Vom Schreibtisch aus habe ich einen guten Blick nach Draußen. Die Kirschblüte ist in vollem Gange und die Büsche und Bäume bekommen Blätter. Es wird langsam grün.
Morgennebel
Vorgestern sah es weniger nach Frühling aus, was ich vom Schreibtisch aus sah. Dicke Nebelschwaden zogen durch den Innenhof. Schade, dass ich mich nicht auf den Weg machen konnte. Ich bin ja bekennender Nebelfan und hätte gerne Fotos gemacht da draußen oder in den Lachen.
Kirschblüte vor dem Fenster
Heute war das doch schon viel freundlicher. Ich versuche mir solche Bilder einzuprägen und zu behalten. Das neutralisiert viele unangenehme Nachrichten, die über den Tag verteilt auf einen hereinrasseln.
ein wirklich schöner Anblick
In meinem Innenhof steht eine Tanne. Sie bietet quasi Etagenwohnungen an. ein Taubenpärchen brütet hier, aber auch Familie Elster. Ein Rabe interessierte sich offensichtlich für die Nester. Die beiden Elstern wurden richtig fuchsig. Sie waren kleiner als der Rabe, aber wendig und wild entschlossen, ihre Brut zu beschützen. Zuerst jagten sie gemeinsam den Raben aus der Tanne in die Lärche nebenan, und dann Ast für Ast nach oben. Immer wieder attackierten sie gemeinsam den großen Vogel, bis der schließlich das Feld, oder besser Tanne und Lärche räumte.
Ich weiß, dass das in der Natur der Sache ist. Rabens haben auch hungrige Mäuler zu stopfen. Trotzdem habe ich mich gefreut, dass es so ausgegangen ist.
Man braucht nichts im Leben zu fürchten, man muss nur alles verstehen. (Marie Curie)
Diese Woche hatte es in sich. Ich hatte einige Arztbesuche zu absolvieren und das nimmt mich eh immer ein bisschen mit. So ist das eben in meinem Leben. Geimpft werde ich beim Rheumatologen. Wann das sein wird, weiß ich noch nicht. Ich bekomme Bescheid.
Mein Doktor ist genau so ein Arzt, wie ich ihn mir wünsche: gründlich, gewissenhaft, einfühlsam und immer für seine Patienten da. Er würde auch Nachtschicht machen wegen der Impferei. Die Menge an Impfstoff ist leider sehr überschaubar. Ich warte, denn es gibt Menschen, die sich nicht zurückhalten können von allen Kontakten, Lehrer z.B. oder medizinisches Personal, Dienstleister, Tätige im Verkauf. Die sollten besonders geschützt werden.
Die ersten Blüten gibt es am Kirschbaum vor dem Fenster.
Am andren Tag musste ich zum Zahnarzt. Herr E. auch. Und so sind wir also los gestiefelt. Über solche Entfernungen habe ich mir früher nie Gedanken gemacht. Jetzt war ich mächtig stolz, dass ich Hin- und Rückweg geschafft habe. Ich habe mir von unterwegs Gundermann oder Gundelrebe von der Wiese mitgebracht. Zwei Pflänzchen dürfen jetzt auf meinem Balkon weiter wachsen und ihr Leben genießen. Gundermann kann man auch im Pflanzenversand bestellen. Aber warum?
Zum Leben braucht diese Pflanze nicht viel.
Die Taube in der Birke vor dem Haus hat ihr Nest aufgegeben. Sie saß in Schnee- und Hagelschauern tapfer dort oben. Jeden Morgen habe ich erstmal nach ihr gesehen. Dann aber war das Nest plötzlich leer und verlassen. Wahrscheinlich gehört so etwas zum Leben auch einfach dazu. Mich macht es dennoch traurig und ich hoffe, dass es der Taube wenigstens gut geht.
Auf der anderen Straßenseite dagegen ist Familie Rabe schon mit Füttern beschäftigt. Beide Eltern tun das. Und wenn die hungrigen Mäuler gestopft sind, legt sich einer der Eltern ins Nest, um die Jungen zu wärmen. Ich freue mich immer so, wenn ich das sehe. Mir wird da richtig warm ums Herz. Eine Elster kommt jetzt immer alleine daher. Ich schätze, die Zweite sitzt auch brütend in ihrem Nest, denn bisher war das Pärchen unzertrennlich.
… und da habe ich Stift auf den Tisch geschmissen.
Herr E. hatte das Radio an. Und ich musste Nachrichten mithören, ob ich es wollte oder nicht. Ich hatte so die Faxen dicke, dass ich den Zeichengriffel auf den Schreibtisch geschmissen habe. Ehe er nach unten pfiff, habe ich ihn gerade noch erwischt. Er konnte ja nichts dafür. Ich mag von allem Hickhack in der Krise jetzt nichts mehr hören.
Hehe, Gudrun, was ist los?
Von draußen gab es schon anklagende Blicke. Inzwischen ist das Futterhaus allerdings wieder gefüllt. Neue Gäste sind hier eingetroffen, wie Buchfinken und Grünfinken. Den Buchfink habe ich zuerst gehört, denn gesehen. Fotografieren ist schwierig, weil sie meist am Boden fressen. Das macht es für mich etwas schwer, ein ordentliches Foto hinzubekommen. Das alleine sorgte schon etwas dafür, dass ich die Faxen dicke hatte. Alle Verrenkungen brachten nicht viel und der Geselle hier, drehte mir eiskalt den Rücken zu.
„Was heißt hier „von hinten“ Das muss dir reichen.“
Herr E. hat sich das Kreuz verhoben. Ich muss morgen zum Rheumatologen und werde wohl in die Öffis müssen. Beizeiten muss ich los, denn mit Krücken werde ich ewig brauchen bis zur Haltestelle. Den Rollator kann ich nicht nehmen. Der Eingang zur Praxis ist nicht barrierefrei und den Rollator kann ich nicht draußen lassen. Schwierig ist es gerade. Die Faxen dicke? Ja, ein bisschen schon. Aber, ich schaffe das.
Und dann höre ich das Gelaber um die K-Frage und das Theater um die Impfstoffe. Die K-Frage interessiert mich gerade wenig und die Impfstoffe sind noch weit weg von mir. Und nein, ich will kein Astradingens. Aus Gründen, die ich jetzt hier nicht darlegen werde. Zuerst sollten es die Alten nicht bekommen und nun doch. Warum? Weil er weg muss? Ich will nicht mehr.
Ich glaube, sie sieht es heute in mir aus. Oder ist es eher das, was mich umgibt.
Vor einigen Tagen jährte sich mal wieder der Jahrestag der Katastrophe von Tschernobyl. Ich war damals hochschwanger. Bis zum 8. Mai habe ich draußen in der Sonne gesessen, tagelang. Ich habe erst sehr spät erfahren, was da passiert war, denn ich hatte mit der bevorstehenden Geburt zu tun. Und da waren ja auch noch zwei kleine Kinder. Warum muss das immer so sein, dass man sich durch ein Geflecht von Halbwahrheiten und Lügen wuseln muss?
Ich mache mir Sorgen, wie sich gerade international einiges entwickelt. Und nein, die Nato mit ihren Beschlüssen mag ich immer noch nicht. Die Ausgaben für Rüstung sollten nicht aufgestockt werden. Es gibt doch genug andere Bereiche, die es Wert wären.
Zeichnen wollte ich, damit mich der Frust nicht ganz auffrisst und ich noch mehr die Faxen dicke habe. Die Werkzeuge und die Arbeitsweise meines neuen Grafikprogramms wollte ich erkunden. Ein konkretes Vorhaben hatte ich nicht und was am Ende herauskam, zeigte, wie es ungefähr in mir aussah. Komisch. Oder spielt mir da mein Unterbewusstsein einen Streich?
Nee, Schluss jetzt. Morgen überlege ich mir, wie ich die Zeichnung einsetzen kann in einer Geschichte, in der am Ende alles gut wird. Punkt.
Ich freue mich so sehr. Und wenn ich mich freue, schäumt es immer über. Besuch hatte ich heute am Futterhaus vor dem Fenster. Familie Stieglitz war da.
Im Garten konnte ich schon welche beobachten. Hier habe ich die Vögel noch nicht gesehen gehabt. Bis heute nicht. Na dann: herzlich willkommen, ihr kleinen Gesellen.
Der Stieglitz lebt oft in Gruppen. Sie gehen zusammen auf Nahrungssuche und oft brüten mehrere Familien in einem Baum. Gezanke gibt es da nicht. Das macht mir den kleinen gefiederten Gesellen so richtig sympathisch. Nestbau und Brüten ist die Sache des Weibchens. Das Männchen schafft das Futter herbei und füttert mit. Die Vögel sind Vegetarier. Sie fressen am liebsten Sämereien. Na, dann werde ich sie mal gut versorgen und auch Ehrenpreis und ähnliches anbauen, damit ich den Samen ernten kann.
Der Vogelname ist dem Ruf und Gesang nachempfunden. Sein „stieglitt“ ertönt jetzt öfter vor meinen Fenstern. Er wird auch Distelfink genannt und das gefällt mir fast besser. Wie der Name schon sagt: Er mag auch Disteln, „gebohnerte“ Gärten dagegen nicht so sehr. Meiner Genossenschaft muss ich mal sagen, dass die Büsche und Sträucher nicht aller Furzminuten beschnitten werden müssen.
Unser Futterhaus ist jetzt immer gut besucht. Das freut den Herrn E., weil er dann wieder „sei Kehrwoch“ auf dem Fensterbrett machen kann.
Draußen regnet es jetzt wieder. Ich verkrümele mich gleich wieder in meine Programme. Euch wünsche ich einen schönen Sonnabend und dass ihr euch auch über etwas freuen könnt, so wie ich gerade.
Ich weiß nicht, ob es schon ein kleiner Abschied ist.
Den Bildungsurlaub habe ich mir selber verbrummt. Mich beschäftigt gerade eine Menge: Gereiztheit überall, ewiges Lavieren der Politik in dieser Krise jetzt, keine klaren Ansagen und somit keine sichtbaren Lösungen. Meine Tochter hinter dem Teich ist geimpft, ihr Mann jetzt auch. Die Schwiegermutter in Kolumbien ist jetzt an der Reihe und wird zu Besuch kommen können. Ich werde oft gefragt: „Was ist denn bei euch in Europa los?“ Und dann antworte ich: „Nichts.“
Ich bin schon bereit, geduldig zu warten, bis ich an der Reihe bin mit dem Impfen. Leute mit direkten Kontakt zu anderen sollen zuerst einen Termin bekommen. Nicht nur bei mir im Haus wohnen viele weit über 70. Sie warten auch. Und dann höre ich von Gefeilsche um die Termine. Vieles kann ich nicht ändern. Zerbrechen darf ich aber auch nicht. Deshalb nehme ich jede Ablenkung dankbar an, und meinen Bildungsurlaub ganz besonders.
statt Blumen
Meine Kinder hatten mir zwei neue Programme für Bildbearbeitung und Grafik geschenkt. Herr E. sollte noch Blumen und Pralinen besorgen. Ich habe mir statt dessen ein Buch gewünscht, denn Schnittblumen mag ich nicht und Pralinen würden meinen Abnehmebestrebungen völlig entgegen wirken. Also: Bildungsurlaub mit Buch.
ohne Lichtstrahlen
Licht durchdringt den Staub
noch einmal das Blechverformungswerk
Das Grafikprogramm muss noch ein bisschen warten. Im Moment tobe ich mich in Affinity Photo aus, probiere Werkzeuge, die Arbeit mit Ebenen, erarbeite die Filter (nein, keine auf Mausklick). Ich sehne mich so sehr nach Licht. So langsam gewöhne ich mich an das Programm und seine Werkzeuge. Es macht großen Spaß, darin zu arbeiten. Und genau deshalb schreibe ich auch darüber.
Vielleicht ist es meine Sehnsucht nach Licht, die mich treibt.
Im historischen Bauernhaus in Meldorf.
Für Heute mache ich den Rechner erstmal wieder aus. Morgen ist auch noch ein Tag und da werde ich wieder gut zu tun haben. Und dann mache ich mich über das Buch und die Grafik her. Bildungsurlaub halt. Und anderswo Pause, Ruhe.
PS: Die Programme gibt es übrigens nicht nur für den Mac.
Es ist ja schon bekannt, dass ich neugierig bin, geschichtsinteressiert und vieles ausprobieren muss. Und wenn es nur ein einziges Mal ist, ich muss. Und nun möchte ich mal Feuer machen. Als ich in dem Freizeitpark bei Leipzig arbeitete, musste ich im Herbst abends ein Feuer machen im Indianerdorf. Ich habe immer so getan, als könnte ich das und habe doch heimlich ein Feuerzeug genutzt. Im Sommer werde ich mir auf der Wiese im Garten die Zeit nehmen und es probieren.
Feuerschale und Feuerschläger
Die Feuerschale hatte ich schon und nun ist noch ein Feuerschläger dazu gekommen. Es fehlt mir nun nur noch ein Feuerstein und Zunder. (Den werde ich mir aus Leinenresten selber machen.) Ach, Feuerstein: Mir fiel mein Gartennachbar ein. Der sagte mal über eine Person: „Der kennt auch Furz und Feuerstein.“ Über wen wir uns unterhalten haben, weiß ich nicht mehr, aber dass er jedes und jeden kannte, das war mir in Erinnerung geblieben.
Ich weiß nicht, wie es manchmal geht, aber in dem Moment klingelte das Telefon. Und wer war dran? Mein Gartennachbar. Ihm werde ich wohl mal erklären müssen, warum ich bei seinem Anruf schallend gelacht habe.
So ganz genau weiß man nicht, wann das erste Mal bewusst Feuer gemacht wurde. Wissenschaftler schätzen, dass es vor 400.000 Jahren gewesen sein konnte. Spätestens aber vor 32.000 Jahren, in der Steinzeit, konnte man das ganz sicher. Die Aufnahmen habe ich im Steinzeitpark Dithmarschen in Albersdorf gemacht. Schon zweimal war ich dort, weil da Geschichte erlebbar wird. Wir haben dort so eine Art Fladenbrot gebacken und mussten das Korn mit Malsteinen selber zu Mehl verarbeiten. Feuer machen mussten wir zum Glück nicht.
Meine Feuer-mach-Aktion wird eh erst, wenn es wieder wärmer ist und ich in den Garten kann. Einen „Feuerstein“ muss ich mir auch noch besorgen. Im Moment zanke ich mich mit der Katze zu Hause um die wärmsten Plätzchen.
Es war ein schöner Tag gestern, trotz Stille. Ich danke alles, die an mich gedacht haben. Es ist schön, Freunde zu haben.
Gestern bin ich nicht so Recht zu irgendetwas gekommen. Anrufe, Grüße, zwei kurze Besuche – draußen mit Abstand und Maske, Mails, Nachrichten, Videotreffen … Nein, einsam war es nicht an meinem Geburtstag, auch wenn es doch etwas wärmer hätte sein können. Ich bin reichlich beschenkt worden, sch0n alleine, dass Freunde da waren, sich gemeldet haben. Ich danke euch allen herzlich.
ein Spaziergang durch Grünau-Ost
Eine Geburtstagstorte gab es nicht, denn ich überlege mir im Moment genau, was ich esse und was nicht. Jedes Gramm weniger muss ich nicht mehr tragen. Ich habe die Torte keineswegs vermisst.
Die Kontakte gestern, sowohl die kurzen direkten als auch die virtuellen, haben mich einerseits sehr berührt und auf der anderen Seite angespornt, das kalte, aber schön sonnige Wetter zu nutzen und nach Draußen zu gehen. Leicht fällt es mir nicht, denn jeder Schritt fühlt sich an wie Messerstiche. Bewege ich mich aber nicht, wird alles viel schlimmer. Dass ihr da wart, hat mir Mut und Kraft gegeben, mehr als ich je für möglich gehalten hätte.
der Wind war noch eisig
Ich war an zwei Tagen nur in meinem Grünau unterwegs, komme ja im Moment nicht weit weg und will die Öffentlichen nicht bemühen. Für morgen zum Beispiel steht schon wieder ein kleines Ziel fest. Es ist schön, den Frühling zu sehen und zu riechen. Und doch warte ich sehnsüchtig darauf, dass es noch wärmer wird, ich alte Frosthucke.
So, für heute ist es genug. Ich sage mal Tschüss, bis morgen. Da werde ich vielleicht erzählen, wieso meine Katze und ich uns erbittert um ein Geschenk zanken.
Ach ja: Isa hatte mir eine virtuelle Grußkarte geschickt. Egal, wie alt ich gestern geworden bin, ich möchte es mir immer und in jeder Situation bewahren, ein bisschen Kind zu bleiben. Und deshalb gebe ich das Gedicht von Rainer Maria Rilke weiter. (Danke, Isa, dass du mich daran erinnert hast.)
Du musst das Leben nicht verstehen
Du musst das Leben nicht verstehen, dann wird es werden wie ein Fest. Und lass dir jeden Tag geschehen so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen sich viele Blüten schenken lässt.
Sie aufzusammeln und zu sparen, das kommt dem Kind nicht in den Sinn. Es löst sie leise aus den Haaren, drin sie so gern gefangen waren, und hält den lieben jungen Jahren nach neuen seine Hände hin.
Es ist ein Anfang mit dem Zeichnen. Jetzt würden die Feinarbeiten anfangen müssen, aber ich habe erstmal keine Lust mehr. Mir brummt der Kopf.
Heute habe ich mich an das neue Grafikprogramm gesetzt. Wie alles Neue, will es erst erarbeitet sein. Beim Zeichnen habe ich geflucht, immer mal den Stift auf den Schreibtisch gepfeffert und ihn dann doch wieder genommen.
Durch die Grundlagen beim Zeichnen im neuen Programm habe ich mich heute durchgewurstelt. Viele Werkzeuge und Einstellungen ähneln wirklich denen in FreeHand, meinem damaligen Lieblingsprogramm. Und doch ist alles anders. Irgendwo musste ich anfangen und das ist nun heute passiert.
Ich mag diese Tiere und ich mag das Symbol.
Corona habe ich mal ausgeblendet. Ich halte mich fern von Kontakten, habe meine Meinung im Umgang mit Hygiene-Maßnahmen und Impfung. Sorgen machen mir die steigenden Zahlen und auch die Mutationen schon, aber ändern kann ich es nicht. Ich hoffe, dass wir das alles gut überstehen.
Das Wetter wird ja nicht so toll zu Ostern. Mal sehen, ob ich nochmal rauskomme. Ansonsten werde ich mich meinen neuen Programmen zuwenden, auch wieder dem Zeichnen. Das muss wieder lockerer aus dem Handgelenk kommen.
Vorgestern bekam ich eine Mail, ein der ich gefragt wurde, ob ich wieder als Dozent arbeiten möchte? Nein und nochmals nein. Wenn ich mich noch etwas besser eingearbeitet habe und dann jemand Fragen hat, dann versuche ich sie zu beantworten oder zu helfen. Da will ich kein Solaire. Anders aber bin ich nicht mehr zu haben. Was ist denn passiert? Sind die Lehrer knapp oder die Stundensätze zu sehr im Keller?
An einem Ostersonntag bin ich geboren worden und in diesem Jahr habe ich mal wieder zu Ostern Geburtstag. Wieder wird es ganz still sein, ohne meine Kinder und ohne Freunde. So war es vor einem Jahr auch schon. Ich schätze, es wird noch nicht schnell anders werden. Trotzdem habe ich Hoffnung. Das neue Werk in Marburg gibt mir die und einiges andere auch.
Ich wollte Fotos machen, allerdings war ich auch sehr gespannt, was ich mitbringen würde. Und so bin ich mit der Tochter in eine RIndustrie-Ruine gestiegen. Das ehemaligen Blechverformungswerk in Leipzig hatte mich angezogen..
Ruine des „Blechverfprmungswerk Leipzig“ mit den legendären Schornstein-Resten
Da wollten wir also hinauf. Das Blechverformungswerk in Leipzig kannte ich, war aber nie drinnen. Wenigstens jetzt wollte ich es von Innen sehen und fotografieren. Es sollten keine Alles-ist-gut-Fotos werden. Und das wurden sie ja dann auch nicht. Wir rollten uns unter dem blauen Tor durch und gingen am Rest des legendären Schornsteines vorbei, der bei seiner Sprengung die ganze Gegend mit Schlamm überzog.
Wir standen in einer großen und hohen Halle, die sowohl mit Stahltreppen, als auch mit Laufgängen durchzogen war. Das Blechverformungswerk ereilte 1092 das gleiche Schicksal von vielen Produktionsstätten hier im Osten. Es wurde „abgewickelt“. Der Markt für Fahrzeug- und Landmaschinenbau war längst aufgeteilt. Man brauchte keinen zusätzlichen Konkurrenten, wenngleich er auch über Erfahrungen und gute Geschäftsbeziehungen verfügte.
Die Stille war bedrückend. Ab und an flog eine Taube gurrend auf. Das war alles. Ich konnte mir vorstellen, wie es klang, wenn Dampf zischte, Stahl auf Stahl schlug, ein Deckenkran ächzte und stöhnte, Menschen sich Kommandos zuriefen. Ich gäbe viel darum, wenn mir jemand von denen, die hier gearbeitet haben, erzählen würde, wie der Alltag aussah.
Wir kraxelten langsam bis nach ganz oben, über die verrosteten Treppen und Laufgänge, vorbei an Rohren, Schächten, riesigen Ofenklappen, verrosteten Trägern und Gestängen. Es ist schon erstaunlich, wie die Natur sich ihren Lebensraum zurück erobert. Eigentlich braucht sie uns nicht.
Durch das kaputte Dach schien die Sonne. Hell war es auf den Treppen und Gängen. Ich stellte mir vor, wie die Werkssirene tönt. Feierabend oder Schichtwechsel. Menschen eilen die Treppen hinab. Es gab noch andere Gebäude. Und da wollten wir auch noch hin.
Überall war es nicht so hell und lichtdurchflutet. Ich weiß nicht, warum ich keine Angst hatte vor den ganz dunklen Ecken hatte. Nein, Licht wollte ich für meine Fotos gar nicht haben. Ich wollte unbedingt diese Stimmung so einfangen, wie sie war: düster und auch beklemmend.
Durch Waschräume kamen wir. Auf einer Konsole stand zum Beispiel noch eine Dose Ata. Ein Stück weiter standen ein Aschenbecher und Kaffeetassen herum. Überhaupt hatten wir das Gefühl, dass das Verlassen des Werkes damals ganz schnell ging. Irgendwer hatte seinen Helm auf einen Tisch gelegt und war einfach gegangen. In den Aktenordnern fanden sich Dienstpläne und Gehaltsabrechnungen, Protokolle von technischen Durchsichten, Rechnungen und Verträge. Ich hätte am liebsten alles mitgenommen und zu Hause gelesen.
Gardinen hingen noch an den Fenstern und jemand hatte seine Pflanze vergessen, die noch neben der alten Rechenmaschine stand. Es berührte mich zu sehen, dass Arbeiter oberhalb ihrer Tür zur Werkstatt einen Nistkasten gehängt hatten. Wer mag das gewesen sein?
Der Tag wird mir immer in Erinnerung bleiben, eben weil er mich so ergriffen hat. Auf meinem alten Blog hatte ich schon mal Fotos von meinem abenteuerlichen Ausflug, aber der hatte sich ja für immer verabschiedet. Jetzt habe ich die Bilder in Affinity Photo nochmal bearbeitet und einen neuen Beitrag geschrieben. Und wenn jemand einen kennt, der einen kennt, der hier gearbeitet hat, der darf mir das ruhig erzählen. Ich möchte gerne mehr darüber wissen. Die Aussicht von ganz oben ist schön, gell?
Heute habe ich viereckige Augen von meinem neuen Bildbearbeitungsprogramme Affinity Photo.
Arbeit in Affinity Photo
So, nun ist es passiert! Ich habe ein neues Programm zur Bildbearbeitung, Affinity Photo. Jan und der Herr E. haben mir am Sonntag meinen Rechner eingerichtet und meine Mädels haben sich mit Jan die Anschaffungskosten geteilt. Ich bin meinen Kindern sehr dankbar, denn ich bekam ein wunderbares Geschenk. Und sie kennen mich recht gut. Der Preis sowohl für das Bildbearbeitungsprogramm als auch für das Grafikprogramm ist wirklich unschlagbar und jetzt gab es darüberhinaus auch noch eine Sonderaktion.
Heute habe ich bestimmt viereckige Augen, denn fast den ganzen Tag saß ich am Rechner. Nun ist Bildbearbeitung zum Beispiel ja nichts Neues für mich. Affinity Photo machte mir den Umstieg von einem Programm in dieses jetzt sehr leicht. Wenn man weiß, was man sucht, dann findet man es auch gut. Und für alle anderen Fragen gibt es eine feine Hilfe im Programm und zahlreiche Gruppen im Netz. Die werde ich sichten, mich entscheiden und mir Anregungen holen.
vor einem alten Spiegel in einer Industrieruine
Zum Üben hatte ich mir von meiner externen Festplatte Bilder gezogen. Vor einigen Jahren bin ich mit meiner Tochter mal in eine Industrieruine geklettert. Da mein alter Blog leider, leider im Nirvana verschwunden ist, wäre es gut, die Bilder von damals wieder in den neuen Blog einzuarbeiten.
Damals packte mich große Beklemmung. Auf der einen Seite konnte ich damals noch interessante Fotos machen und wagehalsig klettern, auf der anderen Seite zeigte es mir ein Stücke Geschichte, welches ich heute noch nicht endgültig abhaken kann. Die Beklemmung war gleich doppelt. So habe ich beschlossen, euch in einem nächsten Beitrag mit zu nehmen auf ein kleines Abendteuer. Und ich werde über meine Gefühle schreiben, damit ich endlich den Stein loswerde, der mir auf den Magen drückt.
Morgen steigen wir mal da rauf. Ich nehme euch mit.
Für heute mache ich den Rechner aus. In der nächsten Zeit werde ich mir nun auch noch das Grafikprogramm vornehmen. Vieles soll da an „FreeHand“ erinnern, was mal mein absolutes Lieblingsprogramm war. Schon in Affinity Photo habe ich Analogien gemerkt, sowohl in der logischen Struktur als auch in der Bedienbarkeit.
Und weil ich mich darüber so freue, bekam ich mal wieder einen richtigen Schub, genau auf den Gebieten wieder mehr zu tun. Hach, ja. Manchmal geht eben doch immer wieder etwas. Ich freue mich sehr.