Tja, da hat sich nun also das Wetter ordentlich in Richtung Winter gewandelt. Kalt, windig und nass ist es. Ich hatte noch Kürbisse von der Freundin aus Sachsen-Anhalt. Ein warmes Kürbissüppchen ist genau das Richtige jetzt. Die Hakkaidos aus der Elsteraue sind so groß, dass eine Hälfte für die Suppe reichte und die zweite für ein weiteres Kürbisbrot.
Herr E. meint, ich hätte eine Schreibblockade. Und ich sage: „Nee, habe ich nicht.“ Ich hätte schon viel zu sagen, auch zu dem, was in unserem Land passiert, aber ich mag nicht. Ich lese viel bei verschiedenen Ökonomen zum Neoliberalismus, zur Schuldenbremse und überhaupt. Und mich interessiert, wie andere Länder mit ähnlichen Problemen umgehen. Seit meinem Studium ist das so. Hier halte ich mich zurück, aber meinen Weg, eine Meinung zu vertreten habe ich inzwischen gefunden.
Bestimmt geht es mir nicht alleine so: Wenn ungute Nachrichten auf einen hereinprasseln und man angespannt ist, schlecht schläft und so etwas, dann geht die eigene Krativität verloren. Jetzt entspannt sich so einiges (bis auf die unguten Nachrichten) und siehe da, ich suchte gleich meine Wollkiste heim. Vor Jahren haben mich zwei Hütehunde und eine kleine Schafherde erzogen zur Besonnenheit. Die Liebe zu der Wolle der Schafe ist geblieben.
Meine Tochter ist zu Besuch. Sie ist gekommeen, um uns zu helfen. Herr E. wurde am Freitag operiert. Meine Tochter hat ihn in die Klinik gefahren, hat vorher geholfen, nochmals einzukaufen. So kommen wir dann ein Weilchen hin, denn Herr E. wird eine Weile ausfallen als Helfer. Und, die Tochter hat mich gestern zum Rausgehen genötigt. Ich hockte nämlich wie die Glucke auf dem Mist neben dem Telefon, aus Angst etwas zu verpassen.
Der Oktober war warm. Und wenn nachts die Kälte fehlt, dann bleiben die Bäume und Büsche noch lange grün. Jetzt sind die Tage kürzer und die Temperaturen niedriger. Die Photosynthese wird heruntergefahren und die Blätter verfärben sich. Leider setzt nun auch der Blätterfall ein. Es wird schon lichter. Mein Gastkater pennte auf dem Balkon immer in seinem Korb, aber da ist es nicht mehr gemütlich. Deshalb beschlossen wir, dem Kater ein Katzenhaus zu bauen.
Gestern konnte ich mir einen großen Wunsch erfüllen. Ich habe einen Volkshochschulkurs besucht und habe gelernt, wie man einen Korb flechten kann. Fünfeinhalb Stunden hatten wir Zeit und die haben wir auch gebaucht. Einfach war es für mich nicht, weil meine Rheumahände sich machmal „sperrten“. Zu Hause würde ich solche Tätigkeiten auf mehrere Tage verteilen, aber der Korb musste fertig werden bis zum Rand. Der ist wieder besonders und ich wollte alles wissen.
Die Kursleiterin im Kreativzentrum Leipzig-Grünau war großartig. Sie konnte alles gut erklären und hatte für alle Fragen ein offenes Ohr. Ach nein, perfekt ist er nicht mein Korb, aber er wird immer einen Ehrenplatz behalten, so wie meine allererste versponnene Wolle auch.
Eine Kursteilnehmerin meinte, dass sie jetzt weiß, warum solche Körbe vom Korbmacher teuer sind. Wusstet ihr, dass das eine Handarbeit ist, die keine Maschine übernehmen kann? Auch die Billigdinger sind Handarbeit. Und da kann man nun erahnen, wo sie herkommen und wie sie produziert wurden.
Es ist gut, wenn man etwas hat, womit man sich beschäftigen kann und wo sich mit dem enstandenen Ergebnis eine tiefe Zufriedenheit einstellt. So bin ich zum Beispiel gut und sicher über die Pandemie gekommen, bevor es zum Wohnzimmerkoller kommt. Diese Beschäftigungen werden mir noch so manches Glück bringen. Jetzt erstmal ist eben noch eine alte Handarbeit dazugekommen, einen Korb flechten.
Früher gab es mal Handarbeit in der Schule, und Werken und Schulgartenarbeit. Das brachte Abwechselung in den Schulalltag und bildete vielleicht eine Grundlage für ein späteres Hobby. Auf alle Fälle waren die Hände beschäftigt und das machte den Kopf frei. Das fand ich immer nicht schlecht. Es wird nicht mein letzter Korb gewesen sein. Im nächsten Sommer, im Garten, werde ich wieder einen Korb flechten. Aufbewahrungen brauche ich immer und so komme ich mir im Garten nicht so nutzlos vor.(Ich habe immer noch damit zu kämpfen.)
So langsam wird es licht da draußen. Die Blätter fallen und geben die Häuser auf der anderen Straßenseite frei. Vielleicht haben mich die Blätter der Bäume vor und hinter dem Haus inspieriert zu einem ganz speziellen Garn. Mein Spinnrad ist jedenfalls wieder in Aktion. Und was sich da tut, das erzähle ich ein andermal, aber jetzt jedenfalls hat die Spinnwolle ein Extrakörbchen.
Bisher ist die Woche gut verlaufen. Natürlich nicht, was die Nachrichten angeht. Langsam weiß ich aber, wie ich damit umgehen muss, zum einen um es zu ertragen und zum anderen wie ich selber handeln muss. Am Montag habe ich Kürbisbrot gebacken. Es passte nicht nur zum Herbst, sondern auch zum Kürbisfest.
Für das Kürbisbrot braucht man nicht viel, nur Hokkaidokürbis, etwas Salz und Zucker, Muskat, Curcuma, Mehl und ein bisschen Wasser. Und eine Packung Trockenhefe habe ich natürlich verwendet. Aus der Hälfte der Menge an Kürbis wird Pürre gekocht, die andere gerieben. Mehl, Gewürze und etwas Wasser werden mit der Kürbismasse verknetet. Zweimal muss der Teig 1 Sunde gehen, zugedeckt an einem warmen Ort. Das erste Mal war in der Schüssel, nachdem alles vermengt und verkneten war und das zweite Mal auf dem Backblech, nach nochmaligem Kneten. Das ist schon alles. Ich war gespannt, wie ein Flitzebogen, wie das Brot werden wird.
Wer Kerne mag, der darf gerne welche einkneten. Ich habe die Kürbiskerne eingearbeitet, die der Kürbis mitbrachte. Vom Fruchtfleich habe ich sie entfernt, gesäubert, im Dörrautomat angetrocknet, von der Schale befreit und nochmal getrocknet. Das war einen gute Idee. Mein ehemaliger Gartennachbar hätte gerantiert gemault, dass sich das doch nicht rechnet. Ach was! Ich muss immer mal Pausen machen und das ist immer eine gute Gelegenheit, die Kerne aus der Schale zu lösen. In den Kernen sind wertvolle Inhaltsstoffe. Und ich bin zufrieden, dass ich nichts weggeworfen habe.
Gestern war bei uns Feiertag. Ich bin nicht religiös, aber Luther war auch in Leipzig aktiv und sein Geburtsort Eisleben ist nicht weit weg. Weil mich Geschichte immer schon sehr interessiert hat, weiß ich einigs über Luther, seine Schriften, sein Leben und seinen Einfluss auf unsere Sprache. Vor allem habe ich große Hochachtung.
Mit Helloween habe ich es wiederum nicht so, aber es stört mich auch nicht, wenn andere Menschen feiern und fröhlich sind. Vielleicht brauchen sie das gerade in Krisenzeiten besonders. Ich kann noch berichten, dass unser Kürbisbrot richtig gut geworden ist. Es duftete und von der Farbe war ich nach dem Anschneiden ganz begeistert. Geschmeckt hat es natürlich auch. Ich hatte keinen Küchenfaden, sonst hätte ich den Teig einschnüren können (zweimal über Kreuz). Wenn der Teig aufgeht ergibt sich die typische Kürbisform und die bleibt dann auch so nach dem Backen.
Ich wünsche allen einen schönen Abend in der Mitte der Woche und hocke mich wieder an mein Spinnrad. Was da wird, erzähle ich das nächste Mal.
Mein Sohn hat mir aus Schweden ein Gotlandschaf mitgebracht. Naja, kein richtiges, eines aus Glas. Ich liebe diese Schafe und besonders ihre Wolle. Und ich liebe Licht. Und heute, am Sonntagabend, darf es leuchten.
Es ist schön, wenn Menschen zusammensitzen, die sich mögen, sich etwas zu sagen oder etwas zu geben haben. Zu geben war an diesem Sonntagabend, dass mein Sohn dem Vater einige Tipps vermitteln konnte beim Gitarrespielen.
Ich habe mich extra ins Nachbarzimmer verzogen, damit die beiden in aller Ruhe üben konnten. Auch sollten sie sich nicht beobachtet fühlen. Von Nebenan habe ich zugehört und hatte viel Freude daran, wie gut sich beide verstanden und wie geduldig sie waren.
Herr E. muss nochmal an der Schulter operiert werden, weil so, wie es jetzt ist, nichts zusammen wächst. Zuerst kommt meine Nordsee-Tochter , um uns zu helfen und dann mein Sohn. Er wird auf alle Fälle seine Gitarre wieder mitbringen. Das haben beide schon ausgemacht.
Und ich freue mich, denn so stelle ich mir Familienleben vor, auch wenn wir eigentlich weit auseinander wohnen. In der nächsten Zeit werden Vater und Sohn die uns zur Verfügung stehenden Kommunikationsmittel nutzen. Wozu haben wir sie denn.
Ich habe es an diesem Sonntagabend richtig gut. Mein Sohn kocht und dann werden wir den Tag in aller Ruhe ausklingen lassen. Solche Momente sorgen dafür, dass das eigene Fell wieder etwas dicker wird. Ich wünsche mir so sehr, dass es überall ruhig und friedlich zugeht.
So langsam fängt das Laub der Bäume und Büsche meine Lieblingsfarbe an zu nehmen. Orange. Es macht mir gerade große Freude, zum Fenster hinaus zu schauen in den Innenhof. Herr E. meint, dass ich doch aus diesem Grund den Herbst lieben müsste. Der Herbst ist aber die Jahreszeit, in der mein Rheuma besonders tobt. Und deshalb habe ich ein gespaltenes Verhältnis zum Herbst.
Trübe ist es, aber an den Bäumen auch ein bisschen orange
Die Freundin aus der Eösteraue hat mir Kürbisse mitgegeben. Darüber habe ich mich sehr gefreut, denn nun kann ich wieder Kürbissüppchen kochen und auch endlich das Kürbisbrot backen. Mein Sohn besucht mich am Wochenende. Vielleicht gibt es da schon mein Herbstessen. Suppe und Brot sind auch wieder orange. Vielleicht schmeckt mir es deshalb so gut?
orange Kürbisernte
Eine Zeit lang sah es in meinem Zimmer aus wie bei einer Kräuterhexe. Kräuter hingen zum Trocknen und überall gab es Tinkturen und Ölauszüge. Spitzwegerich lasse ich gerade mit Zucker auflösen. Das wird mein Hustensaft. Aus Schafgarbe habe ich Magentropfen hergestellt und aus Ringelblumen Heilsalbe und Tropfen gegen Menstruationsbeschwerden. Ein Auszug aus Brennnesselwurzel hilft, wenn die Nieren oder die Blase mal zwicken.
Ich musste sehen, dass ich noch an meine Bücher herankam.
Bei meiner Kräuterverarbeitung tanze ich nicht um Mitternacht und bei Vollmond um die Kastanie. Ich habe viel gelesen über die Heilkraft der Kräuter, u.a. bei der Uni Halle. Alles, was hilft oder unterstützt ist gut. Den Arzt ersetzt es nicht. Darauf, dass Apotheken ein bisschen weniger verdienen, kann ich keine Rücksicht nehmen.
Tinktur aus Brennnesselwurzel
Tropfen und Salbe habe ich mitgenommen in die Elsteraue. Die Freundin hat oft mit Mücken zu kämpfen und deren Attacken. Ihr wird die Spitzwegerichsalbe helfen. Ringelblumensalbe schicke ich ihr noch. Und die sieht sogar ein bisschen orange aus, so als hätte sie Sonne gespeichert. Jede Rezeptur ist anders, aber ein Hexenwerk ist das alles nicht. Die Natur gibt uns viele Schätze mit. Wir haben das bloß manchmal vergessen.
Spitzwegerichsalbe
So, ich bewege mich jetzt wieder zu meinen Wollprojekten. Es ist nicht mehr lange hin bis Weihnachten und alles muss fertig werden, damit ich anfangen kann mit dem Weben. Mein Wunschbuch dazu habe ich zwar immer noch nicht, aber ich werde mich schon durch wuseln. Ich freue mich sehr über die neuen Projekte. Für heute erstmal Tschüss und einen guten Abend.
Ich musste mal raus aus der Stadt. Einfach mal weg! Eine Freundin hat mich abgeholt und wir sind zu der Freundin gefahren, die in der Elsteraue wohnt.
Es war schön. Die Freundin hatte Kuchen gebacken und wir haben in ihren Hof gesessen und es uns gut gehen lassen. Von der Terrasse ihres Hauses aus kann man über die ganze Elsteraue schauen. Ehrlich, ich könnte da nicht wohnen, weil ich ständig schauen müsste, was sich da unten tut.
Im Hof hat die Freundin ein großes Vogelhaus stehen. Die Spatzenschar fand das gar nicht prickelnd, dass wir schwatzenderweise auch im Hof herum saßen. Sie flogen das Vogelhaus öfter an, kehrten aber dann immer wieder um. Als wir wegfuhren, schauten wir noch mal zurück und mussten lachen. Die Spatzen überfielen den Hof mit dem leckeren Futter förmlich. Wahrscheinlich waren sie froh, dass die schnatternden Weiber endlich das Feld, den Hof, räumten.
Die Elster-Freundin hat mir Kürbisse mitgegeben. Ihre Pflanzen waren den Hang hinunter gewachsen auf die Elsteraue. Zur Erntezeit ist meine Freundin auf der Aue herumgeschlichen und hat ihre Kübisse gesucht. Jetzt ist gemäht, aber im hohem Gras war das bestimmt nicht so einfach, alle zu finden und wahrscheinlich hat sich das halbe Dorf gewundert, was sie im ZickZack auf der Wiese herum schleicht. Ab Februar werde ich ihr wieder Tomatenpflänzchen ziehen. Bei ihr im Hof tragen immer noch welche und im nächsten Jahr dürfen die Neuen das auch wieder fein reichlich tun.
Es war gut, dass ich unterwegs war. Die Sonne schien und es war noch ordentlich warm. Das alleine war schon gut, aber noch besser war es, dass ich mal alles vergessen konnte, was mich in Nachrichtensendungen so quält. (Mit Ignorieren hat das nichts zu tun.) Jetzt fühle ich mich wieder stärker und heute habe ich auch die Gewissheit, dass ich nicht alleine bin mit meinen Gedanken, Wünschen, Zielen und Vorhaben.