Die Jungfrau von Guadalupe und etwas mexikanische Geschichte

Ich friere ja immer schnell und so kauften wir für mich auf einem mexikanischen Markt eine Decke. Die Farben passten, wie ich so auf die Schnelle sah. Am Abend legte ich die Decke auf mein Bett. Sie wird mich warm halten in der Nacht. Im Moment ist es etwas kühl.
Der Schwiegersohn meinte: „Oh, das ist ja die Jungfrau von Guadalupe auf der Decke.“

Das machte mich nun neugierig. Wer war die Jungfrau von Guadalupe?

In Guadalupe in Spanien gab es ein Kloster mit einer besonderen Marienstatue. Dahin begab sich Kolumbus, um von ihr den Segen für seine Weltreise zu erbitten. Als er 1492 auf eine unbekannte Inselgruppe im vermeintlichen Indien stieß, nannte er sie der Gottesmutter zu Ehren „Santa Maria de Guadalupe de Estremadura. Und damit brachte er den Kult um die Jungfrau von Guadalupe in die Neue Welt.

1545 verfasste der Indigene Literat Antonio Valeria eine Schrift zur amerikanischen Guadalupelegende. Danach soll dem Indigenen namens Juan Diego Cuauhtlatoatzin am 9. Dezember 1531 eine Jungfrau erschienen sein. Sie bat ihn, beim örtlichen Bischof vorzusprechen und ihr zu Ehren um die Errichtung einer Kapelle zu bitten. Der Bischof glaubte ihm nicht, obwohl Juan Diego sein Anliegen drei Mal vorbrachte.
Juan Diego kehrte ein viertes Mal nach Tepeyac zurück, wo ihm die Jungfrau anwies, Blumen zu pflücken und in seinen Mantel gehüllt zum Bischof zu bringen. Als er dort ankam, fielen die Blumen heraus, hinterließen einen Abdruck, der sich nach und nach in das Antlitz der Jungfrau verwandelte.

Das Rosenwunder war geboren. Die Kapelle wurde gebaut und ist inzwischen zu einem der wichtigsten Wallfahrtsorten der Welt geworden.

Die Jungfrau von Guadalupe ist dunkelhäutig. Ihr grüner Mantel und ihr mit Blumen bedrucktes Kleid mit Gürtel soll sagen, das sie schwanger sei. Die indigenen namen diese Figur an und viele konvertierten zum Christentum.

Das Rosenwunder von Guadalupe

Es gibt aber auch Zweifel an der Geschichte. Ja, die Jungfrau von Guadalupe wird sehr verehrt und spielte eine große Rolle im mexikanischen Befreiungskampf gegen Spanien. Es ist egal, ob man Christ ist oder nicht. Die Jungfrau gilt als Schutzpatronin Mexikos.
Aber die Jungfrau ist Juan Diego in Tepeyac erschienen. Dort hatte einst der Tempel einer aztekischen Göttin, der Erdmutter Tonantzin gestanden. Viele waren der Meinung, dass die Göttin wieder auferstanden sei. Also musste ganz schnell eine andere Legende und ein Wunder her. Sind wir doch mal ehrlich: Missionieren konnte die katholische Kirche immer gut. Das ist mir hier an vielen Orten besonders aufgefallen.

die Jungfrau von Guadalupe auf meiner Decke
Meine Decke auf dem Bett, kein tolles Bild, irgendwann werde ich es ersetzen.

Nachlesen kann man das alles unter anderem hier, wenn es interessiert.
Ich hatte jedenfalls meine Kuscheldecke und wieder ein Stückchen Geschichte dazu bekommen. Die Decke wärmt mich fein, denn nachts wird es im Haus ganz ordentlich kalt.

Ach ja, in Kalifornien ist der Feiertag zu Ehren Kolumbus umbenannt worden in „Tag der Indigenen“. Das finde ich sehr gut und auch richtig.


Lasst uns doch mal über’s Wetter reden.

So sagt man doch immer, wenn man reden will oder muss und es fällt einen kein Thema ein. Mir fällt eine Menge ein, aber das ist alles verschoben, denn ich möchte über das Wetter reden.

Viele jüngere Freunde können sich nicht erinnern, so einen Winter im Sonnenverwöhnten Kalifornien erlebt zu haben. Vor sechs Tagen sind wir mit der Tochter nach Long Beach gefahren. „Lasst uns mal heute noch fahren,“ meinte sie, „das Wetter wird schlecht.“ Ich konnte das gar nicht glauben, denn es war sonnig bei 24 Grad.
Gut, dass wir waren.

Warnung vor extremen Wetter
Warnung vor extremen Wetter

Am nächsten Nachmittag tröteten alle unsere Mobilgeräte los. Unwetterwarnung vor Kälte, Sturm, Schnee und Überflutungen! Ich war so was von erschrocken, aber hier scheinen die Warnungen zu funktionieren. Solche Warnungen kamen noch einige Male, einmal mitten in der Nacht. Man soll zu Hause bleiben, wenn es irgendwie geht, hieß es. Das taten wir dann auch und es war gut so. Die Warnungen erscheinen hier immer in Spanisch und in Englisch.

Sturm ist man hier gewöhnt. Die Santa-Ana-Winde, Teufelswinde genannt, gibt es im Winter immer. Solches Wetter erschüttert niemanden. Der Wind jaulte gruslig um das Haus. Alle haben nicht besonders gut schlafen können. Meine Schamanenpalmen bogen sich erschreckend und ich habe alle Minuten aus dem Fenster geillert, ob sie noch stehen.

Dann fing der Regen an.
Es klatschte so viel Wasser in den Garten und in den Hof, dass man meinen konnte, jemand kippt eimerweise Wasser oben aus dem Haus. So heftigen Regen habe ich vielleicht früher in den Gewittern mal erlebt, aber das nur wenige Minuten. Mehrere Tage ging das nun so.
Als das klatschende Geräusch des Regens zu einem intensiven Klopfen wurde, trieb es mich ans Fenster. Es hagelte und die Körner landeten auf dem Spielhaus des Enkels und hüpften wieder hoch. Viele Videos sah man dann im Netz, denn so etwas ist hier ungewöhnlich.

Unwetter und sogar Schnee in Los Angeles
Bildausschnitt, Originalfoto hat der Schwiegersohn gemacht

Ein Stücke hin sind meine Lieblingsberge. Meine Familie macht schon immer Witze, weil sie in Santa Gudrun Mountains umbenannt werden sollten. 😀
Die Berge sind nicht besonders hoch und sie sind nahe an der Stadt Los Angeles. Meine Tochter hat noch nie Schnee darauf gesehen. Jetzt waren sie eingeschneit. Heute vormittag schien die Sonne und der Schnee schmolz rasch. Ein bissel Schneelandschaft habe ich gerade noch erwischt.

Ansonsten hat es bei uns in Los Angeles nur geschüttet wie aus Kübeln. Es werden schon wieder weitere Regenfälle angekündigt. Es sieht auch gerade so aus, als wenn sich die Schleusen jeden Moment öffnen. Nein, das Wetter gefällt mir gerade gar nicht.
Der Los Angeles River hinter der Gartenmauer hat ordentlichen Wasserstand. Vor einigen Tagen hatte ich ihn noch als Rinnsal bezeichnet. „Das ist aber eine Dreckbrühe“, sagte Herr E. Klar doch, der Fluss kommt aus den Bergen und bringt in hoher Fließgeschwindigkeit allerlei Erde von den Berghängen mit.

Hochwasser durch extremes Wetter, LA River
hier fließt der LA River schon wieder ruhiger

Warum ich über das Wetter schreibe?
Es wird allgemein eingeschätzt, dass das, was gerade hier passiert (es ist noch nicht vorbei), eine Folge der Klimaveränderungen ist. Mit dem Jetstream z. B. und seinen Einfluss auf das Wetter sollte man sich mal beschäftigen. (Man kann es nachlesen.) Ich schreibe dazu hier nichts: es sprengt den Rahmen. Fakt ist, dass es den Zusammenhang gibt und die Auswirkungen immer extremer werden, wenn wir nicht endlich zusammenrücken und nach Lösungen suchen. Es ist egal, an welchem Ort der Erde wir uns befinden, denn es betrifft uns alle und überall.

aufräumen mit Kettensäge und schwerem Gerät

Kalifornien hat übrigens ein gutes Umweltprogramm, aber es gibt auch noch eine Menge zu tun. Ich wünsche mir überall solche Bestrebungen mit solcher Konsequenz. Und ich wünsche mir überall die Möglichkeiten, das durchsetzen zu können, also Unterstützungen für ärmere Länder. Darüber schreibe ich bestimmt mal noch, irgendwann, wenn ich wieder zu Hause bin. Und überhaupt weiß ich mal wieder, was ich noch zu tun habe in meinem Leben.
Wenn ich Nachrichten lese, frage ich mich allerdings: Spielt das Thema überhaupt noch eine Hauptrolle?

Eine Folge des extremen Wetters: erst Dauerregen, dann Sturm
Eine Folge des extremen Wetters: erst Dauerregen, dann Sturm

Uns geht es gut und es ist uns nichts passiert. Andere hatten da weniger Glück. Bei meinem letzten Besuch tat es mir weh, Bäume sterben zu sehen ob der anhaltenden Trockenheit. Jetzt konnten sie sich in der aufgeweichten Erde und dem heftigen Sturm nicht halten. Es tut mir leid um jeden Baum in den Parks und Naturreservaten.
Der Flughafen war überflutet. Ich hoffe, dass das nicht wieder passiert, wenn ich den Rückflug antreten werde.

Leben in einem fremden Land

Es gibt Länder, in denen würde ich nicht leben wollen. Ich habe auch nicht die Absicht, auswandern zu wollen. Wenn es aber angebracht oder nötig wäre, dann käme ich hier zurecht. In diesem Land könnte ich leben. Mir wurde schon gesagt, dass Kalifornien nicht die USA seien. Gemeint ist, dass das, was ich hier erlebe, nicht für andere Bundesstaaten zutrifft. Das weiß ich.

Was Gleichstellung, Frauenrechte, Rechte von Minderheiten u.ä. anbelangt, gefällt mir vieles, was von der Gesetzgebung in Kalifornien festgelegt ist. Bis das durch die Köpfe durch ist, dauert es ja bekanntlich immer ein bisschen. Das ist bei uns ja nicht anders.

Begeistert bin ich von der Freundlichkeit hier im Land. Man wird auch im Supermarkt begrüßt und wenn man geht, wünscht man sich einen schönen Tag. Die „ewig alles Anzweifelnden“ würden jetzt wieder etwas von Oberflächlichkeit faseln. Man kann es nennen wie man will, ich bin mit einem Lächeln gekommen und mit einem wieder gegangen. Und das hat mir unglaublich gut getan.

Wir haben eine Schiffstour durch den Hafen und an der Küste entlang gemacht. Als wir an der Anlegestelle ankamen, stand da schon eine lange Schlange. Jemand von der Crew kam und begleitete mich im Rolli als erste in das Schiff. Genauso wurde mir wieder beim Aussteigen geholfen, lieb und aufmerksam. Die Rücksichtnahme auf Behinderte spüre ich ständig, bei den Menschen, auf der Straße im Verkehr, im Supermarkt, immer.

Wenn man hier eine Idee hat und in seiner Garage ein start up gründet (scherzhaft habe ich ja mal gesagt, dass ich eine Marmeladenbude aufmache), ist das viel einfacher als bei uns. Es gibt halb so viele Vorschriften und Verordnungen, wahrscheinlich, weil es gut ist, wenn man etwas für sich selber tut und nicht nur auf Hilfe angewiesen ist. Vom Tellerwäscher zum Millionär wird wahrscheinlich eine Legende bleiben, aber am Machen hindert einen niemand. Da gibt es viel Freiheit.

Das Leben in Los Angeles ist teuer, die Wohnkosten ganz besonders. Ich würde meine Rente hier bekommen und weil die jämmerlich ist, zahlt der Staat Kalifornien dazu. Auch eine staatliche Krankenversicherung würde ich bekommen und einige Unterstützung wegen meiner Behinderung. Bleiben darf ich, weil meine Tochter hier lebt und arbeitet, US-Bürger ist.

Manches ist allerdings überall gleich: die Bürokratie. Sich da durch zu wursteln ist nicht ganz einfach. Ich hätte da noch Glück, weil meine Tochter damit beruflich ständig zu tun hat und sich auskennt.

Einkaufen gehen wir hier inzwischen auch alleine. Ich war beim Frisör. Beim Arzt war ich nicht und das sollte auch so bleiben. Angst davor hätte ich allerdings nicht. Wenn man muss, dann geht so vieles. Hemmungen fallen alsbald weg.

Heute habe ich einen Zitronenkuchen gebacken. Die Maßeinheiten umrechnen geht inzwischen gut, die Temperatur am Backofen von Celsius in Fahrenheit auch. Die Vokabeln für die Backzutaten sind nun auch im Kopf. Alles bestens, würde ich mal sagen.

Vokabeln lernen, Maßeinheiten umrechnen und einen Kuchen backen im Fremden Land

Fazit:
Ja, ich könnte hier leben. Und ja, ich freue mich aber auch wieder nach Hause zu können.
Die Fragestellung, ob ich in einem anderen Land leben könnte, ist für mich als Ostdeutsche besonders interessant und auch ein bisschen neu. Ich habe mich das bisher noch nie gefragt.

Der Grapefruitbaum hängt die Ohren: Regen und ungewöhnlich starke Kälte im fremden Land
der Grapefruit-Baum hängt heute etwas die Ohren

Es hat übrigens heute gegraupelt. Kalt ist es noch mal geworden. Es ist eben Winter in Kalifornien und der ist in diesem Jahr ungewöhnlich kalt. Die Wüste ist halt auch gleich nebenan.
Mein tägliches Sonnenbad habe ich aber bekommen. Alles ist gut.

Zu Besuch bei Captain Kirk in den Vasquez Rocks.

Zum Bloggen komme ich einfach nicht oft. Schlimm ist es nicht. Manchmal ist es gut, wenn man man in der Versenkung verschwindet und außerdem geht das Leben in der Familie immer vor. Mein Enkel ist zu goldig.
Aber von den Besuch in den Vasquez Rocks möchte ich erzählen.

Mit dem Rolli in den Vasquez Rocks
einsam in der Wüste

Vasquez Rocks ist ein Park in den Sierra Pelona Mountains  im Norden des Los Angeles County, etwa eine Autostunde entfernt von Los Angeles. Wegen des bizarren Aussehens wurden die oft in steilen Winkeln nach oben ragenden Felsen zu Drehorten der besonderen Art gewählt. Captain Kirk zum Beispiel kämpfte hier seinen legendären Kampf gegen die Aliens.

Um 1873 nutzte der bekannte und kontrovers diskutierte kalifornische Bandit Tiburcio Vásquez das Gebiet als Versteck vor den Gesetzeshütern; daher der Name. Die Stadt Los Angeles erwarb nach und nach das Gebiet, so dass es heute ein einzigartiger Naturpark ist, in dem man gut wandern kann.

die Vasquez Rocks

Wandern konnte ich natürlich nicht. Mit dem Rolli musste ich sehen, dass ich über Stock, Stein und Sand kam. Einfach war es nicht, aber ich hatte ja meine Familie bei mir. Zwischen den Felsen fühlte ich mich, als ob mir die ganze Welt gehört; auch wenn ich nicht da hinauf klettern konnte.

Gestein in den Vasquez Rocks

Schiefer-, Basalt- und rötlich-braunen Konglomerat findet man hier, manchmal eingebettet in Sandstein. Der Boden ist karg und doch sieht man Pflanzen, die dann besonders schön wirken. Ich habe noch nicht heraus gefunden, was das für ein Blümchen ist. Ich bleibe aber dran.

kleine lila Wüstenblume

In dem Felsen und in der harten Erde befinden sich keine Höhen. Zu gerne hätte ich gewusst, wer da lebt. Zu sehen war keiner. Ich schätze, dass das Leben in der Dämmerung beginnt. Dann kehrt Ruhe ein im Gelände.

Vor einigen Jahren hatte mein Sohn mal die wahnwitzige Idee, in der Wüste zelten zu wollen. Man hat es ihm erfolgreich ausgeredet, aber ich habe uns schon mal einen Zeltplatz heraus gesucht. 🙂
Ob es allerdings angenehm wird? Mmmm.

Margins in den Vasquez Rocks
Kargnis -Wüste eben

Auf der Rückfahrt hat mich meine Tochter aufmerksam gemacht, dass die Hänge der Berge beginnen sich gelb zu verfärben. Das ist der Anfang der Mohnblüte. In wenigen Woche ist alles komplett gelb.
Zu Hause hatte ich kalifornischen Mohn in meinen Pflanzkasten gesät. Fein gewachsen ist er, aber geblüht hat er nie. Im fehlte die nötige Menge an Sonne. Wenn ich wieder zu Hause bin, versuche ich es noch mal. Der Mohn bekommt das sonnigste Plätzchen im Garten.

die Mohnblüte beginnt
beginnende Mohnblüte

Besuch im Griffith Observatorium in Los Angeles

„Ich liebe die Sterne zu sehr, um Angst vor der Nacht zu haben“ (Galileo Galilei)

Wir hatten uns auf den Weg gemacht zum Griffith Observatorium, gelegen am Südhang des Mount Hollywood in den Santa Monica Mountain in Los Angeles. Wir sind zuerst die Interstat 5 entlang gefahren, die Bundesstraße, die von der kanadischen Grenze bis zur mexikanischen führt. Dann haben wir den uns schon bekannten Hollywood Boulevard gekreuzt und sind die Berge hinauf. Das Griffith Observatorium wollte ich schon beim letzten Besuch aufsuchen, aber da hatte Herr E. ja seine Brille im Ocean versenkt und wir wollten eine neue besorgen.

der Wohltäter des Griffith Observatoriums
Griffith J. Griffith

Als wir abbogen auf die Straße in die Berge, stand da eine Statue. Mir war sofort klar, dass das der Wohltäter des Observatoriums sein musste, dessen Namen es trägt. Spätere Recherchen zeigten, dass ich Recht hatte.
Griffith kaufte im 19. Jahrhundert Land auf dem Berg und legte in seinem Testament fest, dass die Stadt Los Angeles das Land und Geld bekommen sollte, um dort ein Observatorium zu bauen, welches für jeden zugänglich sein sollte und nicht versteckt in den Bergen nur einer Elite oder nur der Wissenschaft.
(Die Geschichte kann man hier lesen, sich auch übersetzen lassen.)

Aufgang zum Griffith Observatorium
Aufgang zum Griffith Observatorium

Die Sonne schien an diesem Tage, ja, aber es war arg windig und ganz ordentlich kühl. Ich habe sogar streckenweise gefroren in meinem Rollstuhl. Auf meinen Bildern sieht man auch Leutchen im Shirt und in kurzer Hose. „Die kommen alle aus Alaska“, meint die Tochter und: „Im Sommer würden die hier den Hitzetod sterben.“

das Griffith Observatorium
der Maunt Hollywood

Im Griffith Observatorium gibt es wunderbare Ausstellungen. Man erfährt viel über die Urväter der Astronomie, aber auch über unser Sonnensystem, die Mondphasen, die Aktivität der Sonne und vieles mehr. In alle Räume konnte ich nicht. Es war mir zu voll, zu eng und das Manövrieren mit dem Rollstuhl strengte mich zu sehr an. Von der Gestaltung der Ausstellung aber und vom Inneren des Observatoriums war ich hellauf begeistert.

Mein Sohn hatte mir den Besuch im Griffith Observatorium nahegelegt, einmal, weil es hochinteressant ist und zum zweiten, weil man eine wunderbare Aussicht hat auf die Stadt Los Angeles. Man kann zum Beispiel des ganze Los Angeles Becken überschauen und falls das Wetter klar ist, sieht man den Ozean.

ganz hinten ist der Ocean

Viele wandern da hoch. Es gibt nämlich schöne Wanderwege den Berg hoch bis zum Observatorium. Das kann ich nun nicht mehr, aber ich freue mich so sehr, dass ich da oben auf dem Berg sowie im Observatorium sein durfte.

Zeit für ein Schwätzchen?

Ich glaube wirklich, dass es mal wieder Zeit ist für ein Schwätzchen. Nein, ich bin nicht verloren gegangen, eine Erkältung hatte uns alle erwischt. Nur Herr E. war zäh. Meine Augen taten mir weh und ich hatte am Abend keine Lust mehr zum Bloggen.
Die Sonne tut mir hier sehr gut. Mein Rheuma hält die Füße still. Zu Hause werde ich mir etwas einfallen lassen müssen.

Sonnenbad und ein Schwätzchen nebenher
Haare trocknen: Einen Fön braucht man hier nicht.

Ich möchte sowieso nicht von einer Touri-Hochburg zur nächsten sausen, ein Foto machen und sagen oder schreiben: Ich war da! Fotos gibt es genug von wirklichen guten Fotografen und mit meiner Matschbirne war mir sowieso alles zu viel.

Ich nehme alle Eindrücke mit allen Sinnen auf, überlege, ob ich in diesem Land leben könnte. Nein, ich will nicht hierbleiben, aber wenn es sein müsste, würde es mir nicht schwer fallen. Dann würde ich die Sprache lernen wie ein Weltmeister und schon zurecht kommen.
Ich schaue, wie ich mich ernähren kann. Fastfood-Ketten würden nicht reich an mir, aber feines und regionales Gemüse gibt es auch hier. Und so habe ich mal das Kochen übernommen.

Die Nachbarn sind nett. Einer brachte leckeren Kuchen zum Kaffee, die andere Nachbarin Orangen aus ihrem Garten. Ein Schwätzchen geht da natürlich auch immer.
Die Schalen der Orangen habe ich von dem weißen Zwischenfleisch befreit, kleingeschnitten und in der Sonne getrocknet. Die Orangen sind unbehandelt und die Schalen viel zu schade zum Wegwerfen. Man kann so viel damit machen. Es ist also ein bisschen wie zu Hause.

Neuerwerb

Stricknadeln habe ich mir gekauft. Wer mich kennt, weiß, dass ich die Hände nicht still halten kann. Die Nadeln sind preiswert im Gegensatz zu vielen anderen Sachen und auch im Gegensatz zur Wolle oder Wollgarn.

bunt und fröhlich


Die Stricknadeln sind innen hohl, also ganz leicht und für mich gut zu benutzen. Zu jeder Nadel gab es eine Wollnähnadel dazu, damit man auch sein Projekt zu Ende bringen kann. Ein Set beinhaltet noch einen Nadelstärkenmesser, Maschenmarkierer, Stilllegenadeln. Es wiegt alles nicht viel und ich werde alle Nadeln mit nach Hause nehmen, wenn es soweit ist. Ich höre aber jetzt mal auf von Oma-Handarbeits-Kram zu schwärmen.

manchmal fehlt mir ein Schwätzchen bei der Handarbeit
fast fertig

Die Socken habe ich fast fertig. Jaja, sie sind wahrlich nicht umbunt. Das macht aber nix, weil ich kurz vor meiner Abreise erfahren habe, dass mich die Frauen zu Hause an der Rampe (Zugang zur barrierefreien Wohnung) „Frau Bunt“ nennen. Dann passt es doch!:D
(Mädels, ihr fehlt mir sehr und auch ein Schwätzchen mit euch.)

für meine Taschentücher und fast in der Lieblingsfarbe
für meine Taschentücher und nun will die Tochter auch eine

Wir haben gerade „ceasar salat“ gegessen. Das ist typisch kalifornisch und verdammt lecker. Wieder etwas, was mir sehr gefällt.
Ich sage jetzt mal Tschüss, bis bald mal wieder auf ein Schwätzchen.

Ein kleiner Wüstenhund und die Steppenwölfe

Meiner Tochter ihr Hund, der kleine Wüstenhund, ist schon alt. Ich kenne ihn seit vielen Jahren durch unsere Video-Sitzungen. Im vergangenem Jahr konnte ich ihn endlich mal streicheln. Der kleine Kerl war im vergangenem Jahr der einzige, der in der prallen Sonne lag. Wir anderen hatten uns in den Schatten verzogen.

Wenn schon nicht schlafen, dann schauen, ob was für den kleinen Wüstenhund im Napf.
Wenn schon nicht schlafen, dann schauen, ob was im Napf ist.

Die Sonne scheint auch jetzt wieder fleißig und ich nehme immer mein tägliches Sonnenbad, aber eigentlich ist hier gerade auch Winter und der kleine Wüstenhund friert jämmerlich. Er sucht jeden Sonnenflecken oder wenigstens den Platz am Kamin, wuselt sich unter alle Decken oder lehnt sich an seine Menschen an.

Am Feuer fühlt sich der kleine Wüstenhund am Wohlsten
Am Feuer fühlt sich der kleine Wüstenhund am Wohlsten.

Wie es alte Hunde brauchen und verdient haben, liebt er seine Ruhe. Man sagt ja immer, dass Katzen schlechte Laune bekommen, wenn sie nicht ihre 18 Stunden geschlafen haben; beim kleinen Wüstenhund ist das genau so. Er schafft es vielleicht sogar auf 20 Stunden.

Jaja, auch ein kleiner Wüstenhund kann träumen!
Jaja, auch ein kleiner Wüstenhund kann träumen!

Er hat eine Hundeklappe und wenn ihm so ist, kann er in den Garten huschen. Das macht er auch regelmäßig, denn er muss ja kontrollieren, ob alles in Ordnung ist. Postboten und Paketanlieferer kann er nicht leiden und jeden Fremden verbellt er. Der kleine Wüstenhund hat eine Stimmlage, dass man einen Rotweiler vermuten könnte. Ach, vielleicht ist das gut so.

"Ach, nee! Ich bin nicht da."
„Ach, nee! Ich bin nicht da.“

Gestern Abend nun, in der Dämmerung, gab es draußen ein markerschütterndes Geheul. Mit tiefen Tonen fing es an und schraubte sich zu schrillen hinauf. Ich stand dann plötzlich vor dem Sofa und war arg erschrocken. Ich hatte das Gefühl, dass einem Hund etwas passiert war und er Hilfe brauchte.

"Gibt sie mir nun was ab?", fragt der kleine Wüstenhund
„Gibt sie mir nun was ab?“

Die anderen aber blieben ruhig und erklärten mir, dass das Kojoten sind, die in der Dämmerung unterwegs waren. Der Kojote (aztek. cóyotl „Mischling“) ist auch bekannt als nordamerikanischer Präriewolf oder Steppenwolf. Er gehört zur Familie der Hunde, ist also mit unserem kleinen Wüstenhund durchaus verwandt. Das heißt aber nicht, dass er ihm freundlich gesonnen ist.

„Na, dann eben nicht! Aber, ich merke mir das.“

Die Kojoten kommen aus dem Death-Valley und aus den Santa Monica Mountains. Hinter der Gartenmauer am Haus meiner Tochter fließt der Los Angeles River und da schlichen gestern mindestens zwei Kojoten herum. Ihre Nahrungspalette ist groß. Sie fressen aber auch gleichmal kleine Hunde und Katzen.

Der „Goldene Reiter“: Und dann fallt er ab!

Unser kleiner Wüstenhund durfte gestern nur in Begleitung raus und ich wurde eingewiesen, was ich machen soll, wenn plötzlich so ein Steppenwolf da steht.
Ich habe also wieder etwas gelernt von den Lebensumständen einer anderen, fremden Region. Das Geheul der Kojoten aber vergesse ich nicht gleich wieder. Es hat mich schon erschreckt.
Macht mal die Augen zu und hört euch das mal ein Weilchen an.

Von Orangen und einigen anderen Dingen

Ich weiß jetzt nicht gleich, wer es war, aber jemand fragte, ob ich denn auch die Orangen fotografiert habe. Ja, das habe ich, wollte den Hain aber noch von oben fotografieren, von der Uni aus.

Orangen für die Bienen und Menschen

In Kalifornien ist es erwünscht, dass man Obst von den öffentlichen Plätzen mitnimmt.
An meinem Radweg standen früher Walnussbäume. Es ist mir nie gelungen, eine Handvoll davon mitzunehmen. Ich habe immer geprüft, ob sie reif sind, aber plötzlich waren sie von einem zum anderen Tag weg. Ich hab mich dann nicht mehr bemüht, sah aber im nächstem Jahr einen Kleintransporter vorfahren und jemand mit Leiter. Die einen sind maßlos, andere schämen sich, etwas zu nehmen.

Ruheplatz bei den Orangen

Der Orangen an der Uni wurden durch eine private Spende möglich. Die Orangenblüte war noch nicht. Meine Tochter meinte, dass es dann ganz lieblich duftet auf dem großem Gelände. Es werden keine Pestizide eingesetzt. Ich habe bereits Bienen gesehen, die schon mal kontrollierten, wie weit das ist mit dem Pollen der Blüten.

Orangen an der Universitát Northridge

Interessant war für mich, dass man drei Reifestufen der Orangen sehen konnte: die ganz Reifen und Zuckersüßen aus dem vergangenem Jahr, die Helleren , die in diesem Jahr reif sein werden und die kleinen Grünen, die im nächsten Jahr gegessen werden können.

Reigegrad der Orangen

Und was war noch?

Mein Enkel muss eine Hausaufgabe machen: 100 Tage Schule (in diesem Jahr). Das war was für mich. Wir haben im Garten Naturmateriel gesucht und hundert Teile aufgeklebt: 10 Stiele, 10 Blätter, 79 Blüten und eine Schleife.
Ich denke, es sieht ganz gut aus.

An der California State University, Universität Northridge

Wir waren an der Universität Northridge, dort wo meine Tochter studiert hat. Dort gibt es einen Orangenhain, auf dem keine Pestizide eingesetzt werden und der zur Orangenblüte ein Labsal für die Bienen ist. Die Bäume hingen voller Orangen, gereiften vom vergangenen Jahr, noch nicht reifen und grünen, die erst im nächstem Jahr gegessen werden können. Weil es eine öffentliche Anlage ist, kann sich jeder Orangen mitnehmen. Und so wurde es auch für uns ein wahres Labsal.

Wir wollten im letzten Jahr schon dahin, aber wir hatten es nicht geschafft. Es gibt auf dem Gelände der Universität einen Teich, den mir meine Tochter unbedingt zeigen wollte. Ich weiß nun auch warum.

am Teich der Universität Northridge

An dem Teich gab es steinige Inseln und darauf waren jede Menge Schildkröten. Sie saßen übereinander, die kleinsten ganz obenauf. Es waren viele Besucher am Teich, denn das Schauspiel wollte sich keiner entgehen lassen.

Teich an der Universität Northridge

Enten gab es natürlich auch. Die Abendsonne schien und ich war begeistert von der Farbenpracht, die sich im Federkleid der Enten zeigte. Mit ist schon klar, warum so viele Filme in Süd-Kalifornien gedreht werden. Die Lichtverhältnisse am Set sind hier einfach immer phänomenal.

Mein Favorit an diesem Tag war aber ein anderer.

Im Park der Uni Northridge

Der kleine Kerl im Park der Universität Northridge war ein richtiger Poser und er hatte es mir besonders angetan. Als ich ihn sah, lehnte er lässig an seinem Baum als wollte er sagen: „Na du!“
Ich hatte die Kamera schon wieder weg gepackt, bekam die Tasche nicht gleich auf und hatte im entscheidenden Moment den Objektivdeckel noch drauf. Das machte alles gar nichts, denn er wartete geduldig, bis ich mich ausgemoscht hatte.
Wir wollen da nochmal hin, wenn die Uni auf hat, weil man von drinnen auf die Santa Monika Berge fotografieren kann. Dem Eichhörnchen werde ich einpaar Nüsse mitnehmen.

Momente zum Wohlfühlen unter vielen Tieren.

Wenn man sich darauf einlässt, erdrücken einen die Momente zum Wohlfühlen fast. So geht es mir, wenn ich mit meiner Familie zusammen bin oder wenn ich an interessanten Orten bin. Ich habe mich gefreut, dass es in Leonis Adobe Museum so viele Tiere gab, die zutraulich waren, weil sie gut versorgt und geborgen waren. Sie hatten großes Vertrauen zu den Menschen.

Zwei wertvolle Ranchmitarbeiter

Die beiden waren die Ersten, zu denen ich Kontakt hatte. Seit ich selber keine Katze mehr habe, zieht es mich zu jeder hin. Sie dösten in der Sonne.
Die Farmerin erzählte uns, dass sie die Farm mäusefrei halten müssen, viel zu tun haben und ihre Aufgabe gewissenhaft erfüllen.
Streicheleinheiten nahmen sie gerne an, ihr Wohlfühlen war sichtbar.

Wasser zum Wohlfühlen und Akrobaten an der Tränke

Wenn genug Wasser da ist, ist das in Kalifornien an sich schon ein Grund zum Wohlfühlen. Die Langhornrinder müssen sich allerdings etwas mühen, um an den Trog heran zu kommen. Allerdings entwickeln sie ein unglaubliches Geschick und fädeln sich ein. Einen Teil seines Reichtums machte Leonis mit seinen riesigen Rinderherden. Aber zu ihm, wie schon gesagt, später.

Meine Lieblinge, die Marinos

Über die Schafe auf der Ranch habe ich mich besonders gefreut. Klar, Leonis war Baske und stammte aus den französischen Pyrenäen. Er war Schäfer und kannte den Wert der Merinowolle. Und so lebenauch heute noch Marinos auf der Farm.
Niemand auf der Ranch wusste, wie man die Wolle behandeln soll. Sie wird jedes Jahr irgendwohin verkauft. Ich habe ein bisschen erzählt davon, wie die Wolle gewaschen wird, gekämmt, gesponnen. Ganz ehrlich, ich kann mir vorstellen, das mit Kindern hier auch mal zu machen.
Beim Anblick der Schafe und des sauberen Stalles ging mir das Herz auf. Der vertraute Geruch sorgte nun bei mir für Wohlfühlen.

Wohlfühlen unter allerlei Getier

Es gab noch eine Menge andere Tiere: Ziegen, Hühner, Puten, Tauben u.a. und es war schön, ihnen so nahe sein zu können.

Solche Museen wünsche ich mir zu Hause auch

Das Museum hat die Aufgabe, lebendige Geschichte zu vermitteln. Der kalifornischen Staat fördert das. Keiner kommt hier auf die Idee, jemand vorzuwerfen, zu den ewig Gestrigen zu gehören. (Ich habe das leider schon zu hören bekommen.) Wie soll man denn mit allen gesellschaftlichen Anforderungen klar kommen, wenn man die Geschichte nicht kennt. Bringt man sie so lebendig nahe, hilft es vielleicht, dass nicht nur bis zum eigenem Gartenzaun gedacht wird.

Nachtrag:
Der Beitrag sollte gestern schon erscheinen, aber zuerst gab es unangekündigte Server-Arbeiten beim Provider und nix ging, dann gab es in der Nacht ein Erdbeben und heute erstmal einen etwas länger andauernden Stromausfall.
Ach, naja, es hetzt mich ja nichts!