Wiedermal zu Besuch im Dörfchen in der Elsteraue.

Meine Freundin holte mich am Sonntag ab und wir fuhren zu einer weiteren Freundin. Das Wetter war schon ein bisschen herbstlich, die Felder im Landkreis sind abgeerntet, aber die Sonne schien. Uns zog es raus aus den Wohnungen und raus aus der Stadt.

Im Dörfchen in der Elsteraue wurden wir schon erwartet. Das Wetter war zu schön, als dass es uns in die Wohnung zog. Wir beschlossen, den Tag draußen zu verbringen, im Hof der Freundin. Der Hof ist aber auch zu schön und birgt ganz viele Geheimnisse. Ich sitze unglaublich gerne dort und in netter Runde gleich gar.

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Spinnstubenlieder. Von Arbeit und Geselligkeit, Sehnsüchten und Gefühlen.

Wenn ich mich beeile, habe ich bald ein Weihnachtsgeschenk fertig. Gut denken kann ich beim Werkeln mit meiner Wolle. Durch Zufall stieß ich auf Spinnstubenlieder und wollte das natürlich genau wissen.

Spinnstubenlieder, danach habe ich gesucht und Interessantes gefunden. Durch Zufall kam ich darauf, weil eines meiner Lieblingslieder so genannt wurde. Und nun höre ich welche beim Spinnen und Knüpfen. Vielleicht kann ich mal eine Veranstaltung dazu machen, irgendwann. Ein bisschen darüber schreiben ist aber auch schon ganz gut.

Spinnstubenlieder hören beim Teppichknüpfen

Man merkt es schon, dass die Abende wieder länger werden. Ich habe meinen alten Knüpftisch ins Wohnzimmer gestellt. Er hat ein feines Plätzchen an der Wand gefunden, wo er am Tage nicht stört. Am Abend ziehe ich ihn mir vor und knüpfe an meinem Teppich weiter, bis mir mal wieder die Fäden ausgehen. Dann muss der Knüpftisch seinen Platz mit dem Spinnrad tauschen. 
Mich einfach abends hinsetzen und die Hände falten kann ich nicht. 

meine Knüpfwolle, selbstgesponnen und zögerlich zerschnitten

Schade, dass jetzt fast jeder und die meiste Zeit für sich alleine hockt. Das war mal ganz anders, als es in den Dörfern und Gemeinden noch die guten, alten „Spinnten“ gab, die Lichthäuser, Spinnstuben. Man traf sich am späten Nachmittag und werkelte zusammen. Gegen um 9.00 oder um 10.00 Uhr abends wurde alles Gerät zur Seite geräumt und es begann der gesellige Teil, mit Musik, Tanz, Gesellschaftsspielen. Besonders bei der Jugend war das sehr beliebt, ohne Frage. 
Wenn es nicht eine spezielle Spinnstube im Ort gab, dann traf man sich in den verschiedenen Bauernstuben, reihum. 

Spinnstubenlieder sang man beim Arbeiten und auch danach in fröhlicher Runde. Manch ein junges Mädchen legte Heftchen mit den Lieblingsliedern an und so sind verschiedene  Sammlungen von Spinnstubenliedern erhalten geblieben. Viele gingen ein in die 1805 bis 1808 von Clemens Brentano und Achim von Armin veröffentlichte Volksliedsammlung „Des Knaben Wunderhorn“.
Man sagt, dass mit dem Verschwinden der Spinnstuben, auch das gemeinsame Singen weniger wurde. 

Um zwei Dinge geht es mir eigentlich:

  1. Wir leben immer isolierter von einander.
    Was wissen wir denn noch von einander? Nein, ich meine nicht, die Geheimnisse, die auch privat und geheim bleiben sollten. Ich meine das, was uns als besonderen Menschen ausmacht, mit allen Ecken und Kanten aber auch liebenswerten Eigenschaften.
    In den Spinnstuben kannte man sich und dort wurde auch erst mal der Dorftratsch ausgewertet, aber auch über Probleme und politische Gegebenheiten diskutiert. Es wurden Normen und Regeln des Zusammenlebens, des Redens miteinander festgelegt, gestritten und um Meinung gerungen. Das braucht keine Spinnstube, aber so einiges scheint uns abhanden gekommen zu sein.
  2. Die Lieder, Spinnstubenlieder und andere, gehören zu unserem Kulturerbe.
    Zweie gefallen mir besonders gut, „Das Herbstlied“ und „Es dunkelt schon in der Heide“, gesungen von Zupfgeigenhansel. (zum Letzteren möchte ich gern einen Extrabeitrag schreiben)
    Nun gibt es Leute, die lehnen solche Lieder kategorisch ab.  Als schnulzig oder rührselig werden die Lieder oft bezeichnet. Vielleicht liegt es daran, dass manche Menschen keine Gefühle kennen oder keine zeigen wollen.  Stark will man erscheinen, als jemand, der mit jeder Situation klar kommt und sowieso immer alles richtig wertet. Diese Menschen benenne ich immer als „Berufsrevolutionäre“. Ich habe da genug davon kennengelernt und ich habe auch erfahren, dass es falsch ist, nur mit Kampfliedern aufzuwarten.

Nein, ich will nicht die Spinnstuben von damals aufleben lassen, aber wissen wie es damals war will ich schon. Ein antiquarisches Buch habe ich mir bestellt: „Spinnstuben in Thüringen“. Ach ja, mal wieder ein Stücke heimwärts schauen ist auch nicht schlecht. Vielleicht will ich auch um ein bisschen mehr Zusammenhalt  und Verständnis füreinander kämpfen. Und wenn jemand Lust hat, mit mir zusammen zu werkeln, dann ist die Einladung jetzt ausgesprochen.

Denen, die die Sehnsucht nach Gemeinsamkeit und Frohsinn auch erkannt haben und die zu gern das „Nationale“ überbetonen, möchte ich den Wind aus den Segeln nehmen. Ihnen gehören die Lieder nicht und ihnen überlasse ich sie auch nicht! 

Spinnstubenlieder oder Lieder über das Spinnen spielten übrigens auch in der Klassik eine Rolle, bei Wagner, Schubert, Brahms, Mozart und anderen. Und wenn man da die Augen schließt und nur zuhört, dann kann man das Spinnrad surrend vernehmen.

Der ganz leise Abschied meiner Haus- und Hof-Wespe.

Es lässt sich nicht mehr übersehen, aber es herbstet schon ein bisschen. Noch ist Spätsommer und manches trägt sich noch im Überfluss, anderes hat sich schon verabschiedet.

Ich sitze und beobachte meine Haus- und-Hof-Wespe. Seit Tagen macht sie sich über das Obst her, welches ich ihr Hingestellt habe. Wählerich ist sie schon sehr. Aprikose und Weinbeeren hat sie verschmäht. Melone ist der Renner.
Endlich hat es mal ein bisschen geregnet. Es ist empfindlich kühler geworden und dass es straff auf den Herbst zugeht, lässt sich nicht mehr übersehen. Auch das Verhalten meiner Wespe deutet darauf hin.

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Mein langer Weg nach Tübingen und Worte, die man schmecken kann.

Was auch passiert, es ist nie „alles vorbei“, „am Ende“, hoffnungslos. In keiner Lebenssituation ist das so und auch in keiner allgemeinen Krise. Das habe ich erst gestern wieder erfahren und muss davon erzählen.

Irgendwann musste ich mich mal entscheiden, wo und was ich studieren will. Wenn ich die freie Wahl gehabt hätte, wäre ich gerne nach Tübingen gegangen. Mir gefällt die Stadt sehr und die Gegend. Und die Uni sagte mir sehr zu. Nach Tübingen, über Grenzen hinweg, durfte ich damals nicht. Jetzt wäre das möglich. Und das war es auch, denn gestern habe ich eine Vorlesung der Uni Tübingen hören dürfen..

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Aus der Teppichwerkstatt: Fädchen um Fädchen, mit Ruhe und Bedacht.

Es wird Zeit, dass ich mich mal wieder melde. So einiges war los hier, war zu klären und zu organisieren. Langeweile kommt nicht auf.

Besonders aktiv war ich in der letzten Zeit in meiner Teppichwerkstatt. Einiges war aber auch noch in der Wohnung zu werkeln und noch immer ist nicht alles fertig. Zum Beipiel ist noch immer nicht der Fernseher angeschlossen. Ich muss aber auch sagen: Ich brauche ihn nicht.
Fliegenfenster haben wir gebaut für alle Räume und vielleicht lassen mich die kleinen Blutsauger von Mücken nun in Ruhe. Nur Penny nervt: Türe auf, raus, Türe zu, Türe wieder auf, rein, Türe wieder zu …. usw.

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Fahrt zum Schloss Machern. Sommer, Sonne, Sonnenbrand.

Nein, Sonnenbrand gab es keinen, obwohl ich viel in der Sonne war. Aber, wie es in dem alten Kult-Lied auch noch heißt: Was soll’n wir denn am Schwarzen Meer? Meine Freundin und ich waren in der Nähe unterwegs.

Meine Freundin hatte sich beschwert, dass niemand mit will und sie immer alleine unterwegs sein muss. Also habe ich zugesagt, mit zum Schloss Machern zu fahren.
Leicht gefallen ist es mir nicht, weil ich schlecht laufen und mich auch nicht gut auf die Gehhilfen stützen kann. Den Rollstuhl zu schieben, möchte ich meiner Freundin nicht zumuten. Also los, so wie ich es eben schaffe.

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Ausblicke. Hungrige Vögel, eine Knüpfprobe und ein Buch.

Ich habe gelesen, dass Menschen im Krankenhaus, die auf viel Grün schauen konnten, viel weniger Schmerzmittel brauchten. Manchmal möchte ich an meinem Essplatz einfach nur sitzen bleiben. Es ist schön inmitten von so viel Grün und immer was los ist da Draußen auch.

Die Ausblicke habe ich in vollen Zügen genossen. Erst heute Morgen wieder wurde mir bewusst, wie schön ich es in meiner neuen Wohnung habe. Es ist wirklich so, als würde ich in einem Gartenhäuschen wohnen. So viel Grün um mich herum.
Morgens öffne ich die Balkontür und krieche nochmal für einige Minuten ins Bett, höre den Vögeln zu und gestern dem Regen. Die Elstern schimpfen über irgend etwas, die Tauben balzen und gurren, bei Spatzen ist lautstarke Diskussionsrunde.
Ansonsten ist es noch ganz still. Grünau ist noch nicht so richtig erwacht.

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Der Sommerflieder entwickelt sich prächtig. Ich rede ja auch mit ihm.

Eigentlich wollten wir heute einen kleinen Ausflug machen, aber den habn wir ob der Hitze verschoben. Und so will ich der Freundin, die mir einen kleinen Sommerflieder angezogen hat, wenigstens hier zeigen, wie er sich entwickelt hat.

Ich freue mich, ganz ehrlich.
Der Sommerflieder, den mein Mann in die Lücke vor dem Balkon gepflanzt hat, entwickelt sich prächtig. Damals, bei der Umtopfaktion, hatte er schon Blüten angesetzt und ich befürchtete, dass er mir das Rumgezerre an ihm übel nimmt. Nein, er hat nichts übel genommen. Im Gegenteil.

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Labkraut – zufällig entdeckt und für bewundernswert befunden.

Es war heiß und eigentlich hatte ich keine Lust, raus zu gehen. Ich habe mich dann doch überreden lassen und fand es dann doch noch ganz interessant.

Wenn ich gleich gewusst hätte, dass ich Labkraut entdecken werde, hätte ich nicht soviel so viel dagegen gehalten:
Ich wollte erst gar nicht raus. Es war heiß draußen, ich kann nicht gut laufen und auf die Gehhilfen kann ich mich gerade gar nicht stützen.
„Wir nehmen den Rollstuhl.“
„Neiiiiiiiin!!!“
Ich kann mich nicht an das Ding gewöhnen. Mit meinen Händen kann ich mich nicht fortbewegen und dass mich bei der Hitze jemand schiebt, hielt ich für unzumutbar. Mir kamen schon wieder die Tränen. Himmel, was bin ich für eine Heulsuse.

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Ich versuche das mal mit Hygge. Manches ist aber verdammt „ernst“.

Die Dänen sind wieder das glücklichste Volk. Wer die Untersuchung gemacht hat kann man im Netz finden und nachlesen. Es ist ja nicht so, dass die Dänen auf einer anderen Erde wohnen oder keine Probleme haben. Was machen sie nun anders?

Hygge, tja, was ist das? Gemütlichkeit?
Seit langem arbeite ich daran, mich nicht von irgendwelchen Ereignissen herunterziehen zu lassen, egal wie schlimm sie sind. Sie sind da, die Ereignisse, ich muss mit ihnen leben, reagieren, tun, was ich tun kann. Sie zu ignorieren wäre keine gute Lösung, denn meist fällt einem das dann ungebremst auf den Fuß. Es lähmt.
Ich stelle mir das irgendwie zweigleisig vor. Da ist einerseits das Erkennen, Erfassen, Agieren bei allem was notwendig ist und auf der anderen Seite Ruhe, Erholung, Unaufgeregt sein, Gemütlichkeit, Wohlbefinden.
Wie geht das denn, beides unter den Hut zu bekommen, unter ganz persönlichen Gegebenheiten?

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