Ein erfreulicher Anruf.

Gerade hatte ich darüber nachgedacht, wie schön es war, mit dem Spinnrad und den Geschichten unterwegs sein zu können. Da bekam ich einen Anruf.
Eine Frau aus dem Landkreis sprach davon, wie sie an meine Kontaktdaten gekommen war. Eine Bekannte hatte sie ihr gegeben und dort war ich mal mit Kiepe und Spinnrad.
Ihr glaubt ja gar nicht, wie gut mir das tat. Ich hatte also damals nicht den schlechtesten Eindruck hinterlassen.

Ich wurde eingeladen zu einer 850 Jahrfeier in den Landkreis Leipzig. Es wird an einem Tag während der Feierlichkeiten im Ort einen Handwerkermarkt geben und sie würden sich freuen, wenn ich mit dem Spinnrad und den Spinnradgeschichten kommen könnte. Das sagte die Frau in ihrem Anruf.

Es ließ mir keine Ruhe und ich habe nach dem Anruf nachgeschaut im Netz und ich habe gelesen, dass sich in dem Ort Greifenhain, welches in diesem Jahr seine 850 Jahrfeier hat, ein Verein gegründet hat.

Bis zur Gründung unseres Vereins ging es in Greifenhain sehr ruhig zu und das Dorfleben war regelrecht eingeschlafen. Bis auf das Osterfeuer der Freiwilligen Feuerwehr sowie ein Countryfest gab es kaum eine Veranstaltung und auch sonst tat sich wenig.
Das wollten 15 Greifenhainer ändern und errichteten am 18.10.2012 den Verein „Für Greifenhain e.V.“ mit dem Zweck laut unserer Satzung § 2 Nr. 1: „Zweck des Vereins ist der Zusammenschluss von Bürgern der Gemeinde Greifenhain zur Stärkung der Dorfgemeinschaft und zur Förderung des kulturellen Lebens in unserem Dorf. 

https://www.verein-für-greifenhain.de/newpage

Das gefällt mir sehr.
Ich würde gerne zur 850 Jahrfeier fahren. Zu verkaufen habe ich nichts, aber jeder, der will, könnte ein Fädchen drehen. Ich weiß nur nicht, wie ich hin und wieder zurück komme. Vielleicht fällt mir da noch was ein. Ich werde mal eine Nacht darüber schlafen.

Nach dem Anruf bin ich erst einmal raus auf den Balkon. Die Sonne schien und lud ein, sich einige Minuten einfach nur hin zu setzen. Penny nutzte die Zeit zu einer ausgiebigen Fußpflege. Es war schon ein heftiges Gescharre neben mir auf dem Außenfensterbrett.( Jaja, ich hab ihr dann auch gesagt, dass sie es fein gemacht hat.)

Mein Schal ist fertig und trocknet gerade fein gespannt vor sich hin. Ich habe also Zeit, mir eine kleine Auszeit zu gönnen. Das ist auch gut so. Die Zeiten sind aufregend genug. Und dann konzentriere ich mich auf das, was ich selber bewirken oder tun kann. Kleine Dinge haben manchmal eine nicht zu unterschätzende Wirkung.

bei mistigem Licht troppelt es in der ebenerdigen Dusche vor sich hin

Ein Stück Normalität

Ich brauchte heute ein Stück Normalität. Und da ich noch viel üben muss in meinem Grafikprogramm, habe ich das eben getan.
Weit bin ich nicht gekommen.

Nach der Wärme der Sonne sehne ich mich sehr und auch nach dem Garten und „meinem“ Staudenbeet. Auf dem Balkon werde ich keine Pflanzen mehr überwintern lassen. Alles Mehrjährige muss also in den Garten.
Ich hatte die Pflanzen fein eingepackt, Stroh und Heu aus dem Heimtierbedarf dazwischen und drumherum gepackt. Als ich jetzt mal in meine Verpackung schaute, roch es streng nach Maus. Denen habe ich wahrscheinlich einen großen Gefallen getan. Ganz vorsichtig habe ich mal dann mal ausgepackt und entsorgt, immer auf der Hut, dass ich kein Mäusenest in den Müll werfe. Das hätte ich nun nicht fertig gebracht.

Auch das ist ein Stücke Normalität. Mein Balkon ist ebenerdig.
In Zukunft wird da draußen also nur noch Einjähriges wachsen.

zeichnen für ein Stück Normalität
es ist nur ein Versuch

Eine meiner neuen Pflanzen wollte ich zeichnen. Ich habe dann erstmal aufgehört, denn mir zittern die Hände und alle Linien und Pinselstriche sitzen nicht so, wie ich es mir wünsche. So richtig will es einfach nicht klappen mit der Normalität. Und ich werde nun erstmal nacharbeiten müssen.

Stricken - ein Stück Normalität.
Er könnte schon längst fertig sein.

Mein zweiter Schal könnte schön längst das Wasserbad hinter sich gebracht haben. Ich musste aber öfter mal eine Reihe zurück stricken. Es ist schon erstaunlich, was man alles so zusammenwursteln kann, wenn man sich nicht konzentriert.
Heute aber bekomme ich ihn fertig. Und dann kann ich am Abend endlich mal wieder an mein Spinnrad.

So nicht!

Meine Freundin rief mich gestern an. Sie hatte große Angst. Sie konnte ich noch einigermaßen beruhigen. Mich selber hat es dann entschärft. Wiedermal. Ich hoffe, dass ich meine geplante Reise antreten kann.

Kriege sind durch nichts zu rechtfertigen. Und wer einen anzettelt, ist und bleibt ein Aggressor. Vor Jahren dachte ich noch:“Nehmt dem Tr+mp doch bloß den Schlüssel weg.“ Jetzt denke ich, man sollte den jedem wegnehmen. Tschernobyl sitzt mir immer noch von damals in den Knochen. Bis zuletzt war ich mit den Kindern draußen. Ich wusste ja nicht, was sich über unseren Häuptern zusammen braute. Jetzt wird dort die Ruine eingenommen, wird geballert und keiner weiß, ob das wieder Dinge in die Umwelt entlässt, mit der wir schlecht fertig werden. Es gibt Tote und Verletzte in diesem Krieg und es ist alles verdammt nah. Nein, Krieg ist nicht einfach die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Es ist und bleibt ein Verbrechen.

Jan muss am Sonnabend für mich mitgehen zur Friedensdemo in Berlin. Ich schaffe es nicht. Ich hoffe, dass es viele werden, die nein sagen zu dieser Aggression gegen die Ukraine und nein zu Kriegen aller Art. So nicht!

Herr E. und ich haben die halbe Nacht Filme gekuckt, weil wir nicht schlafen konnten. Mich hatte die kalte Angst mal wieder gepackt. Da hilft keine Wärmflasche. Ich hoffe einfach mal, dass es nicht weiter eskaliert.

Wenigstens habe ich in der Nacht ein Geschenk für meinen Enkel gefunden, welches ich mitnehmen will, wenn ich ihn besuche. Beim Sandmann gibt es immer die Geschichten von der Schmusedecke. Ich dachte schon immer, dass ich mir eine solche Decke für die Kinder im Hort gewünscht hätte. Nun bekommt mein Enkel eine und viele Geschichten. Und ich muss das Lied noch lernen.
Friedlich und mit vielen schönen Geschichten sollte jedes Kind auf dieser Erde aufwachsen können.

Ganz langsam versuche ich, wieder zur Normalität zu finden. Ja, ich habe Angst, aber lähmen und beherrschen soll sie mich nicht. So nicht!
Gerade ist meine Spinnwolle angekommen. Ich habe also auch wieder gut zu tun.

Beschäftigung, denn Angst soll nicht lähmen.

Es könnte so schön sein.

Es ist zwar alles noch etwas „karg“ in der Natur, aber sonnig bei strahlend blauen Himmel. Wenn es morgen auch noch so ist, werden wir wieder draußen sein. Wir wollen mal in den Gartenund sehen, ob sich der Frühling schon zeigt. Wir sind ja immer spät dran.
Es könnte so schön sein, wenn mich nicht trübe Gedanken quälen würden. Herr E. ist da härter im Nehmen als ich. Er sieht in aller Ruhe Nachrichten. Nichts regt ihn auf. „Es wird schon nicht so schlimm werden.“, meint er. Ich bin da nicht so sicher.

Fridolin hat sein neues Nummernschild und seine Plakette bekommen. Ich kann also wieder losdüsen. Er ist gut über den Winter gekommen. Mein Fridolin hatte ja auch nichts auszustehen, hat seinen warmen, verschlossenen Raum.
Die Kamera hängt für morgen schon an der Tür. Nun brauche ich nur noch ein Daumendrücken, dass es wieder schön wird.

Mit allen Mitteln versuche ich mich abzulenken. Fernsehen schaue ich kaum noch und bei fb habe ich alle Nachrichtenkanäle ausgeschaltet.

Mein zweiter Schal ist inzwischen schon 75 cm lang. Er wird richtig schön und ich freue mich. Es war ja das erste, etwas kompliziertere Muster. Wenn er fertig ist, werde ich erstmal Wolle in Erdfarben spinnen. Dann stricke ich nochmal, diesmal für den Schwiegersohn. Er hat sich die Farben gewünscht.
Und dann fange ich mit dem Weben an. Um allerdings richtig dickes Garn für einen Teppich spinnen zu können, werde ich wohl nochmal investieren müssen.

Den Rechner mache ich jetzt aus und räume meinen Schreibtisch. Lasst es euch gut gehen, wo immer ihr seid.

Ich kann nichts für mich behalten.

Vor Jahren hab ich mich sehr gestritten mit einem Verantwortlichen der Druckindustrie hier in der Gegend. Es ging um die Berufsausbildung und er meinte, dass man von seinem Wissen nicht alles weitergeben sollte. Oh nein, ich kann nichts für mich behalten.
Warum auch? Um sich erst Bauchmiezeln zu lassen? Um besser da zu stehen?

Ich habe das immer anders gehandhabt, und vielleicht bin ich auch deshalb Lehrer geworden. Ich habe viel Mühe verwendet für meine Vorbereitungen und ich habe auch alles weitergegeben, was ich wusste. Ich kann halt nichts für mich behalten. Und wenn ich ein Problem nicht lösen konnte, dann hab ich das gesagt. Manchmal sind wir als Gruppe dahinter gekommen.
Wenn meine Schüler dann besser waren als ich, war ich sehr zufrieden.

1. Das Entspannungsbad

Alle Mustertücher müssen ins Wasserbad; ich kann nichts für mich behalten.
einer ist fertig, der andere muss noch wachsen

Ich möchte nun nicht, dass jeder nun stricken sollte. Aber denen, die es tun, denen möchte ich auch meine ausgedachten Hilfen weitererzählen.
Mit Lace-Mustern beschäftige ich mich gerade. Hauchzarte Spitzen möchte ich nicht stricken und dazu auch meine Schafwolle verwenden. Man strickt mit eigentlich zu dicken Nadeln dünneres Garn. Das ist ungewohnt.

Das erste Gestrick hatte ich wieder aufgedröselt. Es gefiel mir nicht, weil ich nicht wusste, dass sich das Muster erst richtig entfaltet, wenn das Gestrick im Entspannungsbad war. Danach sollte es gespannt werden.
Wenn man strickt, sieht das erstmal aus, als wäre ein Hunh über die Fläche gerannt und hätte gescharrt. Der erste Schal hat alle Nachbehandlung schon hinter sich. Er ist glatt und das Muster zeigt sich von der besten Seite.

2. Der Reihenmarkierer für den Mustersatz

Ich kann nichts für mich behalten, auch nicht kleinste Erfahrungen.
Auch kleinste Tricks und Erfahrungen muss ich petzen.

Was habe ich mich zu Beginn verstrickt! Ich habe dann angefangen, den Fehler zu suchen, aber das war alles andere als leicht. Dann habe ich zurück gestrickt, aber den Fehler fand ich nicht wieder. Ein etwas größeres Stück hab ich wieder aufgedröselt, hatte mir viel Arbeit umsonst gemacht.
Der Mustersatz geht über sechs Reihen und manchmal wusste ich nicht, wo ich mich gerade befinde. Wie gesagt, so richtig glatt liegt da nichts. Und so habe ich zu Beginn des nächsten Mustersatzes einen Maschenmarkierer gesetzt. Das war schon mal eine gute Tat. Stimmte alles, musste ich nicht mehr darüber nachdenken.

3. Der Markierer für den Rapport

So geht es auch, aber ab morgen wird es besser.

Der Rapport besteht aus neun Maschen. Von Reihe zu Reihe ändert es sich. Zu Beginn des Musters habe ich auch wieder Maschenmarkierer gesetzt. Ich hatte nichts anderes und so mussten Büroklammern herhalten. Die Nadel ist etwas dich und die Markierer gleiten nicht geschmeidig beim Stricken auf die andere Nadel. Morgen zieht eine besseere Lösung bei mir ein.
Es fällt sofort auf, wenn zwischen den Markierern ein Fehler passiert ist. Und der lässt sich dann auch ohne größeren Aufwand korrigieren.

Ich kann nichts für mich behalten, aber jetzt stricke ich erstmal wieder.

Beim zweiten Schal bin ich inzwischen ein ganzes Stück weiter gekommen. Trotzdem muss ich noch ungefähr einen Meter stricken.
Ich bin sehr froh, dass ich mich an das Projekt gewagt habe. Und wenn es mal total daneben geht, dann fängt man eben nochmal an, immer nach der Devise:
„Meister, ich bin fertig. Wir können trennen.“ 😀

Wer viel fragt …

Wer viel fragt, geht viel fehl.“, sagte mein Vater immer mit einem Augenzwinkern. Wenn man aber gefragt hat, muss man sich die Antwort aber auch anhören (und ertragen).

Ach ja, so ging es mir heute. Ich möchte auf meine Reise Geschenke mitnehmen, Dinge aus Schafwolle. Nicht nur, weil ich den Rohstoff Wolle so toll finde, sondern auch, weil es in Kalifornien noch Menschen gibt, die alte Traditionen der Textilherstellung noch pflegen und sie ausüben. Sie kardieren Wolle, spinnen mit der Navajo-Spindel und weben Teppiche. (zu ihnen komme ich gleich)
Ich habe noch grau gesprenkelte Gotlandwolle und fragte, ob das als Farbe für meinen Schwiegersohn in Ordnung wäre. Er liebt aber Erdfarben, wurde mir gesagt, und Rohwolle von Beige bis Schwarzbraun hatte ich leider keine. Also hab ich erstmal bei meinem Lieblingswollhändler welche geordert.

Mit alten Handarbeitstechniken beschäftige ich mich ja auch. Mal sehen, ob ich damit wieder mehr in die Öffentlichkeit kann, wenn es die Lage zulässt.
In Südkalifornien leben Indianerfamilien, die ihr Handwerk ausüben. Clara Sherman (Achtung, Link führt zu YouTube) war eine von ihnen. Leider ist sie 2010 in einem gesegtneten Alter verstorben. Aber ihr Handwerk hat sie an nächste Generationen weiter gegeben. Auszeichnungen von höchster Staatsebene hat sie bekommen und das finde ich gut und richtig so. Die Videos über diese Frau habe ich mir immer gerne angesehen und die Ruhe bewundert, mit der sie unermüdlich ihr Handwerk ausübt.

Clara Sherman lebte im Bundesstaat New Mexico. Das ist ein bisschen weit weg von LA. Aber in der Nähe gibt es auch solche Menschen. Und die möchte ich besuchen. Und vielleicht kann ich mich mal mit dazu setzen.

Wer viel fragt, oder viel zeigt, bekommt manchmal Antworten, die unschön sind. Nein, nicht von vielen, aber von einigen eben schon. Ewig gestrig sei das, was ich tue, altertümlich, Neuheidentum, nahe an der Blut-und-Boden-Theorie … Geht es noch? Ich glaube, da kann ich ruhig die Ohren zuklappen. Ich weiß selber, was ich tue und was ich erzähle. Und mit all dem oben Erwähnten hat das nichts, aber auch gar nichts zu tun. Wohl aber mit singen, Märchen und Geschichten erzählen, so ganz nebenher.

Fotos: Gerd Eiltzer

Als ich mir heute nochmal das kleine Video über die Clara Sherman angesehen habe, musste ich lachen. Mir fiel auf, dass die Clara und ich die gleiche Frisur haben. Mein Rheumaschub ist noch nicht ganz vorbei. Mir tut immer noch der Nacken weh und ich habe „Haarwurzelkatharr“. Haare hochstecken geht gar nicht; ich kann sie nur locker zusammennehmen. Ich frag jetzt nicht, wie das aussieht, denn, wer viel fragt, … Ach, ihr wisst schon. 🙂

Das Spinnstübchen im Kleinen

Im Spinnstübchen muss sich einiges verändern. Im Sommer will ich raus auf den Balkon oder in den Garten. Draußen wie drinnen will ich mich mit den Dingen umgeben, die ich liebe und plane deshalb an der Gestaltung meines Zimmers, an Veränderungen in meinem „Spinnstübchen“.

Ich zerre schon an den Seilen, will in den Garten. Mein Beet will ich neu bepflanzen. Einige neue Pflanzen werden bei mir einziehen. Es sind insektenfreundliche Pflanzen aus der Gattung der Färbepflanzen, aber auch Kräuter, Gewürz- und Heilpflanzen wird es geben. Viele sehen richtig schön aus, haben aber darüber hinaus einen großen Nutzen.

Das Wetter ist aber für alle Vorarbeiten gar nicht gut. Ich muss immer mal Pausen machen und zum Hinsetzen ist es draußen einfach zu kalt. Also werde ich mich in Geduld üben. Heute werde ich „Stubendurchgang“ auf dem Balkon machen. Es soll Sturm geben und ich möchte da draußen kein Gepoldere, weil da etwas durch die Luft segelt.

Zu werkeln und zu lernen habe ich immer etwas.
Am Rechner habe ich ein Zeichenprogramm ausprobiert und schnell wieder entfernt. Es soll aus Bildern eine Strichzeichnung machen. Mit dem Ergebnis war ich nicht zufrieden. Handarbeit ist eben immer besser. Und ehrlich, wer sich die Mühe zum Zeichnen nicht machen will oder bei wem es immer ganz schnell gehen sollte, der sollte es lassen.

Und was gibt es Neues aus meinem Spinnstübchen?
Mein Schal ist fertig gestrickt. Er bekommt nun noch Fransen, muss noch ins Wasserbad und wird gestreckt und tropfnass zum Trocknen ausgebreitet. Und dann kann er mit mir auf große Reise gehen.

Es kann noch viel passieren, mit meinem Rheuma und mit vielen Ereignissen um mich herum: Ich mach trotzdem mein Ding weiter!(und werde auch darüber schreiben, was mich umtreibt oder bewegt) Die Wolle der Leineschafe wird nicht weggeworfen, kardieren und spinnen werde ich selber (umweltfreundlich und ganz ohne Strom) und dann werde ich weben. Ich musste erstmal viel lernen, aber jetzt kann es losgehen. Ich bin so froh, dass ich meine Wolle und einige Verarbeitungsgeräte habe. Und so habe ich eben mein Spinnstübchen im Kleinen und bin ganz zufrieden.

Angst

zeichnen gegen die Angst
zeichnen gegen die Angst

Mein Doc meinte letztens, dass es mir besser gehen wird, wenn Frühling ist. Hoffentlich, denn mich belastet gerade so einiges, auf das ich keinen Einfluss zu haben scheine. Ich fühle mich verdammt hilflos.
Meine Freundin rief mich vorhin an und erzählte mir, dass sie nachts wach wird und nicht wieder schlafen kann. Sie hat Angst vor einem Krieg. Das wundert mich nicht. Ich verkneife es mir schon, Nachrichten zu lesen. Wenn ich dann solche Überschriften zig mal am Tage lese wie: „Wird es Krieg geben in Europa?“ und Putin macht das und Putin macht jenes, dann frage ich mich, auf was man einschwören will. Man muss es nur lange genug erzählen, dann werden manche Hintergründe ganz klein, fast unsichtbar.

Die Freundin habe ich beruhigt. Dabei habe ich selber Angst.
Ich möchte in den Nachrichten viel mehr von denen lesen, die sich auf diplomatischem Parkett unermüdlich um Lösungen bemühen. Es gibt sie, aber sie scheinen gerade nicht so im Fokus zu stehen. Ich wünsche ihnen Durchhaltevermögen und viel Mut. Waffenexport und der Einsatz von Waffen bringen viel „Kohle“ und steigern das Bruttosozialprodukt. Pervers eigentlich, oder?

In meinem Ökonomiestudium wurde immer die These vertreten, dass wer miteinander handelt, sich nicht die Köppe einschlägt. Davon scheinen wir ein Stücke weit weg zu sein. Und nein, ich meine keinen Waffenhandel. Abschreckung, Aufrüstung, Waffenexporte und auch -einsatz, man sollte sich fragen, wem das am Ende wiedermal nützt.

Meine Eltern haben mir vom Krieg erzählt. Meine Mutter aus der Sicht einer jungen Mutter, die sich alleine um ihr Kind kümmern musste. Unsere Gegend wurde sehr stark bombardiert. Meine Mutter erzählte vom Hunger, von zerbombten Häusern und dass sie und mein Bruder in Sachen geschlafen haben. Wenn die Sirene erklang, klammerte sich mein damals kleiner Bruder am Bauch meiner Mutter fest, denn auf dem Rücken hatte sie einen Rucksack mit dem Nötigsten. Später, wenn mittwochs die Funktionsprobe der Sirene im Ort oder wenn ein Flugzeug zu hören war, fing meine Mutter an zu zittern.
Mein Vater erzählte davon, wie der Krieg als Soldat ist. Nein, da war nichts Heldenhaftes. Krieg ist eine Zeit, in der alles Menschliche stirbt.
Ist das, was schon mal war, in Vergessenheit geraten?

Und da habe ich nun so ein Bild da oben eingefügt, was so gar nicht zu meinen Gedanken passen zu scheint. Doch, irgendwie passt das schon, denn ich bin immer noch damit beschäftigt mit der Frage, wie ich leben will. Auf einem Hof bestimmt nicht mehr, aber einen malen kann ich mir ja mal. Malen gegen die Angst hat nicht funktioniert, aber darüber nachdenken, was ich an kleinen Zielen haben kann auch und auch darüber, was ich auf keinen Fall haben möchte, konnte ich dann doch:
Nie wieder Krieg! Nie und nirgendwo.

Nachtrag:
Es gibt schönere und angenehmere Themen, aber ich musste mir heute etwas von meiner Angst von der Seele schreiben. Den Mund halten will ich nicht. Das hatte ich vor Jahren meinen Eltern versprochen.

Carmina Burana. Vom ewig drehendem Rad des Schicksals.

Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers. (Jean Jaurès)

1803 fand im Kloster Benediktbeuren 254 mittellateinische, altfranzösische und seltener auch althochdeutsche Liedertexte. Diese Texte stammten aus dem 11., 12. und einige auch aus dem 13. Jahrhundert und waren von meist anonymen Dichtern geschrieben worden. Die Lieder gelten als wichtigste Sammlung der weltlichen Lyrik des Mittelalters. Bekannt wurden 24 von ihnen als Carmina Burana nach der Vertonung durch Carl Orff.

Ich kannte eigentlich nur immer ein Lied daraus, O Fortuna (Achtung: Link führt zu YouTube). Nie hatte ich alle 24 Lieder im Zusammenhang gehört. Als junge Gudrun war ich in einem Konzertchor. Die Carmina Burana hätte ich gerne mal mitgesungen.

das Rad dreht sich ständig
Foto: Silke Heinig

Am Sonntagabend sah ich mir auf ARTE eine Übertragung der Carmina Burana aus der Verbotenen Stadt in Peking an. Ich interessiere mich sehr für solch alte Texte.
Auf mein abendliches Konzert habe ich mich vorbereitet. Ich habe Tee gekocht, stellte ein Tellerchen mit getrockneten Schlehen und Apfelringen hin, legte die Beine hoch.

Der Text lief unten im Bild als Einblendung mit. Erstaunlich, mit welchen Worten die Probleme der Zeit damals beschrieben wurden. Mit Ähnlichem haben es wir ja auch heute noch zu tun. Das Schicksal ist tatsächlich ein ewig rollendes Rad. Ich war sehr ergriffen von den Texten, dem Chorgesang und auch von der Kulisse. Ich fühlte aber auch große Dankbarkeit. Es war schön.

Carmina Burana und das Rad des Schicksals

Auszeiten mit solchen Erlebnissen werde ich mir öfter gönnen. Die Carmina Burana beschäftigt mich nämlich heute noch, Tage später. Negativer Stress löst Rheumaschübe aus. Schöne Lieder, weise Texte, Hörgenuss haben sicher ganz viel Heilendes. Ach ja, das Rad des Schicksals reißt einen tatsächlich manchmal nieder; es trägt einen aber auch wieder hinauf.

Gut und vernünftig um sie kümmern

Betrachte die Welt als dein Selbst, habe Vertrauen zum Sosein der Dinge, liebe die Welt als dein Selbst;
dann kannst du dich um alle Dinge kümmern.
Laotse

Zahm werden Schafe nur, wenn man die auf eine gewisse Art und Weise behandelt. Wenn man die ernst nimmt, hätte ich fast gesagt, und gut behandelt und sich um sie kümmert, vernünftig.“ (Marco Scheel von Nordwolle im NDR-Beitrag „Wolle for future“)

Sich um Schafe kümmern, ja, da war doch mal was, früher in meinem Leben.
Frau Momo hatte mir einen Link zu diesem Beitrag geschickt und ich habe den Beitrag dahinter mir gerne angesehen, weil mir das Unternehmen „Nordwolle“ sehr am Herzen liegt und weil es um Schafe ging. (Vielen Dank Frau Momo.)

Erinnerungen wurden wach an die Zeit, in der ich mit Schafen unterwegs war und für die ich unendlich dankbar bin. Über die Hütehunde hatte ich ja schon geschrieben, aber genau so wichtig waren mir die Schafe.
Als ich immer öfter bei ihnen war, eigentlich jeden Tag, wurde ich die erste Zeit intensiv beobachtet, aus sicherer Entfernung versteht sich. Als ich mich aber immer mehr zu kümmern begann, durfte ich ihnen auch immer näher kommen. Und dann suchten sie sogar meine Nähe.

Dem Schafbock musste ich morgens immer erstmal die Ohren kraulen, die Mütter zeigten mir ganz stolz ihre Lämmer. Näherten sich Fremde, begannen die Mütter drohend mit dem Bein aufzustampfen. Ich durfe die Lämmer anfassen und schauen, ob alles in Ordnung war. Die Tiere merkten es sehr wohl, wer sich kümmert und es gut mit ihnen meint.

Zuerst wunderte ich mich, dass die Hütehunde um die Mittagszeit immer enger werdende Kreise um die Herde zogen. Schließlich legten sich die Tiere, verdauten genüßlich oder dösten ruhig vor sich hin. Ich legte mich auf die Wiese, klemmte den Rucksack unter den Kopf und schloss die Augen. Ich war aufgenommen in die Herde und machte mein Nickerchen mittendrin.
Am Nachmittag fraßen die Schafe nochmal ordentlich und ich konnte allerlei Arbeiten verrichten. Ich hatte gerade gelernt, wie man Klauen schneidet, da war meine Zeit bei den Schafen vorbei.


Schafe sind sehr soziale Tiere. Droht Gefahr, nimmt die Herde die Kleinsten und Schwächsten in die Mitte. Einige Mutterschafe haben die Aufsicht im Lämmerkindergarten, während die anderen fressen. Dann wird gewechselt, ohne Diskussionen und ohne Dienstplan. Den Lämmern gegenüber haben die Mutterschafe sehr viel Geduld. Die Lämmer dürfen auch gleichmal auf dem Altschaf herumturnen oder es als Rutsche gebrauchen. Alles wird mit Fassung getragen.

Vielleicht sollten wir Menschen untereinander auch etwas aufmerksamer sein und uns viel mehr um jeden von uns kümmern, uneigennützig.

um sie musste ich mich besonders kümmern
die wilde Hilde

Die wilde Hilde war mein Sonderfall, störrisch, eigenbrötlerisch, eigensinnig. Schlimmmer als das, was man Ziegen immer so nachsagt. Was habe ich ihr gut zugeredet! Irgendwann folgte dann auch sie meiner Stimme und die Hütehündin musste nicht erst Drohgebärden veranstalten.
Wenn man einmal das Vertrauen der Tiere hat, dann sind sie sehr anhänglich, verschmust sogar manchmal. Sie folgen einem und da beginnt Verantwortung.

Zufällig war ich unter die Schafe geraten, aber dann mochte ich sie nicht mehr missen. Das Lautgeben, der Geruch, das Schnurpsen beim Fressen, wenn sie an mir vorbei zogen, das hatte etwas Beruhigendes, Heimeliges.
Geborgenheit, das war plötzlich wichtig geworden in meinem Leben, nicht die nächsten 10 Paar Schuhe oder dass die frischgefärbten Haare sitzen. High heels, die ein schlankes Bein machen sollen, waren mir genau so unwichtig wie die Modefarben des nächsten Sommers.

Die Liebe, die mir diese Tiere entgegen brachten, hat mir in einer schweren Zeit nicht nur das Leben gerettet, sie hat mich auch geprägt, verändert. Gut so!
Ich hatte schon mal begonnen, die Geschichte dieser Liebe aufzuschreiben und das werde ich jetzt fortsetzen. Was doch ein kleiner Link bewirken kann!
Nochmals: Danke Frau Momo.