Der letzte Sommertag

Morgen ist meteorologischer Herbstanfang. Man merkt die Veränderungen auch schon recht deutlich am heutigen letzten Sommertag des Jahres. Vorher war es noch mal warm und sonnig und ich konnte richtig lange im Garten sitzen, bis in die Nacht hinein. Das ist nun leider vorbei.

Noch blüht einiges. Andere Pflanzen sind noch nicht soweit, wie die fette Henne und die Herbstastern. Die Fische im Teich allerdings sind noch ganz munter. Ich glaube, ihnen haben die heißen Tage nicht so gut gefallen.

Die Fische sind noch aktiv am letzten Sommertag
fresst euch mal noch ein bisschen Speck für den Winter an

Ich dachte, ich kann meinen Augen nicht trauen. Da saßen doch noch einmal ganz kleines Vögelchen an der Futterstelle. Meine Güte! Da wollen wir nur immer für Futter sorgen, damit wir alle über die dunkle Jahreszeit bringen.Über den Kleinen habe ich mich besonders gefreut am letzten Sommertag und ihm versprochen, dass ich im nächsten Jahr Brutkästen aufstelle, quasi eine Reihenhaussiedlung für Spatzen.

nun noch ein bisschen wachsen und die Mauser durchstehen

Eine meiner Lieblingspflanzen ist mein Wasserdost. In all meinen drei Gärten hatte ich welchen. Zu ihm gekommen war ich, weil ich einst im Gartencenter daneben gegriffen hatte. Ich wollte ihn gar nicht haben, merkte aber, dass er ein wahrer Insektenmagnet ist. Ja, es sind viel weniger Insekten im Garten als noch vor Jahren, aber einige tummelten sich dennoch an meinem Wasserdost.

noch einmal laben am Nektar

Ich weiß nicht, ob es die Ruhe war an diesem letzten Sommertag, aber ich musste immer wieder mit der Kamera um meinen Wasserdost „herumschleichen“. Nein, ich habe kein Objektiv für alle Anlässe, aber ich freue mich, dass ich mir Sommererinnerungen mitnehmen kann.
Ein bisschen packte mich nun allerdings doch die Wehmut, denn bald sieht meine kleine Gartenwelt wieder anders aus, herbstlich halt. Ich kann nicht mehr bis in die Puppen hier sitzen und auch die Handarbeiten werde ich nach innen verlegen müssen.
Mal sehen, ob ich der Herbststimmung dennoch einiges abgewinnen kann.

Den Herbst konnte ich schon erkennen. Er steht quasi schon in der Tür und auch der Abendhimmel grüßt herbstlich in die Dämmerung. Der Wein reift, die Weinblätter verfärben sich schon und mein Mädesüß muss sich am Schilf anlehnen. Es ist verblüht, darf stehen bleiben bis zum Frühling, weil es vielleicht einigen Insekten Unterschlupf geben kann. Es wird Zeit, unserem Gartenigel sein Winterquartier zu richten.

Das war er nun, der letzte Sommertag. Mich plagt ein Rheumaschub, aber morgen fahren ich wieder mit in den Garten. Ein Radler werde ich mir ganz bestimmt nicht mehr mischen. Ich nehme mir lieber warmen Tee mit. Und die Kamera. Ich will mal sehen, wie mich der Herbst begrüßt und ob ich einge Bilder für meine Geschichten mitbringen kann. Freunde werden wir sicherlich nicht mehr werde in diesem Leben, aber gute Momente wird es bestimmt geben.

Auf Wiedersehen, Sommer, es war schön mit dir.

Saure-Gurken-Zeit

Saure-Gurken-Zeit = Zeit im Ablauf des Jahres, in der es regelmäßig an geschäftlicher, politischer, kultureller o. ä. Aktivität fehlt, in der sich saisonbedingt auf einem bestimmten Gebiet kaum etwas ereignet

Naja, so ist es ja gerade bei mir nicht, überhaupt nicht. Es ereignet sich schon eine Menge. Ich habe genug zu tun, bin mit meinen Kräutern beschäftigt und verarbeite die Ernte aus dem Garten. Saure-Gurken-Zeit wie oben geschrieben ist also nicht.

Das hängt an meiner Wohnungstür


Die Freundin hatte meinen Türkranz gesehen, die Schafe mit Schäfer und Hütehund. Ihre Tochter heiratet im nächsten Monat, ist ein „Schafnarr“, hat selber welche auf ihrem Grundstück. Und die Freundin wünscht sich für ihre Tochter so einen Kranz. Also bin ich auch wieder mit Nadelfilzen beschäftigt. Bei dem Wolligen gibt es also auch keine Saure-Gurken-Zeit.

mit der Nadel gefilzt, der Korpus von was? Na?

Im Garten habe ich angefangen mit dem Nadelfilzen. Den Korpus der Figuren mache ich ja immer aus weißer Wolle und gestalte dann mit Farbe.
Diese Tätigkeiten erden mich immer wieder, wenn ich gegen mein Rheuma oder andere Widrigkeiten kämpfe.

Ich lese natürlich immer, was jeden Tag passiert in der Welt. Auch da ist bei mir keine Saure-Gurken-Zeit. Mich interessiert nicht nur, was im eigenem Land passiert. Es gibt Entwicklungen, die nicht spurlos an uns vorüber gehen werden. Dann bilde ich mir meine Meinung und weiche keinem Gespräch aus. Und Gespräche gibt es gerade viele. Nicht immer sind wir einer Meinung, aber böse Auseinandersetzungen hat es noch nie gegeben. Im Gegenteil.

Saure-Gurken-Zeit
Saure-Gurken-Zeit bei Gudrun E.

Saure-Gurken-Zeit war aber dann doch noch bei mir. Ich habe nämlich meine Gurkenernte aus dem Garten verarbeitet und Senfgurken eingekocht. Man kann sich schon an den Rezepten anderer orientieren, aber beim Aufguss mache ich es so, wie es mir meine Mutter beigebracht hat: anrühren und kosten und dabei beachten, dass alles etwas kräftiger im Geschmack sein muss.
Ein kleines Gläschen mit dem Rest war nicht zu, also übrig quasi. Nachdem es einige Tage im Kühlschrank „reifen“ konnte, habe ich meine Gurken jetzt verkostet. Sie schmecken und werden mir im Winter gute Dienste leisten.

Jetzt greife ich mal wieder zur Filznadel. Und weil ich heute am Sprüche klopfen bin: Macht es gut und träumt süß von sauren Gurken.

Vom Sommer und der Blumenkohlkönigin

Die letzten richtig warmen Tage im Sommer genieße ich sehr. Im Garten sind wir gestern recht lange geblieben, weil es immer noch recht warm war und ich mich nur anders angezogen habe, weil mich die Mücken anfingen zu belästigen. Am Nachmittag habe ich meine letzte gewaschene Rohwolle nochmal „gezupft“ und den Sommergarten mit alles Sinnen genossen.

Über meine kleine Wildnis im Staudenbeet freue ich mich jedesmal wieder. Manches ist schon verblüht und anderes, wie die fette Henne, fängt gerade erst an. Die Lampions dürfen noch ein bisschen, dann werde ich sie schneiden und trocknen für den Herststrauß.
Die rote Dahlie liebe ich besonders. Ich habe sie damals vom Dörfchen mitgebracht, als ich nach der Stadtflucht wieder nach Leipzig gezogen bin. Sie begleitet mich schon viele Jahre, gehört irgendwie zu mir. Ein Senker steht jetzt auch vor meinem Balkon.

Im Sommer ist es besonders schön, am Gartenteich zu sitzen. Mein Wasserdost hat sich prächtig entwickelt. Die Insekten lieben ihn. Nur sind es meiner Meinung nach viel zu wenige, auch hier im Gartenparadies.

Im Frühling war ich an einer winzigen Blumenkohlpflanze im Gartenmarkt nicht vorbei gekommen. Ich nahm sie mit und musste mich ersteinmal damit beschäftigen, was die Pflanze braucht, um ein stattlicher Blumenkohl zu werden. Blumenkohl! Na klar, wir essen die ausgewachsene Blüte der Pflanze. Meine entwickelt sich gerade prächtig und ich habe mich mal selber zur Blumenkohlkönigin gekrönt. (Die Weinkönigin hat noch ein bisschen Zeit.)

Im Sommer richtig Reserven anfressen

Er ist nicht kopflos. Er futtert was das Zeug hält. Vom Jungen aufziehen muss er sich erholen und die Mauser hat auch Kraft gekostet. Und wer weiß, wie lange es so feines Futter noch gibt. Ich weiß allerdings nicht, wo die kleinen Kerle alles hinfressen. Und keine Sorge, Meisi, wir füttern auch im Winter.

Der kleine Spatz in der Mitte stammt aus der letzten Brut. Dabei hatte ich den Eltern gesagt, dass nun mal Schluss ist mit dem Nachwuchs. Aber auf mich hört ja keiner.
Der Kleine hüpfte eine Weile mit den Meisen im Kirschbaum herum und merkte gar nicht, wie sein Spatzentrupp abflog. Es wurde langsam Abend und duster im Garten. Die Meisen sind immer die letzten an der Futterstelle, aber irgendwann verkrümelten auch sie sich. Der kleine Spatz rief und rief, aber keiner ließ sich mehr blicken. Ich hab ihm dann erzählt, dass er im Kirschbaum bleiben soll. Die verfressene Spatzenschar kommt garantiert am nächsten Tag wieder. Ob er mir zugehört hat?

Eine laue Nacht im Sommer bricht an.

Und dann wurde es dunkel. Die Solarleuchten gingen an und wir blieben noch lange sitzen. So warm wird es nicht mehr lange sein. Ich habe das Gefühl, dass der Sommer bald v0rbei sein wird und dann sitze ich nachts garantiert nicht mehr im Garten.

Heute bleibe ich mal zu Hause, denn ich muss meine Gurken in die Gläser bekommen. Solche Vorräte sind mir wichtig. Ich halte sie für besser, als einen Tiefkühlschrank voll zu stopfen.

Ach, Sommer, bleib doch noch ein bisschen.

Mensch, wird das wieder ene Dämse

… sagte heute früh ein Nachbar. Jaja, eine Dämse (ostmitteldeutsch: heiße, schwühle, stickige Luft) soll es werden, aber eigentlich haben wir die schon seit dem Morgen. Also: Noch mal durchlüften und dann die allergrößte Hitze draußen lasssen. Bude zu.

Markise raus, denn es wird wieder eine Dämse

Ich habe schnell noch einmal die Insektentränke und die für die Vögel aufgefüllt. Heute ist wieder so ein Tag, wo ich öfter kühles Wasser nachreichen werde.

Insektentränke – mein Minibiotob

Mit meiner Tochter am anderen Ende der Welt habe ich gesprochen. Für Kalifornien wurde zum ersten Mal in der Geschichte eine Tropensturmwarnung ausgerufen. Auch erwartet man starke Regenfälle und Fluten. Hurrikan „Hilary“ hält auf die mexikanische Halbinsel Baja California und den Süden Kaliforniens zu. Die Familie in Los Angeles hat alles im Garten weggeräumt, was durch die Luft fliegen könnte. Heute wird es also nichts mit unter dem Sonnenschirm sitzen.
Nach dem Extremwinter gibt es jetzt auch Extreme im Sommer.
Wie stark sich die Ozeane erhitzt haben kann man nachlesen und sich seine Gedanken machen.

Bei der "Dämse" macht es der Gastkater richtig
Der Gastkater

Bei der Dämse macht es der Gastkater richtig. Er liegt das aus. Der Katz ist recht dünn. Ansonsten könnte ich denken, dass meine Penny wieder da ist. Ach, wenn das nur so wäre.
Heute Abend wird Herr E. im Garten noch schnell die Tomaten und Gurken gießen, aber dann ist wieder Ruhe im Karton an diesem Tag.

Mensch, das is widder ene Dämse!

Habt ihr schon mal Limonade aus Schafgarbe getrunken?

Wir sind um den ganzen Kulkwitzer See gefahren, um Schafgarbe und andere Kräuter zu holen. Wolfgang war mit dem Radel unterwegs und ich mit Fridolin. Schön war es, es roch nach Sommer und auf dem Fridolin fühlte ich mich frei. Auf beiden Seiten des Sees habe ich schon gewohnt, zuerst in Grünau, dann in Markranstädt, jedesmal fast am See. Jetzt muss ich ein kleines bisschen weiter durch Grünau fahren, aber es ist kein Problem, zum See zu kommen.

Zu einer etwas abgelegeneren Wiese vor der Stadt wollte ich. Ich wollte Tinktur aus Schafgarbe machen. Die Tinktur war angesetzt und ich merkte, dass ich noch Kraut übrig hatte. Weggeworfen wird bei mir nichts, also habe ich mir Schafgarbenlimonade gemacht

Ein Liter Wasser habe ich abgekocht und Zucker darin aufgelöst. Dann habe ich alles etwas abkühlen lassen und danach das zerpflückte Kraut und Scheiben von unbehandelten Zitronen in das Wasser gelegt. Nachdem die Temperatur auf Umgebungstemperatur gefallen war, kam mein Krug in den Kühlschrank über Nacht.

Ansatz für die Limonade mit Schafgarbe
Ansatz für die Limonade mit Schafgarbe

Am anderen Morgen habe ich den Sud abgegossen und nochmal mit Wasser verdünnt (nach individuellen Geschmack) und meine Limo sehr genossen.
Die Limonade schmeckt so schön fruchtig! Das hätte ich nie für möglich gehalten. Ich ärgere mich sehr, dass ich das nicht schon viel früher gemacht habe. Kräuterlimo muss man nicht kaufen.
Und wer will, dass es brieselt, der verdünnt halt mit Sprudel.

meine Zeichnung von der Schafgarbe
meine Zeichnung von der Schafgarbe

Ich habe dann noch Spitzwegerich mitgebracht und Beifuß. Und was damit geworden ist, erzähle ich ein andre Mal.

Die Handstulpen mit Vogelmotiven sind fertig.

Ein Nachtrag zum letzten Beitrag

Da braute sich auch bei uns mal etwas zusammen. Traurig bin ich nicht, wenn ich mal drinnen bleiben muss, denn ich habe genug zu tun. Meine Kräuter habe ich verarbeitet und ich habe meine Handstulpen fertig.

Handstulpen mit Vogelmotiven bestickt

Es kann schon sein, dass meine Vögel vor dem Fenster mich zum Motiv inspiriert haben. Die Beeren, die jetzt an den Büschen reifen natürlich auch.
Ich freue mich immer sehr, wenn ich etwas geschaffen habe, weil es mir Zufriedenheit gibt und Stolz.

meine bestickten Handstulpen aus Schafwolle

Im Winter werden sich meine Hände über die angenehme Wärme der Schafwolle freuen. Schafwolle bringt die Eigenschaften mit, die ich so gut finde. Die Farben tun mir gut und wecken die Vorfreude auf den Frühling.

Das Projekt „Handstulpen sticken“ hatte ich gut vorbereitet, Proben gestickt, farbige Wolle dafür gesponnen, geübt, verworfen, geübt. Auch jetzt ist nichts perfekt, aber es wird immer besser. Ausdauer braucht man und die Geduld zum Üben.

Die nächsten Projekte warten schon. Die Tochter meiner Freundin heiratet und sie ist genau so ein Schafnarr wie ich. Für sie soll ich Schäfchen filzen. Natürlich ist auch ein Schwarzes dabei, welches aus der Reihe tanzen soll und dafür steht, dass auch mal was anders sein kann. (So ähnlich wie unten soll es wieder werden.)
Handstulpen mache ich auch mal wieder, aber erst an langen Winterabenden.

Wenn es still wird

Ein Vogel steigt niemals zu hoch, so lange er seine eigenen Flügel benutzt.
No bird soars too high, if he soars with his own wings.
– William Blake –

Spatzen gibt es bei uns wieder viele. Das liegt wahrscheinlich daran, dass es viele Hecken und Büsche gibt und dass ihnen etliche Nachbarn Futter und Wasser geben. In der Nähe meines Balkons steht ein Apfelbaum und dort ist öfter fröhliches Beisammensein. Still geht es da überhaupt nicht zu. Eher gibt es aufgeregtes Geschnatter oder auch die eine oder andere Auseinandersetzung.

Er ist nicht still; er will Futter!
„Huhu! Ich bin es.“

Auch an meinem Futterhaus auf der anderen Seite des Hauses war viel los. Die Vogeleltern brachten eines Tages ihre Jungen mir und die waren wahrscheinlich der Meinung, dass der am meisten bekommt, der am lautesten schreit. Es war arg laut und wenn irgendwas sie aufscheuchte, flogen ca, 50 Spatzen in die Luft. Wie die bloß auf sowas kommen?

Warten auf die Mutter mit Futter
„Wo bleibt die Mutti denn?“

Drei bis fünfmal brütet ein Pärchen im Jahr, abhängig vom Wetter und vom Futterangebot. Die Jungen vor meinem Fenster sahen gut genährt aus und schön fluffig, während die Vogeleltern arg zerzaust und abgerissen erscheinen.
So zwei Tage füttern sie ihre Jungen noch, die nun ihren Eltern zu den Futterplätzen folgen. Die „Zwerge“ hockten auf Zweigen, piepsten jämmerlich und flattern mit den Flügeln. Irgendwann kommen die Eltern nicht mehr, egal wie laut sie rufen, und dann müssen sie alleine picken.

Ich bin still, ich kann es schon alleine
„Macht nicht so ein Theater! Wir sind schon ganz groß und können das alleine.“

In Gesellschaft lebt es sich besser und so schließen sich die Kleinen zu einer Gruppe zusammen, während die Eltern schon wieder brüten oder sich aus dem Staub gemacht und endlich frei haben. Alles wird in der Gruppe zusammen gemacht und auch beim Schlafen hockt man nebeneinander. Im Winter ist das ganz gut.
Viele Augen sehen mehr als zwei und dann hört man manchmal einen Warnruf und dann ist es plötzlich ganz still. Man will ja dem nahen Bussard, der Krähe oder Nachbars Katze nicht verraten, wo man hockt.

Schnabel voll
„Schnau…, äh, Schnabel voll!“

Und dann kommt die Zeit, wo einen das laute Spatzengeschnatter nicht mehr früh weckt. Wo sind sie denn plötzlich hin?

  • Wenn Felder in der Nähe sind, fliegt der Schwarm dorthin und bedient sich reichlich an dem, was da so wächst oder nach der Ernte ausgefallen ist.
  • Während der Mauser (Federwechsel) ist man lieber still, denn es fliegt und flüchtet sich in dieser Zeit einfach nicht gut.
  • Die Jungen suchen sich neue Reviere, meist nur einige km vom Nest entfernt.
  • Die Brutzeit ist vorbei. Ein Nest muss nicht mehr mit Gesang verteidigt werden und einen Partner muss man auch nicht mehr bezirzen. 

Viele Beobachtungen konnte ich jetzt machen und viel gelesen über unsere kleinen, gefiederten Nachbarn habe ich auch. Warum habe ich das bloß nicht schon früher mal gemacht. Ich weiß jetzt was ich füttern kann und warum Nüsse für die ganz kleinen Vögel gefährlich sind und noch einiges mehr.

Traurig gemacht hat mich die Tatsache, dass nur 20 bis 30 Prozent das erste Jahr überleben. Es so vielen wie möglich zu ermöglichen betrachte ich als meine Aufgabe. Das ist eines von den kleinen Dingen, die ich machen und kontrollieren kann. Es soll nicht irgendwann mal ganz still sein.

Na denn macht mal euer Ding! Ich hoffe, dass ich viele von euch auch im nächsten Jahr wieder sehe. Futter jedenfalls ist wieder bestellt. Ihr seid mir sehr ans Herz gewachsen.

Handstulpen und sonstiges Farbiges

Es sieht draußen aus wie Weltuntergang. Mein Sohn ist zu Besuch und die Männer sind Angeln gegangen. Dafür ist das Wetter ja nie schlecht.
Ich mag mich jetzt nicht an das feuchte Ufer eines Sees setzen und arbeite lieber zu Hause an den Handstulpen weiter und sticke.

gestrickte Handstulpen besticken - fast fertig

Fertig sind die Stulpen noch nicht, aber fast. Dann versorge ich mal noch den zweiten Arm mit einer Handstulpe. Die Wolle tut Hand und Armgelenk gut und über Farbiges freue ich mich gerade besonders. Ich habe nun mal bunte Kleidung und da passen die Armstulpen gut. Ich muss mir keine Teuren kaufen, will das auch nicht.

bestickte Handstulpen aus selbstgesponnener Wolle

Auf dem Balkon werden die Tomaten gelb. Sie sind so und schmecken sehr gut. Im Garten war ich ein ganzes Weilchen nicht. Herr E. sagt, dass viele Kürbisse wachsen und Gurken und Bohnen auch. Ich muss da wieder mal hin und schauen.

Die Tomaten werden reif und das in meiner Lieblingsfarbe.

Vor dem Fenster tummeln sich viele Spatzen und Meisen. Die Jungen siehen manchmal „ordentlicher“ aus als die gestressten Eltern. Inzwischen fressen fast alle alleine. In der Mauser sind sie alle. Die Spatzen bekommen ihre schöne Färbung an den Flügeln. Mein Zorro oben links sieht aus wie ein begossener Pudel, aber es regnet ja auch. Wer weiß, vielleicht landet sein Abbild irgendwann auch auf Handstulpen.

Menschen, die mir guttun

Nein, ganz jung bin ich nicht mehr. Jetzt fiel mir mal ein, dass ich mich im Laufe meines Lebens mit doch einer ganzen Menge Menschen umgeben habe. Das lag an meinem Beruf, aber auch so bin ich recht kontaktfreudig. Da haben sich einige Bekanntschaften angesammelt und nicht alle konnten mir guttun. Über letztere will ich nicht schreiben. Ich lasse sie einfach außen vor, wie im Leben halt auch.

Was aber sind das für Menschen, die mir guttun?
Es ist keine Frage der Zeit, wie lange ich die Menschen kenne. Manche begleiten mich schon ein ganzes Leben lang; anderen bin ich viel später erst begegnet. Die Länge der Verbindung scheint überhaupt keine Rolle zu spielen. Manche Beziehungen tun mir von Anfang an gut, während andere mich irgendwie ausgelaugt und ein bisschen hilflos zurücklassen.

  • Ich merke das schon an der Körperhaltung. Bin ich angespannt oder entspannt? 
  • Habe ich einen Stock verschluckt, oder kann sich mein Körper fallen lassen? 
  • Kann ich ungezwungen reden? 
  • Bin ich bereit, mich dem anderen Menschen zu öffnen, vielleicht, weil er es mir gegenüber auch tut? 
  • Werden meine Grenzen akzeptiert? Oder muss ich mich dauernd rechtfertigen?
  • Fragt auch mal jemand nach oder erinnert sich jemand an Dinge, die mir wichtig sind und zeigt so, dass ich ihm wichtig bin?
  • Fühlt sich alles leicht und unbeschwert an, wenn ich mit dem Menschen zusammen war?

Wenn vieles mit „JA“ beantwortet werden kann, dann habe ich Menschen getroffen, die mir guttun. Und von Zweien will ich heute schreiben.

Der erste Mensch ist mein Physiotherapeut.
Ach, ich bin schon einigen begegnet, war aber immer froh, wenn die Behandlungszeit um war. Jetzt ist das anders. Er weiß viel, erklärt mir alles gut und wenn ich wieder mit viel Motivation nach Hause gehe, dann ist alles ein bisschen leichter und die Schmerzen sind weniger. Ich habe Vertrauen und das ist gut so, denn ich kann meinen Körper wieder ein bisschen mehr leiden als früher. Was das Rheuma „geschrettert“ hat wird nicht wieder heile, aber anderes kann ich hegen und pflegen, und erkunden, was ich mir zutrauen kann und was nicht. Ich muss immer mein bester Therapeut sein, sagt er.

Vielleicht hat sich der eine oder andere schon gefragt, was die Vögel im Beitragsbild sollen, wo es doch laut Überschrift um Menschen gehen soll.

eine von den Menschen, die mir guttun
eine von den Menschen, die mir guttun

Die Vögel sind die Schützlinge einer Nachbarin von zwei Häusern weiter, die mir einen gute Freundin geworden ist. Jeden Tag schafft sie den Vögeln Futter raus und bringt ihnen Wasser. Sie pflegt „ihr Gärtchen“ und karrt mit ihrem Rollstuhl Blumenerde an. Eine unglaublich starke und lebensfreudige Frau ist sie. Und mir hat sie beigebracht, dass man manchmal schon Unsicherheiten haen darf im Umgang mit der eigenen Behinderung, auch mal Wut auf sich hat oder sich selber nicht leiden kann. Nur ein Dauerzustand darf es nicht werden. Man lernt es, damit umzugehen und das nicht zuzulassen. Sie hat mir sehr geholfen.

Nein, über Krankheiten reden wir nicht andauernd. Sie ist ein Mensch, mit dem man sich über so vieles austauschen kann. An einem Hobby hält sie eisern fest, dem Nähen. Das ist nicht gerade einfach, wenn man sich nur auf seine Hände verlassen kann.
Egal, was noch passiert, es gibt Menschen in meinem Umfeld, die mir guttun, die wichtig sind und die mit ihrer Art, ihrem Wissen und Können dafür sorgen, dass mein Kopf immer schön oben bleibt. Und ich lege jetzt noch mehr Wert darauf, ein bissel Wärme und Freundlichkeit weiter zu geben. Das tut nicht weh.

Die geschenkte Wolle wird verarbeitet.

(Ich muss mich einfach mit Gutem beschäftigen, sonst werde ich erdrückt.)

Wolle hatte ich geschenkt bekommen. Diesmal habe ich sie anders gewaschen als sonst. Es waren die heißen Tage. Wir haben zwei schwarze Wannen aufgestellt und mit Wasser gefüllt. Dahinein kam die Wolle, als das Wasser warm war. Jeden Tag kam sie in sauberes Wasser, bis das Waschwasser sauber blieb.
Das Wasser (Regenwasser) haben wir danach zum Gießen verwendet, so dass die Pflanzen im Garten gleich eine gute Düngung bekamen.

Es war das erste Mal, dass ich das so gemacht habe. Mit dieser Methode, nur mit Wasser, muss ich noch ein bissel Erfahrungen sammeln. Ich weiß nicht, wie sich die Wolle weiterhin verhält, denn sie ist noch mit viel Lanolin behaftet. Und deshalb habe ich mich beeilt, die Wolle zu verarbeiten.
Ich habe das dunkle Gefühl, dass mir das mal noch viel nützen kann.

die Wolle wird mit Handkarden bearbeitet

Nach dem Waschen habe ich mich an das Kardieren gemacht. Noch einmal wurde alles herausbefördert, was nicht in der Wolle sein darf und die Fasern wurden in eine Richtung gelegt.

Mit der Kardiermaschine geht alles etwas schneller. Ich habe nach beiden Methoden die aufbereitete Wolle verarbeitet. Einen Qualitätesunterschied gab es nicht. Im Garten werde ich also auch öfter die Handkarden schwingen.

die Wolle ist verarbeitet

Dann konnte ich endlich an mein geliebtes Spinnrad.
Das leise Surren hat etwas sehr Beruhigendes und die gleichmäßigen, sanften Bewegungen tun Körper und Seele gut. Bei der Arbeit am Spinnrad kann ich mal alles vergessen, was mich gerade umtreibt. Ich bin kein weinerlicher Typ, aber jetzt passiert mir das schon mal öfter, wenn ich an die Umwelt denke (mal etwas weiter weg als im eigenem Ländle), an die vielen sozialen Probleme und an den Reichtum einiger weniger, aber auch an den Umgang miteinander.

abwickeln

Meine Spinnprobe habe ich gleich mit dem Wickeldorn abgewickelt. Bei der kleinen Menge hatte ich keine Lust, die Haspel zu bemühen und ich brauchte zwei Fäden, von innen und außen.
Das sind solch oft gemachten Tätigkeiten, dass ich nicht viel nachdenken muss. Bei anderen Sachen bin ich gerade arg unkreativ. Die stirbt einfach, wenn man Ängste hat und Sorgen. Manchmal gehe ich meinem eigenen Blog aus dem Wege.

Wolle verzwirnen aus dem Knäuel

Gezwirnt habe ich gleich aus dem Knäuel heraus. Man muss die Finger und das Knäuel ständig bewegen, aber es geht gut und es bleibt kein Rest. Da ich meine Rheumafinger eh bewegen muss, kann es nur gut sein.

Der Schenkerin der Wolle werde ich die Bilder zukommen lassen. Sie freut sich nämlich, wenn ich ihre Wolle verarbeite. Und ich freue mich, dass ich sie habe. Außer Zeit und Kraft hat sie mich nichts gekostet. Mal sehen, was daraus wird.

Es gibt für mich noch mehr zu tun: Wundsalbe herstellen, Magentropfen ansetzen, Johannisbeeren einkochen, für den Enkel etwas häkeln, was mit ins Päckchen soll … Und ich brauche einen Zukunftsplan. Ich überlege, wo ich hin will.
Ich denke, ich habe da eine Idee.