Wie bin ich denn früher mit einer Krise umgegangen? Es ist ja nicht die erste.

Das Wort Krise setzt sich im Chinesischen aus zwei Schriftzeichen zusammen. Das eine bedeutet Gefahr und das andere Gelegenheit. (John F. Kennedy)

Ja, ich empfinde das, was jetzt gerade um mich herum passiert und weltweit zu spüren ist, als Krise. Es ist nicht die erste in meinem Leben, aber diesmal ist es anders, bedrohlicher. Ich habe das Gefühl, dass mir da etwas entgleitet, ich keinen Einfluss nehmen kann. Die Berichterstattung in den Medien tut das Ihre dazu. Die Nachrichten überschlagen sich, ich habe kaum noch Zeit, sie zu verarbeiten.

Die erste große Krise kam, als ich meine Kündigung erhielt, damals, als ich im Schulhort arbeitete. Am letzten Schultag hatte ich sie am Nachmittag im Kasten. (600 anderen ging es genau so.) Zack, Ende! Keine Abfindung, kein Sozialplan. Das Schlimmste war, dass ich mich von meinen Kindern nicht verabschieden konnte.

Ich habe dann wie ein Löwe um eine Weiterbildung gekämpft, habe sie nach zwei Jahren dann auch bekommen. Und danach habe ich wieder als Lehrer gearbeitet und Softwareanwendungen unterrichtet. Ich habe das gerne gemacht. Bis man der Meinung war, dass man genug ausgebildet hat. Diesmal bekam ich keine Kündigung. Ich war freischaffender Dozent und wurde einfach nicht mehr gebraucht.

Rechnerarbeiten - Lichtblick in der Krise
Der Bergrat Borlach hat in diesem Pumpwerk Wasser von der Saale zum Gradierwerk befördert.

Oh diesmal hatte ich mehr zu knaupeln an der Situation. Sie veränderte viel, brachte finanzielle Verluste mit sich und krempelte mein Leben so richtig um.
Einmal habe ich gedacht, ich schaffe das alles nicht mehr. Dann traf ich Schafe und zwei total verlotterte Hütehunde. Sie weckten die Lebensgeister wieder und bescherten mir zwei wunderbare Jahre. Ich wusste wieder, was ich brauche und was nicht und wie ich sein und leben wollte. Nebenher wurde ich zur „Kräuter- und Wolltante“.

Jetzt aber ist alles anders. Ich habe das Gefühl, dass es nicht alleine von mir anhängt, wie diese Pandemie und Krise ausgeht. Das macht mir Angst. Aufgeben, wie damals vor der Zeit mit den Schafen, will ich nicht. Kräuter- und Wolltante bin ich immer noch und ich habe meinen Rechner „neu entdeckt“.

In einem Gespräch mit meiner Tochter sagte ich einfach mal so daher: „Eigentlich hab ich ja jetzt Zeit in der Krise. Da könnte ich doch einen Roman schreiben.“
Sie: „Na, mach es doch. Schreiben kannst du doch.“
Ich: „Nee, ich hab dieses Ratgeber-Buch gelesen und jenes und bekomme das nicht zusammen, wo es los geht und wo es hin soll.“
Sie: „Das ist dein Problem: Du liest Anleitungen ohne Ende und denkst ständig darüber nach anstatt einfach los zu schreiben. Mach es. Danach fängst du erstmal an mit Selbstlektorat an und nimmst dir dafür viel Zeit. Und dann sehen wir weiter.“
Töchterchen, du hast Recht. Ein Roman wird es bestimmt nicht, aber schreiben werde ich.

Bildbearbeitung - aktivitäten in der Krise
Der Dom in Naumburg

In der Krise jetzt, in Pandemiezeiten, sind Freundschaften zerbrochen. Oder waren es gar keine? Jeder hockt in seiner Blase und wehe, man stimmt den Meinungen nicht immer zu oder stört den alpha-Menschen in der Blase beim Denken. Ich finde so etwas schade, weil der, der „abrauscht“ auch gleich noch einige mitnimmt. Aber was soll’s. Meine Freundinnen, aus Leipzig und aus der Elsteraue, und ich sagen uns auch mal Dinge, die nicht unbedingt zustimmend sind. Aber, wir wollen für einander da sein und da ist das nötig. Vielleicht halten diese Freundschaften genau deshalb schon über viele Jahre.

Ab Montag haben wir in Sachsen wahrscheinlich einen harten Lockdown. Ich finde es zu spät, aber diese Notbremse dennoch gut. Zu tun habe ich genug und verziehe mich gleich wieder hinter meinen Monitor.


Schlaflosigkeit: Der Papa hat uns den Teppich geklaut.

Warum Elli plötzlich nicht mehr schlafen konnte?

Die Geschichte der kleinen Elli (Name geändert) ging mir gerade jetzt wieder im Kopf herum. Warum weiß ich nicht genau. Vielleicht, weil ich mir wünsche, dass immer jemand da ist, wenn man das Gefühl hat, unlösbare und unüberwindbare Probleme vor sich her zu schieben. Jemand soll einfach da sein, zuhören und trösten. Das würde viel Schlaflosigkeit verhindern.

Meine Arbeit im Schulhort änderte sich nach der Wende stark. Hausaufgaben konnten gemacht werden, mussten aber nicht. Die Hortner kontrollierten nicht mehr auf Richtigkeit, mussten nicht mehr helfen. Ich fand das nicht gut, denn manche Eltern waren nach einem anstrengenden Tag dazu nicht mehr in der Lage. Die Kinder am Abend auch nicht. Manchen war das aber auch Wurst oder sie waren mit ihren eigenen Problemen beschäftigt.

Zumindest für die erste Klasse hatten wir beschlossen, weiter Hausaufgaben mit den Kindern zu machen. Auch den Mittagsschlaf behielten wir bei.
Meine anvertrautenKinder schliefen jeden Tag tief und fest, natürlich nicht ohne eine Geschichte gehört oder vorgelesen bekommen zu haben. Schule und stille Sitzen waren halt anstrengend. Geweckt habe ich mit leiser Musik und ein bisschen Zeit. Dann war das Wachwerden nicht so heftig.

Elli schlief sonst immer, aber mir fiel auf, dass sie neuerdings auf ihrer Liege lag wie angewurzelt und an die Zimmerdecke schaute. Die ganze Woche ging das so.
Ich setzte mich dann an ihre Liege und fragte sie, was denn los sei. Mit traurigen Augen schaute sie mich an und flüsterte dann: „Der Papa ist ausgezogen. Und er hat unseren Teppich geklaut, sagt die Mama.“

Oh, daher also die Schlaflosigkeit. Elli musste mit der Trennung der Eltern fertig werden und mit dem Zorn der Mama obendrein.
Wir haben dann geredet, dass Kinder sich ja auch mal zanken. Oh ja, das kannte Elli. Naja und bei den Großen ist es eben auch manchmal so. Und dann ziehen sie auseinander, damit der Streit aufhört. Das, was sie haben, das teilen sie. Und er Papa hat den Teppich bekommen.
„Aber, warum sagt die Mama sowas?“
„Sie hat sich sicherlich sehr geärgert. Sieh es ihr nach, Elli, leicht hat sie es jetzt auch nicht“

Ich nahm Elli dann in den Arm und strich ihr über den Kopf.
„Weißt du was, Elli? Wenn du wieder ganz traurig bist, dann reden wir.“
Ich weiß nicht, ob Elli das noch hörte. Sie war eingeschlafen. Die Schlaflosigkeit war für sie vorbei.

schlafender Verwandter
Schlafender Verwandter – meine Zeichnung vor einiger Zeit

Am Nachmittag fragte Elli, ob sie dem Papa ein Bild malen darf. Na klar durfte sie. Der Weg zum Spielplatz führte an seiner neuen Wohnung vorbei und Elli steckte ihm das Bild in den Briefkasten.
Einmal im Monat durfte der Papa Elli aus dem Hort abholen. Er kam auf mich zu, gab mir die Hand und sagte leise: „Danke.“ Nur dieses eine Wort. Ich nickte. Wir hatten uns verstanden.

Wenig später erreichte uns eine neue Verordnung. Wir sollten keinerlei Körperkontakt zu den Kindern haben. Das alles könnte als sexuelle Handlung ausgelegt werden. Was lief bloß schief? Für mich war es selbstverständlich, die Kinder zu trösten, wenn sie hin gefallen waren. Das größte Lob für mich war, wenn die Kinder mich an der Hand nahmen und aufgeregt sagten: „Mutti, Mutti, komm mal mit. Wir müssen dir was zeigen.“
Elli hatte keine Probleme mehr mit Schlaflosigkeit. Und ganz ehrlich, ich würde das immer wieder so machen. Kinder brauchen unsere Obhut, aber keine falsch verstandene.

meine Kinder
eine alte Zeichnung: zwei meiner eigenen Kinder

Freundlichkeit und Emphatie sind Wertschätzung.

Man kann ohne Liebe Holz hacken, Ziegel formen, Eisen schmieden. Aber man kann nicht ohne Liebe mit Menschen umgehen. (Leo Tolstoi)

Darüber hatte ich schon mal geschrieben.
Ein kleiner Junge war bei mir zu Besuch. Ganz unvermittelt sagte er plötzlich leise:
„Ich bin talentfrei, ideenlos und unkreativ.“
Ich: „Wie kommst du denn da drauf?“
Er: „Das hat man mir so gesagt

Ich habe nicht erfahren können, wer das zu ihm gesagt hat, war aber erschüttert, was ein Satz, vielleicht nur gedankenlos daher geplappert, bewirken kann. Mir tut so etwas körperlich weh. Und weil das so ist, bemühe ich mich darum zwar bestimmt, aber freundlich zu sein. Ich mag keine poltrige Sprache, Beleidigungen, stures Beharren auf einem einmal als richtig befundenem Standpunkt, Überheblichkeiten. 

Manchmal wird Freundlichkeit als „Schwäche“ ausgelegt. In einem sogenannten „Seminar für Führungskräfte“ sagte jemand zu mir, ich sei ein „Sozialschlaffi“. Warum? Weil ich so viel Verständnis für jeden und alles habe. Ach, ja, alles ist besser als ein emotionaler Eisklotz zu sein. (Mir lag jetzt noch ein anderes Wort auf der Zunge, aber das wäre nun gerade in diesem Beitrag gar nicht gut.)

Ich mache, sage, schreibe nicht immer alles richtig und manchmal platzt mir auch die Hutschnur. Dann gibt es eben einen neuen Ansatz mit ruhigeren Worten und auch mal  mit einer Entschuldigung, wenn es dann doch hitzig wurde.
Es ist selten, kann aber auch vorkommen, dass ich die Tür zumache. Ich muss nicht alles ertragen.

Es geht durchaus, andere nicht bloß zu stellen oder belehren zu wollen, wann immer sich eine Gelegenheit ergibt. So etwas mag ich einfach nicht.
Nachfragen „Wie hast du denn das gemeint?“, ist nicht das Schlechteste, bevor losgepoltert wird. Es gibt ja noch die weniger öffentlichen Kommunikationswege. Jemanden verletzen geht schnell, auch wenn man nicht mit der betroffenen Person redet, sondern über sie. 

Wieder hat sich eine gute Bekannte aus den sozialen Medien verabschiedet. Ein Grund, warum ich bei fb (die Abkürzung lasse ich so stehen, aus Gründen) bleibe ist, dass ich dort auch ganz wunderbare Menschen getroffen habe und gerne bei und von ihnen lese. Ein Beispiel?

Freundlichkeit

Tollabea ist Bloggerin. Ich lese im Blog bei ihr, aber auch ihre Beiträge bei fb. Die Methode von Frau Kopf, wie sie mit Fehlern umgeht, finde ich Klasse. Und dann ist es, als wäre nichts gewesen. Gut so.
Ich persönlich zehre immer noch von einem Erlebnis aus der Schule, als ein Mädchen aus der ersten Klasse mich an der Hand nahm und rief: „Mutti, Mutti, komm mal mit! Ich muss dir etwas zeigen.“ Ob sich das Mädchen noch an mich erinnert?

Wie Frau Köpfchen zu diesem Namen kam, schreibt die Bloggerin Tollabea in einem Interview mit Ivonne Kopf, einer über ihre Stadt hinaus bekannten Schulleiterin. Nachzulesen ist das auf Tollabeas Blog. Es lohnt sich.

Zeit für Neues? Nach einem Sturm ist die Sicht oft wieder klarer.

Nein, ich schreibe jetzt nicht übers Wetter.

Zeit zum Nachdenken wollte ich haben und die Zeit habe ich auch bekommen, oder besser: Ich habe sie mir genommen.
Einige Tage Ruhe hatte ich mir verordnet, absolute Ruhe. Es war kein Radio an, ich habe kaum telefoniert, „fb“ ging mir am Poppes vorbei. Ich war auch so kaum im Netz unterwegs, wollte nichts lesen von all dem, was mich so aufgeregt hatte.

Zeit zum Lesen: Madam Bovary

Beim wirklichen Unwetter, im Sturm, war ich natürlich nicht draußen. Ich habe gelesen und zwar das, was ich tatsächlich lesen wollte. Wer das war, weiß ich nicht mehr, aber jemand fragte auf seinem Blog, ob er oder sie Gustav Flauberts „Madame Bovary“ mal lesen sollte. Wir hatten das Buch im Bücherschrank stehen, zu Hause bei meinen Eltern. Ich hatte es schon mal gelesen, aber vor vielen Jahren, mit anderen Sichten auf Sprache und Inhalte. ARTE brachte eine Verfilmung und dadurch angeregt las ich das Buch. Es lohnt sich. Das Lesen war angenehm und von der Sprache war ich begeistert.

Der Rheumaliga werde ich Zeit schenken

Auf allen Hochzeiten kann man nicht tanzen. Zeit und Kraft sind nicht unendlich. Ich muss nicht überall dabei sein, muss nicht jedes Thema bedienen und auch nicht jedes zulassen. Ups! Mich mal wieder zu erden hat aber lange gedauert!
In die Deutsche Rheumaliga bin ich eingetreten und werde mich auch dort engagieren. Mit Fridolin komme ich da gut hin in Leipzig. Eine Bloggerin schrieb mir, dass es gut ist, wenn man schon einer einzigen Person mit seinem Tun ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann. Das könnte eine gute Zielstellung sein.

Ein bisschen anbändeln mit dem Herbst

Das ist jetzt eigentlich die Zeit, wo ich mich immer um Gartenbesuche drumherum gedrückt habe. Herbst im Garten ist für mich wie ein langsames Sterben. So war es zumindest bis jetzt. Nun nahm ich mir vor, die Kamera mitzunehmen und Gutes oder Interessantes zu finden. Alles andere wollte ich eisern ausblenden. Und das ging! Wenn mir das mit dem Herbstgarten gelingt, nach so vielen Jahren Haderns mit dieser Jahreszeit, müsste es doch woanders auch gehen. Oder?

Der Schmetterling kam zu mir geflogen und umkreiste mich ein Weilchen. Wir sind ja auch alte Bekannte. Das ganze Jahr fand er Futter im Garten und war auch immer da. Das freut mich, dass ich ihm Lebensraum geben konnte. Auch wenn es wie eine Verabschiedung war, über ihn habe ich mich ganz besonders gefreut.

Für ihn, für die Libellen und andere bleibt einiges stehen im Garten. Ich weiß, dass Insekten an den Pflanzen und Gräsern die Brut abgelegen. Mal sehen, wer im nächsten Jahr wieder bei mir wohnen wird im Garten. Der Gartenmaus geht es gut. Sie hat ein ganz beachtliches Hinterteil. Das Igelbett habe ich auch hergerichtet. Mein Gartennachbar „bohnert“ ja seinen Garten. Nein, das will ich nicht. Es bleibt einiges Verblühtes stehen. Manchmal muss man halt akzeptieren, dass alles seine Zeit hat. Etwas geht zu Ende, aber es wird auch Neues geben.

Jetzt kuschele ich mich wieder in meinen Sessel. Dem Rheuma, welches mir so viele Pläne zerpoltert hat, habe ich übrigens verziehen. Wir müssen halt beide miteinander auskommen.

Herbst, Stille, Kälte, Schlehensaft und anderes.

Viel Kälte ist unter den Menschen, weil wir nicht wagen, uns so herzlich zu geben, wie wir sind. (Albert Schweizer)

Herbst ist es wieder, gelbe Blätter fallen,
Die Schwalbe mit dem Storch gen Süden zieht,
Und nur des Kranichs Abschiedslieder schallen,
Und durch die Stoppeln singt der Wind sein Lied.
Der Nebel hüllet ein des Tages Sonne,
Hin ist des Sommers lichte Freud‘ und Wonne.

Wie könnten wir doch solche Zeit ertragen!
Die Hoffnung tröstet uns in unserm Leid.
Es kommt nach diesen stillen trüben Tagen
Die lichte freudenreiche Sommerzeit.
Sie bringt uns Sonnenwärme, Blumen, Lieder,
Sie bringt uns unsers Herzens Wonne wieder.

Hoffmann von Fallersleben
Herbstliches
Herbst

Nein, den Herbst mag ich nicht. In jedem Jahr um diese Zeit erwartet mich da ein Rheumaschub, so wie jetzt auch wieder. Und wenn es mir dann nicht mal gelingt, eine Flasche aufzudrehen, dann liegen die Nerven blank.
Ich mag nicht bei jedem Schei* fragen müssen, ob mir jemand helfen kann. Und dann frage ich halt nicht und bin unglücklich, weil es nicht weiter geht. Immer war ich ein aktiver Mensch und immer öfter komme ich an meine Grenzen. Wenn jede Bewegung weh tut, dann gibt es auch mal Tränen.

Aber auch so gibt es eine Menge Dinge um mich herum, die mich manchmal einfach still werden lassen. Wenn ich dann in der Presse lese schon in der Überschrift, von „Schlagabtausch“ zum Beispiel, dann wird mir elend. Meine Mutter hat mich in meiner pupertären Hitze jedes Mal gerügt, wenn ich in Auseinandersetzungen „harte“ Worte gewählt hatte. Heute gehört das offensichtlich zum guten Ton. Und das machen nicht nur die bekannten „Rüpelmedien“ so.

Herbst ist allerdings auch bei mir in der Küche. Zum letzten Mal koche ich gerade Schlehensaft. 1kg Schlehen werden mit 1500 ml kochendem Wasser übergossen, abgedeckt und 24 Stunden stehen gelassen. Am nächsten Tag wird das Wasser wieder abgegossen, aufgekocht und wieder über die Schlehen gegeben. Das macht man einige Tage lang, bis zuletzt alles nach eigenem Ermessen gewürzt (Zucker, Anis, Nelken, Zimt oder Muskat) und heiß in Flaschen gefüllt wird. Schön fruchtig schmeckt das und je nach Gewürz dann auch etwas weihnachtlich. Mit etwas Rum drin ist es besser als jedes „Medi Dingens“.

Mein Herbst-Besuch beim Rheumatologen gestern war gut. Die Impfung gegen Grippe habe ich weg und gut vertragen. In der nächsten Woche beginne ich wieder mit dem Biologika. Vielleicht wird dann alles wieder etwas besser. Ich wünsche es mir sehr.

Der Tod ist gewiss – die Stunde nicht. Eine Software will das ändern.

Menschenskinder, schwere Kost vor dem Wochenende. Ich musste das aber los werden und darüber schreiben.

Wenn ein Mensch stirbt ändert sich manchmal von einem Tag auf den anderen alles. Nicht nur der Verlust des geliebten Menschen ist zu beklagen, sondern auch das gewohnte Leben mit seinem Standart geht oft verloren. Man sollte sich besser auf den Tod vorbereiten können, meinten die Entwickler der kanadischen Software „Elder Live Calculator“.

Leipziger Rathaus am Abend
das Leipziger Rathaus am Abend

Was hat Leipziger Rathaus damit zu tun?
An diesem Rathaus, hier auf dem Bild nicht zu sehen weil auf der rechten Seite, gibt es eine Rathausuhr. Oben an der Uhr steht: Mors certa – Hora incerta. Der Tod ist gewiss, die Stunde nicht. Das sollte auch so bleiben, finde ich.

Die oben genannte Software soll den Zeitpunkt errechnen, wenn einen der Tod ereilt. Natürlich erst, nachdem allerlei Angaben zum Leben eines Menschen, sein Alter, seine Vorerkrankungen, Geschlecht, Bildungsabschluss und einiges mehr eingespeist wurden. Dann rödelt der Allgorthmus los und erreichnet ein Ergebnis bis auf einen Monat genau.

Familie und Pflegedienste wären so besser planbar, sagt man. Eine Krankenkasse könnte aber auch zu der Entscheidung kommen, dass sich die teure Therapie nicht mehr lohnt. Oder eine Versicherung kündigt schnell noch alle Versicherungen. Wirtschaftlichkeit steht da im Vordergrund. Und das verursacht mir Bauchgrimmen.

Ja, über den Tod muss man reden, auch in den Familien. Aber gleichzeitig sollte man jede lebenswerte Minute mit seinen Angehörigen nutzen. Ich finde diese Software einfach nur unmenschlich. Manchmal mache ich Witze darüber, was ich noch kurz vor dem Ableben für Blödsinn machen würde. Aber wisst ihr was? Ich will weder die Stunde wissen, noch den Monat. Auf einem Pulverfass zu sitzen finde ich nicht zumutbar.

Meine Informationen habe ich übrigens von „netzpolitik.org“. Ich lese dort regelmäßig, habe auch den Newsletter abboniert, weil ich schon wissen will, was sich in der digitalen Welt so tut.

Von der Rathausuhr hatte ich kein ordentliches Foto, deshalb habe ich mal fix eine Zeichnung gemacht. Nein, ein Kunstwerk ist es nicht, aber so ähnlich sieht sie aus, die Uhr mit ihrem Spruch.
Hora incerta – ja so sollte es für mich bleiben.

Dar Tod ist gewiss - die Stunde nicht. (Leipziger Rathausuhr.)


Frühstück mit „Altenborjer Zeechenkase“ – so wie früher „Derheeme“

Derheme bleibt Derheeme – zumindest ein bisschen.

Manchmal „sackt es mich“ und ich bekomme einen unbändigen appetit auf irgendwas. Bloß gut, dass ich keinen Deal mit einer boshaften Fee eingehen musste, sonst hieße vielleicht meine Erstgeborene nicht Rapunzel, sondern „Altenborjer Zeechenkase“. Bloß gut, dass ich ohne sie zu meinen Frühstück mit dem traditionellen Ziegenkäse gekommen bin.

Frühstück mit Altenborjer Zeechenkase
die Hülle habe ich etwas verknittert, aber der Käse ist …. eine Wucht

Der Käse ist wunderbar cremig und schmeckt überhaupt nicht streng. Er wird nämlich aus einer Mischung aus Kuh- und Ziegenmilch gemacht. Und das schon etlichen Jahrzehnten.
Mein Frühstück mit Altenborger Zeegenkase habe ich sehr genossen. Ein bisschen war es wie früher als ich bei meiner Oma am Küchentisch saß. Sie klemmte das Brot in einen Arm und schnitt mir mit dem Riesen-Brotmesser eine Scheibe ab. Den Käse machte sie selber.

der "Altenborjer Zeechenkaase"
die Zeichnung gefällt mir auf der Verpackung: das Altenburger Hügelland

Ich bekam plötzlich so etwas wie Heimweh nach der Stadt Altenburg, die ich so liebte. Und nach der Mundart, die nur die ganz Alten noch sprechen. Bei den anderen hört man sie aber auch noch. Auch ich kann es nicht ganz verstecken.

Der Altenborjer Zeechenkase – Mundartliches

Wullt ihr eich grindlich auskoriere,
mißt ihr nich longe rimprobiere,
wullt stark ihr ware und genase,
aßt Altenborjer Zeechenkase.

Ja, hab ich gemacht. 😀

Derheeme bleibt immer ein bisschen da

Vielleicht schaffe ich es mal wieder, diese Stadt zu besuchen, in der ich einige Zeit verbracht habe. Es waren gute Jahre, weil da die Welt für mich noch in Ordnung schien. Vielleicht behalte ich aber auch alles einfach fest in meinen Erinnerungen und mache mich mal wieder zum Frühstück über Altenborjer Zeechenkase her. Wie schon damals bei meiner Oma.

Immer mehr beschäftigt es mich: Wie will ich leben?

Diese Frage, wie ich leben möchte, beschäftigt mich schon lange.
Ich hatte mal meinen Traumberuf. Allerdings habe ich nach 1991 sehr viel Zeit investieren müssen. Neun Stunden Unterricht jeden Tag und abends und am Wochenende Vor- und Nachbereitungen. Als ich eines Tages mit meinem Auto an einer mit Bäumen bewachsenen Straße entlang hetzte, merkte ich zu meinem Erstaunen, dass die Bäume Blätter hatten. Der Winter war lange vorbei und mir war das nicht aufgefallen.

Es war nicht richtig, wie ich lebte. Wie ich das ändern sollte, wusste ich aber nicht. Jetzt wüsste ich es, aber es ist jetzt noch schwerer geworden, das umzusetzen.

Nein, um viel Geld geht es mir nicht. Ich brauche es, um zu leben. Ja. Aber noch mehr brauche ich die Möglichkeit, es mir erarbeiten zu können. Das gestaltet sich im Land der tausend Vorschriften schwierig. Aber: Ich arbeite noch daran.

Einen Hofladen kann ich nicht eröffnen, ein Kaffee „Fettbemmchen“ auch nicht und ebensowenig ein Spinnstübchen. Aber ich kann einiges für mich tun, Dinge tun, die mir Freude machen.
Gleichgesinnte suche ich. Und der Erbsenzähler unten rechts ist Herr E., der von mir vorgezogene Erbsen pflanzt. Wir sind spät dran in diesem Jahr, aber der Gartenertrag freut uns sehr.

Und wenn ich mal zuviel habe, dann schenke ich das weiter.

In meiner Gartenwildnis fühle ich mich wohl, pudelwohl. Wildnis, weil zwischen den Rosen Wermut wächst und auch so einige Stauden wild durcheinander. Rechtwinklige Wege und alles andere wie frisch gebohnert mag ich nicht. Am Teich ist Blutweiderich eingezogen und Madesüß kommt noch.

Gestern habe ich in der Leipziger Internetzeitung einen interessanten Artikel gelesen über den Leipziger Wagenplatz Karl-Helga e.V. in Plagwitz. Menschen wohnen und wirken zusammen in ausrangierten Zirkuswagen. Das sind Lehrer/-innen, Handwerker/-innen, Künstler/-innen, Wissenschaftler/-innen, Erwerbsfreie, Kinder. Mir gefällt das, was sie tun und was sie denken. Kuckt mal rein. Es ist interessant, auch die Links auf ähnliche Beiträge neben diesem Artikel.

Es ist für mich interessant, dass es Menschen gibt, die sich auch ihre Gedanken machen. Die Wagenplatz-Leute sind schon viel weiter als ich, denn sie leben ihre Auffassung schon. In eine solche Gemeinschaft passe ich wahrscheinlich nicht mehr, aber ein bisschen etwas tun, kann ich bestimmt.
Bei den Landfrauen habe ich mich umgesehen. Mir gefällt es recht gut, was diese engagierten Frauen tun. Es gibt eine Ortsgruppe in Dölitz, also nicht all zu weit weg. Vielleicht schreibe ich einfach mal eine Mail und frage, ob sie mich Stadtbewohner akzeptieren würden.

Fazit:
Ich möchte bewusster leben, tätig sein und alle Zeit der Welt dafür haben. Ausprobieren möchte ich vieles, auch wenn es schief geht, dann doch nicht passt oder „Nachjustierungen“ nötig sind. Ich möchte nicht dauernd die Frage hören: „Lohnt sich das?“ und in monitäre Diskussionen rutschen. Und nie möchte ich das, was ich denke oder so wie ich lebe, abwertend gesehen wissen. Ich möchte auch nicht vergleichen und verglichen werden.
Mal sehen, was noch wird.

Bald wieder mobil. Ich kann dann auch raus in den Sommer.

Wer auf sein Elend tritt, steht höher. (Friedrich Hölderlin in einen Brief an seinen Bruder.)

Heute freue ich mich besonders, denn mein Fridolin kommt morgen. Kennzeichen und alles Nötige bringt er mit, so dass ich gleich losgurken kann. Ich bin wieder mobil! Wäre er eher gekommen, dann wäre ich heute zum Gewandhauskonzert gegangen in den Hundtschen Garten in Leipzig-Grünau. So kommt er eben morgen und ich kümmere mich heute nochmal um meine Vögel und mein Zuhause.

Spatzenmutti
Ich komme kaum zum Selberessen, der Nachwuchs schreit.

Es scheint sich ganz schön schnell herumzusprechen, wenn Herr E. den Futterplatz wieder aufgefüllt hat. Die Spatzenmutti hat den Schnabel voll zu tun, um ihre Nachkommen satt zu bekommen. Die kleinen Federwuschel sind schon richtig mobil und fordern von ihren Eltern vollen Einsatz.

das Kerlchen ist recht mobil
Hat sie mich vergessen? Huuuuuunger!

Wenn ich mit Fridolin draußen sein werde, nehme ich ein kleine Becherchen mit, um schonmal Sämereien zu sammeln. Mohn zum Beispiel. So etwas mögen die Kleinen immer gern.
Auch andere Vögel bedienen sich bei uns auf dem Fensterbrett. Das Fettfutter mit Insekten ist sehr begehrt. Die Altvögel packen sich den Schnabel voll und düsen ab zu den Kleinen. Manchmal kann ich zusehen, wenn sie füttern.

mobil: Und wie komme ich jetzt an das Futter?
Und wie komme ich jetzt an das feine Futter?

Die Stare sind so richtig verfressen. Mit den Tischmanieren sieht es schlecht aus, aber die kleineren Vögel fressen alles, was die Stare verlieren und herumwerfen.
Es ist so schön, morgens wenn es langsam hell wird, erstmal ein Vogelkonzert zu hören. Langsam erwacht der Tag. Ich stelle mir das schrecklich vor, wenn es keine Vögel mehr gäbe. Und deshalb engagiere ich mich auch auf dem Gebiet.

wer satt ist, kann auch wieder mobil sein
So, satt! Na dann, bis zum nächsten Mal.

In den letzten Monaten habe ich viel beobachtet, wie der Wechsel der Jahreszeiten abläuft und wie sich Vögel verhalten, wie mobil sie sind. Fasziniert habe ich zugesehen, wie eine Taube ein Nest baute und wie das Baumaterieal zu ihr kam. Ich kenne Warnrufe der hier lebenden Vögel und wenn die Blaumeise schrille Töne von sich gibt, wird es plötzlich ganz still im Viertel. Wahrscheinlich ist dann der Bussard unterwegs.
Ich hatte ihn lange nicht gesehen, aber heute vormittag, war mein Fridolin mal wieder da, der Buntspecht, der meinem Mobil den Namen gegeben hat. Und kurz darauf kam der Anruf vom Händler.

Hach, heute ist ein schöner Tag. Alle kruden Gedanken: „Warum denn immer ich?“ und so ähnlich sind wie weggeblasen. Ich glaube, man braucht immer ein Weilchen, um alles zu verarbeiten, was passiert, gesundheitlich, im Job, in der Gesellschaft und unmittelbat um einen herum. Und wenn man die Phasen alle durch hat: Resignation, Trauer, Wut, Suchen, neuer Bezug zu sich und der Welt, dann geht es aufwärts mit allen Aktivitäten. Das neue Selbstbewusstsein kann einem dann keiner mehr zerreden.

Eine Geschichte wird fertig oder eine Fachfrau im Hause spart das Lektorat.

Ein herzliches Dankeschön an meine Tochter.

Meine Geschichte ist fertig.
Ich weiß noch nicht, was ich damit mache. Gebe ich sie einfach frei? Mache ich doch mal so etwas wie einen Weihnachtskalender oder schreiben ich noch einige dazu? Ich weiß es noch nicht, aber bestimmt kommt mir noch eine Idee.

Korrekturen zu meiner Geschichte

Meine Tochter ist Germanistin und Kommunikationswissenschaftlerin. Seit Jahren arbeitet sie in diesem Beruf und wir bewundern immer wieder ihre Fähigkeit, mit Texten und Aussagen umzugehen. Jan und ich erkennen auf Anhieb, welche Texte sie verfasst hat. Sie fotografiert aber auch, erstellt Videos und bearbeitet sie. Das alles macht sie mit Leib und Seele. Ihr hatte ich meine Geschichte geschickt und sie hat Allerhand gefunden, was mir durch die Lappen gegangen wäre.

Herzlichen Dank, liebe Tochter. Nicht nur, dass ich meine Geschichte nicht doch lieber schamhaft in der Schreibtischschublade belasse, ich bekomme so auch immer den Mut zugesprochen, weiter an meinen Projekten zu arbeiten. Irgendetwas möchte ich schon noch schaffen. Irgendetwas muss bleiben von mir. Angehäufelter „Reichtum“ im klassischem Sinne ist es nicht.

Vielleicht bin ich ein elender Utopist, der immer noch an das Gute im Menschen glaubt. Reichtum habe ich immer gesellschaftlich, also auf die ganze Gesellschaft bezogen, gesehen. Gesundheitswesen, Bildungswesen, Wissenschaft, das sollte nicht privatwirtschaftlichen und anderen ökonomischen Gegebenheiten unterliegen. So ganz kann ich es nicht glauben, dass ich mich da so geirrt habe. Langsam gehen mir immer mehr die Nackenhaare hoch, wenn ich mitbekomme, dass wieder an der Sozialgesetzgebung gesägt wird. Und es wird gesägt. Schließlich muss man ja niemand mehr beweisen, der bessere zu sein.

Naja, ich muss mal sehen, wie und wo ich mich noch einbringen kann. Für’s Altenteil fühle ich mich nicht berufen.
Heute freue ich mich erstmal, dass meine Geschichte fertig ist. Sie muss jetzt erst mal noch als Versuchsobjekt herhalten. Ich will das Programm „Pages“ erkunden.

Geschichten schreiben, Bilder bearbeiten und vieles mehr.

Ja, Kritik braucht man, aber immer in einem ordentlichen Ton. Das bringt weiter. Aber lasst euch nie ausreden, was ihr gut könnt und mit Freude macht.