Meinen großen Schreibtisch habe ich weggegeben. Seitdem steht der Rechner jetzt auf so einem Roll-Dingens und wandert mit mir dahin, wo ich gerne sitze zum Bloggen. Noch liegt Schnee draußen und viele Fenster sind schon weihnachtlich geschmückt. Ich beschäftige mich mit vielen Dingen, zu denen ich im Sommer keine Lust habe und schaue zwischendurch öfter aus dem Fenster. Es ist ein ganz normaler Tag im Dezember. Und manchmal bekomme ich auf dem Fensterbrett Besuch.
Schön sieht es aus draußen, wie mit Puderzucker bestreut. Ein Winter Wunderland vor der Türe. Ich bin extra ganz zeitig rausgegangen, um es festzuhalten. Eine gute Idee war das nicht, weil mir so schrecklich kalt war, dass ich die Kamera fast nicht ruhig halten konnte.
Es war noch duster und keiner war draußen zu sehen. Bestimmt ist es anderen Leuten auch bloß kalt. Am Vogelhaus schimpften die Meisen, weil sie sich in den Schnee setzen mussten, wenn sie auf dem Zierahorn landen wollten. Wenn die Spatzenbande und die Taube durch sind, ist bestimmt einiges wieder abgefegt.
Die Straßenbeleuchtung war noch an, als ich draußen das Winter Wunderland begutachtete. Der Gastkater strolcht auch nicht mehr so oft und so lange draußen herum. Trotzdem besucht er mich immer, legt sich auf seine Kuscheldecke und lässt sich graulen. Sein Lieblingsmensch klingelt immer, wenn er hoch in die Wohnung geht und nimmt ihn mit. „Ich möchte das Kind abholen“, sagt er dann immer und wir lachen. Am ersten Advent wollen wir alle zusammen Kaffee trinken. Es soll jetzt keiner alleine hocken.
Es ist schön, dass ich das Winter Wunderland von meinen Fenstern aus auch sehen kann. Jetzt jedenfalls verziehe ich mich mit Schafwollsocken und Decke in meinen Sessel. Die Hüttenschuhe zum Verschenken habe ich fertig. Sie haben ihre Sohlen bekommen. Auch die Handstulpen können bald auf die Reise gehen. Mit dem Besticken klappt es immer besser. Tja, und dann beginne ich wieder mit einem neues Projekt.
Heute könnte ich das erste Türchen öffnen, wenn ich denn einen Weihnachtskalender hätte. Ich habe es verbummelt, mir einen zu bsorgen.
Auch bei uns liegt jetzt ein bisschen Schnee. Der Wacholder vor dem Balkon hat ein Schneemützchen bekommen. Als es noch warm war, hat mir Herr E. einige Spitzen von dem Wacholder vor dem Haus mitgebracht. Die habe ich getrocknet und in ein Gläschen gefüllt. Und genau die Wacholderspitzen brauchte ich jetzt dringend für ein bisschen Gemütlichkeit. Mir ging es nicht gut.
Tja, da hat sich nun also das Wetter ordentlich in Richtung Winter gewandelt. Kalt, windig und nass ist es. Ich hatte noch Kürbisse von der Freundin aus Sachsen-Anhalt. Ein warmes Kürbissüppchen ist genau das Richtige jetzt. Die Hakkaidos aus der Elsteraue sind so groß, dass eine Hälfte für die Suppe reichte und die zweite für ein weiteres Kürbisbrot.
Herr E. meint, ich hätte eine Schreibblockade. Und ich sage: „Nee, habe ich nicht.“ Ich hätte schon viel zu sagen, auch zu dem, was in unserem Land passiert, aber ich mag nicht. Ich lese viel bei verschiedenen Ökonomen zum Neoliberalismus, zur Schuldenbremse und überhaupt. Und mich interessiert, wie andere Länder mit ähnlichen Problemen umgehen. Seit meinem Studium ist das so. Hier halte ich mich zurück, aber meinen Weg, eine Meinung zu vertreten habe ich inzwischen gefunden.
Bestimmt geht es mir nicht alleine so: Wenn ungute Nachrichten auf einen hereinprasseln und man angespannt ist, schlecht schläft und so etwas, dann geht die eigene Krativität verloren. Jetzt entspannt sich so einiges (bis auf die unguten Nachrichten) und siehe da, ich suchte gleich meine Wollkiste heim. Vor Jahren haben mich zwei Hütehunde und eine kleine Schafherde erzogen zur Besonnenheit. Die Liebe zu der Wolle der Schafe ist geblieben.
Meine Tochter ist zu Besuch. Sie ist gekommeen, um uns zu helfen. Herr E. wurde am Freitag operiert. Meine Tochter hat ihn in die Klinik gefahren, hat vorher geholfen, nochmals einzukaufen. So kommen wir dann ein Weilchen hin, denn Herr E. wird eine Weile ausfallen als Helfer. Und, die Tochter hat mich gestern zum Rausgehen genötigt. Ich hockte nämlich wie die Glucke auf dem Mist neben dem Telefon, aus Angst etwas zu verpassen.
Der Oktober war warm. Und wenn nachts die Kälte fehlt, dann bleiben die Bäume und Büsche noch lange grün. Jetzt sind die Tage kürzer und die Temperaturen niedriger. Die Photosynthese wird heruntergefahren und die Blätter verfärben sich. Leider setzt nun auch der Blätterfall ein. Es wird schon lichter. Mein Gastkater pennte auf dem Balkon immer in seinem Korb, aber da ist es nicht mehr gemütlich. Deshalb beschlossen wir, dem Kater ein Katzenhaus zu bauen.
Gestern konnte ich mir einen großen Wunsch erfüllen. Ich habe einen Volkshochschulkurs besucht und habe gelernt, wie man einen Korb flechten kann. Fünfeinhalb Stunden hatten wir Zeit und die haben wir auch gebaucht. Einfach war es für mich nicht, weil meine Rheumahände sich machmal „sperrten“. Zu Hause würde ich solche Tätigkeiten auf mehrere Tage verteilen, aber der Korb musste fertig werden bis zum Rand. Der ist wieder besonders und ich wollte alles wissen.
Die Kursleiterin im Kreativzentrum Leipzig-Grünau war großartig. Sie konnte alles gut erklären und hatte für alle Fragen ein offenes Ohr. Ach nein, perfekt ist er nicht mein Korb, aber er wird immer einen Ehrenplatz behalten, so wie meine allererste versponnene Wolle auch.
Eine Kursteilnehmerin meinte, dass sie jetzt weiß, warum solche Körbe vom Korbmacher teuer sind. Wusstet ihr, dass das eine Handarbeit ist, die keine Maschine übernehmen kann? Auch die Billigdinger sind Handarbeit. Und da kann man nun erahnen, wo sie herkommen und wie sie produziert wurden.
Es ist gut, wenn man etwas hat, womit man sich beschäftigen kann und wo sich mit dem enstandenen Ergebnis eine tiefe Zufriedenheit einstellt. So bin ich zum Beispiel gut und sicher über die Pandemie gekommen, bevor es zum Wohnzimmerkoller kommt. Diese Beschäftigungen werden mir noch so manches Glück bringen. Jetzt erstmal ist eben noch eine alte Handarbeit dazugekommen, einen Korb flechten.
Früher gab es mal Handarbeit in der Schule, und Werken und Schulgartenarbeit. Das brachte Abwechselung in den Schulalltag und bildete vielleicht eine Grundlage für ein späteres Hobby. Auf alle Fälle waren die Hände beschäftigt und das machte den Kopf frei. Das fand ich immer nicht schlecht. Es wird nicht mein letzter Korb gewesen sein. Im nächsten Sommer, im Garten, werde ich wieder einen Korb flechten. Aufbewahrungen brauche ich immer und so komme ich mir im Garten nicht so nutzlos vor.(Ich habe immer noch damit zu kämpfen.)
So langsam wird es licht da draußen. Die Blätter fallen und geben die Häuser auf der anderen Straßenseite frei. Vielleicht haben mich die Blätter der Bäume vor und hinter dem Haus inspieriert zu einem ganz speziellen Garn. Mein Spinnrad ist jedenfalls wieder in Aktion. Und was sich da tut, das erzähle ich ein andermal, aber jetzt jedenfalls hat die Spinnwolle ein Extrakörbchen.
Bisher ist die Woche gut verlaufen. Natürlich nicht, was die Nachrichten angeht. Langsam weiß ich aber, wie ich damit umgehen muss, zum einen um es zu ertragen und zum anderen wie ich selber handeln muss. Am Montag habe ich Kürbisbrot gebacken. Es passte nicht nur zum Herbst, sondern auch zum Kürbisfest.
Für das Kürbisbrot braucht man nicht viel, nur Hokkaidokürbis, etwas Salz und Zucker, Muskat, Curcuma, Mehl und ein bisschen Wasser. Und eine Packung Trockenhefe habe ich natürlich verwendet. Aus der Hälfte der Menge an Kürbis wird Pürre gekocht, die andere gerieben. Mehl, Gewürze und etwas Wasser werden mit der Kürbismasse verknetet. Zweimal muss der Teig 1 Sunde gehen, zugedeckt an einem warmen Ort. Das erste Mal war in der Schüssel, nachdem alles vermengt und verkneten war und das zweite Mal auf dem Backblech, nach nochmaligem Kneten. Das ist schon alles. Ich war gespannt, wie ein Flitzebogen, wie das Brot werden wird.
Wer Kerne mag, der darf gerne welche einkneten. Ich habe die Kürbiskerne eingearbeitet, die der Kürbis mitbrachte. Vom Fruchtfleich habe ich sie entfernt, gesäubert, im Dörrautomat angetrocknet, von der Schale befreit und nochmal getrocknet. Das war einen gute Idee. Mein ehemaliger Gartennachbar hätte gerantiert gemault, dass sich das doch nicht rechnet. Ach was! Ich muss immer mal Pausen machen und das ist immer eine gute Gelegenheit, die Kerne aus der Schale zu lösen. In den Kernen sind wertvolle Inhaltsstoffe. Und ich bin zufrieden, dass ich nichts weggeworfen habe.
Gestern war bei uns Feiertag. Ich bin nicht religiös, aber Luther war auch in Leipzig aktiv und sein Geburtsort Eisleben ist nicht weit weg. Weil mich Geschichte immer schon sehr interessiert hat, weiß ich einigs über Luther, seine Schriften, sein Leben und seinen Einfluss auf unsere Sprache. Vor allem habe ich große Hochachtung.
Mit Helloween habe ich es wiederum nicht so, aber es stört mich auch nicht, wenn andere Menschen feiern und fröhlich sind. Vielleicht brauchen sie das gerade in Krisenzeiten besonders. Ich kann noch berichten, dass unser Kürbisbrot richtig gut geworden ist. Es duftete und von der Farbe war ich nach dem Anschneiden ganz begeistert. Geschmeckt hat es natürlich auch. Ich hatte keinen Küchenfaden, sonst hätte ich den Teig einschnüren können (zweimal über Kreuz). Wenn der Teig aufgeht ergibt sich die typische Kürbisform und die bleibt dann auch so nach dem Backen.
Ich wünsche allen einen schönen Abend in der Mitte der Woche und hocke mich wieder an mein Spinnrad. Was da wird, erzähle ich das nächste Mal.